Von Cro lernen
Das Hitrezept von Alles Dope
Von Carlos San Segundo am 10. März 2021
Warum Songwriting & Producing Tipps zu „Alles Dope“?
Mit dem Song „Alles Dope“ hat Cro es offenbar wieder geschafft, seine Fans aus dem Rap und seine Fans aus dem Pop zu versöhnen. So scheint es zumindest, wenn man sich die Kommentare unter dem Musikvideo anschaut.
Wir haben den neuen Hit von Cro genauer unter die Lupe genommen und stellen dir fünf Erkenntnisse vor, die dem Song den Kick zum Hit geben. Hier geht es um die musikalische Zusammenstellung und das moderne Songwriting und mehr.
Der Song „Alles Dope“ ist deutlich von House und Funk inspiriert. Der Groove und die simple Melodie bekommen wir gar nicht mehr aus dem Kopf. „Alles Dope“ ist außerdem der erste Track auf Cros neuem Doppelalbum „trip“. Das erscheint am 9. April und klingt mit diesem Song jetzt schon vielversprechend. Übrigens wird es wohl sein letzten Album werden – Grund genug um noch einmal ordentlich auf die [Du weißt schon was] zu hauen.
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Reinhören: Cro mit Alles Dope
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#5 Perfekte Hook mit Ohrwurm-Charakter
Der Song ist großartig. Er ist bunt und musikalisch – „Alles Dope“ ist wie eine gelungene Collage aus bekannten Songs und mehreren Stilelementen, die neu zusammengewürfelt wurden.
Der Song beginnt mit der Melodie der Hook. Da nimmt sich Cro ein Stück der Melodie des bis heute weltberühmten Songs „Tom’s Diner“ von Suzanne Vega aus dem Jahr 1987, vereinfacht die Melodie leicht und baut daraus die Hook für seinen Song.
Ob das jetzt gestohlen oder neu interpretiert ist, müssen am Ende andere Leute entscheiden. Klar ist jedenfalls, dass beide Songs inzwischen bei der Universal Music Group lizenziert sind und sich die Verantwortlichen intern vermutlich schon einig werden.
Und noch viel klarer ist, dass diese Hook so einfach und so stark wiedererkennbar ist, dass sie sich immer tiefer ins Gehirn brennt. Ohrwurm sagt man dazu.
Aufbau & Producing der Hook
Cro macht bei diesem Release keine Experimente und beginnt den Song mit der Hook. Diese ist zunächst durch einen Tiefpass gefiltert. In den ersten vier Takten Intro bis zur ersten Strophe wird er immer deutlicher. Beim Intro kommen keine Zweifel auf, welcher Song gerade angespielt wird. Außerdem geht es auf diese Weise gleich mit dem stärksten Part los: dem Ohrwurm.
Für einen durchgehenden Ohrwurm, muss eine einprägsame Melodie oft wiederholt werden
In Sachen Songstruktur bleibt Cro in einem typischen ABCAB-Popmuster – Strophe, Refrain, Strophe, Refrain – treu. In der Mitte ist der Track geteilt durch eine Art Bridge, in der die Kick Drum und der Bass wegfallen, der Rhythmus aber durch die Snaps und Hihat auch für Tanzlegastheniker noch tanzbar bleibt.
In dieser Zwischensequenz rücken die elektrischen Pianos und flächenartigen Sounds etwas mehr in den Vordergrund. Sie unterstreichen das Thema des Songs „Alles Dope“ mit einer Menge Atmosphäre. Zum Thema gehört auch der Part „So high“ – dazu kommen wir später auch noch.
In der Bridge ist die Hook immer wieder zu hören, zunächst nur der weibliche Part, dann kommt Cro. Man könnte auch sagen, dass es sich um eine gekonnte Verlängerung des Chorus handelt.
Die Stimmung baut sich in den acht Takten der Bridge auf. Dann folgt der Drop und das Instrumental. Damit sind wir gleich beim nächsten Punkt.
Takeaway: Mit der Hook beginnen, einfache Songstruktur mit ABAB und die Bridge lässt er die Stimmung herausarbeiten, aber als Verlängerung des Chorus und Wiederholung der Hook.
Für diesen Ohrwurm Charakter sorgen aber zwei Komponenten. Die erste ist eine einprägende Hook. Diese wird mit der zweiten Komponente gepaart, die mir auch auf Anhieb sehr bekannt vorkommt: das Instrumental.
#4 Groove-Eintopf
Das Instrumental ist sehr musikalisch für einen Künstler, der ursprünglich aus dem Rap kommt. Der Beat könnte auch von einem Daft Punk Album stammen und bietet darüber hinaus auch noch Elemente und Instrumentierung aus dem Funk.
Der Beat klingt wie eine Mischung aus „Lose yourself to dance“ und „Get lucky“ – den beiden Hits von Daft Punk, die in Kollaboration mit Pharrell entstanden sind. Zufall, dass gerade um die Zeit der Veröffentlichung des Tracks Daft Punk ihr Ende bekanntgegeben haben? Wer weiß.
Typisch für einen Pop-Hit ist der Beat „Four to the Floor“ im 4/4-Takt. Die Kick Drum spielt auf jede Zählzeit, die Hihat kommt im Offbeat und statt einer Snare oder Claps werden die Zählzeiten 2 und die 4 mit Snaps gespielt. Typisch für House.
