Das kostenlose Desktop-Tonstudio – Teil 2
Die Musik-Software
Von Carlos San Segundo
Das kostenlose Desktop-Tonstudio – Teil 2: Die Musik-Software
Damit der Artikel nicht wieder so unendlich lang wie der vergangene wird, unterteile ich die Suche nach der Musik-Software abermals auf zwei Teile.
Heute besprechen wir zunächst einmal nur den ersten Teil der zur Musik-Produktion benötigten Musik-Software, den ich hier unten in einer kurzen Übersicht zusammengestellt habe.
Die optionalen Komponenten, sowie die VST-Effekte besprechen wir dann im folgenden Teil der Artikelserie.
PASSEND DAZU
- Erste Schritte: Recording in PreSonus Studio One 2
- Jingle-Produktion: Vocalaufnahmen
- Das kostenlose Desktop-Tonstudio – Teil 6: Installation und Konfiguration von Audacity
- Das kostenlose Desktop-Tonstudio – Teil 3: Die optionalen Effekte
- Neue Serie: Das kostenlose Desktop-Tonstudio
Die Übersicht der Musik-Software:
- ASIO-Treiberunterstützung
- Host-Programm: Audio-Sequencer / HD-Recording
- EQ / Equaliser
- Hall / Room / Reverb
- Kompressor / Limiter
- Wave-Editor
(ASIO-)Treiber
Bevor wir anfangen, die Musik-Programme herunterzuladen, sollten wir uns noch Gedanken über die Aktualität unseres Betriebssystems machen. Aus der Erfahrung heraus empfehle ich alle Treiber auf den aktuellen Stand zu patchen. Das kann euch auf lange Sicht gesehen viel Ärger ersparen und jetzt wäre sicherlich der richtige Moment dazu (genauso wie zum Backup erstellen!). Benutzt hierbei aber bitte keine Beta-Versionen der Treiber, um Probleme mit einer etwaigen Instabilität des Systems zu vermeiden.
Wenn ihr eure Treiber nicht alle updaten wollt, so erwägt zumindest die Treiber eurer Soundkarten auf den neuesten Stand zu patchen. Achtet bitte darauf, dass ihr auch einen ASIO-Treiber installiert habt (wegen der Latenzen beim Musik-Produzieren).
Wer keinen ASIO-Treiber vom Hersteller zur Verfügung gestellt bekommt (wie etwa bei den vielen onboard-Soundkarten in Komplettsystemen) muss nicht verzweifeln, denn auch für euch gibt es eine Lösung.
Wuschel’s ASIO4ALL Treiber sollte für die meisten Betriebssysteme einwandfrei funktionieren und bietet geringe Latenzen auch für gängige onboard-Soundkarten.
Falls ihr eine Creative Soundkarte habt, könnt ihr auch die „kx Project“-Treiber in Erwägung ziehen. Diese habe ich früher auf einem Computer mit einer Creative Soundblaster Live! erfolgreich genutzt. Sie bieten geringe Latenzen und vielfältige Routing-Möglichkeiten, sind dafür aber auch nicht ganz trivial zu verstehen.
Download Treiber kx-Project
Bevor ihr einen der ASIO-Sound-Treiber installiert, solltet ihr euch die Informationen auf den Webseiten der Anbieter genau durchlesen, um sicherzustellen, dass sie tatsächlich auch für euer System und eure Soundkarte geeignet sind: denn ihr installiert alles auf eigene Gefahr.
Host-Programm: Audio-Sequencer / HD-Recording
An das Host-Programm haben wir im letzten Teil der Artikelserie große Ansprüche gestellt und das obwohl es uns nichts kosten soll.
Glücklicherweise gibt es aber tatsächlich kostenfreie Lösungen, die unseren Ansprüchen genügen können. Für dieses Tutorial habe ich nun die „Kristal Audio Engine“ ausgewählt, da sie (soweit ich recherchieren konnte) stabil läuft und unseren Ansprüchen gewachsen ist und sogar darüber hinaus geht.
Mit bis zu 16 Audiospuren im WAV, AIFF, FLAC oder Ogg Vorbis Format sollte genug Platz für eine ordentliche Musik-Produktion sein. Die Einbindung von je zwei VST-Effekten pro Kanalzug im vorhandenen Mixer ist zwar etwas spartanisch in der aktuellen Version geraten, aber sollte uns dennoch erlauben einen guten Mix zu kreiern.
Das Programm läuft auf den Windows-Betriebssystemen 98 / ME / XP und 2K und ist mit unter 4MB ein sehr überschaubarer Download. Einziger Nachteil, den ich bisher registrieren konnte ist, dass das Host-Programm nur auf englisch bereitgestellt wird. Das wird aber auch auf die meisten anderen zutreffen und sollte niemanden sonderlich stören.
Der Equaliser / EQ
Das von uns ausgewählte Host-Programm „Kristal Audio Engine“ hat in seinem programmeigenen Mischer bereits einen parametrischen 3-Band-EQ integriert. Dieser sollte für die meisten Fälle mehr als nur gut geeignet sein, um Änderungen am Frequenzgang unserer Spuren durchzuführen.
