Band live mischen & aufnehmen
Von Uli Hoppert am 28. November 2017
Band live mischen & aufnehmen – Inhalt
- Einführung
- Aufbau
- Mikrofonierung
- Verkabelung
- Erste Schritte am Mischpult
- Richtig einpegeln – Erstes Gebot beim Band mischen
- Monitoring
- Click Track
- Band aufnehmen in der DAW
- Band live mischen – FOH vs. Studio
- Der Equalizer
- Live-Band abmischen – Die einzelnen Spuren
- Alternativ mischen – andere Band, anderes Mischpult
- Video Tutorial: Band live mischen & aufnehmen
- Zusammenfassung
Band abmischen – Tutorial
Das Ziel in diesem Live Mixing Tutorial: den Song einer Band live abmischen und dabei alle Spuren getrennt in der DAW aufzeichnen.
Das Wissen aus diesem Artikel kannst Du bei einem Konzert oder einer Session im Proberaum anwenden.
Um mit unserem Band-Abmischen-Workshop das Live-Mischen lernen zu können, brauchst Du ein Mischpult mit mindestens 16 Kanälen (für eine voll ausgewachsene Band mit klassischer Besetzung). Außerdem sollte es mindestens 3-Band-EQs und möglichst noch einen Halleffekt an Bord haben.
PASSEND DAZU
- Live mischen – 555 Fragen für Live-Tontechniker
- Musik mischen: Erste Schritte zum professionellen Musik mixen
- Alto Professional Live 1202: Mischpult mit 12 Kanälen & 2 Bussen
- Alto Professional Live 1604 Video: Live-Mischpult
- Podcast #195: Bandgründung leicht gemacht
Du willst den den Song der Band im Proberaum oder beim Konzert aufnehmen und dabei alle Klänge separat aufzeichnen? Dann muss ein entsprechendes Audio Interface für Multitrack-Recording integriert sein.
Band aufnehmen: Mischpult unserer Wahl
Für die meisten Anwendungen im Rahmen von Schülerbands und dergleichen empfiehlt sich ein digitales Mischpult mit den erwähnten 16 Eingängen und mindestens fünf Mixbussen. In unserem Fall greifen wir auf das Allen & Heath Qu-16 zurück – ein weit verbreitetes Mischpult, das immer zuverlässig seinen Dienst leistet.
Dieser Art von Digitalkonsolen gemein ist eine gute Grundausstattung mit Effekten, Dynamikprozessoren und Filtern (EQs), die zusätzliche Hardware oftmals überflüssig machen. Ebenfalls sind Pulte dieser Art mit Routingmöglichkeiten für Aux- und Submixe ausgestattet, die für die Gruppierung und die Effektnutzung bereitstehen.
Aufbau
Die Aufnahmen unserer Band sind bereits im Kasten, aber das macht keinen Unterschied – alle Arbeitsschritte entsprechen exakt dem, was Du beim Live-Mischen und Recording tun würdest.
Die PA-Anlage kommt an die zwei Hauptausgänge des Mischpults. Diese sind typischerweise mit »Main [Out]« beschriftet und liegen im XLR-Format vor. Dann gibt es aber noch die AUX-Ausgänge. Drei davon nutzen wir, um das Monitoring für die Musiker einzurichten. Zwei weitere benötigen wir für die Effekte.
Wir wollen unsere Vocals (Gesang) und Instrumente gleich in der DAW-Software aufnehmen – und zwar alle auf getrennten Spuren, um sie gezielt weiterbearbeiten zu können. Unser Mischpult kann das, also schließen wir es per USB-Kabel an unseren Computer an.
Wo sollte der Mischplatz aufgebaut werden?
Ganz klar – die Band kommt auf die Bühne und das Pult davor. Was so einfach klingt, birgt oft Diskussionspotential mit den Veranstaltern. »Das Pult sollte hier an die Seite« oder »Dort oben auf dem Balkon ist es niemanden im Weg« sind oft gehörte Sätze. Doch das Mischpult muss immer gegenüber der Bühne aufgebaut werden. Es gehört in ein Dreieck zwischen die Beschallungslautsprecher und so, dass stets ein ungehinderter Blick auf das Geschehen möglich ist.
Hoch über den Köpfen auf dem Balkon, mit dem Rücken an der Wand oder unter einem Balkon klingt es zumeist dramatisch anders als im Raum für das Publikum.
Nicht zuletzt sollte sich die Band so auf der Bühne aufstellen, dass sich alle gegenseitig sehen können. Meist sitzt der Schlagzeuger im Hintergrund erhöht, Bass, Keyboards, Gitarren und eventuell Bläser oder Percussion stehen rechts und links daneben. Der Platz davor gehört den Sängern. Diese Aufstellung ist nicht ganz zufällig – denn so wird sichergestellt, dass alle auf der Bühne mit Blicken kommunizieren können und die Sänger den Sound der Musiker (Backline) buchstäblich »im Rücken« haben.
Mikrofonierung
Genau wie im Tonstudio werden in der Regel alle Signale auf der Bühne aufgenommen und elektrisch verstärkt. Das geschieht mithilfe von Mikrofonen für die akustischen Instrumente. Einen Sonderfall bilden Streichinstrumente oder akustische Gitarren, die über einen Abnehmer verfügen – diese werden über eine DI-Box mit dem Mischpult verbunden. Hier sollte auf ein Mikrofon verzichtet werden. Bei elektrischen Instrumenten wie Bass, Keyboards und dergleichen werden auch DI-Boxen eingesetzt.
Live is live – Der größte Unterschied zu Aufnahmen im Tonstudio: Wird im Studio oftmals der ganze Raumklang mit eigenen Mikrofonen aufgenommen, so rückt man im Live-Einsatz ganz nah an die Quelle: möglichst wenig Raum aufnehmen, möglichst nur den Eigenklang der Quelle isoliert aufgreifen. Diese Technik wird »Close Miking« genannt. Fehlendem Raumklang wird durch das Hinzufügen von Effekten oder einem kreativen Einsatz der Klangregelung Rechnung getragen. Der hohen Dynamik der Musiker wird durch geschickt genutzte Kompressoren begegnet.
Mikrofonwahl
Ein kluger Mensch sagte einmal, guter Sound beginne an der Quelle – nämlich mit der richtigen Auswahl der Mikrofone und deren Positionierung. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass ein Kondensatormikrofon gerade im Hochtonbereich stets sauberer und eleganter als ihre dynamischen Pendants klingt. Dafür kommt es oft nicht so gut mit hohen Schalldrücken zurecht.
