Musikagentur & Konzertagentur
Was leisten sie?
Von Paul Tunyogi-Csapo
Konzertagentur bzw. Musikagentur
Im Gespräch mit Regina Dem, der Inhaberin von Jahviva, erhielten wir einen schönen Einblick hinter die Kulissen der Arbeit einer Musikagentur. Vielen Dank an dieser Stelle für die nette Zusammenarbeit und die vielen wertvollen Tipps für die Kooperation mit einer Konzertagentur.
Hier ist eine Übersicht dessen, was Du in diesem Artikel erfahren wirst:
- Was ist eine Konzertagentur?
- Für welche Art Künstler oder Band empfiehlt sich eine Bewerbung?
- Welche Musikagentur ist die richtige für deine Band?
- Was sollte ich für eine erfolgreiche Bewerbung unbedingt beachten?
- Wie sieht ein Vertragsabschluss aus?
Was ist eine Konzertagentur?
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Konzertagenturen nehmen im Namen der Künstler Kontakt zu potenziell interessierten Konzertveranstaltern auf und buchen diese für Live-Veranstaltungen. Dabei arbeiten sie in Bezug auf Promotion und Terminierung eng mit den Künstlern, deren Managements bzw. Labels zusammen. Ihr Tätigkeitsbereich erstreckt sich von Buchungen von Auftritten über Tourneeorganisation und -durchführung, Vertragsaushandlungen und -abschlüssen, Künstler- und Kundenbetreuung bis hin zur Vermarktung und Pressearbeit.
Als Schnittstelle zwischen Künstler und Veranstalter sorgt eine solche Musikagentur somit im Sinne beider Seiten für einen reibungslosen Ablauf. Manche Konzertagenturen sind zusätzlich selbst als Konzertveranstalter tätig.
Für wen ist eine Bewerbung sinnvoll?
Wer sich von einer Agentur vertreten lassen möchte, sollte auch gewisse Voraussetzungen erfüllen. Aber auch die andere Seite sollte einiges mitbringen können. Von Seiten der Agentur sollten sich generell nur semi-professionelle bis professionelle Künstler bewerben, die bereits über genügend Live-Erfahrung verfügen. Zudem sollte qualitatives Material zur Band-Promotion (wie z. B. Band-Webseite, Pressefotos mit einer Auflösung von mindestens 300dpi sowie Videos von Live-Mitschnitten) vorhanden sein.
Das alles benötigt die Agentur, um ein sinnvolles Musikmarketing erledigen zu können. Im Normalfall besteht deine Band ja bereits einige Zeit, so dass bereits im Vorfeld vieles von dem oben benannten Material ohnehin schon zur Selbstvermarktung vorhanden gewesen sein dürfte.
Welche Musikagentur ist die richtige für dich?
Auf der Seite der Band empfiehlt es sich, bereits im Vorfeld einige Informationen über die Konzertagentur einzuholen, denn viele Anbieter haben sich im Musikbereich eigene Schwerpunkte gesetzt. So wird z. B. eine typische »Jazzagentur« keine Rockbands aufnehmen, da diese einfach nicht in deren Programm passt. Jahviva Concerts & Promotion hat seine Schwerpunkte beispielsweise auf Afro- und Weltmusik gelegt.
Wie bei den Labels wird eine Musikagentur sich nur um die Vermittlung deiner Musik bemühen, wenn ihr deine Werke auch gefallen. Du wirst ja umgekehrt kaum erwarten, dass jemand Auftritte organisiert, dem deine Musik gänzlich egal ist. Schließlich würde er sich dann eben nicht so sehr ins Zeug legen.
Was sollte ich für eine erfolgreiche Bewerbung beachten?
Gerade hier ist dein Auftreten und Erscheinungsbild bzw. die Präsentation der Band-Webseite sehr wichtig. Im besten Fall hast Du dich oder hat deine Band sich einer klar bestimmten Musikrichtung verschrieben. Je undefinierter deine Musik in ein bestimmtes Genre einzuordnen ist, umso schwieriger wird es für die Musikagentur, dich zu vermitteln. Um dies besser zu verstehen, betrachten wir das einmal aus dem Blickwinkel der Agentur.
