PSI Audio – Schweizer Klangtradition
Von Alexander Schölzel am 15. März 2018
PSI Audio – Precision Sound Image
Seit nunmehr 40 Jahren besteht die Schweizer Lautsprechermanufaktur PSI Audio, die 1977 von Alain Roux gegründet wurde. Was im beschaulichen Yverdon-les-Bains nahe Genf entwickelt und gebaut wird, darf guten Gewissens das Prädikat »Swiss made« tragen.
Neben revolutionären Bassfallen – der Active Velocity Acoustic Absorber AVAA – entsteht hier vor allem eine Produktriege: erstklassige Studiomonitore in höchster Präzision. So wird beinahe jedes noch so kleine Teil in Eigenregie und unter eigenem Dach gefertigt. Was nicht selbst produziert werden kann, wird von lokalen Partnern zugekauft.
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Keine Kompromisse
Was sich in der Werkshalle von PSI Audio abspielt, reicht vom Anfertigen der Treiber bis zur Endmontage und Feinjustierung. Geschäftsführer Roger Roschnik legt größtmöglichen Wert auf noch so kleine Details. Das ehrgeizige Ziel: Jeder Lautsprecher, der die Halle verlässt, soll Klänge so genau wie möglich wiedergeben – einer, wie der andere.
Hier trifft der audiophile Anspruch auf Schweizer Präzision, wie man sie sonst nur aus mechanischen Uhrwerken kennt. Es entstehen Studiomonitore im Zeichen von Minimalismus und Perfektion, die von vielen Profis längst über den Globus hinweg als Maßstab für akkuraten Klang betrachtet werden. In Handarbeit werden in der Fertigungsstätte feinste Lautsprecher nach dem Gebot der Beständigkeit gebaut – echte Wertarbeit.
Innovativ: Aktive Bassfallen von PSI Audio
Die aktiven Bassfallen AVAA (Active Velocity Acoustic Absorber) sollen Raummoden bis 150 Hz entgegenwirken. Das Nachschwingen bei tiefen Frequenzen wird reduziert und damit das typische Dröhnen der tieffrequenten Raummoden unterdrückt.
Der AVAA Absorber misst über ein eingebautes Mikrofon den Schalldruck im Raum. Eine aktiv angetriebene Membran wirkt dann den ungewollten Frequenzen entgegen. Dabei ist keine Kalibration oder sonstige Einstellung notwendig.
Auch hier verfolgt der Hersteller seine Philosophie: rein analoge Technologie ohne Latenz durch DSPs.
Hierin liegt die Kunst
Als Firmengründer Alain Roux mit dem Bau von Lautsprechern begann, folgte er dem Drang seiner wissenschaftlichen Neugier: herauszufinden, wie und warum Lautsprecher klingen. In diesen frühen Tagen, als sich »PSI« noch vom griechischen »psi« ableitete, konzentrirte man sich im Unternehmen zunächst auf den Bau von PA-Lautsprechern sowie HiFi-Boxen.
Inzwischen stehen die drei Buchstaben für das Leitziel des Unternehmens: Precisionn Sound Image. Die Musik soll kompromisslos 1:1 über die Lautsprecher reproduziert werden. Alle Entwicklungen waren schon immer getrieben von Faszination.
Studioboxen für Studer gebaut
Die Marke PSI Audio mag verhältnismäßig jung sein, doch die Erfahrung reicht 40 Jahre zurück. Wer die Firmengeschichte ab dem Jahr 1992 betrachtet, stellt fest: Das damals noch als Relec SA firmierende Unternehmen stellte Studiomonitore für die renommierte Schweizer Marke Studer her.
Diese Ära endete im Jahr 2004, als Studer von Harman übernommen wurde und keine Lautsprecher mehr bauen durfte. Zwar verlor das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt einen wichtigen Kunden, doch das Wissen aus Technik und Entwicklung blieb: es mündete in der Marke PSI Audio.
Lesetipp: « Studiomonitore Guide »
Know-how ist der Kern
Zehn Mitarbeiter arbeiten bei PSI Audio und üben dabei etwa 25 verschiedene Tätigkeiten aus. Für die Fertigung von Studiolautsprechern wird ein eigener kleiner Maschinenpark genutzt. Zwar sind Bereiche dieses Parks nicht jederzeit ausgelastet, doch bleibt gewährleistet, dass das wertvolle Know-how nicht das Werk verlässt. Mechanik, Elektronik, Messung, Montage, Versand und Lager – nichts wird aus der Verantwortung genommen. In einer eigenen Holzwerkstatt werden Spezialbauteile und Prototypen gefertigt.
Selbst Platinen entstehen in Handarbeit: alle Komponenten werden nach sorgfältiger Selektion und Einmessung von Hand verlötet. Das gewährleistet nicht nur die Langlebigkeit, sondern auch nach vielen Jahren reibungslose Produktupgrades. Neue, verbesserte Teile lassen sich ohne große Eingriffe einzeln austauschen. Jedes kleinste Detail wird bedacht und gewissenhaft ausgeführt.
