Referenz-Tracks
Die geheime Zutat beim Mixen und Mastern
Von Carlos San Segundo am 12. Januar 2021
Referenz-Tracks beim Mixen & Mastern
Den Grund, andere Songs oder Tracks als Referenz und zum Vergleich heranzuziehen, kennst Du bereits: Nachdem Du am Vorabend noch lange an deinem Mixdown gesessen hast und vollends zufrieden warst, hat es dich ins Bett verschlagen und nach dieser Pause hörst Du am nächsten Tag mit frischen Ohren wieder in deine Produktion rein. Doch ‚Oh, Graus!‘ es klingt nicht so wirklich gut, geschweige denn so großartig wie Du den abgemischten Song in Erinnerung hattest.
Es ist wie beim Autorennen auf der Konsole und der langgezogenen Kurve. Du driftest immer weiter ein kleines Stück in Richtung Straßenrand, bemerkst es allerdings erst, wenn dein Wagen sich im Straßengraben überschlägt. Das Videospiel macht dann einen Reset und setzt dich wieder in die Mitte der Fahrbahn.
Am Ende steht ein besseres Vergleichen von Songs
Und genau einen solchen Reset benötigst Du auch beim Mixen und Mastern in regelmäßigen Abständen. Das menschliche Ohr gewöhnt sich viel zu schnell an das sich stetig wiederholende Audiomaterial und gibt daher keine verlässliche Auskunft mehr an das Gehirn weiter. Ein Referenz-Track hilft dir dabei, eben die Perspektive wiederzuerlangen.
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Referenz-Tracks verbessern das Abhören
Wenn Du regelmäßig Referenztracks hörst, schulst Du dabei auch dein Gehör und somit auch deine Abhör-Fähigkeiten. Am Ende steht ein besseres Vergleichen von Songs und ein feineres und gezieltes Abhören. Bevor Du beginnst abzumischen, helfen dir Referenz-Tracks auch beim Mixing Feinheiten herauszuhören und diese in deinem eigenen Mix zu adaptieren.
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Was sind Referenz-Tracks?
Nun, hinter dem etwas sperrigen Begriff versteckt sich eine ganz einfache Sache. Mit Referenz-Tracks sind schlicht professionell abgemischte und/oder gemasterte Songs gemeint, die Du als Messlatte zum Vergleich deiner eigenen Produktion heranziehst. Wir sind so tief in unseren eigenen Produktionen gefangen, dass wir nur noch auf die Details achten und das große Ganze nicht mehr hören. Indem wir kurzzeitig in einen anderen (professionell erstellten) Song reinhören und unseren damit vergleichen, schaffen wir es, uns einige Schritte wieder vom eigenen Werk zu entfernen dieses wieder aus gewisser Entfernung als Ganzes wahrzunehmen.
Dazu kommt noch, dass es gerade im Bereich Homerecording nicht unüblich ist, dass ein Mixdown auf der eigenen Abhöre sehr gut, auf anderen aber unausgewogen oder gar schlecht klingt. Und auch hier kann das Vergleichshören dabei helfen, den Mixdown von Anfang an ausgewogen zu gestalten.
Die richtigen Referenz-Tracks aussuchen
Wenn wir uns schon eine Messlatte auflegen, dann sollten wir diese auch entsprechend hoch legen. Du solltest nur Songs hernehmen, von deren Mix und/oder Mastering Du gänzlich überzeugt bist. Nur dann hast Du die Chance, an der Aufgabe zu wachsen und selbst einen großartigen Mixdown zu erschaffen. Nimmst Du hingegen einen unperfekten Mix, so läufst Du Gefahr, dieselben Fehler bei deiner Produktion zu wiederholen.
Keine MP3 als Referenz-Songs
Wichtig ist, dass Du keine MP3s oder andere Dateien nutzt, die mit verlustbehafteten Kompressionsverfahren encodiert wurden. Beim Encodieren könnten wichtige Informationen verloren gegangen sein, die dir dann nicht mehr zum Vergleich bereitstehen. Zudem sind in MP3s häufig Artefakte zu hören. Ich empfehle daher, selbst ein WAV aus der (vorher gekauften) Audio-CD zu erstellen, das Du später in deiner DAW-Software importieren kannst.