Ein Tauchspulenmikrofon (Kategorie: Dynamisches Mikrofon) ist hingegen meist nicht so filigran, eignet sich aber besser für hohe Schalldrücke. Daraus lässt sich bereits eine bestimmte Eignung ablesen: Kickdrum, Gitarrenverstärker oder Blasinstrumente sind eine Domäne der dynamischen Mikrofone – Streicher (ohne Abnehmer), Percussions oder Overheads hingegen profitieren vom seidigen Sound der Kondensatormikros.
Natürlich ist das kein unumstößliches Gesetz – denn auch eine Snaredrum mit raschelndem Teppich klingt vielleicht mit einem Kondensator-Mikrofon viel wertiger und edler, auch an einem hochwertigen Gitarrenamp kann ein Kondensatormikro Töne aufnehmen, die sein dynamisches Pendant aufgrund seiner Bauweise nicht mehr abbilden kann.
Mehr im Ratgeber: Instrumentenmikrofon: Welches Mikrofon für welches Instrument?
Mikrofone für das Drumset
Für die Kickdrum habe ich mein Lieblingsmikro, das Audio-Technica AE2500 vorgesehen – siehe auch der Kasten weiter unten.
Für Snare und Hihat nutze ich gerne ein ATM450 vom selben Hersteller. Dieses Kondensatormikrofon ist durch seine Bauform »side-adressed«. Es nimmt den Schall nicht frontal, sondern seitlich auf. Zudem ist es angenehm kompakt und leicht, so dass gut positioniert werden kann.
An der Snaredrum geht auch der Klassiker Shure SM57, allerdings ist dieses deutlich größere Mikrofon im Vergleich zu meiner Kondensatorlösung klanglich immer etwas altbacken.
An den Toms nutze ich gerne Clip-Mikrofone wie das Sennheiser e604 – robust, nahezu unzerstörbar und dank des verstellbaren Clips universell zu positionieren. Abgesehen davon dünnt ein Clip-Mikrofon den »Baumbestand im Stativwald« aus.
Zuletzt die Overheads – für edles Blech ein Fall für das Audio-Technica AE3000. Wer es günstiger mag, kann das Pro35 vom selben Hersteller ausprobieren. Auch ein Pärchen NT5 von Rode oder der Klassenprimus KM184 von Neumann sind an dieser Stelle eine gute Wahl. All diesen Mikros gemein ist eine ganz bestimmte Eigenschaft – nämlich die Richtcharakteristik »Niere«.
Ein Geheimtipp ist für viele das Grenzflächenmikrofon in der Kickdrum. Diese Kondensatormikros, die ursprünglich für die Aufnahme von Raumklang und Sprache entwickelt wurden, sorgen in einem geschlossenen Kessel (wie in der Kickdrum) einen sehr voluminösen Sound und machen ordentlich Druck.
Mikrofone für Saiteninstrumente
Es folgen die Saiteninstrumente. Während viele Bassverstärker über einen DI-Out verfügen und so direkt ins Pult oder in die Stagebox gespielt werden, nimmt man die elektrischen Gitarren meist über ein Mikrofon ab. In der Vergangenheit haben sich das Shure SM57 oder das Sennheiser e906 [Test] bewährt.
Steht die Combo oder Box leicht schräg, lässt sich letztgenanntes Mikrofon ganz elegant am Kabel vor den Lautsprecher hängen und wir sparen auf diesem Weg ein weiteres Stativ. Zudem lässt sich das Mikrofon so flexibel ausrichten und es kann mit dem Sound des Lautsprechers experimentiert werden.
Passend: Alles zu Amp Recording & Mikrofonierung – Gitarrenverstärker aufnehmen
Etwas anders sieht es bei der akustischen Gitarre aus – denn hier ist oftmals eine aktive DI-Box im Vorteil. Diese benötigt für den Betrieb entweder eine Batterie oder – besser, weil dauerhafter – Phantomspeisung aus dem Mischpult. Damit wird der Vorverstärker betrieben, mit dem etwaige Pegeleinbußen ausgeglichen werden.
Keyboards und Blasinstrumente
Bei den Keyboards kommt eine DI-Box zum Einsatz. Passive Modelle funktionieren meist stressfreier und erfüllen die Anforderungen einer Symmetrierung und Pegel-/Impedanzanpassung bestens. Erst dadurch wird das hochpegelige Signal eines Keyboards für den Anschluss an den Mikrofoneingang des Mischpultes überhaupt nutzbar.
Bei Blasinstrumenten wird gerne ein Clip-Mikrofon eingesetzt, das direkt am Schalltrichter befestigt wird. Diese Methode sorgt für einen sauberen Sound und vermeidet Übersprechen (Bleeding). Andererseits kann der Musiker auf diese Weise seine Dynamik nicht mehr durch Variation des Abstands kontrollieren. Will oder muss er das, kann auf ein Sennheiser MD421 (bzw. das teurere MD441) oder das Electro-Voice RE20 zurückgegriffen werden. Auch hierbei macht ein SM57 eine gute Figur.
Mikrofon für den Gesang
Für jeden Vokalisten sollte ein persönliches Mikrofon selbstverständlich sein. Die charakteristischen Eigenheiten jeder Stimme sollten zum Mikrofon passen und so ist es selbstverständlich, dass es »das Universalmikro für Gesang« nicht gibt. Das Mikrofon der Wahl muss robust sein, nicht zu schwer und dennoch bühnentauglich.
Mikrofonausrichtung
Mit der Ausrichtung des Mikros wird der Charakter des resultierenden Klangs maßgeblich beeinflusst. Je nach Richtcharakteristik der Mikros kann über die Ausrichtung das ungewollte Bleeding zweier benachbarter Klangquellen vermieden oder zumindest reduziert werden. Auch können mit der richtigen Ausrichtung zum Instrument bestimmte Klangeigenschaften desselben betont oder abgeschwächt werden.
Beispiele:
- Blech klingt am Rand meist heller, in der Mitte eher glockig und tief
- Toms haben in der Mitte mehr Wumms und am Rand mehr Anschlag (Attack)
- ein Lautsprecher im Gitarrencombo klingt am Rand weicher als in der Mitte, wo die Kalotte sehr viele Obertöne produziert
Je besser der Quellensound ist, desto weniger muss später am Mischpult nachgeregelt werden. Wer gut auf die Toms zielt, erhält weniger Übersprechen und kann womöglich auf ein Gate verzichten. Wenn die Gitarre schon aus dem Verstärker sahnig und fett tönt, wird der Griff zur Klangregelung überflüssig.
