Schuldenberg zu groß
Kult-Gitarrenbauer Gibson meldet Insolvenz an

Gibson
Gibson ist weltweit bekannt für seine Kult-Gitarren.

Alexander Schölzel Von Alexander Schölzel am 02. Mai 2018

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Schulden, Insolvenz, Gläubigerschutz

Die Gerüchte um den Gitarrenhersteller aus Nashville in Tennessee scheinen sich zu bewahrheiten. CEO Henry Juszkiewicz stand zuletzt vor einem riesigen Schuldenberg von 500 Millionen US-Dollar.

Durch den beantragten Gläubigerschutz sowie einer Umschuldung, will das Unternehmen wieder liquide werden. Doch der Reihe nach : Einst erlangte Gibson Weltruhm mit seinen Kultgitarren, die von Stars wie John Lennon oder Elvis Presley bespielt wurden. Nach seiner Gründung im Jahr 1902 (die Wurzeln reichen gar bis 1894 zurück), wurde der Betrieb stetig um neue Unternehmensfelder erweitert.

Zuletzt kaufte man 2014 eine auf Lautsprecher und Kopfhörer ausgerichtete Sparte des Technologiekonzerns Philips. Preis: 135 Millionen US-Dollar. Der neu gegründete Bereich »Gibson Innovations« könnte der Anfang vom Ende gewesen sein und soll nun so schnell wie möglich wieder ausgeklammert werden. Im Zuge der Umstrukturierung will sich das Unternehmen wieder voll und ganz auf Musikinstrumente und Audiosysteme für Profis konzentrieren.


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Gibson und Branchenkenner glauben fest an die Rettung

Unternehmenschef Henry Juszkiewicz erklärte in einem Statement, dass die Insolvenz im Rahmen eines von mehr als 69 Prozent der Anleihegläubiger und Aktionären mitgetragenen Sanierungsplans erfolge. Eine Vereinbarung, die für frische Kredite sorgen soll und zum Ziel hat, den Betrieb während der Umstrukturierung am Laufen zu halten. Gerüchte, wonach angeblich Joe Bonamassa das Unternehmen übernehmen werde, bestätigten sich indes nicht.

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CEO Henry Juszkiewicz

Trotz eines Jahresumsatzes von zuletzt rund 1,2 Milliarden US-Dollar, warnten Analysten bereits seit längerem vor Schwierigkeiten bei der Rückzahlung von Krediten sowie Anleihen. In der Führungsriege des Unternehmens war man sich der Not bewusst: schon in den vergangenen Monaten versuchte man durch den Verkauf von Immobilien, Beteiligungen und ganzen Geschäftsbereichen an Geld zu kommen.

In einer offiziellen Mitteilung gibt sich CEO Juszkiewicz zuversichtlich: »In den vergangenen zwölf Monaten haben wir durch eine operative Umstrukturierung erhebliche Fortschritte erzielt. Wir haben nicht zum Kerngeschäft gehörende Marken verkauft, Erträge gesteigert sowie Anforderungen an das Betriebskapital verringert.« Durch die Entscheidung, sich wieder auf die Wurzeln zu besinnen, solle das Unternehmen langfristig wieder stabilisiert und für finanzielle Gesundheit gesorgt werden.

Die Ära der Gitarren-Helden liegt hinter uns

Es ist kein Geheimnis: immer mehr Gitarren-Helden verabschieden sich in den Ruhestand und feiern ihre Bühnenabschiede. In einer Zeit, in der Musik weniger handgemacht ist und Genres wie Hip-Hop sowie House bis Electro gefeiert werden, verringern sich die potentiellen Käufer von E-Gitarren spürbar. Immerhin taucht die Gitarre auf der Liste der beliebtesten Instrumente noch auf: laut Zahlen des Verbandes deutscher Musikschulen, rangiert die akustische Gitarre gar auf Platz zwei – nach dem Klavier.

In der Branche glaubt man fest an eine Rettung Gibsons. Das Problem für die Überschuldung konnte ausgemacht und isoliert werden. Die belastenden Zukäufe werden abgewickelt. Und in der Vergangenheit wusste das Unternehmen – mit dem, was es am besten kann – immer zu glänzen: 1936 baute man die weltweit erste E-Gitarre in Serie. Pro Jahr konnten mehr als 170.000 Gitarren in rund 80 Länder weltweit verkauft werden. Gibson ist eine Kultmarke und wird es aller Voraussicht nach auch bleiben.

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