Karriereguide für Musiker
Persönliche Standortanalyse (Teil 3)

Karriereguide für Musiker
Das (bearbeitete) Rad des Lebens ist ein Instrument zur Standortanalyse. Es zeigt uns Kraftquellen und Schwachstellen und liefert Ansatzpunkte für eine Verbesserung unserer Lebenssituation.

Christina Rakebrandt Von Christina Rakebrandt

Mehr Information zur Serie

Der Karriereguide für Musiker ist eine Serie mit vier Folgen, die auf dem gleichnamigen Buch beruht.
Folge 1: Erfolg im Musikbusiness
Folge 2: Profil zeigen
Folge 3: Persönliche Standortanalyse
Folge 4: Visionäre Ziele erreichen
Der Guide resultiert aus den Workshops „Karrieresteuerung und Selbstmanagement für Musiker“, die Christina seit fünf Jahren anbietet, und aus Interviews mit Profimusikerinnen und -musikern, die ihre individuellen Erfahrungen im Musikgeschäft schildern.

Persönliche Standortanalyse – Karriereguide für Musiker Teil 3

Die Geschäftsführung eines Unternehmens hat den Gesamtüberblick über die Firma, sie überwacht und steuert alle Funktionsbereiche des Betriebes. Wir sind als Individuen „Selbst-Manager“, nicht nur im beruflichen Sinne, sondern auch für unsere verschiedenen Lebensbereiche. Übersichtliche Werkzeuge wie das Lebensrad sind hilfreich, denn wir erkennen schnell und unkompliziert, wo es gut läuft und wo es gerade hakt.

Kernsatz:
Das Rad des Lebens ist ein Instrument zur Standortanalyse. Mit seiner Hilfe können wir uns Klarheit über unsere Zufriedenheit in den grundlegenden Lebensbereichen verschaffen. Wir identifizieren Kraftquellen und Schwachstellen und entdecken Ansatzpunkte für konkrete Verbesserungen unserer Lebenssituation.

 


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Das Lebensrad

Das Rad des Lebens besteht aus acht Stabilitätsspeichen, die für die grundlegenden Lebensbereiche stehen: Körper, Werte, materielle Basis, soziales Netz, Gefühle, Beruf, Muße und Herzenswünsche sowie Sinn und Spiritualität. Durch die Betrachtung der einzelnen Speichen überprüfen wir unsere Situation dahingehend, ob sie uns und unsere Entwicklung fördert.

Auf manche Menschen wirkt das auf Anhieb egoistisch. Schließlich sind wir nicht der „Nabel der Welt“, um den sich alles drehen muss. Das Bild wird aber erst dann vollständig, wenn wir uns bewusst machen, dass wir Teil eines Ökosystems sind. Unser Sein, unser Gedeihen, unser Wachstum hat einen großen Einfluss auf unser Umfeld. Unsere Entwicklung ist wie ein Baum, der den guten Nährboden, das Licht und das Wasser braucht, um gesund und kräftig zu wachsen.


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Unsere Umwelt profitiert davon, wenn es uns gut geht, wenn wir selbstbewusst unseren Weg beschreiten und andere daran teilhaben lassen. Wir bewundern Menschen, die wissen, was sie wollen und wir haben gerne Anteil an ihrer kraftvollen Ausstrahlung, ihren Erfahrungen und auch an der Leidenschaft, mit der sie ihren Interessen nachgehen. So gesehen sind wir durchaus der Nabel unserer eigenen Welt, denn es ist unsere erste Verantwortung, für unser eigenes Wohlergehen zu sorgen.

Kernsatz:
All unsere Lebensbereiche in einem stabilen Gleichgewicht zu halten, ist unsere lebenslange Aufgabe. Und wir müssen akzeptieren, dass wir sie nie vollständig erfüllen können.

 

Selbstmanagement mit dem Rad des Lebens

In meinen Workshops erlebe ich häufig, dass Teilnehmer sehr berührt sind, wenn sie das Rad des Lebens bearbeiten. Die Betrachtung der einzelnen Speichen fördert zutage, welche Schätze unser Leben beinhaltet und welche Kraftquellen uns zur Verfügung stehen. Diese Erkenntnis verhilft uns dazu, sie zu wertzuschätzen, und sie gibt uns Stabilität, weil unsere Probleme vor diesem Hintergrund relativiert werden. Es hat etwas von einer Ernte, wenn wir uns vor Augen führen, was wir durch unsere bisherigen Bemühungen bereits alles erreicht haben.

