Was Musiker so an einer CD verdienen
Willkommen im Musikbusiness
Von Carlos San Segundo am 24. Februar 2022
Was verdient ein Sänger an einer CD?
Die Wahrheit ist wahrlich ernüchternd und die Bundeszentrale für politische Bildung hat eine erste Antwort auf diese Frage. Die Zahlen aus dem Jahr 2008 zeigen, was ein Künstler an einem Album in CD-Form beziehungsweise an einer Single verdient hat. Das gilt auch für Downloads. Der Verdienst lag bei gerade mal vier Prozent des Verkaufspreises.
Bei einem Album mit einem Verkaufswert von 15,99 Euro, wie in der Grafik angegeben, wären das nur 64 Cent. Bei einer Single sind es mit 5,56 Cent wesentlich weniger. Der Löwenanteil an einer solchen sogenannten offiziellen Veröffentlichung geht dann mit 31% an das Label und mit 19% an den Vertrieb.
Angesichts dieser Zahlen könnte einem die Spucke wegbleiben. Klar ist, dass Der Beitrag der Band beziehungsweise des Künstlers ist aber der wesentliche Bestandteil des Produkts, und das ist natürlich die Musik. Denn ohne diese könnte man nichts verkaufen. Aber durch die Abgabe verschiedener Aufgabenbereiche wie Marketing, Vertrieb und Finanzen an Externe sinkt der Anteil der Musiker.
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Wie läuft das mit den Einnahmen für Musiker ab?
Ob es Sinn macht, dass die GEMA als Geldeintreiber mit sechs Prozent anderthalbmal so viel wie die Band verdient, sei dahingestellt. Das Argument, dass die Band auch was zurück bekommt, gilt hier nicht wirklich. Denn für normalsterbliche Bands und Acts ist der Verteilungsschlüssel der GEMA eher als Witz anzusehen. Du könntest dir auch folgende Frage stellen: Wieso bekommt der Buchhalter des Unternehmens (GEMA) mehr Geld als das Unternehmen selbst?
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In der Zeit vor dem Internet war es für Bands allerdings wirklich essentiell, von einem Label entdeckt zu werden, um eine gewisse Reichweite mit der eigenen Musik zu entwickeln. Im Gegensatz dazu muss das heutzutage nicht mehr die erste Priorität sein. Auch, wenn dich die Labels das gerne glauben lassen wollen.
Wenn DU dein Album über eine eigene Webseite für nur einen einzigen Euro verkaufst, dann verdienst Du schon mehr daran als mit einem gewöhnlichen Plattendeal. Natürlich musst Du Marketing, Vertrieb, Finanzen und den Rest selbst erledigen. Dafür bist Du aber autonom, wenn es um deine Musik geht. Außerdem könntest Du die eher unliebsamen Arbeiten eines CD-Releases für einen Bruchteil der Kosten outsourcen.
Korrektionen zu den Musiker-Einnahmen
Die bisher kursierende Statistik der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) kam, wie oben erwähnt, auf nur vier Prozent für Musiker aus den Verkäufen von Alben auf CD. Der Verband unabhängiger Musikunternehmen e.V. (VUT) korrigierte in einer eigenen Schätzung die Zahl zuerst von vier auf 9,9 Prozent nach oben. Grundlage dafür bilden aber ebenfalls schon veraltete Daten aus dem Jahr 2010.
Nur kurz danach kam eine weitere Korrektur des Verbandes unabhängiger Musikunternehmen e.V. (VUT), die diese Zahl noch einmal nach oben auf 12,27% mit einer eigenen Studie stellten. Diese neue Diskussion kam auf einer Podiumsdiskussion der c/o pop in Köln auf. Auf diesem Musikfestival bewertete Stefan Herwig vom „Dependent Label“ die erwähnten Zahlen als bestandlos und veröffentlichte kurz danach eine eigene Grafik.
Im Auftrag des VUT recherchierten nun Amke Block von audiomagnet und Thomas Schlegel von der Kanzlei Sasse & Partner erneut neue Zahlen. Diese liegen mit einem Anteil von 12%-17% für den Musiker am Verkauf einer CD deutlich höher als ursprünglichen angenommen. Ist die Situation also doch gar nicht so schlimm? Wirst Du als Musiker tatsächlich angemessen an den Einkünften der Labels beteiligt? Wenn man anfängt, zwischen den Zeilen zu lesen, kann man sich nicht so sicher sein.