Für besonders hartnäckige bzw. für besonders heikle Fälle (wie zum Beispiel Vocal-Aufnahmen) empfiehlt es sich aber einen weiteren EQ als externes VST-Plugin in der Hinterhand zu halten. Für diese Artikelserie habe ich mich für nachfolgend beschriebene , kostenlos erhältliche EQ-VST-Plugins entschieden:
Zunächst einmal der Kjaerhus Audio Classic EQ mit je sieben parametrischen Bändern pro Kanal, und die man links und rechts unabhängig voneinander einstellen kann. Durch die einfache graphische Oberfläche kann man visuell schnell die Einstellung des EQs kontrollieren.
Die Bänder gehen von 20Hz bis 20kHz, was uns genügend Freiraum für unsere Musik-Produktion lassen sollte. Als besonderes Gimmick bringt dieser EQ noch je einen Algorithmus für Wärme und einen für Bandsättigung mit, die wir gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt antesten werden.
Der zweite EQ (zusammen mit dem vom Host-Programm eigentlich sogar schon der Dritte) im Bunde wird der NWEq von WWAYM sein. Er kommt mit fünf parametrischen Bändern daher, in denen ein Low-Shelf- und ein High-shelf-Filter mit einstellbarer Flankensteilheit zu finden sind.
Alle Bänder kommen mit Potis für Flankensteilheit und Gain daher. Die drei Bänder in der Mitte haben einen zusätzlichen Poti mit der Aufschrift „Character“, dessen Funktion mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz klar ist.
Mit diesen zwei bzw. drei Equalisern sollten wir für alle Fälle gut gewappnet sein und können uns nun auf das nächste VST-Effekt-Plugin konzentrieren.
Download Kjaerhus Audio – Classic EQ
Download WWAYM – NWEq
Hall / Room / Reverb
Im letzten Teil der Artikelserie hatte ich gesagt, dass man beim Hall möglichst wenig Kompromisse machen sollte. Und dennoch werde ich für diese Artikelserie eine Ausnahme machen und einen einfach bedienbaren Hall mit wenig Prozessorbelastung über einen besser klingenden, aber ungleich komplizierter zu bedienenden Hall präferieren.
Wer einen schnellen Rechner (und auch Zeit und Lust dazu) hat, kann sich gerne zum Beispiel den Knufinke SIR herunterladen, der von der Qualität her als sehr gut unter den frei erhältlichen Plugins gilt, und mit Impulse Responses aus dem Internet arbeiten. Für dieses Tutorial würde das aber definitiv zu weit reichen.
Deswegen empfehle ich für dieses Tutorial ein weiteres Plugin von Kjaerhus Audio, nämlich den Classic Reverb. Die Oberfläche ist, wie schon beim Classic EQ, leicht verständlich und sehr übersichtlich.
Der Hall kommt mit einer handvoll Presets daher und kann von sehr kleinen Räumen (Room) bis zu großen Konzerthallen (Hall) alles emulieren. Der LowCut-Filter und das Hi-Dampening werden uns gute Dienste später in unserer Musik-Produktion leisten können.
Download Kjaerhus Audio Classic Reverb
Kompressor / Limiter
Ein Kompressor dient dazu die Dynamik eines Sounds unter Kontrolle zu halten oder nach eigenen Vorgaben zu verändern. Bei guten Kompressoren kommt noch hinzu, dass sie den Aufnahmen einen ganz eigenen Klangcharakter hinzufügen, der natürlich in den meisten Fällen von den Toningeneuren erwünscht ist.
Einen geeigneten Kompressor für dieses Tutorial auszusuchen war aber leider nicht ganz einfach. Meine Wahl ist schließlich auf den MB Ultra Soft Compressor von MB Plugins gefallen, da dieser mit allen notwendigen Potis (Ratio, Threshold, Attack, Release, Softknee) ausgestattet ist und darüber hinaus auch noch Pegelanzeigen für das IN- und OUT-Signal hat.
Webseite von MB Plugins
Direkter Downloadlink
Als Limiter nehmen wir noch den Classic Compressor von Kjaerhus Audio hinzu, der ebenfalls als Kompressor einzustufen ist und dessen Ratio sich hin bis zu Limiting eingestellen lässt.
Wave-Editor
Die Auswahl eines Wave- / Audio-Editors ist mir hingegen recht einfach gefallen, da es hier einen bestimmten, frei erhältlichen Wave-Editor gibt, der alle anderen überragt.
Es handelt sich hierbei um den Open-Source Audio-Editor Audacity. Die Feature-Liste ist sehr lang und ich will hier nur einige Punkte, wie die Integration von VST-Plugins oder der Support vieler Audioformate als Gründe für meine Wahl nennen.
Und nun..?
Jetzt haben wir die wichtigsten Komponenten für unser virtuelles Tonstudio auf Computerbasis benannt. Im nächsten Teil des Artikels wird es darum gehen, die optionalen Komponenten und VST-Effekte zu benennen, bevor wir zur Installation aller Musik-Programme übergehen.
Der nächste Teil wird voraussichtlich übernächste Woche hier auf delamar.de erscheinen. Bis dahin!
Teil 0 | Teil 1 | Teil 2 | Teil 3 | Teil 4 | Teil 5 | Teil 6 | Teil 7