Sounddesign
Making-Of “Life is a Dance” von Sebastian Linda

Making Of Sounddesign
So idyllisch kann ein Making-Of aussehen. Sounddesign wird leider immer noch unterschätzt. Foto: Erik Gross

Bony Stoev Von Bony Stoev

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Sounddesign: Moderne Filmvertonung

Life is a Dance. Der Name ist Programm, zumindest für die Tanz-Crew “The Saxonz” aus, wie es der Name schon sagt, Sachsen. Die Jungs haben letztes und dieses Jahr das nationale Battle of the Year gewonnen. Beim internationalen Battle of the Year konnten sie Platz Zehn belegen.

UPDATE: „Life is a Dance“ gewinnt #WVP16

Der hier besprochene Film Life is a Dance von Sebastian Linda hat in der Kategorie Sport den Webvideopreis 2016 gewonnen! Das spricht auch für ein gutes Sound Design ;-).

Zusammen mit Sebastian Linda, Regisseur und Filmemacher aus Dresden, waren allesamt 14 Tage unterwegs durch Sachsen auf der Suche nach coolen Locations zum Tanzen. Nach langer Postproduktion ist dabei dieser Film entstanden.

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Ich hatte die Ehre die Tongestaltung beizutragen. Gerne will ich dir einen Einblick geben, wie der kreative Prozess zwischen Sebastian und mir verlief und dich vielleicht zu inspirieren, wie du kreativ mit Ton im Film arbeiten kannst.


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Ich möchte mich im Making-Of auf die kreativen Ansätze im Ton konzentrieren. Natürlich verrate ich dir welche Software oder Plug-Ins ich verwendet habe, aber mein Hauptaugenmerk liegt auf der kreativen Seite, da die Technik nicht ausschlaggebend für das Ergebnis ist. Du kannst ganz andere Tools nutzen, Werkzeuge die du tagtäglich benutzt und liebst.

Die Zusammenarbeit zwischen Regie und Sound

Sebastian und ich arbeiten schon seit über einem Jahr an diversen Produktionen zusammen. Unter anderem im Werbebereich. Durch die intensive Zusammenarbeit haben wir einen sehr eingespielten Workflow.

Wir arbeiten immer parallel an einem Film. Was heißt das? Normalerweise wird ein Film zuerst geschnitten und danach wird mit der Tongestaltung begonnen. Geräusche werden aufgenommen, Atmosphären angelegt, Soundeffekte kreiert, Sprache editiert und zum Schluss wird alles gemischt. Wir beginnen mit der Zusammenarbeit schon während des Rohschnittes. Das heißt, sobald Sebastian eine erste Schnittversion hat, fange ich an passende Klänge und Geräusche zu suchen.

Zur Zeit arbeite ich mit Avid ProTools. Dort lege ich eine Session an und skizziere mir Ideen, die mir spontan durch den Kopf schießen, wenn ich den Schnitt sehe. Gerne tue ich dies auch in Ableton Live, da ich dort schnell Sounds entwickeln kann. Mein Ziel bzw. Wunsch ist es für jedes Bild einen Klang zu finden. Ein Geräusch, eine Fläche die unabhängig von der Musik das Bild nicht nur beschreibt sondern um eine emotionale Ebene erweitert. Es entsteht eine Meta-Ebene und gibt dem Visuellen Tiefe und verkürzt gefühlt die Bilder.

Sobald ich das erste grobe Arrangement habe, schicke ich es Sebastian. Wir sprechen über seine Bilder und Sound-Momente, beschreiben die ersten Eindrücke und Ideen. Nachdem wir uns ausgetauscht haben, entwickle ich das Sounddesign weiter, nehme Geräusche auf und arbeite schon an Übergängen der Musiken. Das Schöne an unserer Zusammenarbeit ist, dass nicht nur ich von neuen Schnittänderungen inspiriert werde, sondern dass das Sounddesign Sebastian ebenfalls zurück inspiriert und er den Schnitt auf meinen Sound anpasst. Dann schickt er mir wieder den Schnitt und ich entwickle weiter den Ton. Ein langes Ping-Pong-Spiel, das sich aber lohnt. Der kreative Prozess bleibt bis zum finalen Export des fertigen Filmes bestehen. Dadurch wird der Film immer besser und besser.

