Wie Taylor Swifts Re-Recording die Musikindustrie verändert
Von Helena Gering am 21. Januar 2022
Das Musikbusiness hat eine dunkle Seite
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass das Musikbusiness eine dunkle Seite hat. Taylor Swift hat das jetzt auf die harte Tour herausfinden müssen. Dabei ist sie nicht die erste, die sich schlechten Verträgen und profitlichen Labels gegenüber sieht. Einige der bekanntesten Künstler sind leer ausgegangen und haben Geld verloren, während ihre Labels gleichzeitig Millionen von Dollars verdient haben. Genau so ging es auch Taylor Swift, bis sie die Musikindustrie verändert hat.
Kontrollverlust über ihre Alben
Wie Du vielleicht mitbekommen hast, hat Taylor Swift im November 2021 ihr neuestes Album „Red (Taylor’s Version)“ herausgebracht. Dieses landete direkt auf dem ersten Platz der US-amerikanischen Billboard Albumcharts. Auf Taylor Swifts neuestem Album findet sich unter anderem die Single-Auskopplung „All Too Well (Taylor’s Version)“, die seit langem als ein Klassiker der Künstlerin gilt.
Für die Sängerin, die seit ihrer Teenager-Zeit ein Star ist und zahlreiche Nummer-1-Hits hatte, ist das jedoch nichts neues. Es ist wichtiger, wie die Musikerin aus einer Niederlage einen Erfolg gemacht hat. Taylor Swift hat nämlich die Kontrolle über ihre Alben verloren, konnte sich aber mit einer schlauen Idee retten. Ihr Schachzug war, zwei ihrer Alben neu aufzunehmen und zu veröffentlichen.
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Dazu gehört eins ihrer ersten Alben namens „Fearless“ sowie ihr oben schon genanntes Album „Red“. Diese beiden Alben sind vom Original kaum zu unterscheiden und auf ihnen finden sich nach wie vor die beliebten Klassiker. Dazu gibt es ein paar neue Songs und einige Gastauftritte von bekannten Sängern auf den neuen Alben in der sogenannten „Taylor’s Version“.
Darum nimmt ein Musiker sein Album neu auf
Taylor Swift ist nicht die erste Künstlerin, die ihre Alben neu aufnimmt. Bei den bekannten Künstlern, die sich ähnlich wie Taylor Swift dem Re-Recording gewidmet haben, sind unter anderem Prince und Paul McCartney.
Auch Sänger Prince widersetzte sich seinem Label
Der Künstler Prince bekam seinen ersten Musikvertrag schon als Teenager und übertrug dem Label das Eigentum an seinem gesamten Musikkatalog. Nach einiger Zeit klagte er schließlich gegen sein Label. Er änderte seinen Namen in ein Symbol, damit das Unternehmen nicht weiter von seinem Namen Prince profitieren konnte.
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So ähnlich wie Prince arbeitet der Musiker Paul McCartney auch heute noch daran, die Rechte an den Songs seiner Band, der Beatles, zurück zu erhalten.
Die Bezahlung der Musiker
Um die Musikindustrie und ihre Ausnutzung von jungen Künstlern verstehen zu können, must Du wissen, wie die Künstler bezahlt werden. Wenn Du deine Songs in deinem eigenen Tonstudio aufnimmst, auf deiner Website veröffentlichst und schließlich deine Fans deine Musik kaufen, erhältst Du alle Einnahmen.
So ist allerdings die Möglichkeit, deine Musik an ein breites Publikum zu bringen, begrenzt. Wenn Du also im Radio laufen willst, auf eine bezahlte Tour gehen willst oder deine Songs in der Werbung sehen willst, musst Du dich an Labels und Musikverlage wenden.
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Die Verträge mit Musikverlagen und Labels
Um mit einem Label zusammenarbeiten zu können, musst Du einen Vertrag unterschreiben. Du erhältst zuerst 100.000 Euro als Vorauszahlung und musst fünfzig Prozent der Verlagsrechte an einen Musikverlag abtreten, der dem Label gehört.
Bevor Du den Vertrag unterschreibst, solltest Du dich allerdings über alle Kleinigkeiten und Bedingungen informieren. Der Country-Star Brad Paisley konnte wegen einer kleingedruckten Fußnote lange Zeit nichts über seine Verkaufszahlen in Erfahrung bringen. Dadurch verlor er vermutlich um bis zu zehn Millionen US-Dollar.
Wie funktioniert das Musikbusiness?
An unserem Beispiel kannst Du erkennen, wie komplex das Musikbusiness ist. Die vermutlich wichtigsten und direkten Einkommensquellen aus deinen Songs stammen aus den Tantiemen über das Urheberrecht für Musikwerke sowie aus den Tantiemen für die mechanische Reproduktion von Tonaufnahmen.
