David Gilmour
Weltklasse Gitarrist & Musikproduzent
Von J. Florence Pompe am 16. November 2020
Pionier des Psychedelic Rock – David Gilmour
Der britischer Rockmusiker, Komponist, Musikproduzent, Sänger und Songwriter sagt von sich selbst, dass er kein Fingervirtuose ist. Wann hört man dies von einem Gitarristen? Doch sein Stil ist eben weniger von atemberaubender Schnelligkeit geprägt, als von sphärischen Klängen und extra langgezogenen Tönen.
Manche sagen sogar, er wäre eher ein träger Gitarrist. Und dies ist liebevoll gemeint, denn er händelt meisterlich sein technisches Equipment mit den verschiedensten Effektgeräten und schafft ureigene Soundwelten. Ihre visuelle Entsprechung fanden sie in den spektakulären Live-Video-Shows von Pink Floyd, lange bevor die Bühnentechnik so viele Möglichkeiten bot wie heute. Mit seinen Bandkollegen gilt er als Wegbereiter des Psychedelic Rock.
David Gilmour und seine Rolle bei Pink Floyd – ein kurzer Einblick
Den ersten Gründungsstein der weltberühmten Band Pink Floyd legten seine High School Kollegen Syd Barrett und Roger Waters. David Gilmour spielte anfangs noch nicht mit, sondern in Cover- und Bluesrock Bands. Bei einer gemeinsamen Bandprobe entdeckten die Studenten, dass Gilmour Syd Barrett, der unter erheblichen Problemen durch seinen Drogenkonsum litt, unterstützen konnte, bis er ihn schließlich ganz ersetzen musste.
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„Ich hatte noch nie schnelle Finger, sie sind im Vergleich zu den meisten sehr langsam und die Koordination zwischen linker und rechter Hand ist nicht so großartig.“
Zwar war es der erste Gitarrist Syd Barrett, der mit den psychedelischen Sounds experimentierte, doch Gilmours bewusst gesetzte Effekte und seine langsame Spielweise harmonierten einfach perfekt mit dem melodiösen Klangteppich von Roger Waters Bass und Richard Wrights Keyboards.
Der typische Pink Floyd Sound, wie man ihn heute von “The Wall” kennt, ist geprägt von Gilmours magischem Gitarrenspiel.
In den 1970ern zog die Band noch an einem Strang. Doch schließlich übernahm Roger Waters, der ja nicht nur Bassist war, sondern ebenfalls Sänger, Komponist, Produzent und vor allem Texter immer mehr die Führung.
Die Krönung war, als Waters 1983 das Album “The Final Cut” mit dem Text bedrucken ließ “Written by Roger Waters – played by Pink Floyd”.
Noch zwei Jahre hielt die Band dies aus, doch dann ging Waters und Gilmour machte mit Nick Mason und Wright einfach weiter. Und dies mit großem Erfolg!
Tipp: David Gilmour Sound
Trotz der Trennung halten die meisten Pink Floyd Fans sowohl David Gilmour als auch Roger Waters die Stange und bedauern, dass die Band nie mehr in Originalbesetzung zusammen gefunden hat.
Pink Floyd schien zwei Mal am Ende zu sein: Erstmals, als Syd Barrett ausfiel, das zweite Mal nach Roger Waters Ausscheiden. Doch beide Male hatte Gilmour die Band wieder aufgerichtet. Er ist einfach untrennbar mit der legendären Band verbunden.
David Gilmours Leben und Werdegang als Musiker
Gilmour stammt aus einem akademischen, toleranten Elternhaus, der Vater war Genetikprofessor, die Mutter Lehrerin. Seine erste Platte war Bill Haleys “Rock around the clock”, die er mit 8 Jahren begeistert hörte. Über Elvis und den Everly Brothers kam er zur Gitarre. Anfangs lieh er sich eine beim Nachbarn aus, die nie wieder den Weg zurückfand.
David John Gilmour wurde am 6. März 1946 in Cambridge geboren. Als Teenager spielte er in verschiedenen Bands. Dann fing er an mit seinem Schulfreund Syd Barrett Straßenkonzerte zu geben. Gilmours Lieblingsmusik war in dieser Zeit die von den Beatles, Bob Dylan und den Rolling Stones. Der gutaussehende, langhaarige Gitarrist arbeitete übrigens zeitweise auch als Dressman.