Es gibt noch einen weiteren Vorteil für alle, die die Mikrofon-Richtcharakteristika kennen und richtig ausnutzen: unerwünschtes Feedback wird vermieden. Die Anfälligkeit dafür hängt ganz maßgeblich von der Richtcharakteristik ab – dazu später mehr.
Ganz anders das Vorgehen bei den elektronischen Instrumenten – also den Keyboards, Samplern und so weiter. Hier wird eine so genannte DI-Box zur Abnahme eingesetzt. Diese Kästen haben drei wichtige Aufgaben auf der Bühne:
- Sie passen Impedanz und Pegel von Quelle und Empfänger an
- Sie symmetrieren das Signal
- Sie sorgen für eine galvanische Trennung von Quelle und Empfänger
Abgesehen davon eignen sich die robusten Vertreter wie die IMG STAGELINE DIB-100 dank ihres ultrastabilen Gehäuses bestens, um eine Monitorbox oder eine Gitarrencombo schräg zu stellen.
DI-Boxen werden als aktive oder passive Variante angeboten. Erstere haben neben dem Übertrager als rein passiven Bauteil noch einen Verstärker für schwächelnde Quellen. Gerade bei akustischen Gitarren mit Abnehmern ist das oft hilfreich.
Verkabelung
Jetzt wird alles verkabelt und passend ausgerichtet. Aktuelle Digitalpulte können (neben dem direkten Anschluss) auch über ein Cat-5e-Kabel von einem Audiorack gespeist werden. Dabei handelt es sich um eine abgesetzte Stagebox mit allen Ein- und Ausgängen. Das macht insbesondere die Verkabelung einfacher.
Kurze Kabel werden derart auf der Bühne verlegt, dass keine Stolperfallen entstehen. Als Faustregel gilt: zügig zum Bühnenrand und von da auf dem kürzesten Weg zur Stagebox oder zum Pult. Ein während des Gigs irrtümlich durch einen Fußtritt rausgezogenes Kabel bedeutet Stress und Hektik für alle.
Rund um die Drums können Mikrofonkabel unter dem Schlagzeugteppich verschwinden – so stolpert an dieser meist ohnehin engen Stelle niemand über die Drähte. Gaffaband eignet sich zum Fixieren der Kabel auf dem Boden.
Erste Schritte am Mischpult
Kanalbelegung
Es ist Zeit für den Linecheck: Kommen alle Signale an? Und das dort, wo sie ankommen sollen? Jeder Mischer hat seine eigenen Vorlieben, bei mir ist die Kickdrum immer auf der 1. Danach folgen die restlichen Trommeln und Becken, dann der Bass, die Gitarren und die Harmonietragenden, ganz am Ende der Monokanäle schließlich die Stimmen. Alles Weitere jetzt im Detail …
Kanäle 1–6: Das Schlagzeug
- 1 – Kick Drum
- 2 – Snare Drum
- 3 – Hihat
- 4 – Overheads links
- 5 – Overheads rechts
- 6 – Tom
Kanäle 7–12: Die restlichen Instrumente + Vocals (Gesang)
- 7 – Bass
- 8 – Gitarre links
- 9 – Gitarre rechts
- 10 – Lead Vocal
- 11 – Backing Vocals links
- 12 – Backing Vocals rechts
Stereo-Kanalpaar I: Synthesizer
Der Synthesizer liefert ein Stereosignal, also brauchen wir zwei Spuren – hierfür bieten sich die dedizierten Stereo-Kanalzüge mancher Mischpulte an, bei denen die linke und rechte Spur mit einem einzigen Fader gleichzeitig gesteuert werden können.
Stereo-Kanalpaar II: Click Track
Auf dem zweiten Stere-Kanalpaar haben wir noch den Click Track, den besprechen wir später etwas genauer.
Es gilt zu überprüfen, ob Phantomspeisung überall vorhanden ist, wo sie benötigt wird und ob jeder Kanal am Mischpult bereitsteht. Ein Kopfhörer und der PFL-Button sind hilfreich: Ein Musiker sollte jedes Mikrofon ansprechen oder – gerade bei Overhead- oder Amp-Mikrofonen – zum Beispiel mit einem Drumstick ankratzen.
Gruppen
Mit unserer Zusammenstellung können wir recht schnell in die Balance zwischen Drums, Instrumenten und Gesang eingreifen. Natürlich hast Du nach wie vor jederzeit die Möglichkeit, einen einzelnen Kanal hoch- oder runterzuziehen. Die Vocal-Spur bleibt hier außen vor.
Eine Gruppe bzw. Subgruppe bündelt mehrere Spuren und summiert sie auf einer Stereospur. So kannst Du deren Lautstärken mit einem Fader-Paar (linker und rechter Kanal der Stereosumme) schnell und bequem auf einmal kontrollieren.
Subgruppe 1+2
Die Subgruppe nutzen wir, um die fünf Drum-Einzelspuren zusammenzufassen. So lässt sich zum Beispiel das Schlagzeug insgesamt im Chorus etwas lauter machen, um mehr Wucht zu erzeugen.
Subgruppe 3+4
Die zweite Gruppe – Subgruppe 3+4 – belegen wir mit allen restlichen Instrumenten:
- Bass
- Gitarre links
- Gitarre rechts
- Synthesizer
Routing
Zum Schluss sorgen wir noch dafür, dass unsere beiden Subgruppen auf den Master-Output geroutet werden. Bei unserem Mischpult geht das mit den vier »MST«-Knöpfen – zwei pro Subgruppe (jeweils für den linken und für den rechten Fader).
Signalfluss
Bei einem klassischen Mischpult sind die Kanalzüge vertikal angeordnet – genau so fließt in der Regel auch der Sound durch das Pult. Oben angefangen bei den Eingängen, weiter nach unten zum Gain-Regler, dann durch den Equalizer und so weiter. Am Rande: Unser Mischpult – das eingangs erwähnte Allen & Heath Qu-16 – ist digital, die Oberfläche ist also nicht so linear strukturiert. Der Signalfluss verläuft jedoch im Großen und Ganzen gleich.