Volle Kontrolle über jedes Bauteil
Kleinstteile, die aus reiner Wirtschaftlichkeit zugekauft werden, erfahren noch eine Modifizierung von Hand: Alle Komponenten werden mindestens statisch gemessen, bei vielen geht es um die Bestimmung exakter Werte, um sie im nächsten Schritt präzise abstimmen zu können. Selbst kleinste Toleranzen werden akribisch dokumentiert. Nur so lassen sich Platinen an die jeweiligen Bauteile anpassen. Später werden sich alle Eigenschaften miteinander ergänzen.
Das sogenannte Matching trägt dafür Sorge, dass selbst nach Jahren noch einzelne Komponenten an Lautsprechern ersetzt oder erweitert werden können, ohne dass sich die klanglichen Eigenschaften verändern. Jeder Lautsprecher klingt wie sein Partner oder wie der aus dem Jahr zuvor oder danach – ohne Abweichungen. Jeder Studiomonitor durchläuft dreimal das Messlabor, angefangen bei den einzelnen Komponenten.
Präzision durch Messung
Eine zweite Messschleife stellt sicher, dass Einzelteile im Verbund nur geringste Abweichungen zueinander aufweisen. Zuletzt geht es für jeden Lautsprecher in den schalltoten Raum – finale Messung und Feinabstimmung werden in einem Messprotokoll festgehalten.
Bevor ein Lautsprecher das Werk verlässt, wird er final kalibriert, um alle eventuellen Abweichungen von einem zum anderen Lautsprecher zu eliminieren. Am Ende sollen Elektronik und Treiber perfekt miteinander harmonieren. Der Kunde erhält das Schwarz auf Weiß: Eine unterschriebene Messkurve wird bei jeder Auslieferung beigelegt.
Schlüsseltechnologien für den perfekten Klang
Zwei Schlüsseltechnologien sind Alleinstellungsmerkmal des Schweizer Herstellers:
- CPR – Compensated Phase Response und
- AOI – Adaptive Output Impedance
Dabei steuert CPR die Phasenlage durch ein so genanntes Allpass-Netzwerk, das einem sonst auftretendem Problem entgegenwirkt. Chassis und zwischengeschaltete Frequenzweichen lassen bei Lautsprechern frequenzabhängige Verschiebungen in der Laufzeit eines Signals entstehen. Das menschliche Ohr setzt diese Verschiebungen als Rauminformationen um, was in der Folge ein verschwommenes Klangbild erzeugt. Durch die Korrektur der Phasenlage im musikalisch relevanten Spektrum, wird eine phasenlineare, differenzierte Abstrahlung bei den Modellen von PSI Audio gewährleistet.
Wenn es um die Steigerung der Impulstreue geht, setzt das Unternehmen auf die dynamische Dämpfungsanpassung AOI: die Membranbewegung wird ununterbrochen überwacht. Bei ungewollten Abweichungen greift die Endstufenimpedanz dynamisch ein. Dadurch werden die Impulstreue und glatte Wiedergabe von Transienten sichergestellt.
Warum digital, wenn es auch analog geht?
Auch beim Thema Elektromagnete vertraut das Schweizer Unternehmen auf sein Fachwissen und die Erfahrung in den eigenen Reihen. Mit speziellen Maschinen werden die Treiber für die Studiomonitore im Haus hergestellt und magnetisiert. Nach und nach durchlaufen ganze Scharen an Kondensatoren die Maschine, die sie Stück für Stück auflädt. Per Knopfdruck wird die Energie, die zuvor durch einen Zugmotor erzeugt wird, blitzartig in eine Spule übertragen.
Manche Maschinen, wie die zur Erstellung der feinen Spulen in den Tweetern, zählen bereits heute zu den Raritäten. Einen Arbeitsschritt weiter findet sogleich der Zusammenbau der Hochtöner statt. Die Montage der Tweeter ist so präzise, dass ein Mikroskop zum Einsatz kommt.
Selbst vor Ort hören
Wer sich selbst von der Klangqualität der Lautsprecher überzeugen möchte, kann sich im werkseigenen Hörraum einen Eindruck davon verschaffen, was es bedeutet auf PSI Audio zu setzen. Ein Blick auf die Referenzen der Schweizer Manufaktur macht deutlich, dass es hier um herausragende Produkte geht: So hat beispielsweise die National Film and Television School (NFTS) in England gleich mehrere Dutzend geordert.
PSI Audio baut Studiomonitore, die es schon in die bekanntesten Einrichtungen dieser Welt geschafft haben. Nicht umsonst lautet das Unternehmensmotto: Leidenschaft für Perfektion – verbunden mit dem Anspruch, Lautsprecher zu bauen, die ungeschönt das wiedergeben, was ein mancher vielleicht für unhörbar hielt. Ein Porträt über PSI Lautsprecher kann daher nur in der Empfehlung münden, den gut sortierten Fachhandel zu kontaktieren und sich die Schweizer Präzisionsprodukte in der eigenen Umgebung einmal selbst anzuhören.