Im Januar 1968 stieg Gilmour bei Pink Floyd ein, anfangs nur um Barrett bei Auftritten zu unterstützen. Einige Monate später verließ Syd schon die Band. Dabei war er derjenige, der mit den melodischen Harmonien begann und die Musik mit visuellen Effekten untermalte.
Barrett schrieb auch fast alle Songs vom ersten Pink-Floyd-Album „The Piper at the Gates of Dawn“. Leider gewann seine Drogensucht und er war gesundheitlich nicht mehr in der Lage zuverlässig in der Band mitzuwirken.
Gilmour hatte wie schon erwähnt, nicht die schnellen Finger von Barrett, aber dafür ein besonderes Gespür für Atmosphäre und Timing.
In der Folge entwickelten die vier Musiker – David Gilmour, Roger Waters, Richard Wright und Nick Mason – einen ganz eigenständigen Stil, der einen Mix aus Progressive Rock, Art Rock, Blues, Folk, Jazz sowie Klassik darstellt.
Wichtig für den Welterfolg von Pink Floyd waren aber auch immer die gesellschaftskritischen Texte, anfangs von Waters geschrieben. Bestes Beispiel ist das Album “The Wall”, das die Geschichte eines Jungen erzählt, der eine „Mauer“ um seine Seele baut und schließlich dem Wahn verfällt.
Rechtsstreit bei Pink Floyd
Die Pink Floyd Ära ging mit David Gilmour von 1987 bis 1995 weiter. Ihre Alben waren mega Erfolge, während die Musikkritiker sich nicht so einig waren und Mängel am Sound oder den Texten konstatierten.
Nach dem Roger Waters die Band verlassen hatte, gab es zunächst Streit, wer den Bandnamen weiterführen durfte. (Er wurde damals eigentlich von Syd Barrett erfunden). David Gilmour und Mason gewannen vor Gericht. Dann kam auch wieder Keyborder Wright zur Band. Seit dieser Zeit ist David Gilmour auch die Stimme von Pink Floyd: mit warmem Timbre und etwas rauchig verleiht er der Musik das Sahnehäubchen. Im Fokus steht bei Pink Floyd aber immer – anders als bei anderen Bands dieser Generation – der Sound und weniger der Gesang.
Reunion von David Gilmour und Pink Floyd
Waters und der Rest der Band traten 2005 erstmals wieder gemeinsam auf, im Rahmen der Live 8 Konzerte, von Bob Geldof organisiert.
Während Rogers immer mal wieder Interesse an einer Reunion bekundete, sagte Gilmour 2007:
„Was ich mitteilen kann, ist, dass die Aussichten auf eine Reunion von Pink Floyd wirklich extrem gering sind, abgesehen von einmaligen, wichtigen Anlässen, wie ‚Live 8‘ einer war.“
Es gab noch weitere gemeinsame Auftritte wie beim Gedenkkonzert für Syd Barrett und Preisverleihungen. Jedoch musizierte man dann immer getrennt. Als 2008 der Keyborder Richard Wright starb, schien eine Reunion nicht mehr möglich. 2010 aber traten Waters und Gilmour dann doch noch gemeinsam auf, zugunsten einer Wohltätigkeitsveranstaltung.
David Gilmours Privatleben und soziales Engagement
David Gilmour ist Vater von acht Kindern. Die ersten vier hat er mit seiner Ex-Frau Ginger. Weitere drei mit seiner aktuellen Frau, Polly Samson, mit der er gemeinsam an den Texten seiner Solo-Alben arbeitet. Ein weiteres Kind stammt aus der ersten Ehe von Polly. Er lebt heute in der Grafschaft Sussex, ganz in der Nähe von Nick Mason.
Auch seine Kinder lieben Musik. Mit einer seiner Töchter, Romany Gilmour, veröffentlichte er im Juli 2020 die Single „Yes, I have ghosts“. Romany spielt Harfe und singt.