Die meisten Mischpulte haben auf den ersten Kanalzügen jeweils eine XLR-Buchse für Mikrofone und eine große Klinkenbuchse für Line-Signale. In unseren Videos am Ende dieses Artikels verwenden wir Letztere, weil unser Sound »aus der Dose« kommt, aber beim Live-Mischen und Aufnehmen brauchst natürlich XLR für die Mikrofone.
Limiter & EQ
In einigen Mischpulten sind Limiter integriert. Diese verhindern langanhaltende Übersteuerungen des Eingangssignals und damit Verzerrungen ganz am Anfang des Signalflusses.
Der Sound fließt weiter zum Equalizer und kann gleich danach an einen oder mehrere der AUX-Wege geschickt werden. So werden die Monitor-Mischungen für die Musiker zusammengestellt. Mit denen können sie sich selbst und gegebenenfalls den Sound ihrer Bandkollegen abhören.
Panorama
Jetzt kann der Sound mithilfe der Pan-Regler im Stereopanorama nach links oder rechts geschoben werden. Und schließlich kommt noch der Fader, der die Lautstärke des mehr oder minder bearbeiteten Signals auf diesem Kanalzug regelt.
… und weiter zu Gruppen, Master-Bus & Co.
Damit ist die Bearbeitung auf einem einzelnen Kanalzug abgeschlossen. Alles, was danach kommt, dreht sich um die Mischung mit den anderen Kanälen. Entweder in eine der Gruppen oder ohne Umweg direkt zur Master-Sektion.
Richtig einpegeln – Erstes Gebot beim Band mischen
Zuerst muss jeder eingehende Sound richtig eingepegelt werden. Im Video unten siehst Du das am Beispiel der Kick Drum.
Die Faustregeln
- Bitte die Bandmitglieder, so richtig reinzuhauen – als wäre es schon der Auftritt
- Dabei darf die Peak LED nicht (rot) aufleuchten
- Andernfalls kommt es zur Übersteuerung → das klingt dann verzerrt
- Limiter schützen vor Übersteuerungen, aber drehe stattdessen lieber das Gain runter
- Das Gain regelt auch den Input in die DAW
Wenn alle Musiker auf der Bühne stehen, kannst Du gleich alle Spuren richtig einpegeln. Wichtig: Lass immer etwas Luft nach oben (»Headroom«, siehe Link unten). Im Laufe eines Gigs kann der Output der Band mitunter deutlich variieren. Meist fangen Musiker verhalten an, werden warmgespielt lauter und lassen am Ende des Gigs wieder nach, weil sie ausgepowered sind. Oder sie geben am Ende dann noch mal richtig Gas.
» Passend zum Thema: Was ist Headroom?
Viele Kollegen beginnen den Soundcheck mit den Drums, ich bevorzuge zuerst die Gesangsmikros. Diese stehen auf kleinen Bühnen meist so nah vor der Backline, dass sie sehr viel Schall von den Drums oder lauten Gitarrenboxen auffangen. Diese Schallanteile sind später beim Gig als »Schmutz« auf der PA. Also kann es nicht schaden, dies bereits jetzt einzukalkulieren.
Moderne Digitalpulte wie das Allen & Heath Qu-16 haben eine Sammlung mit EQ-Einstellungen für verschiedene Mikrofone und Arten von Klangquellen mit an Bord. Von diesen Presets aus wird der Wunschsound erzeugt. Mit der Vorverstärkung (Gain) wird das Mikrofonsignal auf den Arbeitspegel des Mischpultes angepasst.
Monitoring
Damit die Band über die Monitorboxen oder In-Ears eigene Mixe hören kann, nutzen wir drei AUX-Wege. Und zwar so:
- Für den Drummer
- Für die Sängerin
- Für alle anderen Musiker
Der Schlagzeuger sitzt an einem sehr lauten Instrument, also braucht er einen besonders leisen Mix des Schlagzeugs. Die Sängerin muss sich selbst immer bestens hören können – während eines Konzerts geht das nur mit Monitoring. Die anderen Instrumentalisten bekommen einen etwas ausgewogeneren Sound über den dritten AUX-Weg.
Click Track
Ein Click Track ist eine Metronomspur, die als rhythmische Orientierung für den Drummer dient. Damit kannst Du einige Spuren synchronisiert aus dem Rechner einspielen. Bei Revolution Eve werden beispielsweise alle Synthesizerspuren beim Konzert vom Rechner gespielt. Click Track und Drummer sorgen dafür, dass die Band immer synchron bleiben.
» Alles zum Click Track
Wir haben den Click Track hier auf der Spur 17/18 laufen. Er ist nicht auf den Master geroutet, das Publikum kann ihn also nicht hören. Du kannst den Fader jetzt hoch- oder runterziehen, Mute an- oder ausschalten – der Click Track ist nur für den Drummer zu hören. Übrigens:
- Du kannst gleichzeitig aufnehmen und den Click Track wiedergeben. Allerdings ist es empfehlenswert, zwei unterschiedliche Rechner zu nutzen.
- Gleichzeitiges Aufnehmen und Wiedergeben ist nur mit zwei Rechnern möglich.
Band aufnehmen in der DAW
Treiber
Um die die Band-Musik aufnehmen zu können, musst Du das integrierte Audio Interface auf deinem Computer einrichten. Mit einem Mac musst Du es in der Regel nur anstecken, während Windows-Nutzer einen ASIO-Treiber vom Hersteller installieren müssen.
Tipp: Selbst, wenn der Treiber auf einer CD oder einem USB-Stick mitgeliefert wird, solltest Du diesen lieber von der Website des Herstellers herunterladen. So bekommst Du garantiert die aktuellste Version – sie ist von Programmfehlern alter Versionen bereinigt und/oder funktionsreicher.
Für eine einwandfreie Aufnahme oder Stottern, Störgeräusche oder Knackser musst Du vielleicht noch die Latenz des Treibers verstellen. Wenn sich in den Optionen deines Treibers die Puffergröße (engl.: »buffer [size]«) verstellen lässt, solltest Du auf Nummer Sicher gehen und nicht den kleinsten Wert (für die niedrigste Latenz) wählen, denn womöglich entstehen dadurch die erwähnten Aussetzer, Knackser und Störgeräusche. Probiere es lieber mit der zweitniedrigsten.
DAW einrichten
Im Lieferumfang mancher Mischpulte findet sich ein Lizenzcode für eine DAW-Software. Selbst wenn es sich dabei um eine abgespeckte Variante der jeweiligen Software handelt, wird diese meist vollkommen ausreichen.
