Das kostenlose Desktop-Tonstudio – Teil 3
Die optionalen Effekte
Von Carlos San Segundo
Das kostenlose Desktop-Tonstudio – Inhalt
Das kostenlose Desktop-Tonstudio – Teil 3: Die optionalen Effekte
Die virtuellen Audio-Effekte, die wir suchen, sind nicht dringend notwendig für das Funktionieren unseres virtuellen Tonstudios. Der Punkt ist aber: Sie können die Qualität unserer Musikproduktion erheblich verbessern und phantasievollere Klänge heraufbeschwören.
Erst durch das Verwenden von solchen Effekten bekommen Aufnahmen von Musikinstrumenten, Klänge von echten oder virtuellen Synthesizern und sonstige Sounds den letzten Schliff. Los geht’s!
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Delay / Echo
Für unsere MusikProduktion suchen wir ein Delay, bei dem man den linken und rechten Kanal getrennt einstellen kann, denn das erleichtert es uns, den Spuren eine gewisse Eigendynamik mitzugeben.
Zusätzlich sollte die Delay-Zeit auf einfachste Weise zum Tempo unseres Songs synchronisiert werden können. Dies ist zwar nicht unbedingt notwendig, aber es erleichtert einem das Leben ungemein. Eine andere Möglichkeit wäre es natürlich, die Delayzeiten manuell mit einem Taschenrechner von BPM in Millisekunden (ms) umzurechnen.
Für dieses Tutorial empfehle ich zwei verschiedene Plugins. Das eine für die einfachen Tasks sollte sich leicht und schnell bedienen lassen und während das andere mit feineren Einstellungsmöglichkeiten für besonders wichtige Audiospuren, wie zum Beispiel Vocal-Aufnahmen oder Leadspuren, eingesetzt werden soll.
Delay 1
Das Voxengo Tempo Delay erfüllt beide weiter oben genannten Kriterien. Alle wichtigen Einstellungen können getrennt für den linken und rechten Kanal eingestellt werden. Das Delay-Plugin bietet zudem noch einen Tremolo-Effekt und einen Filter, die sich beide als sehr nützlich erweisen können.
Die Delays können mit einem Balance-Regler frei im Stereopanorama gedreht werden und die Synchronisation zu einem bestimmten Tempo ist gegeben. Mit einem Multiplier können wir sogar Vielfache des eingestellten Tempos nutzen.
Die Oberfläche des Voxengo Tempo Delay ist leider etwas unübersichtlich, aber dafür ist es ja auch kostenlos im Internet erhältlich.
Delay 2
Das andere Delay-VST-Plugin. das ich ausgesucht habe, ist das MDSP Analog Delay von Smart Electronix. Es hat eine sehr übersichtliche Bedienoberfläche und bietet neben den üblichen Einstellungen für Delays noch einen Regler für Saturation, sowie einen Lowpass Filter.
Die Delayzeit kann mittels eines eigenen Drehreglers variabel zwischen zwei Werten gehalten werden, was den Charakter alter analoger Geräte emulieren soll. Die Delayzeit kann aber auch zum Songtempo synchronisiert werden.
» Voxengo Tempo Delay
» MDSP Analog Delay
De-Esser
Wenn wir in unserer Musikproduktion Vocal-Aufnahmen verwenden wollen, dann bietet es sich an einen so genannten De-Esser parat zu haben.
De-Esser dienen dazu störende und harsche »S«- und Zischlaute unter Kontrolle zu halten. Ein De-Esser arbeitet ähnlich wie ein Kompressor, aber nur in einem bestimmten Frequenzbereich, in dem sich die Zischlaute befinden.
Manchmal kann ein De-Esser auch helfen besonders harsch klingende HiHats etwas weicher zu machen. Hier ist aber Vorsicht und sehr dezente Anwendung gefragt, meistens ist man mit einem EQ besser bedient.
Im Internet habe ich lediglich zwei kostenlos erhältliche De-Esser gefunden (von MDA und Digitalfishphones) und beide kommen gleich in einem Paket mit anderen Plugins. Der Übersichtlichkeit halber habe ich mich für den De-Esser Digitalfishphones Spitfish entschieden.
Nicht nur, dass dieses Paket mit insgesamt drei Plugins wesentlich übersichtlicher gestaltet ist als der Konkurrent von MDA mit ca. 20 Plugins (wir benötigen die anderen Plugins für dieses Tutorial ja nicht), obendrauf kommt dieser De-Esser noch mit einer hübsch einfachen Bedienoberfläche daher, die uns das Arbeiten mit dem VST-Plugin erleichtern wird.
An Spitfish sind primär die Parameter »tune«, »sense« und »depth« über Drehregler einstellbar, die den Parametern »frequency«, »treshhold« und »reduction« bei anderen Geräten / Plugins entsprechen.
Der Bypass-Knopf wird uns während der Einstellung helfen, den Effekt im A/B-Vergleich mit der Originalspur abzuwägen.
