Warum mich deine Musik einen Scheiß interessiert (und alle anderen auch)
Von Carlos San Segundo am 05. Februar 2017
Aber ich liebe doch Musik?
Natürlich. Wir Musiker lieben die Musik und das leidenschaftlich, einige sogar obsessiv. Zumindest lieben wir unsere eigene Musik und die unserer musikalischen Idole. Aber lieben wir auch die Musik der anderen Musiker? Nun, das ist Stoff für einen anderen Artikel.
Wer sich auf Instagram umschaut, wird sehr viele selbst designierte Musikfans und -kritiker finden. In den Tags á la #musicismylife, #musiclover oder #musiciseverything finden sich abertausende Beiträge von eben solchen, die Musik als ihre große Leidenschaft verstanden wissen wollen. Und sie glauben selbst daran.
Das Publikum liegt niemals falsch
Doch in Wirklichkeit lieben sie nicht die Musik. Vielmehr lieben sie die Geschichte, das Image oder die Musiker hinter den Songs.
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Leidet das Publikum am schlechten Geschmack?
Der US-amerikanische Filmproduzent Adolph Zukor schrieb es bereits in seiner Autobiografie: „Das Publikum liegt niemals falsch“. Und Curtis Jackson, besser bekannt als Hiphop-Star 50 Cent, fügt hinzu: „Wenn die Menschen nicht auf das reagieren, was Du machst, sagen sie dir damit Etwas ganz laut und deutlich. Du hörst nur nicht zu.“
Dabei ist es so einfach.
Das Publikum tendiert immer zu dem, was es mag. Und es ergibt einfach keinen Sinn, über den Geschmack der Allgemeinheit zu diskutieren. Menschen mögen eben das, was sie mögen. Und wenn es dir darum geht, dass deine Musik gehört wird – sich Menschen für deine Musik interessieren – dann musst Du einen Weg finden, die Allgemeinheit richtig anzusprechen.
20% aller Songs auf Spotify werden niemals gespielt
Es ist nichts falsch daran, nur einen kleinen Kreis erlesener Fans ansprechen zu wollen. Doch wer sich das als ehrliches Ziel setzt, muss nicht über den Geschmack der breiten Masse diskutieren, schimpfen oder die Schuld des ausbleibenden Erfolges dem Publikum zuschieben.
Gibt es zu viel Musik?
Ja. Das Angebot war schon immer riesig. Und seitdem sich Jeder mit wenigen Klicks ein virtuelles Musikstudio auf den Computer holen kann, ist es nicht besser geworden. Es gibt mehr Musik als je in einem ganzen Leben gehört, geschweige denn verarbeitet werden könnte.
Laut eigenen Angaben werden etwa 20% aller Songs auf Spotify niemals gespielt. Nie.
Das macht etwa 6 Millionen ungespielte Lieder – alleine bei diesem Anbieter. Und jeden Tag kommen tausende neue Songs hinzu, viele davon besser als deine oder meine.
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Jede Generation braucht neue Musik
Doch ist das tatsächlich der Grund, warum sich niemand für deine Musik interessiert? Haben sich schon immer die besten Songs, die besten Musiker durchgesetzt?
Gute Songs werden die Menschen immer bewegen. Und jede neue Generation sehnt sich nach neuen Künstlern, innovativen Bands und nach neuen Songs. Teenager brauchen neue Musik, um sich von den Eltern und anderen Gruppen absetzen zu können. Musik wird zum Teil der eigenen Identität einer jeden Generation – und das geht nicht mit der Musik einer vorangegangenen.
Mit einer so großen Auswahl auf Abruf brauchst Du einen Weg, um das Interesse der Fans zu wecken. Um ihre Aufmerksamkeit auf dich und deine Musik zu ziehen.
Eine gute Geschichte ist wichtiger als Musik
Wann hast Du das letzte Mal deine Nicht-Musiker-Freunde über Songstruktur, Melodieführung, seltene Aufnahmetechniken oder innovative Synkopierung sprechen hören? Vermutlich noch nie, denn das sind nur die Dinge, die uns Musiker interessieren. Der normale Fan interessiert sich nicht für deine Musik.
Menschen mögen anderen Menschen. Und Menschen lieben gute Geschichten. Fans folgen Bands nicht wegen ihrer Musik. Sie werden zu Fans, weil sie über die Hintergrundgeschichte einer Band eine Verbindung zu dieser aufbauen.
Warum bist Du Fan deiner Idole? Neben der guten Musik kennst Du vielleicht deren Werdegang, der dich inspiriert. Vielleicht gefällt dir, wie sich die Band als Rockstar gibt oder wie sie sich für eine gute Sache einsetzt.
Geschichten werden weitererzählt
Als es keine Schrift und Bücher gab, dienten Geschichten am Lagerfeuer dazu, die Menschen weiterzubilden und zu erziehen. Und so verwundert es kaum, wenn wir unseren Freunden auch heute noch gerne gute Geschichten über unsere Lieblingsband erzählen.
So ist es viel wahrscheinlicher, dass jemand deine Musik mit seinen Freunden teilt, wenn es zu diesem Song noch eine interessante Geschichte zu erzählen gibt. Radiosender benötigen ein kurzes Intro und eine spannende Erklärung, warum gerade deine Band aus der Masse heraussticht. Blogger und Journalisten brauchen eine Story, über die sie schreiben können.
Warum also sollte mich deine Musik interessieren? Was ist deine Story?