Wie Du deine DAW zur Aufnahme vorbereitest, haben wir im Folgenden stichpunktartig umrissen. Die exakte Vorgehensweise ist freilich von Programm zu Programm unterschiedlich – lies im Zweifel das Handbuch. Los geht’s:
- Audio Interface (hier: dein Mischpult) in den Optionen der DAW auswählen
- Ggf. digitale Kanäle des Mischpults als DAW-Inputs freischalten
- Je eine Spur für jeden aufzunehmenden Kanal erstellen
- Diese Spuren zur Aufnahme »scharfschalten«
- Ggf. Abhörsignal (Monitoring) auf allen Spuren deaktivieren
Jetzt sollte auf allen Kanälen ein Pegelausschlag zu sehen sein, wenn gespielt oder gesungen wird. Die Mixerkanäle der DAW stellen auch eine digitale Pegelanzeige zur Verfügung. Sie verrät dir, ob Du den Gain-Regler für dieses oder jenes Signal am entsprechenden Kanalzug des Mischpults noch etwas herunterdrehen solltest.
Jetzt kann die Aufnahme losgehen.
Band live mischen – FOH vs. Studio
Es gibt einige gewichtige Unterschiede zwischen dem Live-Mischen als FOH und der Arbeit im Studio:
FOH | Tonstudio | |
---|---|---|
Raum | Beim Live mischen musst Du auf Raum und Publikum achten | Im Studio hast Du eine neutrale, konstante Abhörumgebung |
Zeit | Live hast Du immer sehr wenig Zeit | Im Studio drängt dich »nur« der Faktor »Zeit ist Geld« |
Technik | Beim Live mischen musst Du nutzen, was gerade zur Verfügung steht | Im Studio hast Du alle Tools der Welt zum Aufnehmen |
Außerdem wichtig
- Beim Soundcheck ist kein Publikum da – der Sound ist anders als beim Konzert
- Beim Konzert spielen Bands gerne intensiver und dadurch auch lauter
Für das Live-Mischen musst Du deine Entscheidungen schnell treffen, denn die Band spielt nur einmal. Mit einer guten Aufzeichnung kannst Du später allerdings noch einiges herausholen. Jedenfalls dann, wenn Du die Einzelspuren aufgenommen hast.
Der Equalizer
Ein zentraler Bestandteil beim Band Abmischen: Tipps zum Equalizer-Einsatz. Wie eingangs erwähnt, sollte mindestens ein flexibler 3-Band-EQ vorhanden sein. Am besten ist es, wenn das Mittenband bzw. die Mittenbänder durchstimmbar sind – bei einem Mischpult, bei dem die Filterfrequenz dieser Bänder variabel ist, kannst Du auf alles reagieren, was das Quellmaterial, die PA-Anlage und der Raum erfordert.
Wissenswert: Manche Mischpulte, deren Filter nucht in der Güte (Q-Wert) verstellbar sind, weisen beim Anheben eine größere Bandbreite als beim Absenken auf. Eine schmalere Bandbreite, also ein höherer Q-Wert bzw. eine höhere Filtergüte kommt uns zugute, wenn wir Resonanzen oder Feedback (akustische Rückkopplung) beim Live-Mischen bekämpfen müssen.
Jetzt gehen wir Spur für Spur die Einstellungen für die Instrumente und die Vocals, also den Gesang durch. Hier im Artikel bleiben wir bei Stichpunkten, im zweiten Video am Ende des Artikels siehst und hörst Du die Auswirkungen in der Praxis …
Live-Band abmischen – Die einzelnen Spuren
Drums
Kick Drum
- Tieftonantel muss »straff« sein, darf nicht verschwimmen
- Generell: Balance aus Kick (Anschlagsgeräusch) und »Bauch« (Ausklang, Sustain)
- Tiefe Frequenzen müssen in der Regel nicht bearbeitet werden
- Anschlagsgeräusch betonen: Anhebung bei ~3-4 kHz
- Hohes »Klicken« des Kick-Anteils abmildern: Höhen leicht absenken
- »Mumpf« rausnehmen: Absenkung bei ~300-400 Hz
Snare Drum
- Fetter, kräftiger machen: Anhebung bei ~200 Hz
- Anschlaggeräusch nach Bedarf anheben/Absenken bei ~4 kHz
- Halleffekt für mehr Breite und Tiefe nutzen
Hihat
- Bleeding von Kick & Snare abschwächen: Tieffrequentes stark absenken
- Mehr Spritzigkeit und Definition: Höhen anheben
- Maskierung mit anderen Instrumenten reduzieren: Untere Mitten (~1 kHz) absenken
Overheads
- Stereobreite vergrößern & Platz schaffen:
- Overhead links auf ca. 80% links pannen
- Overhead rechts auf ca. 80% rechts pannen
- Nicht übertreiben – es darf kein »Loch« in der Mitte des Stereopanoramas klaffen
- Übersprechen von Kick & Snare abschwächen: Tieffrequentes stark absenken
- Mehr Spritzigkeit und Definition: Höhen leicht anheben
Toms
- »Bauch einziehen«: Absenkung bei ~400-700 Hz → Klang weniger »schwebend«
Instrumente
Bass
- Mittig im Stereopanorama
- Kräftiger, runder, wärmer machen: Bassband leicht anheben
- Etwas vom »Mumpf« entfernen: Absenkung bei ~300-400 Hz
- Attack (Anschlaggeräusche) betonen: Hohe Mitten bei 3-6 kHz leicht angeben
- Höhen absenken, da spielt sich beim E-Bass ohnehin nicht viel ab
Gitarren
- An die Ränder des Stereopanoramas rücken:
- Gitarre L auf 100% links pannen
- Gitarre R auf 100% rechts pannen
- Mehr Platz für den E-Bass: Tiefe Frequenzen leicht absenken
- Direkterer, klarerer Sound:
- Bei ~8 kHz anheben
- Ggf. Höhen leicht anheben
- Ggf. bei 300-400 Hz leicht absenken
Vocals (Gesang)
Lead Vocal
- Mittig im Stereopanorama
- Präsentere, durchsetzungsfähigere Stimme: Mitten bei 2-4 kHz anheben
- »Mumpf« reduzieren: Bei 300-400 Hz leicht absenken
- Ggf. Handgeräusche vom Gesangsmikrofon reduzieren: Bässe absenken
Backing Vocals
- Distanzierter Klang (zurückhaltender als das Lead Vocal):
- Höhen bei ~12 kHz leicht absenken
- Hohe Mitten bei ~8 kHz leicht absenken
- Körperschall (Trittgeräusche etc.) entfernen: Tiefe Bässe stark absenken
Balance
Jetzt gilt es, die richtige Balance zwischen den einzelnen Instrumenten zu finden. Beim Live-Mischen bzw. beim Soundcheck sollte das allerdings schrittweise zwischen den einzelnen Handgriffen und mit stetigem Nachregeln erledigt werden.
