Ralph Siegel
Mr. Grand Prix im Portrait

Ralph Siegel
Ralph Siegel nachdenklich am Flügel. © Jupiter Records

Alexander Schölzel Von Alexander Schölzel am 24. Februar 2019

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Ralph Siegel – Kind einer Musikerfamilie

Man weiß wirklich nicht, wo man bei Ralph Siegel anfangen soll. Aktiv ist der am 30. September 1945 geborene Münchner schon seit den 60er-Jahren. Dabei scheint Musik für ihn etwas ganz Natürliches zu sein.

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Schon Großvater Rudolf Siegel verdiente sein Geld mit dem Komponieren von Opern. Sein Vater, Ralph Maria Siegel, schlug in die gleiche Kerbe. Seine Mutter, Ingeborg Döderlein, sang Operetten und Siegel selbst lernte schon in frühen Kindertagen unterschiedliche Instrumente zu spielen. Er beherrscht Gitarre, Klavier, Schlagzeug und Akkordeon. Auch der Unterricht in Harmonie- und Kompositionslehre scheint gefruchtet zu haben:


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Im Alter von zwölf Jahren schrieb er schon eigene Stücke. Mit 19 landete einer seiner Songs in den amerikanischen Country-Charts. Don Gibson sang sich damals mit »It’s a Long Long Way to Georgia« in die Herzen der Country-Fans. Zu dieser Zeit verbrachte Siegel seine Zeit als Volontär beim Musikverlag Acuff-Rose in Nashville, Tennessee.

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Schlager im Blut?

Ralph Siegel begann ab 1966 damit, sich im Bereich des Schalgers hervor zu tun. Geplant war zudem schon immer, dass Ralph die Firma des Vaters, die Ralph-Maria-Siegel-Musik-Verlage, übernimmt. 1972, nach dem Tod des Vaters, war es für Ralph Siegel schließlich an der Zeit, das Ruder zu übernehmen.

Eine beeindruckende Diskographie

Bis dahin hatte er schon eine beeindruckende Diskographie aufgebaut. Schon in den frühen Tagen konnte er sich Heino, Rex Gildo, Chris Roberts, Udo Jürgens oder Marianne Rosenberg auf die Fahnen schreiben.

Es gibt eigentlich niemanden, der im Schlager erfolgreich war und nicht an Ralph Siegel vorbei gekommen ist. Wie eingangs bereits erwähnt, die Liste der Siegel-Titel ist lang – sehr lang. Nur noch mal zur Verdeutlichung: Drafi Deutscher, Heidi Brühl, Mary Roos, Gunter Gabriel, Roy Black, Roberto Blanco, Andrea Berg, The Sweet und viele, viele mehr sangen und singen Songs aus der Feder Ralph Siegels.

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Auch wenn er einmal nicht direkt an der Komposition eines Songs beteiligt war, bleibt immer noch die Instanz seines Labels: So zum Beispiel beim Nummer-eins-Hit »Fly Robin Fly« von Silver Convention in den USA. Den Vertrag unterschrieb die Disco-Formation bei Jupiter Records.

Insgesamt 14 Mal für Deutschland beim Grand Prix

Nach seinem eher mauen Grand-Prix-Einstand mit »Sing Sang Song« für The Les Humphries Singers, damals nur der Drittletzte, hatte Ralph Siegel scheinbar Blut geleckt. Insgesamt schickte er 14 Interpreten mit seinen Kompositionen für Deutschland ins Rennen. Doch an seinen Erfolg mit »Ein bisschen Frieden« wird er nicht mehr heranreichen.

Drei Mal war er nah dran: Mit Wind und »Lass die Sonne in dein Herz« schafft er es 1987 auf Platz zwei, gefolgt von zwei Drittplatzierungen: 1994 mit Mekado und »Wir geben ‘ne Party« sowie 1999 mit »Reise nach Jerusalem« für Sürpriz.

