Kolumne
Wie Du als Musiker deinen Ruf ruinierst

Wie Du deinen Ruf als Musiker ruinierst
Praxis-Guide: Wie Du deinen Ruf als Musiker ruinierst

Jens Bender Von Jens Bender am 19. Februar 2017

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Wie Du garantiert ganz groß rauskommst

Du willst als Künstler endlich ernst genommen werden? Wissenschaftliche Studien haben erwiesen, dass Du mit Nettigkeiten nicht weiter kommst. True Story. Ein höflicher Umgangston ist nur etwas für Opfer.

Keine Frage, deine Musik ist geil. Die geilste überhaupt! Wenn Du ein ganz hohes Tier im Musikbusiness werden willst, gehört aber noch ein bisschen mehr dazu. Selbstbewusstsein war gestern, was Du brauchst ist ein RIESEN-Ego. Wie das geht, zeige ich dir mithilfe folgender Anleitung:

1. Streich „bitte“ & „danke“ aus deinem Wortschatz

Bereits bei der ersten Kontaktaufnahme mit dem Veranstalter solltest Du klare Forderungen stellen und zu keinem Kompromiss bereit sein. Halte dich nicht mit Höflichkeitsfloskeln auf, dafür ist deine Zeit zu kostbar.


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Die Crew in der Location ist da, um dir jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Das ist nun einmal ihr Job. Schließlich verlangt der Müllmann ja auch nicht, dass Du dich bei ihm bedankst, oder?

2. Gib dich nur mit dem besten Sound zufrieden

Deine Musik kommt nur mit einer entsprechend hochwertigen Anlage so richtig zur Geltung. Alles andere ist schlicht und einfach unter deiner Würde. Schreibe am besten direkt in deinen Tech Rider, dass PAs eines bestimmten Herstellers für niemanden ein Hörgenuss sind.

Falls die Anlage der Location nicht deinen Vorstellungen entspricht, verlange, dass der Veranstalter eine andere mietet.

3. Lass die Leute warten

Pünktlichkeit ist ein Zeichen von Schwäche. Damit zeigst Du dem Veranstalter nur, dass er alles mit dir machen kann, was er will. Sollen die Idioten von den anderen Bands eben alles aufbauen. Du solltest sowieso kein eigenes Equipment dabei haben. Ist besser für den Rücken.

Geh bloß nicht zur geplanten Uhrzeit auf die Bühne. Lass dir Zeit. Du bist ein Künstler und hast keinen An- und Ausschalter. Bei Lauryn Hill und Rihanna funktioniert es ja auch. Lass das Publikum ruhig ein bisschen zappeln. Dann sind die so richtig schön angeheizt, wenn Du endlich die Bühne betrittst.

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4. Beschwere dich über das Catering

Du hattest ausdrücklich vorher abgeklärt, dass Du keine Zwiebeln verträgst. Und was springt dir jetzt in dem Chili, das der Veranstalter womöglich auch noch selbst gekocht hat (Geizhals!) entgegen? Richtig. Kleine glasige Zwiebelstückchen.

Und auch die glutenfreien fairtrade Bio-Nüsschen, wegen denen Du sogar nochmal extra vorher angerufen hast, sind nirgendwo im Backstage-Raum zu finden? Zeit, dem Veranstalter eine saftige Beschwerde entgegen zu pfeffern.

5. Setze so viele Namen wie möglich auf die Gästeliste

Du bestimmst wer umsonst reinkommt und wer nicht. Das kann dir niemand vorschreiben. Es geht immerhin um deinen Abend, deine Musik und deine Freunde.

Der Eintrittspreis ist sowieso zu hoch und schließlich wolltest Du deinen (ehemaligen) Klassenkameraden zeigen, was für eine geile Rampensau Du bist.

6. Trink so viel Du kannst

Nur drei Freigetränke? Wie soll man sich denn da einen ordentlichen Vollrausch ansaufen? Der Veranstalter scheffelt genug Kohle, also soll der mal nicht so knickrig sein und noch einen Kasten Bier kalt stellen lassen. Aber bloß nicht diese Billigplörre vom Discounter…

Am besten kippst Du noch ein bisschen Hochprozentiges hinterher. Auf Kosten des Clubs selbstverständlich. Du musst doch für deinen Auftritt in die richtige Stimmung kommen. Ein paar bunte Pillen können da ebenfalls nicht schaden. Was bei Keith Richards und Co. funktioniert hat, kann so verkehrt nicht sein.