Phaser, Flanger und Chorus
Die drei Effekte Phaser, Flanger und Chorus sind eng miteinander verwandt und deswegen bespreche ich sie an dieser Stelle gemeinsam. Es handelt sich hierbei um Effekte, die mit einer zeitbasierten Modulation des Signals arbeiten.
Der Phaser ermöglicht es auf Basis von Phasenverschiebungen, einen Sound zum »Schweben« zu bringen. Der Flanger ist diesem Effekt nicht unähnlich, bewirkt jedoch, dass das Signal etwas härter klingt.
Der Chorus schließlich bewirkt einen Chor-ähnlichen Effekt (daher der Name), der mit einer zeitlich versetzten Dopplung des Signals arbeitet, was zu einem weichem Sound führt bzw. einen Pseudo-Stereo-Effekt liefern kann.
Bei den Effekten Phaser, Flanger und Chorus werden wir unsere Suche darauf konzentrieren, möglichst einfach bedienbare VST-Plugins zu finden, die uns schnelle und qualitativ gute Ergebnisse liefern können ohne zu sehr in die Materie einsteigen zu müssen.
Nach einigem Suchen bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass wir für dieses Tutorial am besten wieder auf die freien Effekte von Kjaerhus Audio zurückgreifen, da uns die Bedienoberfläche dieser Geräte noch gut vom letzten Teil dieser Artikelserie im Gedächtnis ist.
Phaser
Der Kjaerhus Audio Classic Phaser soll analoge Phaser aus den Siebzigern und Achtzigern emulieren, die einen tieferen und fetteren Phasing-Effekt erzeugen konnten, als ihre digitalen Brüder.
Alle wichtigen Einstellungen wie Rate, Depth, Feedback, Filter Stages und Stereospread sind in diesem Phaser-VST-Plugin als Drehregler vorhanden.
Der Effekt lässt sich mit dem Host synchronisieren, also unserem Songtempo anpassen, was uns – genau wie auch schon beim Delay – die Arbeit wesentlich erleichtern wird.
» Kjaerhus Audio Classic Phaser
Flanger
Der Classic Flanger von Kjaerhus Audio ist ähnlich wie auch der Classic Phaser aufgebaut. Wiederum finden sich alle wichtigen Einstellungen als Drehpotis auf der Oberfläche wieder.
Statt der Filter Stages finden wir hier aber den Poti Time, mit dem man Delaywerte zwischen 0,1ms und 10ms einstellen kann. Rate, Depth und Feedback funktionieren analog zum Classic Phaser.
» Kjaerhus Audio Classic Flanger
Chorus
Auch die Oberfläche des Kjaerhus Audio Classic Chorus dürfte niemanden mehr erschrecken. Als Drehregler angebracht sind die Einstellungen Range, Fine (Range), Rate und Depth.
» Kjaerhus Audio Classic Chorus
Allen oben genannten Modulationseffekten von Kjaerhus Audio gemeinsam sind die beiden Potis Mix und Level, mit denen man den Wet/Dry-Anteil des Signals, respektive die Lautstärke der Ausgabe regeln kann.
Overdrive / Distortion
Zu guter Letzt suchen wir einen Overdrive- und Distortion-Effekt, um uns die Möglichkeit offen zu lassen, die ein oder andere Spur zu verzerren.
Das Angebot an VST-Plugins, die dies erledigen ist groß und die Wahl fällt schwer. Wir benötigen auf jeden Fall sowohl Overdrive als auch Distortion, um den Verzerrungsgrad möglichst variabel einstellen zu können.
Besonders gut hat mir in diesem Bereich die SimulAnalog Guitar Suite gefallen, über die ich bereits ausführlich geschrieben hatte (siehe Link zum delamar-Artikel unten).
Die Qualität der Effekte ist gut und mit einzelnen VST-Plugin-Effekten für Overdrive, Super Overdrive, Distortion und zwei unterschiedlichen Amp-Simulationen (Fender und Marshall) sind wir bestens für unsere Musikproduktion gewappnet.
Zusätzlich befinden sich in der Guitar Suite noch zwei Plugins für Modulationseffekte, die wir aber erst einmal ignorieren werden.
» SimulAnalog Guitar Suite
» SimulAnalog Guitar Suite GUI … in Stereo & mit graphischen Oberflächen
Schlusswort
Wir haben nun alle Programme und VST-Plugins für unser kostenloses, virtuelles Desktop-Tonstudio zusammengetragen. An der ein oder anderen Stelle hatten wir mehr Auswahl als genug und ich habe immer versucht Musik-Programme auszusuchen, die einfach in der Bedienung und dennoch umfangreich in den Features und Möglichkeiten sind.
Natürlich könnt ihr neben den oben zitierten VST-Plugins noch weitere eigens ausgesuchte Plugins suchen, downloaden und anschließen in eurer Musik-Produktion verwenden.
In den nächsten Teilen dieser Artikelserie »Das kostenlose Desktop-Tonstudio« wird es um das richtige und sinnvolle Installieren der Musik-Software gehen, bevor wir dazu übergehen unsere erste Musikproduktion damit zu starten.
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