Mixing und Mastering
Der Unterschied erklärt
Von Carlos San Segundo
Unterschied zwischen Mixing und Mastering
Um es gleich vorweg zu nehmen: Musikproduktion ist keine Atomphysik. Und es wird nicht länger als 10 Minuten deiner Zeit in Anspruch nehmen, um den Unterschied zwischen den Begriffen Abmischen/Mixing und Mastern/Mastering zu verstehen. Vielleicht fragst Du dich, warum ich ein so grundlegendes Thema jetzt noch auf delamar aufgreife. Doch wer am Anfang seines musikalischen Schaffens steht, der muss zunächst einmal mit Branchenlingo, also den vielen Begrifflichkeiten und ihrer Bedeutung klarkommen.
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Zusätzlich verwirrend sind dann noch die in letzter Zeit gerne auf kommerziellen CDs angebrachten Aufkleber, die Musikalben aus den vergangenen Jahrzehnten (Oldies) mit den Begriffen „neu gemischt“, „remixed“ oder auch „remastered“ anpreisen. Da kann auch auch durchaus mal vorkommen, dass die Marketingabteilung schon einmal die Begriffe durcheinander bringt und die Verwirrung noch steigert.
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Wie bereits weiter oben erwähnt, sind Mixing und Mastering beides Arbeitsschritte aus dem langen Prozess der Musikproduktion, sei es kommerzieller Natur oder die im heimischen Tonstudio.
Recording: Vorbereitung
Im ersten Schritt des Aufnahmeprozesses (Recording) werden einzelne Instrumente wie Drums, Gitarre, Bass oder Vocals auf so genannte „Spuren“ parallel und unabhängig aufgenommen. Jedes Musikinstrument erhält bei diesem Prozess eine eigene Spur und ist somit vom Rest der Aufnahmen separiert. Die Anzahl der aufgenommenen Spuren hängt von der Musik, der Bandbesetzung und der für die Aufnahme verwendeten Mikrofone ab.
Natürlich gibt es hier noch weitere Faktoren, die einen Einfluss haben wie z.B. die Limitation durch das genutzte Aufnahmemedium, den Recorder oder die DAW (Digital Audio Workstation) – doch das soll nicht Teil dieses Artikels für heute sein.
Abmischen/Mixing
Beim Abmischen eines Songs gehts es im nächsten Schritt um das Zusammenfügen aller Einzelspuren zu einer Einheit. Am Ende des Prozesses steht dann der so genannte Mixdown, der schließlich und in der Regel nur noch aus zwei Spuren besteht: linker und rechter Kanal.
Ziel beim Mixing ist, einen natürlich klingenden und ausgewogenen Gesamtklang für den Song zu schaffen, in welchem sich die Message, die Band und deren Musik entfalten kann. In diesem Schritt werden die Lautstärken der einzelnen Spuren aufeinander abgestimmt und die Instrumente im Stereopanorama nach rechts und links aufgeteilt. Handelt es sich um eine Band- oder Orchester-Produktion, so achtet der Mixing-Engineer meistens darauf, die Musik so im Klang abzubilden, wie sie auf einem Konzert der Band klingen würde (z.B. Schlagzeug und Sänger in der Mitte, Bass knapp daneben und Gitarren auf den Seiten).
Beim Mixing werden auch einzelne Spuren mit Effekten wie Equalizer, Kompression, Delay oder andere angereichert. Diese können für eine ausgewogenere Balance aller Instrumente, dass der Song mehr zu einer Einheit zusammenschmilzt oder für die richtige Stimmung sorgen. Mit dem Equalizer wird beim Abmischen mehr Raum für die anderen Spuren geschaffen und der Charakter des Instruments herausgearbeitet. Andere Audioeffekte wie der Hall oder die Kompression sorgen dafür, das der Song als Ganzes eine Einheit bildet.
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Am Ende des Mixing-Prozesses wird das Musikstück auf eine einzige Stereospur (mit jeweils einem Kanal links und einem rechts) heruntergerechnet – der Mixdown. Das Abmischen ist damit beendet und der Song kommt in die nächste Stufe der Musikproduktion: Das Audio Mastering.
Audio Mastering
Das Mastering-Tonstudio ist in der kommerziellen Musikproduktion in den meisten Fällen getrennt von der Location, in der die Musik aufgenommen und/oder gemischt wurde. Bei diesem Schritt arbeitet der Mastering-Engineer nur noch mit dem Mixdown, das im Gegensatz zu den vielen unterschiedlichen Spuren beim Mixen.
Das Ziel lautet, das Album in sich homogen zu gestalten, um den Käufer das bestmögliche Erlebnis beim Durchhören zu geben. Im Audio Mastering wird das gesamte Album eines Künstlers also als eine Einheit betrachtet, anstatt sich mit jedem Song im Einzelnen zu beschäftigen. In diesem Arbeitsschritt geht es darum, die Lautstärken (Lautheit) der einzelnen Musikstücke aneinander anzupassen und und dafür zu sorgen, dass sich die CD als Ganzes natürlich anhört und den Zuhörer nicht an irgendeiner Stelle unangenehm herausreisst.
Der für das Mastering zuständige Tontechniker achtet hierbei zudem auf ein ausgewogenes Frequenzspektrum, erhöht gegebenenfalls die Lautheit, setzt die Pausen zwischen den Songs und erstellt eventuell erwünschte Fade-Outs am Ende einzelner Tracks (so nennt man es, wenn ein Musikstück am Ende leise in der Lautstärke ausgeblendet wird).
Das Audio Mastering ist zusammenfassend gesagt der Prozess des Finalisierens einer Produktion.
Mixing und Mastering: Der Unterschied als Analogie
Am Beispiel des Entstehungsprozesses eines Diamanten lässt sich der Unterschied zwischen Mixing und Mastering sehr gut verdeutlichen. Ein Rohdiamant wird zunächst in seine grobe Form geschliffen und gebracht (Mixing), danach wird er feingeschliffen, poliert und auf Hochglanz gebracht (Mastering). Es sind zwei voneinander getrennte Arbeitsschritte, die aufeinander aufbauen und erst in Kombination den funkelnden Brillanten entstehen lassen, der beim Juwelier so teuer verkauft wird.
In vielen Homerecording- und Projektstudios vermengen sich die einzelnen Arbeitsschritte und gehen fließend ineinander über. Der Grund hierfür ist zumeist das fehlende Budget für ein Outsourcing und die Personalunion von Musiker und Produzent. Nichtsdestoweniger empfiehlt sich, beide Arbeitsschritte gedanklich voneinander zu trennen und in getrennten Projektdateien anzugehen.
Bei kommerziellen Produktionen werden die unterschiedlichen Stufen der Musikproduktion, insbesondere Mixing und Mastering in der Regel weiterhin zeitlich und räumlich getrennt, was als positiven Nebeneffekt eine eigene Qualitätssicherung mit sich bringt.