Der Zuschauer wird in den Film reingesogen

Wenn ich zum Beispiel an einem Übergang zwischen zwei Bildern einen „Whoosh“ Sound anlege, bringt Sebastian oft noch eine extremere Bildbewegung (Zoom, Skalierung) unter. Oder er schneidet genau im Rhythmus des Sounds noch ein neues Bild rein und die Bildbewegung harmoniert mit der Bewegung des Klanges. Dies sorgt für mehr Dynamik im Schnitt und für eine Verschmelzung von Bild und Ton. Meist formt der Schnitt die Tongestaltung, bei unserem Workflow beeinflusst die Tongestaltung auch maßgeblich den Schnitt.

Bilddynamik im Sound wiedergeben

Dies war ein kurzer Ausblick in unsere Arbeitsweise. Jetzt speziell zum „Live is a Dance“: Unsere Grund-Sound-Idee für den Film war es den Ton genau so dynamisch und lebendig zu gestalten, wie ein Tanz auch ist. Übrigens ist der Film genau so geschnitten. Wie ein Tanz. Ein roter Faden ist immer für Schnitt und Tongestaltung essenziell.

Ein weiterer wichtiger Punkt war für mich, dass der Sound nicht nur sehr lebendig ist, sondern auch viel Energie und Spannung beinhaltet. Somit musste es eine Mischung zwischen akustischen und elektronischen Klängen sein. Lebendige Aufnahmen von Atmosphären und Geräusche treffen auf elektronische Wooshes oder werden mit Filtern bearbeitet und automatisiert.

Für diesen Zweck habe viel Omnisphere 2 genutzt. Ich lade selbst aufgenommen Samples rein, verfremde diese und spiele sie danach auch noch mal ein. Die Effekte von Omnisphere klingen sehr warm und ich komme mit diesen sehr schnell zum Ergebnis. Ein ähnliches Spiel passiert auch in Ableton Live mit den mitgelieferten Effekten, gerade der Sampler eignet sich sehr gut dafür.

100 Klänge pro Minute

Ein weiterer wichtiger Punkt konzeptioneller Natur ist natürlich die Musik in die Betrachtung des Sounddesigns zu ziehen. Das erste Lied ist sehr elektronisch, das zweite elektronisch und akustisch und das letzte Lied ist ein sehr klassisches Stück. Somit mussten auch die Sounds teils sehr verschieden sein. Von sehr hart elektronisch bis sehr organisch und weich. Im ersten Lied hört man viele elektronische Sounds mit viel Punch. Das zweite viele echte Geräusche mit eingearbeitet. Am Schluss finden sich fast ausschließlich echte Klänge wieder. Somit besteht ein weiteres Konzept für die Tongestaltung im Film.

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Konzeptionell möchte ich noch zwei Sachen aufgreifen. Auf der Suche, wie ich Tanzbewegungen beschreiben kann, hatte ich die Idee die Frequenz des LFO eines Filters zu automatisieren. Somit entsteht ein spiralartiger Sound, den ich ab und zu genutzt habe. Einmal bei der Tanzbewegung und einmal vorbei beim Intro. Ab und zu bei Übergängen. Ein weiterer Teil war der imaginäre magische Ball, den die Jungs durch die Landschaft werfen. Dieser taucht auch als akustischer Form auf.

Die Basis für ein gutes Sounddesign

Wie arbeite ich eigentlich mit Musik? Diese Frage geht es natürlich auch zu klären. Ich liebe es die Musik auf eine gewisse Art zu erweitern. Ich spiele passend in der Harmonie Flächen ein. Diese fügen sich in Musik ein und sind noch ein weiteres wichtiges Element. Die Flächen fallen nicht unbedingt auf und man denkt, dass diese so zu der Musik gehören. Dezent, aber wirkungsvoll. Übergänge entstehen durch den Einsatz von Filtern, Hall und Delay.

