Delay & Echo richtig einstellen Tutorial & Video

Delay richtig einstellen
Delay richtig einstellen - Tutorial mit den besten Einstellungen für das Echo

Carlos San Segundo Von Carlos San Segundo am 16. Mai 2017

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Delay richtig einstellen Tutorial

Wie funktioniert der Echo-Effekt? Wie kannst Du das Delay richtig einstellen? In diesem Tutorial plus Video erfährst Du all das und noch weitere Hintergründe zu einem der wichtigsten Effekte für Musikproduzenten.

Was ist ein Delay/Echo?

Das Delay ist ein Verzögerungseffekt, der ein verzögertes Echo zum Originalsignal hinzumischt – Beispiel: „Echo – o – o – o“. Als Musikeffekt wird das Delay gerne dazu genutzt, bestimmten Instrumenten mehr Tiefe und Dimension zu geben. In vielen Musikproduktionen ist der Audioeffekt als »Füllelement« und bei Konzerten für sogenannte »Delay-Lines« bei der PA-Anlage eingesetzt.

Darüber hinaus dient der Audioeffekt bestens dazu, Vocal Recording und Gesangsaufnahmen so richtig in Szene zu setzen und auf Hochglanz zu polieren. Wie Du das Delay oder ein Echo gerade für Vocals verwendest, das erfährst Du in einem weiteren Video Workshop – »Gesang mischen von A bis Z«.


PASSEND DAZU


Typen von Echo- & Delay-Effekten

Das Delay (oder auf Deutsch „Echo“) ist einer der wertvollsten Effekte, um Instrumenten mehr Tiefe im Mix zu geben oder sie als Solo-Instrumente zum Leben zu erwecken. Du kannst mit einem Delay wunderbar schwebende Arpeggios über Akkorde spielen oder mit zusätzlichen Effekten gepaart ganz neue Sound-Atmosphären schaffen.

In der Geschichte der Musikproduktion wurden je nach Jahrzehnt unterschiedliche Mittel eingesetzt, um solche Verzögerungen und Echos zu erzeugen. Die ersten elektronischen Delays wurden durch das Senden von Audiosignalen über herkömmliche Telefonleitungen erzeugt. Das war natürlich nur mäßig nützlich und wurde dann von den so genannten Band-Echos abgelöst.

Tape Delay

Ende der 1920er Jahre wurde die Magnetbandaufnahme entwickelt und mit ihr entstand eine neue Möglichkeit, um eine Verzögerung von Audiosignalen zu erzeugen. Die magnetische Aufzeichnung funktioniert mit einem Band, das mit einer konstanten Geschwindigkeit durch das Gerät läuft. Ein Schreibkopf magnetisiert das Band mit dem Audiosignal, das später wieder abgespielt werden kann.

Magnetische Tape Delays waren Bandaufnahmegeräte, die einen Aufnahme- und einen Wiedergabekopf enthielten. Das Signal wird vom Aufnahmekopf aufgezeichnet und durchläuft dann einige Millisekunden später den Wiedergabekopf. Daraus ergibt sich der Echo-Effekt. Die Länge der Verzögerung hing bei diesen Geräten von der Entfernung ab, die das Band zwischen dem Abspielkopf und dem Aufnahmekopf zurücklegen musste.

Einige Geräte kamen mit mehr als einem Wiedergabekopf, den sogenannten „Taps“. Diese konnten unterschiedliche Verzögerungszeiten erzeugen. Diese wurden durch physische Bewegung der Köpfe vorwärts oder rückwärts erzeugt und eingestellt. Wenn Du den Abstand zwischen den Aufnahme- und Wiedergabeköpfen vergrößerst, wurde die Verzögerungszeit größer.

„Wow“ und „Flatter“

Durch die mechanische Bearbeitung des Bands entstehen das sogenannte „Wow“ und „Flatter“ – das sind zufällige, unkontrollierte Modulationen des Tons. Genau dieses Verhalten macht diese Art von Delay so organisch und musikalisch. Die klanglichen Ergebnisse reichen von subtilem oder zufälligen Phasing bis hin zu Flange- und Chorus-Effekten.