Die richtigen Songs vergleichen und auswählen
Beim Aussuchen eines Referenz-Tracks solltest Du natürlich auch darauf achten, dass er der vorliegenden Produktion ähnelt. Es liegt auf der Hand, dass keine zwei Songs gleich instrumentalisiert wurden oder wirklich gleich sind. Andererseits kannst Du beim Abmischen auch darauf achten, dass der Vergleich aus demselben Musikgenre stammt und einen ähnlichen Vibe aufweist.
Zwar kannst Du jeden beliebigen Song zum Vergleich heranziehen, selbst wenn Du diesen gar nicht so richtig kennst. Das volle Potenzial schöpfst Du allerdings erst dann aus, wenn Du den Vergleichstrack in- und auswendig kennst. Denn dann weißt Du gleichzeitig auch, wie dieser auf anderen Anlagen klingt.
Im Übrigen macht es nichts aus, wenn Du deinen Mix mit einem fertig gemasterten Song vergleichst. Ein Mastering sollte im Idealfall nämlich nicht wesentlich anders als der Mixdown zuvor klingen – nur eben etwas perfekter, ausgewogener und vielleicht auch etwas lauter. Apropos Lautheit: Als Vergleich eignen sich zu Tode limitierte Songs eher nicht.
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Richtig Abhören mit Referenztracks
Zunächst einmal solltest Du deine Referenz auf eine eigene Spur in der DAW-Software ziehen und deren Output auf einen Ausgang legen, der an allen (!) Effekten vorbeigeht, die Du für deine Produktion verwendest. Im nächsten Schritt wird das Volumen der Referenzspur so eingepegelt, dass beim A/B-Vergleichshören beide Mixe gleich laut erklingen.
Wenn das passt, kannst Du beispielsweise vergleichen, wo im Panning des professionellen Mixes die Rhythmusgitarren sitzen, wo das Vocal, die Drums, und so weiter. Auch die Lautstärkenverhältnisse von Vocal zu Gitarre, Drums zu restlichen Instrument und dergleichen kannst Du mit deinem eigenen Song vergleichen.
Hier sind einige Fragen, die Du dir beim Abhören stellen kannst:
- Wie breit ist der Mix im Stereopanorama verteilt?
- Ist der Mix einseitig oder symmetrisch aufgebaut?
- Wie laut sind die einzelnen Instrumente im Vergleich?
- Wie stark wurden Instrumente voneinander separiert?
- Klingen einzelne Instrumente sauber oder eher mumpfig?
- Wie viel Hall und Delay wurde auf einzelnen Spuren genutzt?
- Wie viel Bass ist im Mix?
- Wie verändert sich der Mix im Verlauf der Songstruktur?
- Wurden Effekte moduliert oder bleiben alle statisch?
Playlist mit Referenz-Tracks zum Mixen und Mastern
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Letzte Gedanken zu Referenz-Tracks
Halten wir noch einmal fest: Referenz-Tracks helfen dir, dich nicht in den Details deiner eigenen Produktionen zu verlieren, sondern den Blick auf das Ganze zu erhalten. Professionell produzierte Musik legt die Messlatte sehr hoch, was für dich unter dem Strich bessere Produktionen beschert.
Die richtigen Songs aussuchen bedeutet, einen ähnlichen Song zu finden, der in derselben Musikrichtung spielt und dabei exzellent abgemischt und gemastert wurde. Durch den Vergleich einzelner Aspekte deiner Produktion und der professionellen Referenz, findest Du einen guten Anhaltspunkt für deine Entscheidungen.
Es geht beim Nutzen von Referenz-Tracks beim Mixen und Mastern nicht darum, andere Mixe oder Masterings zu kopieren. Sie dienen lediglich als Vorbild und Entscheidungshilfe. Du kannst dich, was die Angst vor dem „Klauen“ angeht, aber auch zurücklehnen: Du müsstest es schon von Anfang an beim Recording darauf anlegen, exakt so zu klingen wie das Original, um eine reelle Chance zu haben.
Jetzt musst Du nur noch heute damit anfangen, professionelle Songs zum Vergleich in deiner DAW beim Abmischen heranzuziehen.