Weil es so wichtig ist, haben wir es schon mehrfach erwähnt: Achte immer darauf, dass es auf keiner Spur zu Übersteuerungen kommt. An dieser Stelle geht es um Übersteuerungen der Signale, die NACH der EQ-Bearbeitung passieren – auf den Kanälen vieler Mischpulte findet sich dafür eine zusätzliche Peak-LED unten beim Fader. Bei Bedarf schiebst Du den entsprechenden Fader etwas nach unten. Achte dabei darauf, eventuell auch die anderen Fader herunterzuschieben, damit das Verhältnis der Lautstärken gewahrt bleibt.
An bestimmten Stellen im Song kannst Du auch einzelne Spuren (oder die eingerichteten Subgruppen) nach oben oder unten fahren, um sie zu betonen oder in den Hintergrund zu rücken.
Effekte
Bei uns ist eine FX-Sektion aus dem Hause Lexicon integriert – zwei Effektbusse stehen zur Verfügung. Der erste ist exklusiv für den Halleffekt, während der zweite mehrere Delays und Modulationseffekte (Chorus, Phaser, Tremolo, Vibrato & Co.) bietet.
Pro Effekt sind zwei Parameter einstellbar. Zum Beispiel das Feedback beim Delay oder die Nachhallzeit der Halleffekte. Für diese Band und diesen Song habe ich mich entschieden, Reverb und Delay zu nutzen:
Hall
- Snare Drum: Moderater bis starker Hall → typisch wuchtiger Snare-Sound
- Overheads: Leichter Hall → räumlicher wirkende Drums
- Lead Vocal: Moderater Hall → mehr Charakter und Räumlichkeit
Delay
- Backing Vocals: Leichtes Delay → Mehr Charakter und dezente Räumlichkeit
Alternativ mischen – andere Band, anderes Mischpult
Im Folgenden findest Du eine alternatives Szenario mit Tipps zu Mischung & Monitoring beim Soundcheck von Uli Hoppert (das neue Kapitel zur Mikrofonierung und Weiteres im ersten Teil des Artikels stammen auch von ihm). Damit sorgst Du etwa für guten Ton beim nächsten Auftritt der Schülerband, vorzugsweise mit einem fortgeschrittenen Pult, das Effekten und Dynamikprozessoren bietet.
Drums
Kick
Jetzt ist der Soundcheck der Drums an der Reihe – von der Kickdrum über Snare, Hat, Toms und Becken, bis schließlich das gesamte Set spielt. Überlegt und organisiert gelingt dies am besten: Der Drummer spielt Trommel für Trommel. Er sollte dabei konzentriert und gleichmäßig spielen, mit derselben Energie, mit der er später auch beim Gig spielen wird.
Den Start macht die Kickdrum – auch hier bieten Digitalpulte häufig schon Presets an. Wichtig ist herauszuarbeiten, wo jede Trommel ihren Charakter hat. Das ist von Genre zu Genre unterschiedlich und von Trommel zu Trommel ebenfalls. Im Metal oder Rock muss die Kickdrum tief sein, gleichzeitig soll der Attack treibend hörbar werden.
Dazu wird zum Beispiel der Tieftonbereich angehoben (so klingt die Kick fett), der Bereich ab etwa 200 Hertz wird ausgedünnt (damit wird der Sound klar) und ab etwa 2,5 – 4 Kilohertz wird wieder etwas dazugeschoben, um den Attack hörbar zu machen. Spielt die Band Pop oder Soul, wird dieser Anschlagsound eher selten gebraucht. Bei Ska oder Reggae ist die Anhebung gänzlich fehl am Platz, stattdessen braucht es viel Boom zwischen 100 und 250 Hertz.
Snare
Bei der Snare sollten zwei Bereiche herausgearbeitet werden: das charakteristische Rascheln des Teppichs und der Attack. Alles unterhalb von 100 – 120 Hertz ist verzichtbar und kann mit einem Lowcut entfernt werden. Der Anschlag einer Snaredrum befindet sich zwischen 150 und 300 Hertz, der Teppich zwischen 1.500 und 4.500 Hertz.
Hihat
Praktisch alles unter 100 Hertz ist verzichtbar, eine Oktave darüber schafft eine kleine Anhebung etwas mehr Fülle. Rund um 1.000 Hertz klingen viele Hihats scharf, ganz oben ab 6 oder 7 Kilohertz kommt der seidige Klang, der herausgearbeitet werden sollte.
Toms
Bei den Toms geht es um den charakteristischen Ton der Trommel. Dabei muss das Dröhnen als erstes in den Griff bekommen werden. Meist gelingt das mit einem Lowcut recht gut, dieser darf durchaus bis 300 oder 400 Hertz hochreichen. Alternativ kann ein steilflankiger Filter eingesetzt werden.
Gesamtklang der Drums
Das Drumset muss als ein Instrument erklingen. Eine tolle Kickdrum macht keinen tollen Drumsound – umso unverständlicher, dass Tonleute 90 Prozent des Soundchecks auf diese eine Trommel verwenden. Stattdessen sollten alle Gains gesetzt, ein Grundsound erstellt und das Finetuning im Anschluss optimiert werden. Dazu sollte der Drummer das komplette Set spielen. An dieser Stelle werden die Overheads dazu gemischt. In kleinen, niedrigen Räumen wird oft nur sehr wenig Unterstützung benötigt.
Zuletzt werden die Trommeln entsprechend ihrer Anordnung auf der Bühne im Stereopanorama verteilt. Im Live-Betrieb sollte dabei auf Extreme verzichtet werden. Kick, Snare und Hihat bleiben in der Mitte, die Toms und die Overhead-Spuren vertragen etwas Pan.
Drums säubern
Gates werden zum »Aufräumen« einzelner Kanäle bzw. dem Übersprechen derselben eingesetzt. Beispiel: Über das Snaremikro kommt die Hat mit. Das Gate wird im entsprechenden Kanalzug aktiviert und der Threshold (Ansprechschwelle) so lange zurückgedreht, bis nur noch das gewünschte Instrument zu hören ist. Aber Vorsicht – Gates klingen sehr schnell unnatürlich, wenn sie zu scharf eingestellt werden.
