Der richtige Sound für House & Trance Hymnen
Von Marcel Schindler
Der richtige Sound für House & Trance Hymnen
House- und Trancemusik sind seit Jahrzehnten aus der tanzenden Clubszene nicht mehr wegzudenken. Künstler wie Tiësto oder David Guetta feiern internationale Erfolge und kooperieren mit internationalen Topstars aus dem Bereich Pop wie Kelly Rowland oder Nelly Furtado. Natürlich verfügen beide oben genannten Produzenten über ein voll ausgestattetes Studio, das sicherlich auch eine Menge Geld gekostet haben wird. Aber auch Du kannst mit einem kleinen Budget, deiner DAW (Digital Audio Workstation) und einer harmonischen Auswahl von VST-Plugins epische Soundwelten erstellen, die dem Klang erfolgreicher Dancemusik sehr nahe kommen – wenn nicht sogar toppen.
Ich möchte dir in diesem Artikel einige VST-Plugins vorstellen, die für das Producing von House, Dance, Trance und eben elektronischer Musik geeignet sind. Die meisten Plugins sind dir vielleicht sogar schon bekannt, denn wir haben sie hier auf delamar fast alle schon vorgestellt. Wenn Du der neue Paul van Dyk werden möchtest, dann findest Du in diesem Artikel einen guten Ansatz und – den richtigen Sound.
Im Artikel wird es darum gehen, aus welchen Bestandteilen ein Trance Track besteht (das gilt auch ganz ähnlich für House und andere elektronische Musik) und welche Sounds Du hierfür benötigst. Später kannst Du dann noch unsere Artikel zu den Themen Mixing und Mastering lesen, um dem Song noch den nötigen Feinschliff zu verpassen.
PASSEND DAZU
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Drums
Gefühlte 99,9% aller Tracks aus elektronischen Musikgenres nutzen die typischen Sounds der Roland TR-909 oder eine leicht abgewandelte Variante davon. Der analoge Drumsynthesizer erschien 1983. Drums und Snare wurden bei der TR-909 analog generiert, die Hihat war ein Sample in 6-bit (welche Zeiten). Der Drum Computer zeichnete sich durch eine extrem knackige Kick Drum aus, die z.B. sehr deutlich bei dem Song „Pump up the Jam“ der Formation Technotronic im Jahre 1989 zu hören war.
Ebenfalls sehr typisch für die TR-909 sind die treibenden HiHat-Sounds, die ebenfalls bis heute in unzähligen Produktionen verwendet werden. Musste man in den 90er Jahren noch etwa 2.500,- DM (!) für den Kauf einer echte Roland TR-909 hinlegen, die nicht einmal MIDI-fähig war, so findest Du heutzutage zahlreiche kostenlose Sample-Pakete mit den Sounds des Drum Computers. Natürlich hat sich die Tanzmusik weiterentwickelt und die Klänge werden nun in allen möglichen Variation und Abweichungen verwendet.
Die HiHats im Trancebereich werden aber vor allem vom Vorgängermodell der TR-909 generiert: Der Roland TR-808. Diese war ein rein analoger Synthesizer und hatte sehr eben diesen interessanten Klang bei den HiHats. Auch die Kick Drum, die mit einem langen Delay ausgestattet werden kann (macht dann so booooom), ist sehr typisch für die TR-808 und wurde unter anderem auch sehr gerne im HipHop eingesetzt.
Hier ist ein kostenloses VST-Plugin, das dir einige Sounds der Roland TR-808 und TR-909 bietet: Drumatic VE
Wenn deine DAW ReWire unterstützt, dann solltest Du dir unbedingt noch Propellerhead ReBirth 338 anhören. Der Download wird allerdings erst nach einer Registrierung möglich.
Bass
Für den richtigen Sound bei den Drums sind wir nun gewappnet. Jetzt kommen wir zur nächsten Spur, die in den elektronischen Musikstilen wirklich wichtig ist: Der Bass. Natürlich bietet sich für den Bass analoger Synthesizer an oder wer etwas mehr Old-School arbeiten möchte, kann sich an den Sound der Roland TB-303 halten. Es gibt zahlreiche virtuell analoge Synthesizer für die VST-Schnittstelle, die heute einen Klang erzeugen können, den vielleicht niemand mehr vom Original unterscheiden wird können.
