Eskimo Callboy über Groupies und das neue Album
Von Alexander Schölzel am 28. Juli 2017
Das ist Eskimo Callboy
Eskimo Callboy – das sind die Sänger Sebastian „Sushi“ Biesler und Kevin Ratajczak, die Gitarristen Daniel Haniß und Pascal Schillo, sowie Bassist Daniel Klossek und Schlagzeuger David Friedrich aus Castrop-Rauxel. Die 2010 gegründete Band veröffentlichte ihre erste EP noch in Eigenregie und sorgte schon bald für reichlich Aufruhr.
Ihre Stilrichtung kann man als einen Metal-Dance-Rock-Trancecore-Mix beschreiben. Erste Veröffentlichungen über MySpace (beispielsweise »Hey Mrs. Dramaqueen«) verschafften dem Sextett schon nach kurzer Zeit eine solide Fanbase. Die Debüt-EP »Eskimo Callboy 2010« sorgte für weiteren Aufschwung und trieb die Jungs weiter voran an neuen Songs zu feilen.
Wir feiern die Backstreet Boys
Ausgefeilte Arrangements gepaart mit poppigen Elektro-Einflüssen, aber auch brachiale Metal-Riffs machen ihre Unverkennbarkeit aus. Ein professioneller Platten-Deal ließ nicht lange auf sich warten und so unterzeichneten die Sechs schließlich beim Label Redfield Records. Mit der Unterstützung des Labels ging es auch sogleich zur Albumproduktion in die Deadbull Studios. Das Resultat war ihr Debüt-Album »Bury Me In Vegas« (dt.: Begrabe mich in Vegas).
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Weitere Erfolge sollten folgen: Nach Auftritten auf dem Wacken Open Air, einer Japan-Tour, sowie einem Metal Hammer Award in der Kategorie »Up And Coming« erschien das zweite Album »We Are The Mess«. Vielversprechende Features konnten 2015 für den dritten Longplayer »Crystals« an Land geholt werden. Die erfolgreichste Single des Albums mit dem Namen »Best Day« wurde zusammen mit Rapper Sido aufgenommen.
Eskimo Callboy – The Scene feat. Fronz
Der Erhalt der letzten Rose
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David Friedrich darf sich glücklich schätzen von »Bachelorette« Jessica Paszka die letzte Rose in der gleichnamigen TV-Sendung erhalten und damit ihr Herz im Sturm erobert zu haben. »Ich habe mich in dich verliebt«, erklärte sie dem Schlagzeuger aus Moers. Erfolgreich hatte er sich gegen seine 19 Konkurrenten durchsetzen können. Die Aufmerksamkeit dürfte gut tun. Das neue Album wird zum 25. August erwartet. Die erste Single »The Scene feat. Fronz« liefert einen ersten Vorgeschmack auf das, was da kommt.
delamar hat sich im Rahmen des Ibanez Guitar Festivals mit dem Gitarristen Daniel Haniß und dem Schlagzeuger David Friedrich unterhalten können.
Interview mit Daniel Haniß und David Friedrich
Wie bist Du zur Gitarre gekommen, Daniel?
Daniel: Durch meinen Papa, der ist selbst Musiker und hat früher Bass und Gitarre gespielt. So wird man als Kind irgendwie in das Musikbusiness hineingeboren und spielt bereits als kleiner Furz schon die ersten Akkorde. Es hat immer viel Spaß gemacht mit ihm zu spielen.
Angefangen habe ich mit der Blockflöte, dann habe ich Saxophon gespielt. Die Gitarre war mehr mein Zweitinstrument. Da ich aber schon immer Rock und Metal gut fand, war die Gitarre dann doch passender als das Saxophon.
Wie bist Du zum Schlagzeug gekommen, David?
David: Das Schlagzeug spielen habe ich relativ spät angefangen. Begonnen habe ich mit dem Klavier, weil meine Mutter Klavierlehrerin war. Irgendwann habe ich im Urlaub einen Trommler gesehen – der hat mich beeindruckt. Das war in einem Partyzelt und er hatte zu Schlager ein paar Off-Beats eingebaut und das fand ich ziemlich cool. Mit 14 Jahren habe ich letztendlich angefangen.
