Eigene Musik verkaufen
So geht das Veröffentlichen ohne Label
Von Nadja Fleischer am 18. Februar 2019
Eigene Musik veröffentlichen ohne Label
Die Zeiten, dass man als Musikerin oder Musiker ein Label brauchte, um seine Songs einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren sind vorbei. Der Digitalisierung sei Dank, gibt es ganz neue und viele Möglichkeiten seine eigene Musik im Netz zu verkaufen. Klingt erstmal nach viel künstlerischer Freiheit und 100% Gewinnerhalt.
Wo kein Label ist, muss auch nichts geteilt werden. Doch so einfach ist es nicht. Wer es im Alleingang schaffen will, sollte sich auf eine Menge zusätzlicher Arbeit einstellen, neben dem Musik machen versteht sich. Ab jetzt heißt es Do It Yourself:
- Booking/Tourplanung
- Pflege deiner Netzwerke/Social Media
- Marketing/Promotion/Pressearbeit
- Distribution/Vertrieb
- Rechnungswesen
- Beantragung Labelcode
- Umgang mit Verwertungsgesellschaften (GEMA)
Wenn Du jetzt die Hände über den Kopf zusammenschlägst und denkst, das ist nicht zu schaffen: No Panic! Für viele Aufgaben gibt es bereits hilfreiche Dienstleister, die dich auf deinem Werdegang unterstützen. Dazu später mehr.
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Was brauchst Du zuerst?
Bevor Du deine eigenen Songs verkaufen kannst, sollte nicht nur deine Platte fertig sein. Auch das Grundgerüst deines öffentlichen Auftretens sollte stehen.
Social Media Plattformen
Die Einrichtung und vor allem Pflege von Social Media Plattformen wie Facebook, Instagram, Soundcloud, Twitter usw. ist heutzutage für jede Musikerin und jeden Musiker Pflicht. Hier kannst Du direkt mit deinen Fans in Kontakt bleiben. Du kannst sie über Releases und Konzerte informieren. Eine sichtbare und breite Fangemeinschaft erhöht außerdem deine Chancen für Gigs gebucht oder von einem Label entdeckt zu werden.
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Eigene Webseite
Deine Webseite ist dein Aushängeschild als Künstlerin oder Künstler! Hier kannst Du dich auf deine ganz persönliche Art und Weise präsentieren und deine potentiellen Fans über neue Konzerte, Releases, Videos, Hörporben usw. informieren. Das beste an deiner Webseite ist aber, dass Du hier deine Songs direkt verkaufen kannst.
Tipp:
Bau in deiner Webseite unbedingt einen Newsletter ein und informiere deine Fans regelmäßig. Die gesammelten Emailadressen bleiben bei dir, sollte doch mal ein wichtiges Social Media Netzwerk wegbrechen.
Pressekit
Ein absolutes Muss auf deiner Webseite ist ein aktuelles Pressekit mit professionellen Fotos von dir und/oder deiner Band. Gerade wenn Du deine Musik ohne Label verkaufen möchtest, kommst Du um ein EPK (Electronic Press Kit) nicht herum. Interessierte erhalten hier sofort wichtige Infos über: Vita, Genre, Discographie, Kontaktdaten, Tour-Konzertdaten, Links zu deinen Social Media Plattformen und Musikvideos. Das EPK ist deine Visitenkarte mit der Du deine Bookings und deine Pressearbeit zum Laufen bringst.
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Wo kannst Du deine eigene Musik online verkaufen?
Seit Fortschreiten der Digitalisierung hat sich auch ein Wandel im Musikbusiness vollzogen. Ob über Youtube, Facebook, Soundcloud, Bandcamp usw. – es war nie einfacher seine Musik unter die Leute zu streuen aber auch nie schwerer sich in der enormen Vielfalt hervorzuheben.
Hinzu kommt, dass die Einkünfte aus dem Direktverkauf rückläufig sind. Songs werden mittlerweile vermehrt digital verkauft. Streaming-Portale erobern den Musikmarkt.
Aber wie schaffen es deine Songs zu iTunes, Google Play und Spotify?
Hier kommen die sogenannten Digitalvertriebe ins Spiel. Dank dieser ist es möglich, auch ohne Label, deine Musik auf den großen Musikportalen zu promoten. Die Vertriebe vermarkten deine Musik auf den Download- und Streaming-Plattformen im Internet. Somit sorgen sie dafür, dass sich dein Bekanntheitsgrad erhöht und Du deine Musik online verkaufen kannst.
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Auf welchen Portalen kannst Du deine Musik veröffentlichen?
Neben den bereits erwähnten Download- und Streamingplayern: iTunes, Spotify und Google Play, kümmern sich Digitalvertriebe auch darum, dass Du bei vielen anderen Musikplattformen deine Songs online verkaufen oder präsentieren kannst. Weitere Plattformen sind zum Beispiel:
- Beatport
- YouTube
- Amazon Musik
- Deezer
- napster
- Shazam
- und viele andere mehr
Mittlerweile gibt es über 100 Musikplattformen, wo Du eigene Songs verkaufen kannst.
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Welche Digitalvertriebe gibt es?
Es gibt zahlreiche Online-Musikvertriebe auf dem Markt, die als Aggregatoren um die Gunst von Musikerinnen und Musikern buhlen. Da sie sich hinsichtlich Preis und Leistung teilweise erheblich unterscheiden, lohnt sich ein intensiver Vergleich vorab.