Gilmour ist sozial immer sehr engagiert und spendet wahre Unsummen an gemeinnützige Organisationen. So brachte der Verkauf eigener Häuser ca. 5 Millionen an eine Obdachlosenhilfsorganisation. 21 Millionen gingen aus der Versteigerung seiner Gitarrensammlung hervor und wurden an eine Umweltorganisation gespendet. Für sein Solo-Album “Rattle that Lock” engagierte er einen Chor aus Strafgefangenen und gab ihnen neue Lebensperspektive.
David Gilmour: Alben
Gilmours Fähigkeiten als Songwriter, Gitarrist und Sänger waren maßgeblich für den Erfolg von Pink Floyd.
Mit den Alben „The Dark Side of the Moon“ (1973) und „Wish you were here“ (1975) schaffte die Band zwei Meilensteine in der Musikgeschichte. Darauf folgte das Album The Wall (1979) mit dem Superhit „Another Brick in the Wall“. Leider gab es dann den Bruch mit Roger Waters, der, wenn man es kritisch ausdrücken darf, einen Ego-Trip versuchte.
David Gilmour war auch schon damals solo sehr aktiv und veröffentlichte seit 1978 immer wieder hochgelobte Solo-Alben.
David Gilmour Solo-Alben
- David Gilmour (1978)
- About Face (1984)
- On an Island (2006)
- Remember That Night – Live at the Royal Albert Hall (2007)
- Live in Gdańsk (2008)
- Rattle That Lock (2015)
- Live at Pompeii (2017)
Pink Floyd Studio-Alben mit David Gilmour
- The Piper at the Gates of Dawn (1967)
- A Saucerful of Secrets (1968)
- More (1969)
- Ummagumma (1969)
- Atom Heart Mother (1970)
- Meddle (1971)
- Obscured by Clouds (1972)
- The Dark Side of the Moon (1973)
- Wish You Were Here (1975)
- Animals (1977)
- The Wall (1979)
- The Final Cut (1983)
- A Momentary Lapse of Reason (1987)
- The Division Bell (1994)
- The Endless River (2014)
David Gilmour Sound: Spielweise, Instrumente & Equipment
Effektgewürzte Sounds sind Gilmours Markenzeichen. Wie kein anderer versteht er es mit seinen Pedals – von Fans liebevoll „Tretminen“ genannt – magische Sounds zu kreieren.
Sound
Sein extrem cleaner Sound basiert auf dem Hiwatt Signature Verstärker.
Die verzerrten Sounds produziert er mit verschiedenen Effektgeräten und Distortion Pedalen.
Früher:
- Fuzz Face
- Big Muff von Electro Harmonix
Später:
- Coloursound Power Boost
- Chandler Tube Driver
- BK Tube Driver
- Proco Rat II Pedal
- Dallas Arbiter Fuzzface
- Sovtek Big Muff PI
- Boss HM2 Heavy Metal Distortion
- MXR DynaComp Kompressorpdal
- Ibanez CP-9 Kompressor
- Boss Digital Metalizer
- Boss GE-7 GraphicEQ Pedale
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Dazu kommen extra für ihn gebaute Racks des Effektdesigners Pete Cornish.
Sie enthalten u.a.:
- Electric Mistress Flanger
- Boss CE2 Chorus Ensemble
- Dynacord Leslie-Simulation
- Tremoloeffekte
- TC 2290 Digital-Delay
- Lexicon PCM70
- MXR Digital Delay
Gesteuert wird alles mit einem ebenfalls von Pete Cornish entwickeltem Floorboard. Die Boxen sind Marshalls‘ 1960er und Custom WEM Boxen.
Gilmours Gitarren
Meist spielt der Soundgott die E-Gitarren Fender Stratocaster und Fender Telecaster. Die Black Strat ist dabei sein eigenes Signature Modell von Fender.
Im Laufe seiner Karriere besaß Gilmour folgende Modelle:
- Weiße Stratocaster Seriennummer 0001 von 1954
- Ältere Modelle der Gibson Les Paul
- Akustikgitarre C.F. Martin D-35 von 1969
- Akustikgitarre Gibson J-200
- Akustikgitarre Gibson Chet Atkins
- Akustikgitarre Takamine
- Jedsen Steelguitar
- Schwarze Gretsch Duo Jet
Bis 2019 besaß Gilmour 120 Gitarren! Diese ließ er dann über das Auktionshaus Christie’s in NY City versteigern, für insgesamt 21,5 Millionen Dollar. Darunter befand sich die teuerste jemals versteigerte Gitarre, nämlich die begehrte The Black Strat. Sie erzielte einen Preis von 4 Millionen Dollar.
