Reverb richtig einstellen
5 Reverb Tricks von Reverse Reverb bis Panorama
Von Philipp Bodor am 17. Februar 2021
Reverb richtig einstellen: 5 Reverb-Arten
Um den »trockenen« Klang von Instrumenten, Vocals und rein synthetischen Klängen um eine räumliche Dimension zu erweitern, wird ein Hall Effekt genutzt; im deutschsprachigen Raum wird oft der englische Begriff »Reverb« verwendet, wenn es um die Musikproduktion geht. Auf den folgenden Zeilen haben wir für dich einige Tricks versammelt, mit denen Du den Reverb nutzen und in deinen Mix einpassen kannst oder die einen ungewöhnlichen Effekt in deinen Tracks erzeugen.
Lies auch: Reverb
Reverb einstellen: Inhalt
In diesem Tutorial erfährst Du wie man Reverb einstellen kann und dabei kreative Tricks nutzt. Wir zeigen dir nicht nur Schritt für Schritt wie es geht, sondern auch welche Reverb Variante wofür genutzt wird.
Mit dabei sind:
- Reverse Reverb
- Wet Reverb
- Panorama Reverb
- Digital Reverb
- Mono Reverb
1. Reverse Reverb
Ein einfacher aber effektiver Trick, bei dem ich zwei klassische Anwendungsbeispiele herausstellen möchte ist der Reverse Reverb. Richtig eingestellt wird er in vielen Pop- und Rap-Produktionen genutzt. Oft wird der Gesang mit dem Reverse Reverb bestückt, um in einen neuen Teil des Songs überzuleiten, also beispielsweise vor dem Refrain. Das steigert die Energie und lässt den Zuhörer den Ton des neuen Songabschnitts schon vorhersehen.
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Der Effekt klingt sehr imposant, dabei ist er sehr einfach in jeder DAW einzustellen. Wenn Du keine Vocals in deinem Song hast, dann kannst Du diesen Effekt auf deinem Solo- bzw. Hauptinstrument verwenden – zum Beispiel auf einer Gitarre oder einem Lead-Synthesizer.
Reverse Reverb richtig einstellen: So geht’s
Schritt 1:
Als erstes duplizierst du deine Vocal- oder Instrumentenspur, sodass Du eine Kopie aller Effekte und Audiomaterial auf einer neuen Spur hast.
Schritt 2:
Dann schneidest Du auf der kopierten Spur das Audiomaterial auf den ersten Ton oder die erste Silbe. Das reicht für den Reverb-Effekt vollkommen aus.
Schritt 3:
Den kleinen Tonschnipsel invertierst Du jetzt. Du lässt es also rückwärts abspielen. Das sollte in jedem Musikprogramm gehen. Wenn Du dir hier nicht sicher bist, dann findest Du im Benutzerhandbuch bestimmt einen „Reverse“ Effekt.
Schritt 4:
Jetzt legen wir den Reverb auf die Spur und verhallen somit unseren Tonschnipsel. Die Reverbzeit setzt Du hier am besten auf 2-4 Sekunden. Du kannst sie aber auch länger oder kürzer stellen, je nachdem wie Du deine Überleitung gestalten willst. Den Dry/Wet-Regler stellst Du dann auf das Maximum, sodass nur der Reverb zu hören ist.
Schritt 5:
Jetzt wo wir unseren Tonschnipsel mit Hallfahne haben, wollen wir wieder einen Reverse. Dafür brauchen wir den Hall aber zuerst als festes Audio-Sample und nicht als Plugin in der DAW.
Dafür musst Du in deinem Musikprogramm den Reverb entweder aufnehmen oder einen Bereich markieren und mit „render in place“ das Sample aus deiner DAW exportieren und wieder in dein Projekt einfügen. Jetzt solltest Du den aufgenommenen Reverb als einzelne Audio Spur haben.
Schritt 6:
Als Letztes drehst Du dein Sample mit aufgenommenen Reverb wieder um und setzt es vor deinen Einsatz von diesem Audioschnipsel. Am Ende solltest Du den Tonschnipsel noch zuschneiden, sodass es perfekt auf den Einsatz auf der Eins des neuen Songabschnitts passt. Nun solltest Du den Reverse Reverb Effekt perfekt in deinen Song eingebaut haben.