7. Leg dich mit der Security an

Stempel oder Backstage-Pässe sind nur etwas für Normalsterbliche. Man kann doch wohl verlangen, dass sich das Sicherheitspersonal auf einem Festival bei gerade einmal 30 Bands die Gesichter von fünf Leuten merken kann, oder?

Mach es so wie die britische Metalband Bring Me The Horizon und verteile Backstage einfach Fotos von dir mit einem Text darunter, dass Du jeden Backstage mitnehmen darfst, den Du willst. Mit oder ohne Pass. Es ist auch wirklich lästig deinen Ausweis jedes Mal aufs Neue vorzeigen zu müssen.

8. Ignoriere den Sound-Techniker

Bass und Volume am Gitarrenverstärker runterdrehen? Jetzt mal ganz ehrlich, was weiß der FOH-Typ schon? Ein paar Knöpfchen drücken und Potis drehen kann doch jeder. Dein Sound ist perfekt, ganz egal was der da vorne sagt.

Aber bevor der noch einen Herzinfarkt kriegt, rolle mit den Augen und folge den Anweisungen. Nach dem Soundcheck hast Du genug Zeit wieder alles so einzustellen, wie es vorher war.

9. Zeig dem Publikum, wo es hingehört

Vor der Bühne ist nichts los? Alle glotzen nur auf ihre Handys? Das kann unmöglich an dir und deiner Performance liegen. Zeit, das lahme Publikum daran zu erinnern, wer hier das Sagen hat. Schließlich hast Du die uneingeschränkte Aufmerksamkeit deiner Fans verdient.

Aber warum sich mit vielen Worten aufhalten? Lass Taten für dich sprechen. Slipknot-Sänger Corey Taylor macht es vor:

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Natürlich hast Du auch das Recht dazu, wenn Du es für angebracht hältst, dein Publikum zu beschimpfen, wie Andreas Kümmert oder Mark Medlock. Anspucken kommt sogar noch besser an, Justin Bieber und Miley Cyrus lassen grüßen. Einfach nur, weil es Spaß macht.

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10. Verwüste den Backstage-Raum

Wenn dir der Veranstalter schon kein Hotelzimmer zur Verfügung stellt (Frechheit!), dann solltest Du wenigstens den Backstage-Raum in Schutt und Asche legen. Hierfür bietet sich in der Regel eine breite Auswahl an Gegenständen: Tische, Stühle, Lampen, Spiegel, Flaschen…

Zur Sicherheit beschmierst Du auch Wände und Decken mit den Resten des ekelhaften Chili-con-Carne-Breis. Damit bleibst Du garantiert sehr lange im Gedächtnis der Crew. Alternativ kannst Du auch sämtliche Körperausscheidungen hierfür verwenden.

Zertrümmere doch zusätzlich auf der Bühne ein paar Flaschen. Stell aber sicher, dass ein paar Scherben ins Publikum fliegen, die sollen ja schließlich auch etwas davon haben. Gerne kannst Du auch das Equipment zerschlagen, es gehört ja eh nichts davon dir.

11. Fordere mehr Geld

Gute Musik hat schließlich ihren Preis. Warum also solltest Du nur für das Spritgeld deinen Arsch auf die Bühne bewegen? Vielleicht kennst Du auch diesen Spruch des Veranstalters: „Wir lassen dann einen Hut rumgehen.“ Siehst Du etwa aus wie ein Bettler? Lass dich auf keinen Fall darauf ein!

Der Veranstalter will damit nur deine Reaktion testen. Wenn Du einwilligst, hast Du verloren. Von dir wird erwartet, dass Du feilschst. Es ist wie auf einem arabischen Textilienmarkt, nur eben beginnend mit dem niedrigsten Preis. Jetzt bist Du dran dein Angebot vorzubringen. Bloß nicht zu niedrig! Damit erweckst Du nur den Eindruck, dass deine Musik nichts wert sei.

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12. Du bestimmst über was berichtet wird

Gib dich in Interviews mit der Presse immer hochmütig und arrogant. Gehe auf keinen Fall auf die Fragen der Reporter ein, sondern bestimme selbst den Verlauf des Gesprächs. Du weißt am besten, was deine Fans hören wollen.

Bonus-Tipp zum Schluss

Der vielleicht wichtigste Tipp zum Schluss: Sei einfach Du selbst! Du bist eh der Geilste.

Diese Liste kann jederzeit erweitert werden. Vielleicht fallen dir ja noch mehr Punkte ein, wie Du deinem Renommee als Musiker dauerhaft schaden kannst? Ich freue mich auf viele weitere wertvolle Tipps in den Kommentaren.

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