Meine Mutter hat mich dann in einer Musikschule angemeldet, denn als 14-Jähriger mit einem Schlagzeug in einer Mietwohnung Krawall machen war nicht angesagt. Nach einem Jahr hatte ich dann mein erstes Set – in der Wohnung!
Zu Nikolaus und Weihnachten habe ich der Familie immer schön etwas vorgespielt. Das Klavier war abgeschrieben. Schlagzeug spielen habe ich voll durchgezogen und auch viel dafür geübt.
Wie sieht die perfekte Gitarre aus?
Daniel: Mein Geschmack wandelt sich stetig. Als wir vor vier Jahren mit Eskimo Callboy anfingen, fand ich super bunt schön. Am besten Gitarren im 80-iger Jahre Stil: bunte Tonabnehmer, bunte Knöpfe. Ich hatte eine pinke Gitarre, die Premium von Ibanez.
Im Moment stehe ich auf Gitarren, die einfach nur schlicht aussehen. Meine aktuelle Lieblingsgitarre ist im Moment eine FR von Ibanez aus der Uppercut-Serie. Die hat ja auch diese Bare Knuckles, die sehen so ein bisschen scratchy aus. Die ganze Gitarre ist mattschwarz, die Hardware auch.
Wobei ich sagen muss: Die FR-Form ist mittlerweile mein Ding geworden. Früher fand ich die RG super, jetzt stehe ich eher auf FR. Es wandelt sich. Mal schauen, vielleicht stehe ich in ein paar Jahren wieder auf bunte Gitarren.
Diese Neon-Farben…
Daniel: Die waren super, ja. Ich hatte eine neon-gelbe und eine neon-pinke Gitarre. Die hatten quasi alles umgedreht. Die neon-gelbe hatte pinke Knöpfe und die pinke hatte gelbe Knöpfe. Dasselbe beim Gitarrengurt und den In-Ears… das sah super aus. Als Band hat es gewirkt, aber irgendwann hat das nicht mehr gepasst. Zumindest wenn man etwas ernsteren Metal machen möchte.
David: Ein bisschen erwachsener…
Daniel: Genau, ein bisschen erwachsener. Dann passen auch die Gitarren so nicht mehr und dann steht man auch eher auf schlicht.
David: Man wächst da auch irgendwann raus, wir waren ja noch ziemlich jung.
Daniel: Die perfekte Gitarre für Eskimo Callboy hat übrigens nur einen Tonabnehmer und einen Volume-Regler. Den ganzen anderen Mist brauche ich gar nicht, genau wie am Verstärker: An/Aus, Zerren/Nicht-Zerren – das reicht.
Wie sieht es mit den Drums aus?
David: Ich spiele ein Starclassic Bubinga von TAMA. Ein ganz normales, schlichtes weißes Set mit schwarzen Spannreifen. Also generell steh ich auch auf schlichte Schlagzeuge, quietsch-bunte gibt es ja auch, aber schlicht ist immer cooler – schwarz oder weiß.
Als Band machen wir das aber immer so: Zum neuen Album folieren wir das ganze Schlagzeug neu. Passen es damit quasi der Bühne an, damit es richtig integriert ist, geil aussieht und irgendwie ein bisschen was anderes hat. Bei einer anderen Band hatten wir das mal gesehen, da sah das Schlagzeug aus wie viele einzelne Kokosnüsse.
Da kam ich dann auch auf die Idee, unser Set immer umzubauen. Und das machen wir bis dato so. Jetzt ist das Set überzogen mit glitzernden Strass-Steinchen – ganz nach unserem aktuellen Album Crystals. Wenn die Bühnen-Spots darauf scheinen, glitzert es schön und alle sind glücklich. Davor hatten wir so Fake-Schafsfell um die Kessel gespannt. Das war dann aber irgendwann zu kitschig. Und das war dann auch die Zeit mit den bunten Gitarren und irgendwann wächst man da halt wieder raus. Da haben wir beschlossen, dass das zum neuen Album ein bisschen erwachsener werden muss.
Daniel: Wir sind jetzt cool geworden.
David: Genau und jetzt sind wir cool. (lacht)
Was hört ihr privat?
Daniel: Wir hören alles. Wir feiern die Backstreet Boys genau so ab wie N’Sync. Wir stehen ziemlich auf die Pop-Schiene. Also alles was so im Radio läuft finden wir auch cool und würden das auch gerne mit in den Metal transportieren. Da sind wir total breit gefächert: Von Elektro bis Hiphop, aber auch Dubstep.
