Loudness War
Wenn Lautstärke wichtiger ist als Musikqualität
Von Marius Schweitzer am 24. Juni 2024
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Worum geht es eigentlich beim Loudness War?
Starke Kompression, hartes Limiting und Übersteuerung im Wandler lassen Aufnahmen lauter erscheinen als andere Musikstücke, die physikalisch denselben Spitzenpegel haben. Wenn ein Musikstück lauter als ein anderes klingt, so erscheint es im ersten Moment besser zu klingen.
Der weitgehende Konsens der eben benannten Techniken in der Musikproduktion begünstigen die mentale und physische Hörermüdung. Das Problem: Man merkt das nicht bewusst.
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Aber der Hörer verliert schnell das Interesse an Songs mit übertriebener Komprimierung, weil kaum noch Luft für überraschende Klangereignisse bleibt.
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Was ist der Loudness War?
Es ist ein Krieg, eine Auseinandersetzung in der Musikindustrie, die seit den späten 1990er Jahren und bis heute für hitzige Debatten sorgt. Der Begriff „Loudness War“ beschreibt den regelrechten Wettbewerb zwischen Musikproduzenten und Toningenieuren, ihre Musik immer lauter zu machen.
Doch warum sollte man Musik immer lauter machen wollen, und was sind die Folgen dieser Entwicklung?
Wie alles begann…
Der Loudness War begann mit der Einführung digitaler Aufnahme- und Produktionswerkzeuge. Diese ermöglichten es den Musikschaffenden, ihre Musik lauter als je zuvor zu machen.
Producer erkannten schnell, dass lautere Musik in vielen Fällen als „besser“ oder „durchsetzungsfähiger“ empfunden wurde.
Dahinter steckt ein Effekt, der von der Fletcher-Munson-Kurve beschrieben wird: Menschen empfinden tendenziell lautere Musik als aufregender und energischer.
Und das war der Startschuss: Bei jeder neue Veröffentlichung wurde versucht, die aktuellen Hits in der Lautstärke zu übertreffen.
Technische Hintergründe zum Loudness War
Um Musik lauter zu machen, greifen Produzenten auf Kompression und Limiting zurück. Diese Techniken reduzieren die Dynamik des Audiosignals.
Das bedeutet, der Unterschied zwischen den lautesten und leisesten Teilen der Musik wird verringert. Das Ergebnis ist ein durchgängig lautes, kraftvolles Klangbild.
Allerdings geht dies auf Kosten der Dynamik und der feinen Details der Musik – für klassische Musik beispielsweise undenkbar. Ganz anders aber im Pop und anderen modernen Genres. Was am Anfang vielleicht beeindruckend klingt, kann bei längerer Hördauer ermüdend und unangenehm werden.
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Auswirkungen auf die Musikqualität
Der Verlust an Dynamik hat erhebliche Auswirkungen auf die Musikqualität. Dynamik verleiht Musik Lebendigkeit und Tiefe. Wenn diese verloren geht, wirkt die Musik flach und eintönig.
Darüber hinaus führt die übermäßige Lautstärke zu Verzerrungen, die den Klang weiter verschlechtern. Viele Hörer, besonders diejenigen, die hochwertige Audioanlagen nutzen, bemängeln die aggressive Lautstärke und die damit einhergehende Klangverschlechterung.
Das Ende des Loudness War?
Es gibt jedoch Hoffnung. In den letzten Jahren hat sich ein Gegentrend entwickelt. Streaming-Dienste wie Spotify, Apple Music und YouTube haben Lautheitsnormen eingeführt, die verhindern, dass Musik zu laut abgespielt wird.
Diese Normen sorgen dafür, dass Musikstücke mit unterschiedlichen Lautstärken auf ein einheitliches Niveau gebracht werden, was den Druck auf Produzenten verringert, ihre Musik immer lauter zu machen. Dies könnte das Ende des Loudness War einläuten und eine Rückkehr zu dynamischeren, natürlicher klingenden Aufnahmen ermöglichen.
Top 10 lauteste Produktionen
- Metallica – Death Magnetic
- Red Hot Chili Peppers – Californication
- Oasis – (What’s the Story) Morning Glory?
- Lady Gaga – The Fame Monster
- Black Eyed Peas – The E.N.D.
- Madonna – Hard Candy
- Green Day – 21st Century Breakdown
- Foo Fighters – Wasting Light
- Linkin Park – Minutes to Midnight
- Arcade Fire – The Suburbs
Die Produktionen in dieser Liste sind bekannt für ihre extrem hohe Lautheit, die durch intensives Komprimieren und Limitieren während der Aufnahme und Nachbearbeitung erreicht wurde.
Fazit zum Loudness War
Der Loudness War ist ein faszinierendes Phänomen in der Musikproduktion, das die Art und Weise, wie wir Musik hören und erleben, tiefgreifend beeinflusst hat. Während lautere Musik kurzfristig beeindruckend sein mag, zeigt sich doch, dass Dynamik und Klangqualität langfristig wichtiger sind.
Mit den neuen Lautheitsnormen besteht die Hoffnung, dass Musik wieder ihre natürliche Dynamik und ihren vollen Klangumfang zurückgewinnen kann. So könnte der Loudness War schließlich zugunsten der Musikqualität enden.