Dabei hätte er seinen größten Grand-Prix-Erfolg beinahe verpasst: »Drei Tage vor dem Finale hatte ich einen Hörsturz, stressbedingt. Ein Arzt hatte mir daraufhin strengstens geraten, mich ins Krankenhaus zu begeben. Er meinte, ich müsse sofort an den Tropf«, verriet er dem Nachrichtenmagazin »Der Spiegel«. Leider hörte er damals nicht auf seine Ärzte. Der Hörsturz manifestierte sich – bis heute. Damals war er gerade einmal 37 Jahre alt.

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Nachdem sich Ralph Siegel entschloss, für Deutschland nicht weiter den Grand-Prix zu bestreiten, schickte er dennoch Interpreten aus dem europäischen Umland auf die Bühne. Dabei war die Kritik hinsichtlich seiner fortwährenden Shows für den Eurovision Song Contest teils heftig.

Stefan Raab, einer seiner musikalischen Kontrahenten, sprach gar von »Inzucht«, weil er immer wieder antrat. Als Produzent Alf Igel ließ Raab Guildo Horn antreten. Der Medienjournalist Michael Hanfeld von der F.A.Z. fasste es sogleich in harsche Worte:

Stefan Raab, einer seiner musikalischen Kontrahenten, sprach gar von »Inzucht«

»Stefan Raab hat für Deutschland auf der internationalen Fernsehmusikbühne mehr geleistet als Ralph Siegel mit seinen geschätzt 102 Retortenliedern, die stets so klangen, als habe er das Melodienblatt bei Dieter Bohlen aus dem Papierkorb gefischt.« Raabs Riesenerfolg mit Lena Meyer-Landrut 2010 wollen wir an der Stelle mal ganz außen vor lassen.

Dschinghis Khan

Seine wohlmöglich verrückteste Songidee wurde zugleich ein Welterfolg: Dschinghis Khan, eine bunte, mongolische Truppe aus Sängern in Kostümen, die singend ihre Trinkeskapaden vortrugen. Natürlich sollte Dschinghis Khan nicht nur beim ESC erfolgreich sein. Für Ralph Siegel entpuppten sich die Sänger im Reiterkostüm als Goldesel: Mit Erfolgen in Japan, Russland oder Australien hatte wohl auch der Profi nicht gerechnet.

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Ralph Siegel im »Spiegel« dazu: »1978 hatten Bernd Meinunger und ich diese Songidee. Ich durchforstete seine Zeilen-Sammlung mit rund tausend Zeilen für mögliche Songtitel. Da stand unter vielen anderen Textideen ‚Dschinghis Khan‘. Ich fing an, auf dem Flügel zu spielen und zu singen: ‚Dsching! Dsching! Dschinghis Khaaan – huh hah huh hah!!‘«

Für den großen Erfolg fehlte nun nur noch die richtige Besetzung: »Durch den Choreografen des Gärtnerplatz-Theaters in München lernte ich den Tänzer Louis Potgieter kennen. Er wurde Frontmann von Dschinghis Khan. Nur singen konnte er leider nicht. Die restlichen Musiker fand ich in meinem ‚Krabbelkasten‘. Darin sammle ich Demos und Fotos von Talenten.«

Dem Tod von der Schippe gesprungen

2015 erschien Ralph Siegels Biografie, in der er sich auch mit dem Tod auseinandergesetzt hat. Sein Vater starb bereits mit 61 Jahren an Krebs und auch seine Mutter konnte der Krankheit mit 88 Jahren nichts mehr entgegensetzen. Er selbst sagt, er sei dem Tod bereits dreimal von der Schippe gesprungen, wobei ihn das letzte Mal ein schwerer Prostatakrebs heimsuchte, der glücklicherweise vollständig geheilt werden konnte.

Beim Spaziergang im Sonnenschein tot umzufallen – das kann sich jeder nur wünschen.

Im Spiegel-Interview verrät er, wie er sich wünscht, einmal abzutreten, und kommt dabei auf Udo Jürgens zu sprechen: »Mit 80 Jahren in einer glücklichen Phase, geliebt und verehrt, beim Spaziergang im Sonnenschein tot umzufallen – das kann sich jeder nur wünschen.«

Wir hoffen, Ralph Siegel noch lange erleben zu dürfen, und wünschen ihm ein langes Leben voller Inspiration.

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