Was verdient ein Musiker an einer CD – Die Fortsetzung

Carlos San Segundo Von Carlos San Segundo

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Was verdient ein Musiker an einer CD – Die Fortsetzung

Von neuem begonnen hatte die Diskussion auf einer Podiumsdiskussion der c/o pop in Köln, auf der Stefan Herwig vom „Dependent Label“ die Zahlen als bestandlos bewertete und kurz danach eine eigene Grafik veröffentlichte. Auch Thomas Schlegel bezeichnet die Zahlen als „nahezu unbrauchbar“, gingen sie doch vom „ungünstigsten Fall aus – einer Newcomerveröffentlichung bei einem Majorlabel“. Zudem berücksichtigten die Zahlen nicht die Tatsache, dass „Musiker, die ihre Songs selber schreiben und produzieren, den Löwenanteil von Produktion und GEMA-Abgaben erhalten“.

Im Auftrag des VUT recherchierten nun Amke Block von audiomagnet und Thomas Schlegel von der Kanzlei Sasse & Partner neue Zahlen, die mit einem Anteil von 12%-17% für den Musiker am Verkauf einer CD deutlich höher liegt als der in der urspünglichen Studie. Hier ein Zitat:
„Wir haben bei Independents und Künstlern nachgefragt und sind zu einem deutlich anderen Ergebnis gekommen. Die Befragten waren sich einig, dass der Künstleranteil nur in den seltensten Fällen unter 12% liegt. Hat der Künstler auch die Komposition und den Text verfasst, sind im Schnitt 17% des Endverkaufspreises für ihn drin, da dann auch Einnahmen aus den GEMA-Lizenzen an ihn zurückfließen.“

Ist die Situation also doch gar nicht so schlimm und Musiker werden tatsächlich „in der Regel angemessen an den Einkünften der Labels beteiligt“? Ich bin mir da nicht so sicher, wenn ich anfange zwischen den Zeilen zu lesen.


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Bemerkenswert sind meines Erachtens in diesem Zusammenhang folgende Punkte:

  1. Der Auftraggeber VUT bzw. Verband unabhängiger Musikunternehmen e.V. ist ein Verein der Musikindustrie, der Labels – und nicht etwa der Musiker.
    Anm. d. Red.: Ich wurde vom VUT in den Kommentaren darauf hingewiesen, dass sich 30% Musiker (die sich selbstvermarkten) in seinen Reihen befinden. Insofern gilt es, den Einwand im letzten Nebensatz zu relativieren.
  2. Genau wie schon bei der ersten Studie wurden keine genaueren Angaben zu den Quellen gemacht oder über Umfang der Umfrage.
  3. Thomas Schlegel bekräftigt mit seiner Äusserung über den „ungünstigsten Fall“ den Wahrheitsgehalt der ersten Studie. Es handelt sich demnach um eine Newcomerveröffentlichung bei einem Majorlabel.
    Anm. d. Red.: Ein weiterer Nachtrag. Es handelt sich nicht um eine Studie, sondern um „Schätzung“, wie aus dem Kommentar von Eva Kiltz hervorgeht.
  4. Die neue Studie des VUT betont: „Wir haben bei Independents und Künstlern nachgefragt“. Also sind in der neuesten Statistik die Major-Labels wohl ausgeschlossen worden. Diese hätten den Prozentsatz vermutlich deutlich nach unten gedrückt.
  5. Amke Block zeichnet bereits für die erste Erhebung mitverantwortlich, was wieder die Glaubwürdigkeit beider Erhebungen unterstreicht (oder eben nicht, falls Du einen anderen Standpunkt bevorzugst). Jedenfalls kann ich von Falschinformationen, wie gulli schreibt, nichts feststellen.
  6. Die Kanzlei Sasse & Partner geht gegen Urheberrechsverletzungen aus Filesharing vor.
  7. Die BPB hat wohl den Gegenwind bemerkt und reagierte auf die von VUT und diversen Labels geäusserte Kritik mit der Löschung der ursprünglichen Studie. Eingeständnis schlechter Recherchen und daraus resultierender Falschinformation oder Lobbyarbeit?

 

Und was bedeutet das alles jetzt?

Zum einen ist klar, betrachtet man den Auftraggeber und die Ausführenden, dass diese Studie zu diesem Ergebnis kommen musste: „Aber in einem waren sich alle einig: in der Regel teilen Label und Künstler die Einkünfte aus Tonträgerverkäufen fair“. Die Labels können ja auch nicht ernsthaft etwas anderes behaupten.

Statistiken sprechen immer für den, der sie erstellt oder erstellen lässt. Für mich persönlich scheint auch klar, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte beider Studie liegen muss und dass es für Bands heute mehr denn je lohnt, über eine anständige Selbstvermarktung für Musiker und Bands nachzudenken und Labels nicht mehr als den einzig gangbaren Weg zu betrachten. Denn: Wer am Anfang seiner Karriere als Musiker oder Band steht, der hat keine starke Verhandlungsposition beim Label – gleich ob Independent oder Major. Zu verschenken hat niemand etwas.

Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf Deine Meinung und vielleicht kommen ja noch einige neue und interessante Erkenntnisse hinzu.

 

Neue Erkenntnisse oder Ergebnisschönung?
Neue Erkenntnisse oder Ergebnisschönung?
via // Studie des VUT

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