Dann schneiden sie die sogenannten Transienten, also die Ein- und Ausschwingphasen ab und verfälschen so deren Charakter. Mit den Parametern »Attack« und »Release« können diese Zeiten beeinflusst werden. Oftmals klingt es natürlicher, wenn das Gate nicht komplett schließt, sondern den Kanal nur deutlich herunterregelt. Dröhnende Toms profitieren von diesem Effekt (obwohl es natürlich besser wäre, die Trommeln gut zu stimmen und abzudämpfen) – der Ton der Toms bleibt erhalten und das Nachdröhnen dennoch soweit abgedämpft, dass es untergeht.
Bass
Es ist elementar, dass Kickdrum und Bass sich nicht ins Gehege kommen. Stattdessen sollten sie sich gut ergänzen, damit das Frequenzfundament den nötigen Schub bekommt. Ein guter Ansatz hierfür ist, den ganz tiefen Frequenzbereich der Kick zu überlassen und den Viersaiter in den unteren Mitten zu featuren.
Mit einem Lowcut rund um 30 – 40 Hertz wird das Gebrummel aus dem Kanal entfernt. Je nach Genre und Stil kann oberhalb von 10 – 12 Kilohertz beherzt zu Werk gegangen werden, um alles darüber auszudünnen. Druck wird dem Viersaiter zwischen 80 und 120 Hertz gegeben, Definition bekommt er darüber zwischen 150 und 300 Hertz (bitte darauf achten, hier nicht zu viel Mulm zu generieren). Funky, hip und glänzend wird der Sound rund um 2 – 2,5 Kilohertz.
Störende Frequenzen herausfiltern
Häufig stechen gerade im Bereich von 150 bis 300 Hertz bestimmte Frequenzen unschön heraus und springen den Hörer förmlich an. Mit einem steilflankigen Filter und einer hohen Verstärkung können solche Töne provoziert werden, indem das entsprechende Frequenzband abgefahren wird. Diese Technik wird EQ Sweeping genannt.
Die richtig üblen Frequenzen werden mit dem Equalizer abgesenkt und der Sound aufgeräumt.
Beim Bass kommt erstmalig ein Dynamikprozessor zum Einsatz – der Kompressor. Die hohen Frequenzen beim Bass haben systembedingt eine höhere Amplitude als die tiefen Frequenzen, weswegen diese Signalspitzen sehr schnell den Kanal zum Clipping bringen, noch bevor das Instrument den typischen Druck aufbauen kann. Zu analogen Zeiten musste man dazu noch einen externen Kompressor einschleifen. Doch digitale Pulte wie unser Allen & Heath Qu-16 bringen solche Prozessoren mit.
Der Kompressor wird mit einer Kompressionsrate von etwa 4:1 oder etwas darunter aktiviert. Nun wird der Threshold, die Einsatzschwelle des Prozessors, langsam zurückgedreht. Im Display des Qu-16 kann dabei sehr schön beobachtet werden, ab wann und wie der Kompressor eingreift – es gibt eine grüne Balkenanzeige für den Pegel und daneben eine entgegengesetzte, rote Anzeige, die das Regelverhalten anzeigt.
Mit den Ohren wird der Punkt gesucht, ab dem der Bass nicht muffig klingt, sondern druckvoll bleibt, ohne zu überschießen. Unter Umständen muss der Gain für einen sauberen Arbeitspegel korrigiert werden.
E-Gitarre
Ein guter Anfang ist, nur das zu bearbeiten, was wirklich gebraucht wird. Viele Tontechniker schneiden bei der Gitarre alles sehr hart ab, was nicht benötigt wird und machen den Sound damit sehr schlank. Alles unter 100 Hz und über 10 kHz weg.
In den Bereichen um 1,5 – 3 kHz, wo das Saiteninstrument häufig den Vocals in den Quere kommt oder harsch klingt, wird etwas ausgedünnt und die Definition zwischen 800 und 1.000 Hertz herausarbeitet. Aber: Mit einem guten und richtig positionierten Mikrofon, einer gutklingenden Gitarrencombo und einem guten Gitarristen ist für den guten Klang kaum EQ nötig ist.
An dieser Stelle noch ein Wort zur Lautstärke: Wer für »seinen Sound« unbedingt eine Tonne Phon braucht, sollte frühzeitig über Alternativen für die Bühne nachdenken (oder nur Rock in Rio spielen). Sinnvolle Alternativen sind kleine Combos oder Amp Modeler, alternativ hilft die Suche nach einem Ort, wo der plärrende Amp nicht nervt. In Verbindung mit dem Gitarrensignal auf dem Monitor eine nicht unelegante Variante.
Akustikgitarre
Eine hochwertige DI-Box, die gerne aktiv sein darf, hilft Wunder. Viele Pickups (auch die teuren) verlieren Glanz an einer passiven Box. Auch hier kann oben und unten viel weggenommen werden. Zwischen 2.000 und 5.000 Hertz wird die Akustikgitarre präsent gemacht – aber so, dass sie nicht schneidet. Stahlsaiten sind hier kritischer als die Nylonvariante. Wenn das Instrument nicht zu bassig ist, kann um 200 Hz noch ein bisschen Körper hinzugegeben werden – gerade bei aktueller Musik mit Fokus auf Akustik ratsam.
Monitoring
Beim Monitoring geht es darum, dass sich die Musiker selbst auf der Bühne hören können. Es gelten andere Regeln als beim Mischen fürs Publikum: die Musiker müssen sich optimal kontrollieren können, die Bühnenlautstärke sollte ausreichend, aber nicht zu laut zu sein, um den Gesamtmix nicht zu vermatschen. Mitunter müssen Musiker Kompromisse eingehen, wenn nicht für jeden ein eigener Weg oder ein eigener Monitor zur Verfügung steht.
Alle, die nicht ohnehin auf der Bühne verstärkt werden, müssen sich hören können: allen voran die Sänger, dann Keyboards und die Akustikgitarre. Bei entsprechender Disziplin kommen auch Bass und Gitarre oft ohne eigenen Monitor aus. Über die am Mischpult verfügbaren Auxwege wird eine Mischung nach Ansage der jeweiligen Musiker angelegt. Das erfordert viel Disziplin, denn jeder muss der Reihe nach diszipliniert ansagen, was er hören möchte und in welchem Lautstärkeverhältnis.