Hier das Effekt-Rezept für dich:
- Vocal- oder Instrumentenspur mit allen Effekten duplizieren
- Vocal oder Instrumental auf den ersten Ton schneiden
- Tonschnipsel invertieren und rückwärts abspielen lassen
- Reverb auf deine Spur legen, lange Reverbzeit und Dry/Wet-Regler auf 100% drehen
- Tonschnipsel mit Hallfahne aufnehmen oder mit „render in place“ exportieren
- Aufgenommenen Reverb wieder invertieren und den Reverse Reverb vor das Vocal setzen
Klangbeispiel zum Reverse Reverb
Ich habe für dich ein Klangbeispiel zum Reverse Reverb vorbereitet. Das Vocal hörst Du jetzt mit dem alleine mit dem Effekt. Der Reverse Reverb Effekt wäre hier perfekt für den Anfang des Songs oder kurz vor dem Refrain passend. So wird dein Zuhörer durch deinen Song geführt.
Den gleichen Effekt kannst Du aber auch für verschiedene Percussion-Elemente oder Bassdrum in deinem Song verwenden. Du musst nur die gleichen Schritte wie gerade eben erklärt befolgen, aber dann diese Audio-Samples „offbeat“ oder in anderen rhythmischen Variationen platzieren. So kannst Du deinen Groove im Handumdrehen interessanter machen.
Zum Tutorial: Gesang abmischen
2. Wet Reverb
Manchmal brauchst Du in deinem Track ein kleines Soundbett im Hintergrund, dass deinem Song und den leeren Stellen mehr Fülle gibt. Auch hierfür gibt es einen Reverb Trick, den Du ganz einfach anwenden kannst.
Für ein solches Soundbett brauchst Du nur deinen Lieblings-Reverb und ein paar andere Effekte, die in jeder DAW zu finden sind.
Wet Reverb richtig einstellen: So geht’s
Schritt 1:
Erstelle einen „Send-Kanal“. Darauf werden gleich die Effekte platziert. Ein Send-Kanal lässt außerdem zu, dass Du bei den Spuren deiner Produktion genau einstellen kannst, wie viel von deiner Spur in dem Reverb-Bett landen soll.
Für den besten Klang deines Reverb-Bettes nimmst Du die Harmonie-Spuren deines Songs, also die Instrumente, die deine Akkorde bilden. Den Hallsend drehst Du jetzt an den gewünschten Spuren nach oben, sodass die Spuren mit deinem Audiomaterial gefüttert werden.
Schritt 2:
Jetzt legst Du deinen Halleffekt auf den Send-Kanal. Dann drehst Du deinen Dry/Wet-Regler auf Anschlag, sodass nur noch der Reverb-Effekt zu hören ist. Die Halllänge stellst Du – je nach Song – zwischen 2-4 Sekunden ein. Probier verschiedene Reverbzeiten aus, bis sie zu deinem Song passen.
Schritt 3:
Dein Wet Reverb Effekt ist fertig, aber es geht noch etwas mehr. Du kannst nun mit verschiedenen Effekten dein Hall-Bett interessanter gestalten. Geeignet dafür sind Chorus, Flanger und Phaser, die dir etwas mehr Stereobreite verschaffen.
Mit Verzerrung kannst Du dem Soundbett einen dreckigeren Klang geben und durch ausgefallenere Effekte wie einem Glitch Plugin oder einem Stutter-Effekt kannst Du den Reverb-Effekt auch noch rhythmisch beeinflussen. Alles eine Frage des gewünschten Ergebnis.
Schritt 4:
Deinen Klangteppich mischst Du nun leise in deinen Song mit ein, sodass er als Soundbett hinter deinen Instrumenten liegt.
Hier das Effekt-Rezept für dich:
- Send-Kanal erstellen, Harmonie-Instrumente in den Send-Kanal schicken
- Reverb-Effekt auf den Send-Kanal, Dry/Wet-Regler auf 100%, lange Reverbzeit
- Mit verschiedenen Effekten den Klangteppich interessanter machen – geeignet sind Chorus, Flanger, Verzerrung, Glitch Plugin & mehr
- Send-Kanal leise zum Rest des Song mischen
Klangbeispiel zum Wet Reverb
Im Klangbeispiel zur Wet Reverb Einstellung habe ich nur den Send-Kanal aktiv. So kannst Du hören, wie man einen Klangteppich gestalten kann. In deinem Mix befolgst Du dann noch Schritt 4 und mischt den Send-Kanal leise in den Hintergrund deines Songs ein.