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David Gilmours einzigartige Spielweise
David Gilmour wurde in seiner Spielweise vom Blues, Rock ’n’ Roll und Folk beeinflusst. So kann man typische Blues-Techniken wie Bendings und Slides in seinen Solis finden.
Gilmour braucht für seine melodischen Gitarrensoli oft gar nicht viel Töne. Meist genügen etwa 5 und dazu Bendings in den verschiedensten Klangfarben.
Er spielt eben gerne Pentatoniken und bleibt auch was die Lagen angeht im unteren Bereich. Man kann sagen: Viel Bewegung ist auf dem Griffbrett nicht zu sehen! Dafür klingelt es in den Ohren der Zuhörer.
„Virtuosen gehen einem mitunter ja auch auf die Nerven“
Gilmours eigene Spieltechnik bezeichnet er selbst sogar als „lachhaft“. Allerdings hat er in Sachen Vibrato und Bendings vielen Gitarristen einiges voraus. Er setzt mehr auf klangliche Virtuosität, denn auf schnelle Läufe und genießt es jeden Ton extrem lang zu ziehen und nachhallen zu lassen. Manchmal so lang, dass man als Zuhörer schon etwas nervös wird.
Seine Bendings spielt er mit dem Ringfinger und zieht dabei den Ton schon gerne mal bis zur Quarte hoch. Ergänzend dazu kommt sein Vibrato, das sehr langsam mit der Greifhand oder über den Vibrato-Hebel entsteht.
Die rechte Hand schwebt meistens frei, was die Saiten mehr mitschwingen lässt und den verzerrten Sound fördert. Sein typischer Sound ist transparent und kraftvoll, hat aber etwas Hohles und damit Sphärisches.
David Gilmour als Produzent und Gastmusiker
Er produzierte seine Solo-Alben selbst und alle 12 Pink Floyd Alben mit. Zusätzlich die beiden Solo-Alben von Syd Barrett. Er förderte die Sängerin Kate Bush und verhalf ihr zu einem Plattenvertrag. An ihrem Debütalbum arbeitete er ebenfalls mit. Zudem produzierte er die Bands The Dream Academy und Unicorn. Später entdeckte er die Sängerin Sam Brown.
David Gilmour als Gastmusiker
Natürlich wird ein so genialer Musiker auch gerne von Kollegen engagiert. Folgende namhafte Musiker arbeiteten mit David Gilmour:
- Paul Mc Cartney
- Supertramp
- Bryan Ferry
- Pete Townshend
- The Dream Academy
- Jimmy Page
- Peter Cetera
- Sam Brown
- Elton John
- Paul Rodgers
- Ringo Starr
- Alan Parsons
- Bob Geldof
Auszeichnungen
- 1980: Grammy für Album of the year: The Wall
- 1980: Grammy für The Best Rock Performance by a duo or group with vocal: The Wall
- 1990: Grammy Nominierung für Best Music Video Longform für Pink Floyd: Delicate Sound of Summer
- 1994: Grammy für Best Rock Instrumental Performance für Marooned
- 1996: US Rock & Roll Hall of Fame Pink Floyd
- 2005: UK Rock & Roll Hall of Fame Pink Floyd
- 2008: Ivor Award for Lifetime Achievement von der British Association of Composers and Songwriters
- 2008: Grammy Nominierung für Best Rock Instrumental Performance für Castellorizon
- 2009: Honory Doctorate of Arts von der East Anglia’s Ruskin University of Cambridge und Chelmsford für Outstandig Contribution als Musiker, Songwriter, Performer und Innovator.
David Gilmours Einfluss
Gitarrist David Gilmour war oftmals Auslöser für den Wunsch nach Gitarrenunterricht. Wie was das bei dir? Welcher Gitarrist hat dich begeistert und beeinflusst? Wir freuen uns auf dein Feedback.