Diese Technik wurde insbesondere Mitte der 1950er Jahre genutzt, um den „Slapback“-Echo-Effekt zu erzeugen. Diesen kennst Du als typischen Rockabilly-Sound mit einem schnellen Delay davon etwa 150 bis 200ms. Dabei ist nur eine Wiederholung, fast gleich laut wie das Originalsignal zu hören. Ein gutes Beispiel dafür ist die Gitarrenarbeit von Scotty Moore bei „That’s All Right“ von Elvis Presley. Der damalige Toningenieur Sam Phillips sollte diesen Effekt bei vielen Aufnahmen einsetzen und er wurde zu einem Markenzeichen von Sun Records.

Der Roland RE-201 Space Echo ist ein Vertreter dieser Tape Delays und ist von den 1970er Jahren bis heute in vielen Studios zu finden. King Tubby, andere Dub-Künstler, Pink Floyd, Brian Eno, The Clash und auch Radiohead haben diesen Sound gerne genutzt.

Analoge Delays

Die heute gerne als analoge Delays bezeichneten Geräte wurden im Jahr 1969 erfunden und in den 1970er Jahren immer beliebter. Sie basieren auf einem elektronischen Bauteil, das von den Philips Research Labs entwickelt wurde: dem Bucket-Brigade Device (BBD). Mithilfe dieses Bauteils werden Verzögerungen erzeugt, indem Ladung von einer Transistor- bzw. Kondensatorzelle zur anderen übertragen wird. Solche Geräte stellten eine praktischere, kostengünstigere und zudem leicht transportierbare Alternative zu Tape Delays dar.

Ein eingehendes Audiosignal wird in zwei Teile gesplittet, die erste Hälfte gelangt direkt zum Ausgang – das ist unser Originalsignal. Die zweite Hälfte durchläuft das BBD und wird durch dieses verzögert und zum Original hinzu gemischt. Die BBD-Technologie wird fälschlicherweise als analog bezeichnet, denn streng genommen ist sie hybrid digital und analog, da das Audiosignal im Zeitbereich abgetastet wird.

Das analoge Feeling dieser Effekte entstand durch die Tiefpass-Filterung bei 3 kHz, die zu starken Verlusten in den Höhen führte. Sie war erforderlich, um das Taktrauschen der Bauteile zu kaschieren. Die Verzögerungen waren weiterhin bauteilbedingt auf eine Zeit von etwa 300 Millisekunden begrenzt. Später konnten in den 1980er Jahren digitale Bauteile diese Begrenzungen aufheben.

Klassiker unter den analogen Delays und Gitarrenpedalen sind der Electro-Harmonix Memory Man, die Modelle Boss DM-2 und DM-100 sowie die moderne, aber seltene Moog Moogerfooger MF104-Serie.

Digitales Delay

Digitale Delays sind dann in den 1980er Jahren aufgekommen. Sie sollten entweder den perfekten Echo-Klang haben oder einfach den Sound der vergangenen Jahrzehnte emulieren. Auch Delay Plugins gehören zu den digitalen Delays und auch sie versuchen, den Sound alter Geräte nachzuahmen. Digitale Delays ersetzten nach und nach die BBD-Technologie und ermöglichten kristallklare, perfekte Echos des Ausgangssignals. Auch waren Delayzeiten und Klangtreue kein Thema mehr.

Gleichzeitig boten sich mit den digitalen Geräten ganz neue Möglichkeiten: Nuno Bettencourts ‚Flight Of The Wounded Bumblebee‘ ist ein solches Beispiel. Das digitale Delay wird in diesem Song genutzt, um doppelt so viele Noten erklingen zu lassen, als er tatsächlich spielt.

Die Diskussion um die angebliche Kälte von digitalen Delays und Plugins lassen bis heute nicht nach. Viele Produzenten sagen ihnen Kälte und Leblosigkeit im Sound nach. Aber am Ende haben alle Geräte einfach nur ihren eigenen Sound und ihre eigene Klangcharakteristik, die für manche Musikgenres besser, für andere schlechter passt.

Besonders beliebt waren Modelle der Marken Ibanez, Eventide, Lexicon, TC Electronic und Korg (das Plugin kannst Du weiter unten sehen). Das erste Digital Delay, das in einem Pedal angeboten wurde, war das Boss DD-2 im Jahr 1983. Im Studio wurde das TC 2290 Rackgerät von TC Electronic zu einer Art Industriestandard-Digitaldelay.

So kannst Du Delayzeiten berechnen »

Parameter & Grundbegriffe

Im Rahmen dieses Videos werden die folgenden Parameter besprochen. Bei praktisch jedem Delay wirst Du sie finden. Teilweise sind sie nur anders benannt und/oder sie verhalten sich im Detail ein wenig anders, funktionieren prinzipiell aber gleich.

