Neues Album in 30 Tagen
Crowdfunding für Bands

Crowdfunding für Bands

Von Katja Woltz

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Die neue Reichweitenstärke

Musiker haben es heutzutage nicht schwerer als die Bands vor vielen Jahren. Im Gegenteil: Dank dem Internet, insbesondere auch dank sozialer Netzwerke, ist es Musikern möglich, unglaublich viele Menschen zu erreichen. Das war in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich schwieriger.

Natürlich machen sich das viele Musiker zunutze und versuchen ihr Glück auf dem Weg zur Bekanntheit über Kanäle wie SoundCloud, Facebook & Co. Das fügt sich insgesamt in das bestehende Gesellschaftsbild: Unglaublich großes Angebot gepaart mit unglaublicher Schnelllebigkeit.

Wie hebt man sich ab in Zeiten des Massenindividualismus?

Kundenbindung ist genauso komplex geworden, wie eine gute und beständige Fangemeinde als Musiker zu haben. Wie hebt man sich ab in Zeiten des Massenindividualismus? Natürlich durch Kreativität.


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Kreative Ideen sind ein Muss

Kreativität ist vor allem dann gefragt, wenn Du etwas von deinen Fans möchtest, wie zum Beispiel die Finanzierung deines nächsten Albums. Crowdfunding-Portale schreien danach, genutzt zu werden. Hier also ein paar knackige Grundlagen für deine Crowdfunding-Kampagne:

  • Dreh ein Video (zusammen mit deiner Band) und sprich deine Fans persönlich mit deinem Wunsch an
  • Sag deinen Fans, warum das neue Album unbedingt Unterstützung braucht. „Weil wir Bock darauf haben“ ist kein Grund ;-)
  • Überlege dir (zusammen mit deiner Band) ein paar witzige Ideen, die die Fans mit ihrer Unterstützung kaufen können

 

Im Interview: Three Chord Society

Crowdfunding für Bands

Über eine besonders schöne Kampagne im Bereich Crowdfunding für Bands (hier geht’s direkt zur Kampagne >>) bin ich gestolpert, als ich das Video von Three Chord Society gesehen habe. Und es hat mich so überzeugt, dass ich selbst auch ein paar Euros beigesteuert habe. Das nahm ich zum Anlass, um den Jungs ein paar Fragen zu stellen:

delamar: Vielen Dank, dass ihr euch Zeit nehmt für dieses Interview. Three Chord Society macht seit über 10 Jahren melodischen Punkrock und ihr habt bereits vier Alben veröffentlicht. Danach kam eine Pause, jetzt soll das nächste Album aufgenommen werden. Und das soll über das Crowdfunding der Fans finanziert werden – wie kommt’s?

Jörn: In den letzten zehn Jahren ist es nicht gerade leichter geworden, eine Band und ihre Alben im klassischen Sinne zu finanzieren. Die Musikindustrie befindet sich nach wie vor in einem stetigen Wandel und auch gesellschaftlich scheint es offenbar Veränderungen der Wahrnehmung gegeben zu haben, so dass für Teile der Bevölkerung Musik heute mehr Konsum- als Kulturgut zu sein scheint. Um dennoch nicht die Segel zu streichen und weiterhin Platten veröffentlichen zu können, muss man mittlerweile einfach vermehrt neue Wege bezüglich Marketing und Finanzierung einschlagen. Crowdfunding ist in der Sparte Musik ja mittlerweile kein Novum mehr und so schien es uns einfach nur logisch, die kommende Platte auf diesem Wege zu finanzieren.

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delamar: Ist das euer erstes Crowdfunding-Projekt?

Jörn: Ja, dies ist unsere und auch meine erste Crowdfunding-Kampagne. Unabhängig vom finanziellen Benefit ist Crowdfunding eine tolle Möglichkeit, seine Fanbase von Anfang an am Album und seiner Entstehung zu beteiligen und eine viel direktere Bindung zwischen Fan und Album zu schaffen, so dass auf längere Sicht vielleicht auch die allgemeine Wertschätzung für Musik als Kunstform wieder steigt. Ich persönlich bin auf jeden Fall total begeistert, wieviel positive Resonanz und Support uns bei der Kampagne entgegengebracht wird und kann Crowdfunding nur weiterempfehlen.

Man muss sich einfach ein paar besondere Sachen überlegen, wenn Leute bereit sind, ihr Geld in einen zu investieren.

delamar: Ihr bietet den unterstützenden Fans eine Menge Goodies an für ihren Support. Wie seid ihr auf Einfälle wie das Rummelpaket mit Meet & Greet im Riesenrad oder den persönlichen Videogruß gekommen?

Jörn: Jeder von uns kennt ja vielleicht die Situation, dass man sich von „seiner Lieblingsband“ nicht nur die normalen Fanutensilien wie Alben, Merch[andising] und Konzerte wünscht, sondern manche Fans auch einmal die Möglichkeit haben möchten, uns privat kennenzulernen oder zumindest etwas ganz persönliches zu besitzen. Für diese haben wir die Meet & Greet und Gruß-Pakete geschnürt und hoffen, damit jemandem eine besondere Freude machen zu können.