Mixdown
Aus allen Signalen wird jetzt eine Mischung geformt – also alles ins rechte Verhältnis gesetzt. Die Band spielt nun ein Stück an. Im Fokus sollten die Vocals stehen, die sich durchsetzen können müssen. Dann gilt die Konzentration allem, was eine Harmonie trägt sowie den Basics der Rhythmusgruppe. Stück für Stück wird der Bandsound aufgebaut. Ein waches Auge sollte immer wieder die Gains kontrollieren, ob womöglich einzelne Kanäle übersteuern. Sehr häufig ist es der erste Adrenalinkick, der den Drummer ordentlich draufschlagen und den Gitarristen so richtig reinhauen lässt.
Tipp
Um die ersten Minuten einfacher zu gestalten, können im Vorfeld des Mixings einzelne Instrumentengruppen auf Subgruppen gelegt werden – zum Beispiel die Drums oder alle Vocals. Hierfür wird ein größeres Mischpult als das von uns verwendete gebraucht. So bieten das Qu-24 bzw. das Qu-32 zwei, respektive vier Gruppen.
Sind die Gruppen erst angelegt, können mit einem einzigen Handgriff deren Lautstärken angepasst und damit schnell und effektiv eine Balance hergestellt werden.
Mit Kompressoren und Gates kann die Dynamik beeinflusst werden. Eine leichte Kompression verleiht den Sängern mehr Druck, auch die Kickdrum lässt sich mit einem Kompressor schön dick und druckvoll machen – ohne dass nochmals die Klangregelung angefasst werden muss. Bei unserem Digitalpult steht eine große Auswahl an verschiedenen Kompressoren mit eigenem Charakter und Einstellungen zur Verfügung.
Effekte für die Würze
Ein guter Koch würzt mit spitzen Fingern – nicht mit der groben Kelle, sonst schmeckt es schnell zu scharf, versalzen oder bitter. Genauso muss mit Effekten umgegangen werden. Sie müssen zum Sound der Band passen und dem Gesamtsound eine gewisse Finesse geben.
Durch die Nähe der Mikrofone an den Quellen wird kaum Raumklang auf den Signalen zu hören sein. Genau davon profitieren aber zum Beispiel Streichinstrumente oder die Percussion erheblich – denn es lässt sie natürlich klingen.
Effekte können auf zwei Arten und Weisen genutzt werden: als klassischer Effektweg, in den Signale geroutet und schließlich das Effektsignal über einen sogenannten Return zurückgemischt werden. Oder der exklusive Einschleifweg für einen speziellen Effekt in nur einem Kanal, der Insert.
Paradebeispiel für letzteren ist eine Snare, die spätestens seit Phil Collins und Genesis immer mit einem deutlich hörbaren Gated Reverb verbunden wird. Aber auch ein Saxophon mit viel, dichtem Reverb ist ein gutes Beispiel für einen speziellen Effekt, der nur für ein Instrument gebraucht wird. Mit dem Verhältnis zwischen »Dry« und »Wet« wird der Anteil von Originalsignal (Dry) und Effektsignal (Wet) im Kanal gesteuert.
Für Hall auf den Vocals, etwas Raum für die Becken oder einen leichten Hall für akustische Gitarren wird besser der andere Weg genutzt: über einen Auxbus am Pult wird eine Mischung aus allen Kanälen generiert, die etwas Effekt vertragen. Der gewünschte Effekt wird zurück auf die Summe geschickt. Der Effektanteil im Gesamtmix wird mit dem Effektreturn bestimmt. In Moderationspausen sollte der Effektreturn zurückgeregelt oder stummgeschaltet werden – sonst endet die Ansage des nächsten Songs in einer Hallfahne und wird unverständlich.
Ein sehr mächtiges Werkzeug für dichten und spannungsgeladenen Gesang ist das Delay, das aus den Bergen bekannte Echo. Dieser Effekt macht den Gesang dichter. Insbesondere ein Single Delay ohne Rückkopplung (also nur eine einzige Wiederholung) hilft dir, Phrasen gezielt zu akzentuieren. Im Livebusiness wird das Delaytempo eingeklopft. Was früher beim analogen Delay mit einem Fußschalter eingetaktet wurde, tippt man heute bei der Digitalkonsole mit dem Finger und einem Softbutton (Tapdelay) ein.
Welche Phrasierung am besten zu den Songs passt (Ganze, Halbe, Viertel oder Achtel) hängt erheblich vom Songmaterial ab. Einer Ballade tut ein langes, getragenes Echo gut, Uptempo-Nummern profitieren von kurzen Delayzeiten, Halben oder Achteln. Als Inspiration dienen alte Songs von Falco, Chic, den B52s oder Ultravox, die mit diesem Effekt an Spannung gewinnen. Genau wie beim Hall muss darauf geachtet werden, in Moderationspausen den Effekt stummzuschalten.
Zusammenfassung – Band live mischen & aufnehmen
Wir haben im ersten Teil das Mischpult fertig eingerichtet. Dabei wurde alles so vorbereitet, dass wir in der DAW die Live-Band aufnehmen können und die Musik live mixen können.
Im zweiten Teil stand der Soundcheck an. Wir haben alle Spuren mit dem EQ bearbeitet und teilweise auch die Effekte des Mischpults genutzt. Außerdem haben wir sie in eine ausgewogene Balance gebracht – nichts ist zu leise oder zu laut und alles hat seinen Platz im Stereopanorama.
Das Konzert kann beginnen … oder die Probe mit gediegenem Bandsound. Außerdem haben wir alle Spuren separat in unserem DAW-Projekt aufgenommen, um den Song bei Bedarf für Album, Single & Co. produzieren zu können.
Dein Feedback ist gefragt!
Was hast Du beim Live-Mischen lernen können oder wenn es darum ging, die Band aufnehmen zu wollen? Hast Du dich bisher im Proberaum ausgetobt oder schon live bei einem Konzert abmischen können? Wie regelst Du das Recording, also die Aufnahme aller Spuren getrennt im DAW-Projekt? Wir sind sehr gespannt auf dein Feedback!
Außerdem kannst Du hier unten in den Kommentaren Fragen stellen, fundierte Kritik üben und Verbesserungsvorschläge machen. Und natürlich freuen wir uns riesig über die Verbreitung dieses Artikels, ob über soziale Medien, eine E-Mail an Freunde und Verwandte, Mundpropaganda etc. Danke!