So bekommst Du ein interessantes Hintergrundrauschen – passend zu den Akkorden in deinem Song. Bei diesem Reverb-Effekt kannst Du ganz Tief in den Plugin-Zauberhut greifen und alles draufwerfen, was den Klangteppich interessanter macht. Unbedingt ausprobieren, denn es lohnt sich.
3. Mono Reverb
Ein Mono Reverb ist ein normaler Hall-Effekt – nur eben in Mono. Das heißt, es wird nur eine Tonspur aus dem Effektgerät ausgegeben. Diesen speziellen Reverb kannst Du in ein paar Bereichen anders anwenden, als einen normalen Stereo-Hall.
Ein Mono Reverb ist dann geeignet, wenn dein normaler Hall die Panorama-Position deiner Spur vernebelt. Das passiert, wenn Du beispielsweise eine Gitarre in eine bestimmte Richtung gepannt hast und aber auf viel Hall auf dieser Gitarre nicht verzichten möchtest. Bei einem Stereo-Hall fügt sich die Gitarre zwar in einen Raum ein, aber die Position der Gitarre ist nicht mehr ganz klar zu orten.
Der Vorteil an der Mono Reverb Einstellung ist, dass Du ihn ganz leicht pannen kannst, wie eine Instrumentenspur. Wenn Du deine Instrumente mit viel Hall bearbeiten willst, dann helfen dir die Mono Reverb Einstellungen hier sicher weiter.
Mono Reverb richtig einstellen: So geht’s
Schritt 1:
Erstelle einen neuen „Send-Kanal“ auf den Du deine Effekte setzen kannst.
Schritt 2:
Zieh den Mono Reverb auf den Send-Kanal und dreh den Send-Effekt an deiner Orignialspur auf.
Schritt 3:
Stelle jetzt deine gewünschte Reverbzeit ein und drehe deinen Dry/Wet-, bzw. Mix-Regler auf 100%. So bekommst Du nur das Reverb-Signal und kein trockenes Signal von deiner Spur.
Schritt 4:
Jetzt kommt der Clou dieses Reverb Tricks. Du stellst dein Panning am Send-Kanal auf den selben Wert, wie deine Originalspur – fertig ist der Wet Reverb.
Hier das Effekt-Rezept für dich:
- Send-Kanal erstellen
- Send-Effekt auf der Originalspur hochdrehen
- Mono Reverb auf den Send-Kanal setzen; Mix-Regler auf 100%
- Send-Kanal auf den selben Panning-Wert setzen
Klangbeispiel zum Mono Reverb
In den ersten vier Takten hörst Du einen Stereo-Hall, den ich mit einer Halllänge von 5 Sekunden voll aufgedreht habe. In den zweiten vier Takten hörst Du den Mono Hall. Dieser hat die selben Werte wie der Stereo-Reverb, ist aber auf Mono gestellt. Achte beim Nutzen des Reverb-Effekts in Mono darauf, wie exakt sich das Instrument im Stereobild orten lässt.
Mit dem Mono Reverb erzeugst Du eine verhallte Spur, ohne dass dein Panoramabild oder dein Mix von den Panning-Einstellungen vernebelt wird. Den Stereo-Reverb kannst Du jetzt suptiler einsetzen.
Producing-Tipp für Lo-Fi
Wenn Du deinen Mix retro klingen lassen möchtest, kannst Du einen Mono Reverb als Haupt-Reverb verwenden. Dort schickst du alle deine Instrumente hinein und fertig. Besonders bei Lo-Fi oder Retrowave-Produktionen kannst Du so deine Songs älter klingen lassen, als sie sind.
4. Digital Reverb
Ein natürlich klingender Hall ist schön und gut. Dafür gibt es Plugins und Effektgeräte, die den Hall einer Kirche oder eines Bandproberaums simulieren. Mit einem Faltungshall bekommst Du sogar den Hall von echten Orten in deine DAW. Doch diese Hallfahnen sind nicht immer das was dein Song braucht.
Ein digitaler Reverb-Effekt kann deiner Produktion viel mehr Charakter geben, als man vermuten würde. Mit zusätzlichen Modulationsparametern, eingebautem Chorus und Filtern können diese Effektgeräte eine ganz neue Tiefe in deinen Mixdown bringen.
