Homerecording
Der Wellness-Faktor bei der Aufnahme
Oft kommt man in ein Studio wo gerade etwas aufgenommen wird und findet folgendes Bild. Gelangweilte Musiker sitzen herum und warten auf ihren Einsatz. Derweil quält man Sänger oder Schlagzeuger im Aufnahmeraum mit langweiligen Aufgaben und verkünstelt sich in seine Schraubkünste. Das Produkt sind oft nicht die geforderte “volle Leistung” sondern nur “Standgas”. Dabei kann man das Recording durch einfache Mittel sehr interessant gestalten.
Von Andreas Zeitler
Homerecording: Der Wellness-Faktor bei der Aufnahme
Neulich beim Recording ist mir mal wieder aufgefallen wie wichtig es doch ist, zu versuchen, aus den Musikern mit denen man zusammenarbeitet, das allerbeste herauszuholen und das einem dabei eigentlich auch nichts zu teuer sein darf.
Es wissen viele sicher schon, dass es ist wichtig das ein Musiker bei seiner Aufnahme 110% wenn nicht noch mehr geben sollte, damit das Recording gut verläuft und am Ende eines Tages auch wirklich das Optimum auf Band, respektive HD, aufgenommen worden ist. (Tipps zum Vocal Recording gibt’s hier)
Was viele oft vergessen ist, dass ein Musiker nur dann 110% geben kann, wenn er sich auch 110% fühlt. Und diese paar Prozent die 100 Prozent von 110 unterscheiden beeinflusst man als Produzent ganz massgeblich.
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Häufige Fehler, ich habe sie auch gemacht, sind zum Beispiel einen Drummer im Aufnahmeraum sitzen haben und ihm per Talkback zu sagen: “Gib mir mal die Bassdrum”.
Die Idee dahinter ist, technisch gesehen, die bequemste. Man kann die Bassdrum schön EQ’en und komprimieren, schön sein Gate einstellen und dann geht’s weiter “Gib mir mal die Snare!”.
Dabei hat dieses Vorgehen entscheidende Nachteile, die sich später beim Recording negativ auswirken.
Einen Drummer den man schon vorher auf diese Weise, oft 20-30 Minuten malträtiert hat, ist nach dieser ganzen Zeit längst so gelangweilt, dass er den Song nicht mehr zu 110% einspielen kann. Auch wird er durch die lange Zeit die man damit verbringt “alles perfekt hin zu schrauben” müde. Und es hat den Nachteil, dass der Schlagzeuger wenn er dann den Song spielt, ganz anders spielen wird — denn dann darf er ja sein ganzes Drumset benutzen.
Viel besser ist folgendes. “Hallo Drummer, na alles klar bei dir?”
Man hält also erstmal einen kurzen Smalltalk mit ihm und erkundigt sich nach dem werten Befinden. Dort kann man meist schon ausloten wie die Tagesform denn so ist. Während man mit ihm redet und ihm hilft sein Schlagzeug aufzubauen kann jemand anderes schon Tätigkeiten erledigen die eh noch anfallen würden. (Teamarbeit muss vom Produzent sinnvoll verteilt werden)
Sinn und Zweck des Ganzen. Nach dem Aufbau der Mikros sollte alles soweit stehen, dass man bereits aufnehmen könnte. Der Musiker fühlt sich wohl, weil er merkt “Hey das läuft ja wie geschmiert”. Ob die erste Aufnahme zerrt oder nicht gut klingt interessiert ja erstmal keinen — “Du ich glaub der Take war nicht so gut. Lass uns den doch bitte nochmal probieren”. Meistens bekommt man dann als Antwort “Ach nicht so schlimm ich spiel mich eh grade noch warm”.
Die “Warmspiel”-Phase kann man geschickt nutzen um die ganzen EQ’s und Kompressoren einzustellen. Hat man darin etwas Übung dauert es meist bloss einen Take eh man fertig ist mit einpegeln und EQ und Kompressor einstellen. Das gute daran: Das Recording schreitet schneller voran als die “gib mir mal”-Methode.
Nochmal das Vorgehen:
- Musiker begrüssen, aufbauen.
- Anstatt “Gib mir mal…” sagen “Spiel einfach das Lied. Klick hast du schon auf dem Kopfhörer. Ich stell hier derweil mein Zeug ein.”
- Versuchen nach dem ersten Take fertig zu sein.
- Aufnahme
Beachtet ihr diese Schritte, werdet ihr nicht nur zufriedenere Musiker haben, die besser spielen. Sondern ihr macht damit auch einen entscheidenden Unterschied zu anderen Studios aus und Musiker werden lieber mit euch aufnehmen wollen.