Der EDM-Superstar schlecht hin
David Guetta im Portrait
Von Alexander Schölzel am 10. März 2019
David Guetta – Seine ersten Gehversuche
Fangen wir erst einmal klein an: Geboren wurde Pierre David Guetta am 7. November 1967 im romantischen Paris. Der Gedanke, Menschen zum Tanzen zu bringen, kam ihm schon in früher Jugend.
Mit 14 Jahren veranstaltete er seine ersten Partys standesgemäß im elterlichen Keller. Doch: Auch schon damals war der Geschäftssinn aktiv. Wer feiern wollte, musste bezahlen. Dazu kommt, dass bereits auf seinen ersten, sehr frühen Veranstaltungen das Publikum mithilfe von »Türstehern« gesiebt wurde.
Je mehr man sich mit Guettas Vergangenheit befasst, desto deutlicher wird, dass er viel getan hat, um heute der zu sein, für den man ihn feiert. Seit seines 17. Lebensjahrs legte er in Pariser Clubs. Der Münchner Abendzeitung verriet er einmal: »Ich erinnere mich daran, wie ich, als ich jung war, in meinem Schlafzimmer übte. Für mich war die damals neue House- und Hip-Hop-Musik das absolut Größte der Welt und versprach, einen kulturellen Wandel einzuläuten.«
PASSEND DAZU
- EDM: Vom Underground in die Charts
- Martin Garrix: Jung und erfolgreich im EDM-Zirkus
- Musik als Jungbrunnen: Ü50 DJs, die nicht ans Aufhören denken
- 26 Jahre Freddie Mercury Tribute Concert For Aids Awareness
- Von diesen Musikern haben wir die Schnauze voll
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Später wird er selbst Betreiber einer Diskothek und veranstaltet Partyreihen. Schon in frühen Jahren schaffte es Guetta, auf Ibiza im Space auflegen zu dürfen. Dabei wäre er zunächst beinahe in der Versenke verschwunden. Echte musikalische Erfolge blieben aus, was zwangsläufig dazu führte, dass Guetta sich innerhalb der Szene zurückzog, um an seinem Repertoire zu feilen.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Das »Comeback« Anfang 2000
Comeback kann man es streng genommen gar nicht nennen. Künstler brauchen manchmal das Abgeschiedene, um neue Ideen sprießen zu lassen. 2002 war es dann für David Guetta an der Zeit, sein Debütalbum »Just a Little More Love« mit der Welt zu teilen. Gleich zwei Singleauskopplungen fanden internationale Beachtung und David Guetta schafft es erstmals, sich einen Namen zu machen. Es folgten diverse Clubhits, durch dessen Hilfe die Marke David Guetta weiter an Wert gewann.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
David Guetta legte immer weiter nach: Seit seines Debüts 2002 sind sechs weitere Alben erschienen. Hinzu gesellen sich jede Menge Compilations und Singles. Doch bei all dem Erfolg plagen ihn auch Zweifel, wie er einst dem Guardian in einem Interview verriet: »Jedes Mal, wenn ich ein Album veröffentliche, dann habe ich das Gefühl, dass es das beste überhaupt ist. Wenn ein Album also nicht erfolgreich ist, ist es sehr schmerzhaft für mich.«
Hochkarätige Kollaborationen
Spätestens seit seinem Album »One Love«, das 2009 erschien und jede Menge Kollaborationen enthält, ist der Siegeszug des französischen DJs und Produzenten ungebremst vorangeschossen. Dank der Zusammenarbeit mit Stars wie Kelly Rowland oder Akon konnten Hits wie »When Love Takes Over« oder »Sexy Bitch« entstehen.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Seither holte sich David Guetta stetig neue Superstars ins Studio: Die Black Eyed Peas, Madonna, Rihanna, Justin Bieber oder Shakira und Flo Rida. Nach und nach, aber doch in hohem Tempo, zementierte sich der zweifache Vater seinen Platz in den Charts ein.