Gleichzeitig werden auch die Schwachstellen sichtbar und das kann unangenehm sein. Die Form des Rades verdeutlicht, dass es in unserem Leben „gut läuft“, wenn Speichen und Nabe stabil sind. Sind sie instabil, laufen wir Gefahr, dass das Rad bricht und uns in den Graben wirft, wie ein bockendes Pferd.

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Weitere Informationen

Marcus Deml [1] schilderte mir im Interview folgendes Szenario, das sich abspielte, als er als aufstrebender junger Gitarrist in Hollywood lebte: „Du kommst nach Hause. Du siehst deine Instrumente, wie sie auf der Straße liegen. Die Wohnung brennt. Deine Lebensgefährtin kommt dir entgegen, sie ist vollkommen außer sich. Du hast seit drei Monaten keine Miete bezahlt, bist total entkräftet und weißt nicht, wie du dir was zu Essen kaufen sollst.“ Marcus kommentierte diese Episode mit dem Satz: „In diesem Moment merkte ich, dass ich an meiner Lebenssituation etwas ändern musste, ich war am Ende.“ Heute, so sagt er, geht er besser mit sich um.

 

Hier geht es weiter mit dem ‚Karriereguide für Musiker Teil 3‘

Man braucht kein Instrument wie das Rad des Lebens, um zu erkennen, dass die von Marcus geschilderte Situation katastrophal war. Es gibt keinen Grund, sich unnötige Schwierigkeiten zuzumuten. Andererseits wäre es auch eine Illusion zu denken, wir könnten unser Leben von allen Problemen bereinigen. Wenn wir Perfektion auf ganzer Linie erwarten, setzen wir uns ein unerreichbares Ziel, das einen falschen Druck aufbaut und uns täglich neue Frustration beschert.

Das Lebensrad ist ein Diagnose- und Planungsinstrument, das uns Verbesserungsansätze aufzeigt, und keine Prüfung, ob wir alles richtig machen. Wir allein setzen die Maßstäbe für jede Speiche, vergleichen sie mit unserer tatsächlichen Situation und identifizieren auf diese Weise unsere Kraftquellen und Schwachstellen.

 

Arbeiten mit dem Lebensrad

Die Speichen werden einzeln und je nach Bedarf ausführlich bearbeitet. Am Ende fügen sich die Einzelanalysen zu einem Gesamtüberblick zusammen. Wie das aussehen kann, zeigt das ausgefüllte Rad des Lebens von Thomas, einem meiner Workshopteilnehmer. Um eine Idee von der Vorgehensweise zu vermitteln, sei hier die Betrachtung der Speiche „Körper“ erläutert.

Unser Körper ermöglicht uns das Wunder der sinnlichen Erfahrung. Wim Wenders erzählt in seinem Film „In weiter Ferne so nah“ auf bezaubernde Art, wie die Engel uns Menschen um unseren Körper beneiden. Er ist das Vehikel, das unseren Geist und unsere Seele durch das Leben befördert, durch das wir die Welt wahrnehmen und mit ihr in Kontakt treten können.

Besonders Livemusiker sind auf ihre Gesundheit angewiesen, weil sie mit ihrem Körper arbeiten. Musiker verlangen ihrem Körper auf der Bühne und im Studio immer wieder Höchstleistungen ab. Roger Cicero hatte im Rahmen seiner Tour für das Album „Beziehungsweise“ 32 Konzerte in 49 Tagen zu absolvieren. Die freien Tage dazwischen waren mit Presseterminen und Fernsehauftritten gefüllt. Tagsüber unterwegs von Stadt zu Stadt, lieferten er und seine Musiker Abend für Abend in ausverkauften Häusern und Hallen zwei Stunden lang Spitzenleistungen ab. Roger lebt sehr gesundheitsbewusst. Seit Jahren schon trinkt er überhaupt keinen Alkohol und er ernährt sich bewusst. Diesen Tourblock, so sagt er, habe er körperlich und mental nur durch sein tägliches Yogaprogramm bewältigen können, das ihn fit hielt, seine Konzentration bündelte und ihn mit erstaunlicher Leichtfüßigkeit durch das intensive und anstrengende Programm gehen ließ.

