Sir George Martin
Beatles-Produzent und Wegbereiter im Portrait

George Martin zusammen mit den Beatles.

Alexander Schölzel Von Alexander Schölzel am 26. Mai 2019

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Der fünfte Beatle George Martin

George Martin – Sohn eines Zimmermanns – kam am 3. Januar 1926 im Londoner Stadtteil Highbury zur Welt. Wie viele Produzenten, gründete auch er in jungen Jahren eine Schülerband.

»George Martin & The Four Tune Tellers« nannte sich die Gruppierung, die ihn dazu verleitete, eigene Stücke zu komponieren. Doch es war die falsche Zeit für einen freien Geist: Als der zweite Weltkrieg ausbrach, wurde George Martin als Flugzeugbeobachter eingezogen. Aber sein Wehrdienst hatte auch eine positive Seite.

Er fand einen Mentor, Sidney Harrison, in der Armee, der ihm Anmerkungen zu seinen Kompositionen gab und ihn fortan ermutigte, seine musikalischen Ziele zu verfolgen. Als man 1947 nach und nach in das zivile Leben zurückkehrte, war es Harrison, der George Martin antrieb, die Guildhall School of Music zu besuchen. Dank eines Veteranenstipendiums studierte Martin Klavier und Oboe als Zweitinstrument.


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Der jüngste Labelchef Englands

Nach seinem Abschluss findet Martin rasch eine Stelle bei der BBC Music Library. Ein Sprungbrett, das ihm später ermöglicht, einen Vertrag bei EMIs Label Parlophone zu ergattern. Der Labelboss Oscar Preuss macht ihn zu seinem persönlichen Assistenten.

Damals waren die allermeisten Aufnahmen noch Chefsache und als Preuss sich nach und nach in den Ruhestand verabschiedete, übernimmt George Martin die Tätigkeiten – mit gerade einmal 29 Jahren ist er Verantwortlich für das Label. Unter Martins Führung wandelt sich das Unternehmen von einem Klassik-Label zu einem Jazz- und Comedy-Label, das mehr und mehr an Beachtung gewinnt.

Es muss ihm schwergefallen sein, eine so angesehene Rolle einzunehmen. Martin versuchte stets, seine ärmliche Herkunft zu verbergen. Seine Zeit beim Militär half ihm: Während des Kriegsdienstes trainierte er sich die Sprache der Oberschicht an. Niemand merkte ihm an, dass er als Kind in Armut lebte – auch Brian Epstein nicht.

Die Beatles kommen ins Spiel

Der Beatles Manager Epstein war auf der Suche nach einem Label, das Testaufnahmen anfertigt. Beinahe jedes englische Label hatte die Beatles abgelehnt. George Martin gefiel die Band. Einzig Schlagzeuger Pete Best hatte es schwer. Nachdem 1962 der Vertrag in trockenen Tüchern war, verließ Best die Band und Ringo Starr nahm seinen Platz ein.

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Es brauchte einen kurzen Anlauf, bis die Beatles schließlich mit »Please Please Me« zur nationalen Berühmtheit aufsteigen. George Martin wird, wie die Beatles, zum Star. Viel mehr als die Berühmtheit bleibt ihm anfänglich aber nicht: Als EMI-Produzent erhält er keine Lizenzgebühren. Selbst als die Beatles beginnen, ihre Musik über den eigens gegründeten Northern Songs Verlag zu vertreiben, geht Martin leer aus. Einen Anteil am Verlag schlägt er zuvor aus.

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Vielleicht ist es aber auch eine größere Idee, die ihn davon abhält, Teilhaber zu werden. Kurze Zeit später gründen er und einige EMI-Kollegen eine eigene Firma: Associated Independent Recording (AIR). Von nun an ist Martin am Erfolg beteiligt und verdient mit an den Lizenzgebühren. EMI, beziehungsweise die Abbey Road Studios, heuern ihn weiterhin als Produzenten an.

Technischer Vorreiter

Nach den Veröffentlichungen von »Please Please Me« und »With The Beatles«, beginnt Martin, die Technik in den Abbey Road Studios radikal umzubauen. Auf sein Bitten hin verabschiedet man sich von der Zweispurtechnik und fertigt Aufnahmen mit der damals fortschrittlichen Vierspurtechnik an. Was heute als Overdubbing bekannt ist, ist seiner Zeit nicht mehr als eine technische Revolution, die die Experimentierfreude bis ins Unermessliche ansteigen lässt.

Martin war bekannt dafür, ungewöhnliche Methoden anzuwenden: Reverse-Aufnahmen oder der Einsatz von Feedbackgeräuschen sind beispielsweise auf »Revolver« zu hören. Ebenso bedient er sich dem Artificial-Double-Tracking, bei dem zwei gleiche Aufnahmen übereinander gelegt werden.

Doch auch die Vierspurtechnik geriet schnell an ihre Grenzen. Kurzerhand verknüpfte man zwei Recorder zu einem. Die acht Spuren müssen so verlockend gewesen sein, dass man auf Platten wie »Yesterday« sogar Streicher spielen ließ.

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George Martin und die Beatles schweben auf Wolke sieben. Doch als es um die Produktion des Albums »Let It Be« geht, plötzlich der Schock: Die Beatles entschließen sich, einen neuen Produzenten ins Boot zu holen. George Martin gerät ins Abseits. Die Aufnahmen werden Phil Spector anvertraut. Der Bruch findet im Jahr 1969 statt. Aber bereits ein Jahr später findet man wieder zusammen.

Passend Dazu: Der tiefe Fall des Phil Spector

George Martin bleibt unvergessen

Für das Album »Abbey Road« setzt man wieder voll und ganz auf George Martin, dessen Erfolgswelle wieder Fahrt aufnimmt. In den nächsten Jahrzehnten folgen viele erfolgreiche Zusammenarbeiten, unter anderem mit Kenny Rogers, Jimmy Webb aber auch Celine Dion.

Unvergessen bleibt seine Arbeit mit Elton John. »Candle In The Wind« wird zu Ehren Lady Dianas produziert und verkaufte sich bis heute allein in Deutschland rund 5 Millionen mal. Das Stück wird zur erfolgreichsten Single aller Zeiten – bis heute.

Für George Martin folgt der Ritterschlag von Elisabeth II. Bis zu seinem Tod am 8. März 2016 produziert Martin über 50 Hits, die es nicht nur in England an die Chartspitze schafften. George Martin war ein großer Innovator, dessen Vermächtnis noch heute viele Musiker und Produzenten prägt.

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