Dieter Bohlen
Musikproduzent und kontroverser TV-Star im Portrait
Von Alexander Schölzel am 17. Februar 2019
Medienprofi und Pop-Titan Dieter Günther Bohlen
Geht’s dir vielleicht wie manchen, die Dieter Bohlen meist nur mit einem verhaltenen Lächeln entgegnen und ihn auf seine stimmmanipulierten Modern Talking Performances reduzieren?
Doch über 160 Millionen verkaufte Tonträger sprechen für sich. Dieter Bohlen ist einer der kommerziell erfolgreichsten Musikproduzenten, die Deutschland gegenwärtig zu bieten hat. Seine ersten eigenen Stücke spielte er im zarten Alter von zwei Jahren auf der Gitarre. Damals lebte er mit seiner Familie in Eversten in der ländlichen Idylle Oldenburgs.
Der 65-Jährige hielt stetig am künstlerischen Schaffen fest und komponierte auch während seiner Schulzeit. Offenbar wurde sein Talent früh vermarktet: Ende der 70er-Jahre war er als Komponist und Songwriter beim Hamburger Musikverlag Intersong tätig. Sein damaliges Tätigkeitsfeld: Schlager. Bevor es für ihn als Solokünstler losgehen sollte, erfüllte er noch einen Wunsch der Eltern und studierte BWL.
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»You’re My Heart, You’re My Soul«
Einer derer, für die Bohlen Songs schrieb, war Thomas Anders. Nach Bohlens eher mäßigen ersten Gehversuchen als Solokünstler, taten die beiden sich zusammen – Modern Talking wurde 1983 geboren. Die Texte wurden international, man sang auf Englisch. Und es sollte nicht mehr lange dauern, da erreichten die beiden mit »You’re My Heart, You’re My Soul« ihre erste Nummer eins.
60 Millionen Platten bis 1987
Bis 1987 verkauften sich ca. 60 Millionen Platten, Modern Talking tourte um den halben Globus. Doch schon bald zerrüttete sich das Pop-Duo, es kam zur Auflösung. Geht es nach Bohlen, liegt die Schuld an der Trennung bei Thomas Anders’ damaliger Frau – Nora Balling.
Sie soll Auftritte verboten und sich unter anderem in Videodrehs eingemischt haben. Man »mache eine Pause«, hieß es seinerzeit. »Wenn Thomas mal wieder netter wird, dann mache ich weiter«, verriet er während eines Auftritts in der ZDF-Hitparade 1987.
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Blue System, C. C. Catch – Bohlen macht weiter
Nach der Trennung Modern Talkings versuchte sich der Ostfriese in eigenen Projekten: Als Blue System trat er von nun an allein auf, entdeckte C. C. Catch und produzierte andere Interpreten.
Mit Blue System vertrat er den zu damaligen Zeiten populären Sound des Eurodance. Zwar war das Projekt im Vergleich zu Modern Talking weniger erfolgreich. Einzelne Singles schafften es aber immerhin bis auf Platz sechs der deutschen Charts.
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Bohlen kann sich viele, oft relativ unbemerkte Erfolge auf die Fahnen schreiben. Mit dem Tatort-Titelsong »Midnight Lady« katapultierte der Pop-Titan den Smokie-Frontman Chris Norman 1986 für sechs Wochen an die Chart-Spitze. Der Song verkaufte sich 900.000 Mal. Dank Bohlen blieb Chris Norman auch 1988 mit »Broken Heroes« auf Erfolgskurs.
Das Modern-Talking-Comeback 1998
Auf Drängen der Plattenfirma Sony BMG entschloss sich Dieter 1998, ein neues Modern Talking Album aufzunehmen. Er suchte den Kontakt zu Thomas Anders, der kurzerhand einwilligte. Ihr neues Album »Back for Good« landete auf Platz eins in Deutschland. Neben vielen Remixes älterer Songs gab es auch eine Neuauflage von »You’re My Heart, You’re My Soul«, welche Platz zwei in den Hitparaden einnahm.
»Back for Good« landete an der Spitze der deutschen Charts
Die Comeback-Euphorie dauerte fünf Jahre an. Während eines Auftritts vor 25.000 Fans verkündete der Modern-Talking-Macher schließlich die erneute Trennung des Erfolgsduos.
Es gab viele Streitpunkte: Unter anderem beschuldigte Bohlen Thomas Anders, Geld aus der gemeinsamen Bandkasse genommen zu haben. Der Streit landete vor Gericht, das Thomas Anders im Recht sah und Bohlen weitere Aussagen dieser Art untersagte.
Hinter diesen Künstlern steht Dieter Bohlen
Geschäftsmann durch und durch
Dieter Bohlen ist ohne Frage ein knallharter Geschäftsmann. Seit er während eines Börsencrashs 1987 eine Menge Geld verlor, setzt er ganz auf seine eigenen Fähigkeiten und verwaltet sein Vermögen von seiner Hamburger Villa in Tötensen aus in Eigenregie. Dabei verfolgt er ein ganz spezielles Prinzip, wie er der »Welt« in einem Interview verriet:
Ich habe das D.I.E.T.E.R.-Prinzip
»Ich habe das D.I.E.T.E.R.-Prinzip: D für Disziplin, I für Intuition und Intelligenz, E für Ehrgeiz, T für Taten – die meisten labern ja nur rum und machen nichts.
Dann noch mal E für die Extrameile laufen, ein bisschen mehr machen als die anderen, und R für eine gewisse Rücksichtslosigkeit gegen sich selber.«
Wie sieht der Pop-Titan die Zukunft der Musikvermarktung?
Wer sich so lange erfolgreich im Musikbusiness behaupten kann, wird verstanden haben, wie die Mühlen zu mahlen haben. Bohlen weiß: »Das Musikgeschäft der Zukunft wird sehr, sehr haarig.« Er vergleicht die Zukunft mit dem Handwerk eines Hufschmieds und sieht auch die zunehmende Verschmelzung großer Major-Labels kritisch.
»Bald werden es zwei sein: Universal und Sony. Die werden immer schlanker werden und sich immer mehr auf Verwaltungsaufgaben beschränken. Die Plattenindustrie wird irgendwann genauso sein wie ein Schmied, der Beschläge macht für Pferde. Da gibt’s zwar noch drei, vier, aber eben nicht mehr hinter jeder Ecke.«
»Money is the real thing«
Wenn ich auf der Bühne stehe, denke ich: 1000 Euro, 2000, 3000
Für Bohlen selbst zählt beinahe nur das Geld. Der »Welt« verriet er: »Kürzlich war ich in Moskau und St. Petersburg und habe vor Zehntausenden Fans die alten Modern-Talking-Songs gespielt.
Das waren fast ein Dutzend Konzerte. Wenn ich auf der Bühne stehe, denke ich: 1000 Euro, 2000, 3000 … Und bei 300.000 steige ich runter und denke: Gut is.«
Dazu passen die vielen Werbedeals und der Stammplatz in der DSDS-Jurie, für den Bohlen pro Staffel eine Gage in Höhe von 1,2 Millionen Euro bekommt. Von nichts kommt halt nichts. Man mag von ihm halten, was man möchte – aber beachtlich ist seine Karriere allemal.