Faktoren wie Ernährung, Schlaf, Bewegung (Ausdauer-, Kraft- und Flexibilitätstraining), Berührung, Körperkontakt, frische Luft oder der Konsum von Genussmitteln und Drogen machen unsere Gesundheit und unsere körperliche Leistungsfähigkeit aus. Lassen Sie sich von diesen Punkten inspirieren und definieren Sie stichpunktartig, wie Sie sich Ihren Idealzustand vorstellen (z.B. 8 Stunden Schlaf, dreimal Joggen pro Woche, kein Fleisch…).

Denken Sie daran: Es geht allein um Ihre Bedürfnisse und Vorstellungen, nicht um die Meinung anderer, wie Sie Ihr Leben zu leben haben. Wenn Sie die optimalen Lebensbedingungen für Ihren Körper umrissen haben, überprüfen Sie, inwiefern diese Idealvorstellungen Ihrer Realität entsprechen. Bei Übereinstimmungen haben Sie Kraftquellen entdeckt, gute Gewohnheiten, die Ihnen Stabilität und Energie geben. Klaffen Vorstellung und Realität weit auseinander, handelt es sich um eine Schwachstelle. Hier können Sie konkrete Veränderungswünsche formulieren und deren Umsetzung in den Alltag planen.

 

Der Blick aufs Ganze

Wie oben beschrieben, werden nun systematisch alle Stabilitätsspeichen durchgecheckt. Eine ausführliche Begleitung dazu finden Sie in meinem „Karriereguide für Musiker“. Anschließend bewerten Sie für jede Speiche einzeln ihre Zufriedenheit in den Ampelfarben des Lebensrades. Sind Sie mit Ihrer Lebensweise in Bezug auf Ihren Körper hoch zufrieden, setzen Sie ein Kreuz auf der entsprechenden Speiche im grünen Bereich.

Bei akutem Handlungsbedarf gehört das Kreuz in den roten Abschnitt. Gelb steht für einen Zustand, der zwar haltbar, künftig aber verbesserungswürdig ist. Verbinden Sie anschließend alle Punkte auf den Speichen. Sie können das auch intuitiv machen, ohne jede Speiche mit genauer Anleitung analysiert zu haben. So entsteht ein Überblick darüber, wie zufrieden Sie insgesamt mit Ihrem Leben gerade sind und wie viel Energie Sie tatsächlich für Projekte übrig haben.

Haben Sie mehrere Speichen im roten Bereich bewertet? Dann gehe ich davon aus, dass Sie alle Hände voll zu tun haben, den Karren aus dem Dreck zu ziehen – wo soll da die Kraft für musikalische Entfaltung herkommen? Glücklicherweise handelt es sich dabei meist um holprige Phasen und mit der Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung getan. Haben Sie viele Punkte im grünen Bereich gesetzt? Dann haben Sie einen Grund zu feiern! Es ist ein Anlass zur Dankbarkeit und zur Würdigung der eigenen Leistung, wenn es im Leben rund läuft, denn das wird sich garantiert auch mal wieder ändern.

Anja, eine Workshopteilnehmerin, schrieb mir in einer Email, fast zwei Jahre nachdem sie das Rad des Lebens kennen gelernt hatte: „Es ist immer wieder spannend, wie sich das Rad des Lebens ständig weiter dreht und verändert. Ich habe es noch aus Deinem Workshop und alle halbe Jahre lasse ich es auf dem Papier mal rollen. Ich hab es immer vor Augen, und es hilft mir, mich weiterzuentwickeln und zu sehen, was sich verändert hat. Ich habe dadurch begriffen, dass das Leben nicht immer rund läuft. Ich will nicht alle Kanten loswerden, aber man lernt, damit umzugehen.“

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Weitere Informationen

[1] www.errorhead.com

Christina Rakebrandt, Jahrgang 1974 arbeitet in Hamburg als Coach und Trainerin mit Menschen aus Kultur, Wirtschaft und dem Gesundheitsbereich. Ihr Kerngebiet ist die Entwicklung des persönlichen Potenzials: „Was kann ich? Was will ich? Wie setze ich das um?“ In dieser Arbeit verbindet sie Spürsinn und Kreativität mit psychologischem Fachwissen und soliden Managementtools.

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