Das sagen die Zuständigen aus der Branche dazu
Thomas Schlegel bezeichnete die alten Zahlen als „nahezu unbrauchbar“, gingen sie doch vom „ungünstigsten Fall aus – einer Newcomer-Veröffentlichung bei einem Major-Label“. Zudem berücksichtigten die Zahlen nicht die Tatsache, dass „Musiker, die ihre Songs selber schreiben und produzieren, den Löwenanteil von Produktion und GEMA-Abgaben erhalten“.
Amke Block und Thomas Schlegel sagen: „Wir haben bei Independents und Künstlern nachgefragt und sind zu einem deutlich anderen Ergebnis gekommen. Die Befragten waren sich einig, dass der Künstleranteil nur in den seltensten Fällen unter 12% liegt. Hat der Künstler auch die Komposition und den Text verfasst, sind im Schnitt 17% des Endverkaufspreises für ihn drin, da dann auch Einnahmen aus den GEMA-Lizenzen an ihn zurückfließen.“
In diesem Zusammenhang sind also folgende Punkte bemerkenswert:
- Der Auftraggeber VUT bzw. Verband unabhängiger Musikunternehmen e.V. ist überwiegend ein Verein der Musikindustrie, also der Labels.
- Genau wie schon bei der ersten Studie wurden keine genaueren Angaben zu den Quellen gemacht oder über Umfang der Umfrage.
- Thomas Schlegel bekräftigt mit seiner Äußerung über den sogenannten ungünstigsten Fall den Wahrheitsgehalt der alten Zahlen. Es geht demnach um eine Newcomer-Veröffentlichung bei einem Major-Label. Allerdings handelt es sich aber nicht um eine Studie, sondern nur um eine Schätzung.
- Die neue Studie des VUT betont, dass bei Independents und Künstlern nachgefragt wurde. In der neuesten Statistik sind deshalb die Major-Labels ausgeschlossen worden. Diese hätten den Prozentsatz vermutlich deutlich nach unten gedrückt.
- Amke Block zeichnet bereits für die erste Erhebung mitverantwortlich, was wieder die Glaubwürdigkeit beider Erhebungen unterstreicht (oder eben nicht, falls Du einen anderen Standpunkt bevorzugst). Jedenfalls kann man keine Falschinformationen feststellen.
- Die Kanzlei Sasse & Partner geht gegen Urheberrechtsverletzungen aus Filesharing vor.
- Die BPB hat wohl den Gegenwind bemerkt und reagierte auf die von VUT und diversen Labels geäußerte Kritik mit der Löschung der ursprünglichen Studie. Ist das ein Eingeständnis schlechter Recherchen und daraus resultierende Falschinformation oder Lobbyarbeit?
Was verdient ein Sänger nun an einer CD wirklich?
Wenn Du den betrachtet man den Auftraggeber und die Ausführenden betrachtest, ist eigentlich klar, dass diese Studie zu diesem Ergebnis kommen musste. Denn in der Regel teilen Label und Künstler die Einkünfte aus Tonträgerverkäufen fair. Die Labels können auch nicht etwas anderes behaupten. Die Statistiken sprechen aber immer für den, der sie erstellt oder erstellen lässt.
Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte der verschiedenen Studien. Für Bands würde es sich heute mehr denn je lohnen, über eine anständige Selbstvermarktung für Musiker und Bands nachzudenken und Labels nicht mehr als den einzig gangbaren Weg zu betrachten. Denn wenn Du am Anfang deiner Karriere als Musiker oder Band stehst, hast Du keine starke Verhandlungsposition beim Label. Dabei ist es egal, ob Du bei einem Independent- oder Major-Label unter Vertrag stehst. Denn niemand hat etwas zu verschenken.
Jetzt bist Du gefragt!
Wir sind sehr gespannt auf deine Meinung! Vielleich kommen ja noch einige neue und interessante Erkenntnisse hinzu? Schreib‘ uns in die Kommentare, was Du zu dem Thema unbedingt loswerden willst.
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