Wie man einen fetten Bass auf kleine Lautsprecher zaubert
Von Carlos San Segundo
Mixing: Wie man einen fetten Bass auf kleine Lautsprecher zaubert
Manche Musikstile hängen mehr vom Bass ab als andere, aber in allen Aufnahmen und Produktionen tragen tiefe Frequenzen die meiste Energie. Was auf großen Beschallungsanlagen (PAs) oder Studiomonitoren zu einem warmen, wohligen Gefühl in der Magengegend beiträgt, kann von vielen kleinen Lautsprechern nicht wiedergegeben werden und führt dazu, dass vorher fett klingende Produktionen plötzlich kraftlos und dünn klingen.
Gleichverteilung
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Wir können das gesamte Frequenzspektrum als einen Container für unsere Musik betrachten. Wenn wir einen klaren, transparenten Mix kreieren wollen, dann müssen wir den gesamten verfügbaren Platz im Container ausnutzen. Wie oben erwähnt, brauchen tiefe Frequenzen viel Energie, nehmen also bildlich gesprochen viel Raum im Container für sich ein. Je mehr Platz wir dem Bass zugestehen, desto weniger bleibt uns für den Rest der Spuren.
Ein tiefes A bei 55 Hz klingt hervorragend füllend auf einer guten Abhöre im Tonstudio, wird vom Küchenradio aber schlicht nicht wiedergegeben. De facto fangen viele der Brühwürfel erst ab 180 bis 200 Hz überhaupt was Sinnvolles wiederzugeben.
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Obertöne im Bass
Natürlich ist das Thema Bass auf kleinen Lautsprechern noch nicht zu Ende. Jeder Ton bringt neben der Grundfrequenz noch eine Reihe von Obertönen mit sich, die auf Vielfachen der Grundfrequenz zu hören sind. Für unser tiefes A mit 55 Hz können wir Obertöne bei 110 Hz, 220 Hz, 440 Hz und so weiter hören. Auf dem Küchenradio mögen die Frequenzen unterhalb von 200 Hz nicht mehr hörbar sein, nicht aber so die Obertöne darüber.
Und genau hier liegt unsere Chance, fette Bässe auf kleine Lautsprecher zu zaubern. Bei der Abmischung eines Songs müssen wir nur darauf achten, dass der Bass-Sound genug Obertöne hat, bzw. dafür sorgen, dass er genug Obertöne bekommt. Normalerweise bringen die Instrumente genug Obertöne mit – allerdings variiert die Lautstärke derselben sehr stark von Fall zu Fall.
Den Bass hörbarer machen
Gerade bei sehr reinen Sounds aus Synthesizern wird es schwer, da sie oftmals nur wenige Obertöne mitbringen (bei Sinus = 0), daher muss man beim Abmischen eines Songs etwas nachhelfen. Es gibt eine Reihe von Plugins, die Sounds mit Obertönen anreichern können. Mein persönlicher Favorit hierfür war immer der DSPFX Harmonizer, mit dem sich gerade und ungerade Obertöne getrennt bearbeiten liessen – das Plugin wurde aber irgendwann nicht mehr weiterentwickelt. Natürlich gibt es da noch den BBE Sonic Maximiser, den Waves MaxxBass oder das kostenlose Baxxpander.
Die genannten Plugins erzeugen allesamt hörbare Obertöne und können zudem den Grundton reduzieren ohne, dass dies dem Hörer auffallen würde. Letzteres wird durch psychoakustisches Modeling bewerkstelligt und bringt uns zwei Vorteile:
- der Bass-Sound wird sich dank der Obertöne besser auf kleinen Lautsprechern durchsetzen
- mehr Platz für die anderen Spuren und höhere Frequenzen im Mix (erinnere die Analogie mit dem Mix als Container).
Weitere Tricks für das Abmischen von Bass
Natürlich hat nicht jeder einen solchen Exciter zur Hand und deswegen hier noch einige Tricks für das Abmischen von Bass. Das Verwenden von Verzerrung auf eine Spur hat einen ganz ähnlichen Effekt auf den Sound. Auch hier werden Obertöne erzeugt. Das geht zwar auf Kosten einer gewissen Klangfärbung, die kann aber natürlich auch gewünscht sein kann. Übertreibt man es mit der Verzerrung des Sounds, so geht das zu Lasten der Transparenz, hier ist also eine vorsichtige Dosierung für beste Ergebnisse angesagt. Nichtsdestotrotz kann der Bass mithilfe dieses Tricks besser auf kleinen Boxen gehört werden.
Nicht nur für das Abmischen von Bass gilt: Das Abhören auf unterschiedlichen Stereoanlagen und Boxen ist Pflicht. Wer wissen möchte, wie sein Mix über ein billiges Küchenradio klingt, sollte das am besten direkt in der Küche ausprobieren. Wer keines zur Hand hat, kann sich mit folgendem Trick behelfen.
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Die Stereosumme des Songs wird durch einen Equalizer geschickt, mit einem steilen HighPass-Filter bei 200 Hz und einem ebenso steilen LowPass-Filter bei etwa 2 kHz. Wenn alle wichtigen Elemente Deines Mixes immer noch gut zu hören sind und gut sitzen, dann sollte die Aufnahme auf den meisten Abhören gut klingen.
Als gutes Beispiel für einen top-abgemischten Bass möchte ich Dir den Song „Billie Jean“ von Michael Jackson (aus dem Album Thriller) ans Herz legen.