100 Klänge pro Minute. Mehr oder weniger ist das die Bilanz, wenn ich mal nachzählen würde, wie viele Klangschnipsel sich so auf der Timeline befinden. „Sehr komplex, geht aber ins Hirn“ um mal Sebastian zu zitieren. Durch die zahlreichen Klänge entsteht eine gewisse Dynamik. Die Klänge verkürzen die Bilder und es wird zur audio-visuellen Achterbahnfahrt. Der Zuschauer wird in den Film reingesogen.

Pro Tools Session
Ein Screenshot aus der Pro Tools Session für den Film „Life is a Dance“.

Vielleicht stellst du dir jetzt die Frage, wie ich diese vielen Schnipsel her habe. Ich nutze ganz unterschiedliche Quellen. Mittlerweile gibt es auf dem Markt eine üppige Zahl an Libraries, die du dir kaufen kannst. Ich selbst schaue immer nach interessanten Neuerscheinungen. Ein schneller Weg ist natürlich die klassische Aufnahme. Thema: Field-Recording. Du kannst selbst dir eine Bibliothek anlegen. Ich nutzte für die Aufnahmen einen Zoom H6 Recorder und ein Rode NTG-3 Richtmikrofon.

Für Stereoaufnahmen entweder die internen XY Mikrofone oder ein Kleinmembram-Pärchen. Gerne nutze ich auch alte Recording Geräte. Zum Beispiel bei „Loving Lanka“ ebenfalls von Sebastian, habe ich meine alte Revox Bandmaschine genutzt um ganz eigene Klänge raus zu zaubern. Bei „Life is a Dance“ habe ich für den Übergang von ersten zum zweiten Musiktitel einen von mir aufgenommenen Vinyl Scratch genutzt. Diesen habe ich eingearbeitet. Der Übergang klingt dadurch sehr organisch und natürlich.

Das Video zum Sounddesign Making-Of

Das Video gliedert sich in drei Teile:

  1. Szene „nur“ Musik
  2. Szene „nur” Sounddesign
  3. Szene Musik- und Sounddesign

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Ich hoffe ich kann ebenfalls das Geräusch eines alten Kassetten-Recorders eines Tages wieder aus der Versenkung holen. Dann habe ich alle gängigen analogen Abspielgeräte für Filmton genutzt. Falls jemand noch andere coole Geräte dieser Art hat, freue ich mich sehr über Sample-Austausch!

Wenn die Sound-Schlacht vorbei ist, geht es an finale mischen. Ich versuche immer schon während des Sounddesigns zu mischen, da es für mich ebenfalls ein kreativer Prozess ist. Ich habe fünf Subgruppen für Dialog, Atmo, Gräusche (Foley), Effekte (SFX) und Musik. Gegebenenfalls automatisiere ich die Lautstärke und füge Effekte, wie EQ und Kompressor, ein. Auf dem Master-Bus liegt ein Kompressor, der nur sehr dezent arbeitet, um alles mit einander zu verkleben. Am Ende steht ein Limiter.

Am Ende spiele ich eine Stereo-Wave-Datei aus und Sebastian legt diese in Premiere an und der Film wird exportiert. Gegebenenfalls spiele ich noch die einzelnen Subgruppen aus.

Das Fazit zum Sounddesign

Ich hoffe ich konnte dir einen Einblick in das Thema Sounddesign Film geben. Ein sehr komplexes Thema, leider auch unterschätzt in der Filmproduktion. Es gibt Film eine neue Tiefe und macht zudem noch eine Menge Spaß.

Falls du Fragen hast, kannst du gerne diese in die Kommentare schreiben oder mich per Email kontaktieren. Freue mich drauf!

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