  • Delay-Zeit — Verzögerung
  • Tempo-Synchronisierung — Delay-Zeit-Automatik gemäß Tempo & Takt
  • Feedback — Rückkopplung
  • Dry — Anteil des Originalklangs
  • Wet — Anteil des verzögerten Klangs + Rückkopplungen

Echo-Effekt per Plugin oder Hardware?

Wie kommst Du überhaupt an ein Delay? Nun, es gibt es zwei Wege, über die Du einen Delay-Effekt in deine Musik bringst. Rein digital in Form von Software (Audio-Plugins sind hier die Regel) oder mit Hardware.

Software/Delay Plugin

  • Plugin für DAW-Software, Audio-Editor & Co.
  • Fester Bestandteil einer audioverarbeitenden Software

Hardware

  • Effektpedal (»Stompbox«) vornehmlich für Gitarre
  • Gerät für 19-Zoll-Racks im Studio und auf der Bühne
  • Modul für ein API-500-Gehäuse (»Lunchbox«) im Tonstudio
  • Komponente für modulare Synthesizer
Software Delay - Universal Audio Galaxy Tape Echo
Das Universal Audio Galaxy Tape Echo für DSP-Hardware vom Typ UAD-2 liefert charakteristische Bandechos

Delay Plugins

Was Software betrifft, bietet praktisch jede DAW von Haus aus ein Delay – Cubase, Ableton Live (siehe unser Video), Logic, FL Studio, Reason, Studio One, Reaper, Sonar, Samplitude und und und. Diese bieten meist schon eine beträchtliche Flexibilität. Eventuell brauchst Du dich also gar nicht weiter umschauen, um Echos aller Art in deine Musikproduktion einfließen zu lassen.

Doch schnell wächst das Bedürfnis nach mehr Power und Abwechslung im Sound. Falls Du etwas Geld zur Verfügung haben solltest, lohnt sich ein Besuch bei Plugin-Herstellern wie Universal Audio, Soundtoys, FabFilter, UVI, D16 und mehr. Wenn Du aber erstmal ein gutes kostenloses Delay-Plugin suchst, sei dir der Klassiker auf delamar empfohlen:

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Hardware Delay

Wenn Du – vor allem für Gitarre – einen Verzögerungseffekt in Form eines handfesten Geräts suchst, solltest Du dich bei renommierten Herstellern wie Eventide, Strymon, TC Electronic, Electro-Harmonix oder BOSS umschauen.

Günstiger, qualitativ anständig und oft ausreichend flexibel sind die Delay-Pedale deutscher Musikalienhändler. Zum Beispiel Thomann (Eigenmarke »Harley Benton«). Für mehr als nur die Demo-Aufnahme.

6 Tipps für Delay

  • Ein Delay für sich erzeugt nur eine Verzögerung des eingehenden Audiosignals. Erst durch das Zumischen zum Original kann es zu einem interessanten Sound werden
  • Das Doppeln von Instrumenten kann mit einem Delay mit einer Delayzeit von 9-30 ms simuliert werden – das macht den Sound fetter, klingt aber unnatürlich
  • Kurze Delayzeiten können eine langweilige Aufnahme zu Leben erwecken
  • Durch viel Feedback und/oder viele Taps bei einem Tap-Delay kann der Sound so dicht werden, dass er wie ein Hall klingt
  • Wenn Du die Delayzeit modulierst, bekommst Du einen Chorus-ähnlichen Effekt
  • Ein Flanger-Effekt kann erzeugt werden, wenn Du die Delayzeit langsam zwischen 10 und 20 Millisekunden modulierst und dem Originalsignal zumischst

Noch Fragen zum Delay richtig einstellen?

Solltest Du noch Fragen zum Delay, seinen Parametern oder dessen Verwendung in der Musikproduktion haben, dann schreib uns diese doch einfach in die Kommentare. Die anderen delamari und wir versuchen dir zu helfen und deine Fragen zu beantworten.

Hat dir dieser kostenlose Video Workshop gefallen? Hast Du etwas aus diesem Video Tutorial lernen können?Kannst du nun ein Delay richtig einstellen und möchtest Du in Zukunft noch weitere dieser Lernvideos kostenlos auf delamar sehen? Kennst Du vielleicht einen Bandkollegen oder Freund, der diesen Artikel vielleicht interessant finden könnte?

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