Neben kommerziellen Lösungen wie zum Beispiel G-Sonique’s Alien 303, bietet sich zum Beispiel auch der oben erwähnte Propellerhead ReBirth an. Diese Software, die sich über die ReWire Schnittstelle in deine DAW einbinden lässt, hat nicht nur eine komplette TR-808 und TR-909 an Bord. Hier finden sich gleich zwei TR-303 Emulationen, deren Sound wirklich hervorragend ist. Darüber hinaus kann ich dir noch den Orbiton Thee-O-Three empfehlen, der seine Arbeit ebenfalls sehr gut verrichtet.
Streicher und Pads
Der epische Klang typischer Tranceproduktionen aus unserem Nachbarland Holland stammt aber von den Streichern – diese sind praktisch unerlässlich. Teilweise klingen Songs von Armin v. Buuren oder Tiësto so, als wären die kompletten Wiener Philharmoniker mal eben ins Studio gekommen um ein wenig zu jammen. Auch wenn die Top-Dance-Acts sich das vermutlich sogar leisten könnten. Die meisten Streicher stammen aus dem Rechenknecht im Tonstudio und werden von Sample-Libraries oder mehr oder wenig komplexen Synthesizern generiert. Ein komplettes Symphonieorchester mit einem sehr schönen, warmen Klang findest Du beim Garritan Orchestra. Allerdings ist das VST nicht gerade das, was allgemeinhin als preiswert bezeichnet würde. Es gibt aber auch Alternativen.
Du kannst zum Beispiel den kostenlosen SFZ von RCG-Audio benutzen. Dies ist ein Softwaresampler für so genannte Soundfonts (SF2). Natürlich darfst Du nicht erwarten, dass diese Soundfonts gleich episch wie ein Garritan klingen. Aber begeisterte Mitmusiker stellen auf Webseiten wie sf2midi.com teilweise sehr hochwertige Soundfonts zum Download bereit. Für meine eigenen Produktionen greife ich immer mal wieder auf VST-Plugins von DSK zurück.
Lead-Sounds
Der Lead-Sound ist in den meisten Produktionen der Klang, der die Melodie, den Hook oder das trägt, was man im konventionellen Songwriting als Chorus (Refrain) bezeichnen würde. Oftmals werden für die Leads viele Layer aus einfachen Sägezahnsounds genutzt, die mit einem Reverb und/oder Delay angereichert werden. Die Leads wurden früher immer von analogen Synthesizern generiert, sehr typisch ist auch die extreme Breite bei der Platzierung im Stereopanorama.
Es sind diese Lead-Sounds, bzw. deren Melodie und Phrasierung, die den Track einzigartig machen. In modernen Tranceproduktionen werden für diese Sounds gerne der ReFX Vanguard oder auch der Tone2 Firebird genutzt. Auch der ReFX Nexus wird hin und wieder verwendet, wobei es sich bei diesem Instrument um einen so genannten Rompler handelt (die Sounds bestehen aus Samples im ROM-Speicher, die aber nicht wie bei einem Sampler ausgetauscht werden können).
Im Freewarebereich sind der Superwave P8 oder die Beta-Versionen des Audjoo Helix zu nennen. Die Sound aus diesen virtuellen Instrumenten können durchaus mit der nötigen Präsenz dienen und setzen sich gut gegen die Streicher/Strings durch.
Letzte Gedanken zum richtigen Sound für deine Trance-Hymne
Mit diesen Tipps sollte es dir möglich sein, den typischen Aufbau eines Trance Tracks nachzubauen: Einige Takte Beats im 4 to the Floor Style, dann ein harter Break, nach welchem Strings und Pads einsetzen. Die Drums setzen wieder ein und der Lead-Synthesizer spielt die Hauptmelodie (den Lead) mit einem knackigen Sound.
Du siehst, dass die Sounds auch mit geringem finanziellen Aufwand machbar sind. Natürlich sind kommerzielle Plugins oftmals klanglich hochwertiger und – was vielleicht noch viel wichtiger ist – sie können dir viel Arbeit durch die integrierten Effekte und Presets abnehmen. Freewarelösungen sind aber eben das, was sie sind: kostenlos und zumeist sehr spezialisiert.
Du findest noch etliche weitere kostenlose Instrumente und Effekte in diesen Artikeln, die auf delamar erschienen sind:
Free VST Plugins – Eine Menge handselektierter kostenloser Instrumente und Effekte
Topp VST Plugins – Drei umfangreiche Sammlungen mit kostenlosen Plugins
Kostenlose Audio Plugins für den Mac und kostenloses Reverb für den Mac