Du bist natürlich nicht allein mit deinem Bestreben, auf die Bühne zu wollen. Sehr viele Bands möchten auf den beliebten Festivals spielen und so dürfte es kaum verwundern, dass die Veranstalter jedes Jahr ca. 600-800 Bewerbungen auf den Tisch bekommen. Wer da ankommt und sagt »Unsere Musik ist schwer einzuordnen«, ist nicht nur individuell, sondern kommt gar nicht erst in die engere Auswahl. Individualität ist zwar gerade in der Musik erwünscht, aber wenn eine Agentur auf der Suche nach Bands aus dem Bereich Afromusik ist, dann fällt »nicht kategorisierbar« eben schnell unter den Tisch – schon aus Zeitgründen. Um dir Anregungen zu einer sinnvollen Benennung zu holen, kannst Du dir mal einige Künstler auf www.jahviva.com anschauen.
Wenn das Promotionsmaterial fertig gestellt ist, kann die erste Kontaktaufnahme mit der Agentur deiner Wahl per Telefon und E-Mail erfolgen. Bitte niemals eine Demo-CD unaufgefordert zusenden, denn das ist meistens Geldverschwendung. Sollte die Agentur tatsächlich ein Interesse an deiner Band entwickeln, so wird sie das Promotionsmaterial und auch Demo-CDs selbst anfordern.
Wie sieht ein Vertragsabschluss aus?
Wie der Satz »Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance« schon sagt, sollte die Art und Weise des Kontaktes schon unter den jeweiligen Vertragspartnern stimmig sein. Ist ein Künstler oder eine Konzertagentur direkt besonders unfreundlich in ihrem Auftreten bei der Kontaktaufnahme, heißt das nicht zwangsläufig, dass sie ganz toll im Geschäft sind, sondern das es schon zu Beginn nicht passt. Dann solltest Du nicht traurig sein, sondern einfach gleich weiter suchen. Hier spielt das Bauchgefühl eine große Rolle.
Wird man sich über die Konditionen einig und die Chemie zwischen Agentur und Künstler stimmt, so steht einem Vertragsabschluss nichts entgegen. Wie alle anderen Kontrakte sollten auch Agenturverträge genau geprüft werden und ganz wichtig: Eine Bindung an eine bestimmte Konzertagentur über einen Exklusivvertrag sollte vermieden werden.
Wer solche Exklusivverträge abschließt, kann eigens organisierte Auftritte oftmals nur dann wahrnehmen, wenn die Provision für den selbst vereinbarten Auftritt an die Konzertagentur abgeführt wird. Dies ist schlicht unnötig, da die Agentur in diesem Fall nichts für euch gemacht hat und ihr somit auch keine Kosten angefallen sind.
Des Weiteren sollte auch immer bedacht werden, dass ein Vertrag mit einer Musikagentur kein Allheilmittel für garantierte Auftritte sein kann. Eine Band erhält dadurch einfach Zugriff auf weitere Veranstalter und kann auch Unterstützung zählen. Gute Konzertagenturen halten dem Künstler den Rücken frei, so dass er sich besser auf seine Sache konzentrieren kann – in Ruhe Musik selber machen zu können.
Letzte Gedanken
Zum Abschluss möchte ich noch ins Bewusstsein rufen, dass der allgemeine Trend der Veranstalter derzeit eher zu selbstkomponierter Musik geht. Der Grund hierfür ist sehr banal: Veranstalter möchten die GEMA-Gebühren für Cover ungern bezahlen, da diese in letzter Zeit stark angezogen wurden. Daher ist Covermusik plötzlich »out«, eigene Musik dagegen stärker gefragt.
Gleichzeitig wollen Veranstalter aber auch nicht das Risiko tragen, dass unter Umständen keine Menschenseele zu einem Konzert kommt, weil niemand die Musik deiner Band kennt. Die Gretchenfrage. Allerdings waren die Bedingungen noch nie besser, mit der eigenen Musik auftreten zu können.