David: Jeder hat da so seine Ecke, aber wir hören echt alles. Sogar Schlager. Wenn man besoffen ist, ist Schlager das Geilste.
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Gibt es noch Groupies?
David: Man wird sehen, ich bin ja im Moment Single. Groupies gibt es mit Sicherheit, aber so etwas auszunutzen nur weil es ein Fan der Band ist? Aus dem Alter ist man schon raus und da hat man auch keinen Bock drauf. Aber es gibt sie definitiv, natürlich.
Daniel: Was heißt Groupies… Es gibt ja verrückte Fans, gerade in Russland. Die sind echt schon crazy drauf, aber auch sehr dankbar, dass man da auf Tour geht. Das sind jetzt auch nicht direkt Groupies. Aber man wird am Flughafen mit 1000 Geschenken empfangen und das finden wir auch echt super. Richtig großartig.
Inwiefern unterscheiden sich die Tourneen je nachdem in welchem Land man spielt?
Daniel: Russland hebt sich sehr ab, wie eben beschrieben. Die Fans sind dort sehr offen und suchen die Nähe zur Band. Generell unterscheiden sich alle Kulturen in denen wir bereits waren. Deutschland kennt man ja – da geht es eher gesittet zu.
Auch Japan war sehr spannend. Dort sind die Fans sehr zurückhaltend und höflich. Sie möchten beispielsweise jedes Wort von der Ansage während dem Konzert verstehen und sind dann auch echt still zwischen den Songs.
Wie sieht das Rig auf der Bühne aus?
Daniel: Kemper-Amp – und fertig. Damit der Sound auch auf Tour im Ausland immer gleich klingt – ganz unabhängig vom Equipment vor Ort.
David: Für das Monitoring nutzen wir noch In-Ears, dazu KLANG:fabrik und ein Behringer X32 Mischpult für den In-Ear-Sound.
3D Monitoring mit KLANG:fabrik
Der InEar Monitor Mixer mit 24 Eingangskanälen sorgt für ein 3D Monitoring auf der Bühne. Jedes einzelne Bandmitglied kann dabei seinen Mix individuell anpassen, Positionen verschieben, Lautstärken ändern und so den optimalen Mix auf seine InEars geben.
Wer in der Band ist für die Bühnen-Choreographie zuständig?
Da ist tatsächlich wenig choreographiert. Das meiste ergibt sich mit der Zeit und irgendwann weiß man ganz von allein, wann man mitspringen kann. Das funktioniert bei uns so gut, weil wir einfach alle unglaublich viel Spaß auf der Bühne haben. Unsere Ansagen sind übrigens immer spontan, wir erzählen nicht auf allen Bühnen das gleiche.
Was gibt es Neues zum nächsten Album?
Daniel: Wir sind momentan dran, ja. Das ist im Moment das Thema, das uns alle beschäftigt. Es soll nächstes Jahr im ersten Quartal kommen.
Wie sieht die Arbeit an einem neuen Album bei euch aus?
Daniel: Wir arbeiten in einzelnen „Workgroups“. Jeder trägt etwas zum neuen Album und den einzelnen Songs bei. So können alle Einfluss nehmen und auch ihre Ideen einbringen. Pascal und ich können bei uns Zuhause vorproduzieren – das macht die Arbeit einfacher.
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Wo werden wir euch 2016 noch überall sehen?
Beide: Unter anderem auf Wacken, Olgas Rock, der Full Metal Cruise und ganz vielen mehr.
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Letzte Worte…
Daniel: Auch wenn man mal einen schlechten Tag erwischt, sobald man zusammen auf der Bühne steht ist die Welt wieder in Ordnung.
Noch mehr von Eskimo Callboy
Bei unserem Treffen mit den Jungs war die Leidenschaft an der Musik allgegenwärtig. Während es viele verbissene Musiker da draußen gibt, haben die Jungs von Eskimo Callboy einfach Spaß auf der Bühne und an ihren Songs. Wir wünschen der Band weiterhin viel Spaß und Erfolg und hoffen sie noch viele Jahre auf der Bühne erleben zu dürfen.