Das wahrscheinlich berühmteste Beispiel eines digitalen Reverbs ist das Hallgerät von Lexicon. Dieses Effekt-Gerät wurde von vielen großen Künstlern besonders in den 80ern benutzt, um ihren Songs einen neuen Sound zu geben. Der Reverb ist somit nicht nur für den Raum, sondern auch für die Klangfarbe deines Mixes verantwortlich.
Wenn Du den klassischen Lexicon Hall ausprobieren möchtest ohne Geld ausgeben zu müssen, empfehle ich dir den kostenlosen TAL-Reverb 4 [Download & Features]. Er hat einen tollen Vintage-Sound und gute Modulations-Einstellungen.
Die Anwendung lassen wir an dieser Stelle aus: Du verwendest den digitalen Reverb genau wie Du den Standard Hall verwendest. Die Reverb Einstellungen sind hier nicht anders.
Abmischen: Tutorial + Grundlagen für deinen Song Mixdown
5. Panorama Reverb
Mit einem Hall-Effekt kannst Du schon ein sehr gutes Panorama erzeugen. Aber was passiert, wenn wir zwei verschiedene Hall-Effekte für jeweils für den linken- und für den rechten Stereo-Kanal nehmen? Es entsteht ein breiterer und außergewöhnlicher Hall, den man nicht oft hört. Ein einfacher Effekt, durch den Du eine ganz neue Art des Stereo-Bilds bekommst.
Panorama Reverb einstellen: So geht’s
Schritt 1:
Zu Beginn benötigst Du zwei Send-Kanäle. Die beiden Kanäle stellst Du im Panning jeweils hart nach links und hart nach rechts.
Schritt 2:
Nun legst Du zwei verschiedene Hall-Presets von deinem Lieblings-Hall auf die Send-Kanäle und sendest ein paar Spuren deines Songs in die jeweiligen Kanäle hinein.
Schritt 3:
Für das perfekte Stereopanorama empfehle ich dir die Halllänge bei beiden Presets auf die gleiche Dauer zu setzen. Wenn Du mehrere Instrumente in beide Kanäle packst, kann sich das Panorama sonst einseitig anhören.
Schritt 4:
Experimentier was das Zeug hält. Spiel mit verschiedenen Pre-Delays und Modulations-Einstellungen bis Du das passende Panorama hast. In der Liebe und in der Musik ist alles erlaubt – oder wie lautet der Spruch gleich? ;-)
Hier das Effekt-Rezept für dich:
- Erstelle zwei Send-Kanäle, panne die Kanäle hart nach links und rechts
- Setze zwei verschiedene Hall-Presets auf die beiden Send-Kanäle
- Pass die Halllänge der Presets aufeinander an, sonst wird dein Hall-Raum einseitig
- Experimentier bis Du deinen Sound gefunden hast
Klangbeispiel zum Panorama Reverb
In den ersten vier Takten hörst Du einen üblichen Stereo-Hall. In den zweiten vier Takten hörst Du die zwei Send-Kanäle mit verschiedenen Hall-Presets für deine Panorama Reverb Einstellungen. Ich habe darauf geachtet, dass der Stereo-Hall und der Panorama Reverb die gleiche Halllänge haben. So hörst Du den direkten Vergleich. Achte darauf, wie viel breiter der Panorama Reverb im Vergleich zum normalen Stereo-Hall ist.
Wenn Du die Schritte richtig befolgt hast, solltest Du den perfekten Panorama-Hall in deinem Mix haben. Dieser Trick funktioniert übrigens auch klasse mit einem Delay. Beim Delay musst Du jedoch nicht auf die passende Delay-Zeit achten. Es ist abwechslungsreicher, wenn Du nicht die gleiche Delay Zeit verwendest. Probier es aus.
Delayzeiten berechnen: So findet Du das Tempo in Millisekunden heraus
Wie stellst Du Reverb ein?
Unsere fünf Reverb Tricks und deren Einstellungen haben wir Schritt für Schritt erklärt – hast Du den ein oder anderen Reverb auch schon so verwendet? Oder hast Du einen anderen Ansatz und hilfreiche Tipps? Wir freuen uns auf deinen Kommentar.
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