Der Bass könnte elektronisch sein oder vielleicht ein Fretless-Preset. Dazu kommen Rhodes und andere elektrischen Piano-Sounds, die so schon bei Daft Punk, im House allgemein oder im Funk zu hören waren.
Auch das Video zu „Alles Dope“ verrät einige Hinweise auf die Verwandtschaft des Songs mit der Klangästhetik von Daft Punk: Die Maske, die Cro in diesem Video trägt, und das ganze Set erinnern an Daft Punk.
Takeaway: Der Song „Alles Dope“ ist ein Sammelsurium aus Anspielungen an Tom’s Diner aus den 1980ern, einem Groove, wie ihn Daft Punk nicht besser hätte machen können, und er wird mit Autotune-Rap und inhaltlich moderner Message gepaart.
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#3 Cro als Musikproduktions-Einhorn
In unserem Video auf delamartv zur Homestudio-Falle haben wir von den Produzenten gesprochen, die alles rund um die Musikproduktion selbst machen können. Sie sind Einhörner, denn sie sind wirklich selten. Aber ganz klar: Cro ist ein solches Einhorn.
Ein Blick in die Credits verrät, dass Cro den Song selbst geschrieben und getextet hat. Außerdem war er der Producer und der Performer. Sogar den Master hat Cro selbst gemacht.
Das ist bemerkenswert, da Popsongs heutzutage nicht selten von fünf oder mehr Songwritern, Textern und Produzenten geschrieben werden. Das finde ich ermutigend für alle, die ihre Musik im Homestudio selbst machen.
Takeaway: Cro zeigt, dass selbst auf professionellem Level und mit Erfolg noch alles aus einer Hand kommen kann.
#2 Adlibs als Wegweiser
Die Line „Alles Dope“ passt gut zum schwebenden Beat. Inhaltlich spricht der Text von einer Herzensdame. Ist sie da, ist „alles dope“ – also alles super und besser als ohne sie.
Interessant in Sachen Produktion ist die Verwendung des Adlibs „So high“. Dieses wird gleich zweifach clever eingesetzt. Zum einen steigert dieses Adlib den zweiten Teil der Strophe ab der Zeile „Du versteckst dich, bitte rett‘ mich, rett‘ mich“ – danach kannst Du das Adlib „So high“ im Hintergrund hören.
Kleine Details können den Zuhörer durch den Song leiten. So gibt es immer etwas zu entdecken.
Das Adlib zieht sich danach bis in den Chorus durch. Es ertrinkt fast in einem Bett von Hall und Delay und schwebt so dahin. Damit zahlt es in seiner zweiten Funktion bestens auf die Stimmung des Songs ein. Ein kleines, aber feines Detail.
Takeaway: Du kannst die Adlibs in deinen Songs passend zur Stimmung im Song einsetzen und somit gleich zweifach gewinnbringend nutzen.
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#1 Songwriting-Formel für’s Producing wie Cro
Was ist die „geheime“ Zutat zu einem guten aber auch erfolgreichen Song? Die Antwort ist eine gute Balance zwischen Vertrautheit und Überraschung zu halten. „Alles Dope“ von Cro macht sich das auf eine sehr spannende Art und Weise zunutze. Die Vertrautheit in diesem Song kommt davon, sich die Hook bei „Tom’s Diner“ auszuleihen und das Instrumental nach „Daft Punk“ klingen zu lassen.
Der Text unterstreicht die Vertrautheit noch thematisch mit einer bildhaften Situation, die jeder verliebte Mensch kennt: Wenn die geliebte Person in einem selbst eine Art Rausch auslöst.
Der Autotune-Effekt auf Cros Stimme ist wiederum auf der Ebene der Produktion vertraut, den kennt man von so vielen anderen aktuellen Hits.
Wenn jetzt aber alles so vertraut ist, wird es dann nicht schnell langweilig? Ganz genau. Das ist leider die Schwierigkeit beim Songwriting. Jetzt braucht es Elemente, die diese Vertrautheit, aber auch langweilige Vertrautheit aufbrechen und das Publikum überraschen können.
Cro sorgt für Aha-Moment und Überraschung durch die Kombination aller genannten Elemente. Die Kombination aller Elemente ist eben doch was Neues und so schneidet der Song durch das Einerlei deutscher Chartmusik, die hauptsächlich von Trap und 808s dominiert wird.
Das wichtigste Takeaway für’s Producing wie Cro: Ein guter Song klingt vertraut und wartet mit freshen Elementen auf, die das Publikum überraschen.
Was lernst Du von Cro?
Sind dir weitere Besonderheiten im Song aufgefallen? Konntest Du die hier aufgeführten Punkte gut nachvollziehen? Zu welchem Song wünscht Du dir das nächste Hitrezept? Wir freuen uns auf dein Feedback.
Mehr Hitrezepte auf Youtube
Auf unserem Youtube Channel delamarTV findest Du dieses und weitere Hitrezepte. Neben „Alles Dope“ von Cro findest Du dort zum Beispiel auch Billie Eilish und Kasimir1441.