Kunst vs. Kommerz
Konkurrierende Ziele?
Von Carlos San Segundo
Die Wahrheit über Kunst vs. Kommerz
Handelt es sich denn wirklich um konkurrierende Ziele? Muss die Kunst in der einen Ecke stehen und der Kommerz in der gegenüberliegenden? Darf etwa Musik, um als solche ernst genommen zu werden, nicht auch kommerziell erfolgreich sein? Folge ich der Argumentation der sich selbst als Künstler wahrnehmenden Musiker, dann verkaufe ich meine Seele, wenn ich an einem etwaigen Plan zum kommerziellen Erfolg meiner Songs feile.
Aber ich habe da so eine Theorie über die Erfahrungen der letzten Jahre entwickelt. Es gibt sie wirklich, die beiden Weltansichten an den Extremen von Kunst und Kommerz. Auf der einen Seite sind die Dieter Bohlens dieser Welt, die es vorzüglich verstehen, mit ihrer Musik sehr viele Menschen zu erreichen, emotional zu berühren, glücklich zu machen oder einfach nur zu unterhalten – und dabei richtig Geld in die eigene Kasse spülen. Am anderen Extrem sind dann die Künstler, die sich als solche verstehen und ihre Musik nur getrieben von ihrem eigenen Inneren kreieren.
Und jetzt kommt meine These: Die beiden Extreme können nicht nur friedlich koexistieren, sie zollen sich wahrscheinlich auch den nötigen Respekt.
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Woher dann die Diskussion Kunst vs. Kommerz?
Der echte Künstler kreiert seine Kunst (lies: Musik) gänzlich intrinsisch motiviert. Sie ist einfach da, sie muss raus und er lässt sich nicht durch seine Umwelt beirren oder gar verleiten, auch nur ein Jota von seiner Vision abzuweichen. Er macht seine Musik um ihrer selbst willen und kümmert sich auch anschließend nicht darum, ob die Welt ihn oder seine Kunst versteht. Wenn sich der kommerzielle Erfolg einstellt, gut. Wenn nicht, auch gut – denn um diesen ging es nie.
Problematisch wird die ganze Geschichte nur, wenn wir die Künstler einbeziehen, die meiner Ansicht nach, ihre Kunst eben nicht bis ins letzte Detail ihrer selbst willen kreieren. Denn genau diese sind es dann, die den Streit über Kunst vs. Kommerz vom Zaun brechen.
Diese Musiker verstehen sich selbst auch als Künstler, wünschen sich im Gegensatz zum Extrem-Künstler, dass die Welt sie versteht und für ihre Werke ehrt. Dieser Typ kann dann auch kein Verständnis für die Musiker aufbringen, die der eigenen Ansicht nach zu Unrecht eine Menge Geld mit „minderwertiger Ware“ verdienen – eine monetäre Ehrung, die ihrer Logik folgend ihnen selbst zustünde. Neid?
Und zu welcher Fraktion gehörst Du? Kunst oder Kommerz?