Die meisten Digitalvertriebe fordern eine Grundgebühr für die Mitgliedschaft und behalten einen geringfügigen Anteil deiner Einnahmen. Dafür stellen sie deine Musik in den wichtigsten Online-Portalen wie iTunes, Amazon, Google Play, Spotify, Musicload, Beatport, Apple Music oder Deezer bereit.
Die bekanntesten Digitalvertriebe sind:
- Spinnup
- TuneCore
- CD Baby
- iMusician
- iGrooveNext
- Rekordjet
Einige Distributionsvertriebe bieten zu ihren „Standardleistungen“ noch weitere Premiumservices an. Dazu gehören zum Beispiel: Promotion, CD/Vinyl-Pressung, Audio-Mastering oder Merchandise.
Um in den Genuss dieser Vorteile zu kommen, schließt Du mit dem Digitalvertrieb einen Vertrag ab. Hier gilt es unbedingt auf das Kleingedruckte zu achten und nichts zu überstürzen.
Auf was musst Du achten?
Bevor Du dich für einen Aggregatoren entscheidest, solltest Du intensiv prüfen ob er zu dir passt. In den meisten Fällen wirst Du einen Lizenzvertrag unterschreiben, der dich langfristig an die Partnerschaft bindet. Vor- und Nachteile sollten gut abgewägt sein.
Musikportale
Nicht alle Digitalvertriebe bieten auch alle Download- und Streamingportale an. So ist zum Beispiel TuneCore noch sehr auf den amerikanischen Markt ausgerichtet. Hier solltest Du gucken, an welche Zielgruppe sich deine Musik richtet. Auf welchen Portalen willst Du unbedingt vertreten sein? Wo versprichst Du dir die meisten Klicks und Verkäufe in deinem Genre?
Labelcode
Wenn es um Musikverkäufe geht, geht es auch immer um Verwertungs- und Autorenrechte.Wenn Du deine eigene Musik veröffentlichen willst, solltest Du dich intensiv mit dieser Thematik auseinandersetzen. Ein Labelcode, vergeben von der GVL (Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten) ist durchaus sinnvoll. Bei vielen Plattformen kommst Du ohne Labelcode gar nicht erst rein. Teilweise bieten aber Aggregatoren diesen Service kostenpflichtig für dich an.
ISRC, GTIN/EAN-Code
Wenn Du deine Musik über einen Online-Aggregator vertreiben lässt, bekommst Du dort für jeden einzelnen Song kostenlos einen ISRC-Code, für Album/EP einen GTIN/EAN-Code. Diese Codes sind unabdingbar wenn Du deine Musik online verkaufen willst. Ohne Aggregator müsstest Du diese Codes bei zuständiger Stelle kostenpflichtig erwerben.
GEMA
Um deine Musik online zu veröffentlichen musst Du dich nicht zwingend bei der GEMA anmelden. Die GEMA schützt die Verwertungsrechte gegenüber Dritter. Bist Du kein Mitglied ber der GEMA, kann es höchstens sein, dass dir Geld durch die Lappen geht, weil deine Songs im Radio, in Clubs oder anderen öffentlichen Orten gespielt wird, mehr aber auch nicht.
Erlöse
Entscheidend für die Auswahl eines Digitalvertriebs ist natürlich auch die Höhe der Erlöse, die sich aus deinen Musikverkäufen generieren. Du willst deine Musik nur mal so zum Spaß verkaufen? Dann wirst Du dich vielleicht eher für den Anbieter mit einer geringen Grundgebühr entscheiden. Willst Du allerdings langfristig von der Musik leben und versprichst dir gute Verkäufe, setzt Du vielleicht lieber auf eine geringe Verkaufsprovision und nimmst eine höhere Grundgebühr in Kauf.
Vertragslaufzeiten
Wenn Du mit einem Digitalanbieter zusammenarbeitest, bedeutet es auch, dass Du einen Vertrag abschließen musst. Hier solltest Du unbedingt auf das Kleingedruckte achten. Ideal sind jederzeit kündbare nicht-exklusive Verträge mit geringen Laufzeiten. Ebenso wichtig ist, dass Du selbst Inhaber aller Rechte bleibst und diese nicht mit dem Vertragsabschluss abtrittst.
Digitalvertriebe sind nichts für dich?
Die größte Unabhängigkeit als Künstlerin oder Künstler hast Du natürlich, wenn Du weder von Label noch von Digitalvertrieben abhängig bist. Das bedeutet aber auch, dass Du alles – und ich meine wirklich alles – selbst managen musst. Dazu kommt, dass Du ohne Aggregatoren oder Label bei iTunes oder Google Play gar nicht erst reinkommst.
So bleibt dir nur die Selbstvermarktung über deine sozialen Netzwerke oder ein Hoffen auf den großen Durchbruch bei Bandcamp, Soundcloud und Co.
In jedem Fall lohnt es sich, den digitalen Markt und seine Möglichkeiten als unbekannte/r Künstlerin oder Künstler unter die Lupe zu nehmen und für sich das Beste auszuwählen. Die Chancen seine eigene Musik online zu verkaufen sind mehr als gegeben. Also nutze sie!