50% der Verlagsrechte gehen an den Musikverlag
Das Urheberrecht ist das Recht an der Musikkomposition und schützt das zugrunde liegende musikalische Arrangement und den begleitenden Text deines Liedes. Wenn Du das musikalische Werk ganz allein geschaffen hast, besitzt Du das komplette Urheberrecht, bis Du bei einer Zusammenarbeit mit einem Label um die Hälfte an den Musikverlag abtreten musst.
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Das Recht an der Tonaufnahme schützt die eigentliche Aufnahme einer Musikkomposition. Dabei ist es egal, ob die Aufnahme auf einer CD, in einer MP3-Datei, auf einer Computerfestplatte oder anderen Tonträgern enthalten ist. Dieses Recht hat sich Taylor Swift zu eigen gemacht.
Taylor Swift und ihre Label
Bei Taylor Swifts ersten sechs Alben hat ihr Musiklabel alle beteiligten Musiker, Techniker und das Tonstudio bezahlt. Die offiziellen, fertigen Tonaufnahmen, die sogenannten Masters, gehörten danach Taylor Swifts Plattenfirma und wurden veröffentlicht. Diese Versionen kennst Du bestimmt von früher. Nun brauchte das Musiklabel der Musikerin ihre Erlaubnis für die Verwendung oder den Verkauf dieser Tonaufnahmen nicht mehr.
Öffentlicher Streit von Taylor Swift und Scooter Braun
Das Label darf die Aufnahmen nun so lange besitzen, wie es im Vertrag schriftlich festgehalten wurde – bis zu deinem Lebensende oder sogar darüber hinaus. So erhält das Label aus dem Verkauf jedes Albums und digitalen Downloads weiterhin Einnahmen. Als nun Taylor Swifts Label mit dem Namen „Big Machine“ von Scooter Braun gekauft wurde, entstanden die ersten Probleme. Da der Vertrag der Musikerin beim ihrem Label auslief, unterschrieb sie bei einem anderen Label einen neuen Vertrag.
Das führte zu einem öffentlichen Streit zwischen Taylor Swift und Scooter Braun. Das Musiklabel weigerte sich, Taylor Swift ihre eigenen Lieder im Fernsehen aufführen zu lassen. Außerdem soll ihr altes Label sie auch gehindert daran haben, ihre Songs in der Netflix-Dokumentation „Miss Americana“, die sich um Taylor Swifts Leben dreht, zu verwenden. Taylor Swift soll Scooter Braun beschuldigt haben, eine „tyrannische Kontrolle“ über ihre Musik auszuüben.
Taylor revanchiert sich
Die Musikerin versuchte nun zuerst, ihre Masters vom Label zurück zu kaufen. Scooter Braun weigerte sich allerdings und forderte Taylor Swift auf, eine Verschwiegenheitsklausel zu unterschreiben, um nicht mehr über ihn sprechen zu dürfen. Taylor Swift hat allerdings nicht zugestimmt und sich dazu entschieden, ihre Alben neu aufzunehmen, um die Rechte an ihrer eigenen Musik wiederzugewinnen.
Taylor Swift besitzt die Rechte an den Kompositionen
Die Musikerin hatte das Recht an den originalen Tonaufnahmen nicht, aber die Rechte an den Kompositionen. So konnte sie die Kompositionen, die eine abstrakte Version der Songs sind, neu aufnehmen. Dazu gehören momentan die Alben „Fearless (Taylor’s Version)“ sowie „Red (Taylor’s Version)“. Taylor Swift hat das Tonstudio, die Techniker und die Musiker dafür selbst bezahlt.
Dieses re-Recording führte dazu, dass die Originale in ihrem Wert sinken. Die Fans von Taylor Swift kaufen und streamen jetzt zum Beispiel die neue Version von „Red“. Da dieses Album unter anderem auf dem ersten Platz der Billboard-Charts landete, wurden ihre Streams der Originalversion weniger.
Was bedeutet Taylor Swifts Re-Recording für heute?
Wenn heute ein Unternehmen, ein TV-Sender oder jemand anderes Musik von Taylor Swift lizenzieren möchte, kann dieser direkt mit der Künstlerin zusammenarbeiten. Das Label, welches die originalen Tonaufnahmen besitzt, erhält folglich keine Einnahmen mehr.
Man arbeitet lieber mit dem Originalkünstler zusammen, weil dieser in Zukunft auch neue Songs machen wird, die dann eventuell lizenziert werden sollen. Außerdem unterstützen Taylor Swifts Fans sie natürlich lieber auf direkte Weise, zum Beispiel mit dem Kauf der neu aufgenommenen Alben.
So macht Taylor Swift noch mehr Geld mit ihrer Musik als zuvor und ist zudem ein Vorbild für Künstler, die sich ebenfalls gegen die Musikindustrie behaupten wollen und dafür genügend Finanzmittel zur Verfügung haben.
Hier findest Du das passende Video:
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