Nadir Khayat
Der Mann, der Lady Gaga erfand
Von Alexander Schölzel am 07. Juli 2019
Multi-Grammy-Gewinner Nadir Khayat
Es sind Namen wie Lady Gaga, Jennifer Lopez, Enrique Iglesias oder Nicki Minaj, die Khayats Diskographie bedeutungsschwer dastehen lassen. Mit acht Geschwistern dürfte Nadir Khayat von Hause aus kein Kind von Traurigkeit sein.
Seine ersten schwedischen Wurzeln schlägt er als Fan der Hardrocker »Europe«. Er ist gerade 19, als er in den Norden Europas migriert und offenbar fest entschlossen, ins Musikbusiness einzusteigen.
Zusammen mit dem schwedischen Popsänger Darin Zanyar landet er seinen ersten Nummer-1-Hit in den Schweden-Charts. Es ist dieser Hit, für den er gleichzeitig einen Grammy und einen Scandinavian Song of the Year Award gewinnt. Er gerät schnell in den Fokus vieler einflussreicher Menschen und erhält Angebote aus mehreren Richtungen.
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Hauptproduzenten der WM 2006
Für die Fußball-WM 2006 wird er von der FIFA zum Hauptproduzenten und Autor ernannt. Das offizielle Musikprogramm rund um die Weltmeisterschaft in Deutschland lag damit in seiner Verantwortung. Aber auch Erfolge in den USA sollten nicht lange auf sich warten lassen: 2007 zieht er in die Staaten und produziert mit »Wine Up« für Kat DeLuna seinen ersten Top-30-Hit in Amerika.
Doch seine Arbeit mit Lady Gaga stellt alles in den Schatten. Die Harmonie zwischen den beiden Künstlern stimmt auf Anhieb und es kommt eine Hit-Single nach der anderen zustande.
Erfolge, die letztlich in dem Multi-Platin-Album »The Fame« münden. »Just Dance« und »Poker Face« landen beide auf Platz eins. Ihre Zusammenarbeit setzen beide später mit dem Album »Born This Way« fort. Der Langspieler erscheint 2011.
»Unglaublich und anspruchsvoll«
Die Arbeit mit Lady Gaga beschreibt er gegenüber »Reuters« als höchst inspirierend, wobei die reine Arbeit zur Hit-Single »Just Dance« gerade einmal eine Stunde gedauert haben soll. »Wir haben angefangen, zusammen zu singen und an den Melodien zu arbeiten. Ihre Texte sind unglaublich und anspruchsvoll – hundertprozentige Inspiration.«
Ich dachte anfangs, als Performer müsste man sich an einen einzigen Sound binden
Eigenen Angaben zufolge schlägt RedOne eine Karriere als Songwriter und Produzent ein, um sich als Künstler nicht zwischen den verschiedenen Genres entscheiden zu müssen.
»Ich dachte anfangs, als Performer müsste man sich an einen einzigen Sound binden. Und ich liebte zu viele Arten von Musik, um das zu tun«, verrät er dem Magazin »Songwriter Universe.
Universelle Sprache und positive Energie
Einen Unterschied, ob er für sich oder einen anderen Künstler schreibt, macht er nicht: »Ich liebe es einfach, großartige Musik zu schreiben.« Die Songs fühlten sich alle an wie seine Babys. Gerade deshalb geht er auf den Künstler ein, mit dem er zusammenarbeitet und versucht, ihre Identität und Stile mit seinen eigenen zu kombinieren.
Musik aus der Feder von Nadir Khayat will immer als universelle Sprache voller Energie verstanden werden. Nadir Khayat versucht, diese positive Energien in seine Musik einfließen zu lassen und Menschen zum Springen, Schreien oder Mitsingen zu animieren.
»Ich brauche Hits … globale Hits«
Khayat ist gerade in Europa, als ihn ein Anruf von Nicki Minaj erreicht. Die Künstlerin hatte bereits Erfolge in Nordamerika, aber auf globaler Ebene hapert es. Einen Tag vor Weihnachten schickt er ihr Songs zum Probehören. Noch zwischen Weihnachten und Neujahr landen die beiden im Studio und arbeiten an »Starship«.
Der Titel wird zur Lead-Single ihres zweiten Albums »Pink Friday: Roman Reloaded«. Ein Stück, das verdeutlicht, wie abgekoppelt von definierten Stilen Khayat arbeitet. Und es beweist, wie erfolgreich man damit sein kann: Das Debüt der Single steigt im Februar 2009 direkt auf Platz neun der amerikanischen Billboard Hot 100. In UK erreicht es im März 2012 Platz zwei.
Gespannt auf das, was da kommt
Nadir Khayat ist mit Deep Purple, Led Zeppelin oder Tina Turner aufgewachsen. Bei aller kompositorischer Freiheit bemüht er sich aber, nicht zu komplizierte Musik zu schreiben. Er verzichtet gewollt auf zu verkopfte Strukturen innerhalb seiner Musik.
Besonders, wenn es um die marokkanischen Einflüsse geht, nimmt er sich meist ein Stück zurück, wie er »Reuters« verrät. Die Leute seien nicht bereit dafür, da es rhythmisch zu kompliziert sei. Chartmusik muss eben doch einem gewissen Muster folgen, um breiten Anklang finden zu können. Man darf gespannt sein, was er in Zukunft noch alles auf den Markt bringen wird.