Musikbusiness
Was ist ein Netlabel?

Carlos San Segundo Von Carlos San Segundo

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Musikbusiness: Was ist ein Netlabel?

In erster Linie ist ein Netlabel nichts anderes als ein althergebrachtes Musiklabel. Der Unterschied liegt in der Vertriebsform der Musik. Während die herkömmlichen Musiklabel (oder kurz: Label) Musik auf CD, DVD, bluRay, etc. pressen und dann über den Fachhandel vertreiben, kannst Du die Musik eines Netlabels in erster Linie über das Internet beziehen (daher auch das [Inter])NETlabel). Netlabel werden daher auch gerne als Netzlabel oder virtuelles Label bezeichnet. Die Aufgabe eines Netlabels ist der Vertrieb der angebotenen Musik sowie das Musikmarketing und Promotion der Künstler.

Du kannst Netlabel aufgrund ihrer kommerziellen Ausrichtung unterscheiden. Zum einen gibt es Netlabel, die „freie Musik“ anbieten, d.h. GEMA-frei und kostenlos. Andere Ausprägungen sind kommerziell ausgerichtet, habena also Gewinnabsichten.

„Netlabel“ Synonyme

Web-Label / Netaudio-Label / MP3-Label / Online-Label / Netzlabel / Digital-Label / Virtuelles Label

Wie eingangs erwähnt, an jeder Ecke des Internet kannst Du ein Netlabel oder ein eine Webseite, die sich als Netlabel selbst zu erkennen gibt, finden. Obwohl alle sich selbst denselben Namen geben, gibt es nur wenig Deckungsgleichheit was die Rollenverteilung, Funktionen und Aufgaben eines solchen Dienstleisters angeht. Noch undurchdringlicher wird es schliesslich in den rechtlichen Belangen wie AGB und Verträge.


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Manches Netlabel agiert nur als eine Art Mittelsmann zwischen Dir und anderen digitalen Aggregatoren. Andere Netlabel geben sich hingegen richtig Mühe und schaffen es mit Leichtigkeit, Deine Musik an den Fan zu bringen und erreichen damit eine eigene Zielgruppe (die sonst vielleicht nur schwer oder gar nicht zu erreichen wäre). Gerne wird auch eine kleine Gebühr für die eigenen Dienste erhoben oder ein kleiner Prozentsatz am Umsatz abgeknappst. Was bei zuletzt erwähnten Ausprägungen von Netlabel als nur gerecht erscheint, könnte bei den anfangs besprochenen Angeboten als leicht unverschämt gesehen werden. Oft können die größeren Anbieter nämlich auch direkt mit der eigenen Musik bemustert werden.

Lies auch: Band gründen: Der Ratgeber zur Bandgründung

Was macht ein Netlabel?

Ein Netlabel bietet aber vor allem einen alternativen, zumeist sehr einfachen Weg für Dich, ein Album (EP, Single, Track, etc.) zu veröffentlichen. Hierbei übernimmt das Netlabel den administrativen Teil der Arbeit, während Du selbst Dich auf den kreativen und musikalischen Part konzentrieren kannst.

Vielen Netlables ist gemein, dass sie nur digital veröffentlichen (oft als MP3 zum Download). Aber es gibt einige Netlabel, die auch CDs und sogar Vinyls veröffentlichen, also ganz ähnlich wie Label im herkömmlichen Sinn.

Die Netlabel und das Urheberrecht

Wie kaum anders zu erwarten unterscheiden sich auch hier die unterschiedlichen Netlabel sehr stark. Im amerikanischen Raum gibt es das ein oder andere Netlabel, das sich in Sachen Copyright und Urheberrecht an die Bräuche und Sitten herkömmlicher Label hält. Soll heissen, dass man dort versucht, möglichst viele (Nutzungs-) Rechte an sich zu ziehen. Hier in Deutschland gilt aber immer: Das Urheberrecht ist unveräusserlich. Oder in einfachen Worten: Dein Song gehört für immer Dir, Du kannst lediglich die Nutzungsrechte an Deiner Musik abtreten.

Viele Netlabel nutzen in der Zwischenzeit die Creative Commons Lizenz in unterschiedlichen Ausprägungen. Dabei kann man praktisch jede Schattierung finden, während andere sehr progressiv an die Sache herangehen.

Einige Netlabel

Hier sind zwei Netlabel, die wir hier auf delamar in der Vergangenheit vorgestellt haben:
Dooload
Feiyr

Netlabel sind ein Geschäft

Bevor Du einen Plattenvertrag bei einem Netlabel unterschreibst, musst Du dir im Klaren sein, dass ein solches Netlabel auch nur ein Geschäft ist. Das bedeutet, dass es bei allem Idealismus und bei aller Liebe zur Musik eben auch Geld erwirtschaften muss und wird. Deshalb solltest Du immer alle AGB, Verträge und sonstiges Kleingedruckte sehr genau durchlesen, um Dir böse Überraschungen zu ersparen.

Im traditionellen Musikbusiness ist es ja Usus, dass das Label die Rechte an den Masters behält. Die Master sind die fertig produzierten Bänder mit der aufgenommenen, abgemischten und gemasterten Musik. Manche Netlabel (zumindest im amerikanischen Hoheitsgebiet) versuchen auch hier, den Daumen draufzulegen.

Bei traditionellen Label geht es hier um Risikominimierung (und/oder Gewinnmaximierung), da sie im Vorfeld zumeist hohe Kosten für die Entwicklung des Acts oder der Band sowie für das Pressen der CD hatten. Bei einem traditionellem Release fallen nach den relativ hohen Fixkosten zu Anfang später nur wenig laufende Kosten an.

Bei einem Netlabel ist es anders: Dieses hat oftmals gar keine Fixkosten zu Anfang (vor allem, wenn dort nur fertige Musik zur Veröffentlichung eingesammelt wird) und auch die laufenden Kosten verhalten sich überschaubar. Meist fallen letztere für die Mitarbeiter, den Betrieb eines Büros, der Webseite und natürlich dem Musikmarketing sowie der Administration des ganzen Geschäfts an.

Wozu brauche ich ein Netlabel?

Oder anders gefragt: Was kann ich von einem Netlabel erwarten? Vor allem kannst Du eine Menge Erfahrung und Expertise bei der Veröffentlichung von Musik erwarten. Wenn Du es auch noch schaffst, bei einem bekannten und renommierten Netlabel unterzukommen, so profitierst Du zusätzlich von dessen Image.

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Ein gutes Netlabel wird Dir also nicht nur die Veröffentlichung Deiner Musik deutlich vereinfachen, es wird Dir helfen, den Absatz Deiner Musik zu vervielfachen oder zumindest zu steigern.

Nichtsdestotrotz: Bevor Du einen Vertrag mit einem beliebigen Netlabel schliesst, solltest Du alle möglichen Informationen zu diesem einholen. Lass einen Anwalt das Vertragswerk prüfen (die Kosten hierfür halten sich meistens im Rahmen) oder, wenn Du wirklich kein Geld für einen Anwalt hast, lies Dir alles selbst durch und stelle Fragen. Nur weil ein Vertrag in Form eines Onlineformulars daher kommt und Du lediglich ein kleines Kästchen ankreuzen musst, heisst das nicht, dass der geschlossene Vertrag nicht bindend ist.

Lies auch: Eigene Musik verkaufen: So geht das Veröffentlichen ohne Label

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