Mit dem Kommerz kamen die Kritiker
Nur: Wo die Kommerzialisierung ruft, sind die Kritiker nicht weit und so verwundert es auch nicht, dass David Guetta eine Art zweischneidiges Schwert ist.
Einerseits begeistert er regelmäßig riesige Audienzen, pflegt eine Gefolgschaft von vielen Millionen Fans, gleichzeitig aber wird er von einem Teil der Dance-Welt bitter verhasst und geradezu ignoriert – wenn das denn in Anbetracht seiner Airplays möglich ist. Immer häufiger hört man von Clubbesitzern, die ihren DJs nicht gestatten, Musik des Franzosen zu spielen.
»Everything has to be side chained«
Und wenn die Zeit bei rund 140 Auftritten im Jahr mal knapp wird, wird über den Wolken im Privatjet produziert: »Die ruhigsten Momente meines Lebens verbringe ich im Flieger, das ist einer der besten Orte, um Musik zu machen«, verriet Guetta der F.A.Z. Ein Song wird dann auch gerne schonmal über Kopfhörer abgemischt.
David Guetta gehört zu den eher pragmatischeren Produzenten und stellt gerne unter Beweis, dass es nicht vieler großer Hardware bedarf, um Welthits zu produzieren. »Natürlich beherrsche ich das Studiohandwerk und kann auf meinem Computer einen Song mischen, aber mit einem riesigen Mischpult bin ich auch überfordert und brauche Hilfe von einem Toningenieur.«
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Auffällig, aber nicht untypisch für die Musikrichtung ist das Guetta-typische Pumpen in seinen Tracks. Hier kennt er nur eine richtige Formel, wie er einmal vor Studenten der Burn Studios verriet: »Everything has to be side chained.«
Ibiza, L.A. London, Dubai
Bei all den Auftritten und der Zeit auf Reisen ist ein gewisser Pragmatismus sicherlich nur hilfreich. Dazu passt auch, dass David Guetta gleich mehrere Wohnsitze unterhält. Ibiza ist typischerweise das Headquarter für alles, was innerhalb Europas passiert. Von hier aus erreicht er schnell alle Festivals, Clubs und sonstige Bühnen unseres Kontinents.
Los Angeles eignet sich vor allem als Rückzugsort zum Produzieren. Das Wetter und die positive Energie befeuern die Inspiration. Die Wohnung in Dubai dient besonders der Beziehungen in den asiatischen Raum und in London lebt das Herz. Hierher kommt Guetta, um Zeit mit seinen Kindern zu verbringen, die dort bei seiner Ex-Frau leben.
David Guetta – Größte Hits (Auszug)
»Druck, ständig abliefern zu müssen«
Und gerade diese Zeit der Ruhe wird für den DJ und Produzenten immer wichtiger. »Du schläfst nicht regelmäßig, bist ständig unterwegs und hast kein normales Familienleben. Du fühlst dich manchmal allein. Dazu kommt der Druck, ständig abliefern zu müssen. Dieses Leben ist nicht gesund, nicht in dieser extremen Form.«
Du schläfst nicht regelmäßig, bist ständig unterwegs
Mittlerweile ist er soweit, zu sagen, dass er lieber öfter mal die Bremse betätigt, einen Gang runter schaltet und auf seinen Körper achtet.
Lies auch: Avicii im Portrait: Es wird mich umbringen!
Spätestens nach dem Tod seines Freundes und Kollegen Avicii ist ihm bewusst geworden, dass ein Leben unter Dauerstress schlimme Folgen haben kann. An die Rente hingegen denkt er noch lange nicht – zumindest, was das Musikmachen betrifft. Dem Dailystar verriet er diesbezüglich:
»Ich werde für immer Musik machen, dazu gibt es einfach keine Altersbeschränkung. Vom Touren werde ich mich jedoch zurückziehen, es ist viel zu anstrengend. Und ich kann das sowieso nicht mehr die nächsten 20 Jahre machen.«
Wir dürfen also gespannt sein, ob die »Ruhe« auch eines Tages Einzug in seine Musik halten und David Guetta sich vielleicht eines Tages langsameren Rhythmen hingeben wird.