Ben: Man muss sich einfach ein paar besondere Sachen überlegen, wenn Leute bereit sind, ihr Geld in einen zu investieren. Es gibt ja keinen finanziellen Gewinn für sie zu erwarten, den sie wieder ausgezahlt bekommen, wenn es funktioniert. Andererseits haben wir enorm viel davon, da wir unser Album realisieren und amtlich veröffentlichen können. Das muss einfach entsprechend honoriert werden, ganz egal, ob jemand fünf oder 500 Euro spendet.

delamar: Soziale Netzwerke gelten vielerorts als Gift für Bands: Hoher Zeitaufwand, keine Reichweite und es käme zu wenig zurück. Was haltet ihr davon?

Mamel: An und für sich sind die sozialen Netzwerke für Bands eine super Sache. Man kann sich relativ einfach kostenlos im Internet präsentieren. Das Thema Reichweite ist natürlich so eine Sache. Facebook zum Beispiel grenzt die Reichweite der Posts ein und bietet die Möglichkeit, sich eine größere Reichweite pro Post zu erkaufen. Das ist ziemlich schade, da man tatsächlich gar nicht alle Leute erreicht, die an den Posts interessiert wären. Das Geld, sich diese Reichweite zu erkaufen, hat eine Band unserer Größe gar nicht zur Verfügung.

Ben: Ich denke auch, dass Dinge wie Facebook, Instagram oder Last.fm viel Positives für Bands gebracht haben. Andererseits hat dies alles auch die Wegwerfgesellschaft gefördert, so dass ich mir nicht immer sicher bin, inwieweit sich Leute wirklich mit den Inhalten beschäftigen. Facebook macht vieles beliebig, da ein „Like“ eben fix geklickt ist, da brauch ich mich mit Inhalten oder auch der Musik gar nicht mehr wirklich auseinandersetzen. Und das Facebook die Reichweite immer weiter begrenzt, ist tatsächlich ein Problem.

delamar: Pflegt ihr generell einen engen Kontakt zu euren Fans? Und warum?

Es war und ist nicht leicht, als Band unserer Größe mit kleinem Label im Rücken immer wieder neue Platten zu machen

Mamel: Wir sind immer bemüht, so gut es geht für unsere Fans da zu sein. Ob es nun darum geht, Mails oder Facebook-Nachrichten zu beantworten, oder auf unseren Konzerten ‘ne Runde zu quatschen oder zusammen anzustoßen. Das mit den Nachrichten hinkt manchmal leider ein wenig, da wir alle auch außerhalb der Band viel um die Ohren haben und es leider manchmal einfach nicht schaffen, allen sofort zu antworten. Auf Konzerten ist das natürlich anders. Ich finde es selbst immer sympathisch, wenn man auf einem Konzert ist und die Möglichkeit hat, die Band nochmal am Merch-Stand zu treffen. Das Feedback, was Fans einem geben können, kann einen auch immer wieder motivieren, weiterzumachen. Es war und ist nicht leicht, als Band unserer Größe mit kleinem Label im Rücken immer wieder neue Platten zu machen. Wenn man dann aber mit den Leuten redet und einem bewusst wird, dass da draußen wirklich Leute sind, denen es etwas bedeutet, was man da zusammengebastelt hat, dann fühlt es sich definitiv so an, dass es die Mühe wert war!

Ben: Ich mag das generell gern, ich bin auch meist der Erste, der nach den Shows am Merch-Stand auftaucht und mit den Leuten redet. Das klingt irgendwie immer nach Klischee, wenn man sagt, dass ohne die Fans nichts läuft. Aber wie Mamel schon sagte, ist da, was die Motivation betrifft, trotz schwieriger Bedingungen weiterzumachen, was dran.

delamar: Ihr habt euch neu sortiert, wie lauten die weiteren Pläne für 2015/2016?

Jörn: Aktuell stehen Album-Release, die dazugehörige Promo und der kommende Festivalsommer auf unserer Agenda. Eine ausgedehnte Tour soll dann im Herbst folgen.

delamar: Wer sind eure musikalischen Vorbilder oder Idole?

Jörn: Anders als der Rest der Band komme ich ja mehr aus der Grunge/Stoner/Alternative-Richtung und die üblichen Verdächtigen dieser Genres, Dave Grohl (als Drummer) im Speziellen, haben mich da schon sehr geprägt. Für mich gab es aber nie eine bestimmte Schublade, in die ich mich einsortieren wollte, und neben dem oben genannten finden sich auch viele Hip-Hop-, Punk- und Electro-Acts in meinem Plattenschrank und meiner musikalischen Vita.

Ben: Das finde ich immer etwas schwierig zu beantworten. Ich bin Fan davon, wenn jemand seine Stimme einzusetzen weiß. Dabei steht Technik gar nicht immer im Vordergrund. Mike Patton ist da oft das Maß der Dinge, wenn es darum geht, was man alles in eine Stimme packen kann. Bands, die als Vorbild dienen können, gibt es sicherlich auch einige. Hot Water Music etwa zeigen immer wieder, wie man es schaffen kann, sich selbst als Band treu zu bleiben und das in jedem einzelnen Song hörbar zu machen.

delamar: Was haltet ihr als Musiker von Streaming-Plattformen wie Spotify & Co.?

Jörn: Als Promo-Tool, um Leute auf deine Musik aufmerksam zu machen, kann es vielleicht hilfreich sein, alle anderen Bereiche dieser Plattformen sehe ich aber eher skeptisch.

Ben: Schwierig. Es gibt ja genügend Beispiele, die zeigen, wie wenig die Künstler daran verdienen. Ich habe neulich gelesen, dass Portishead etwa mit 34 Millionen Streams 2.300 Euro verdienen würden. Da kann einem nur schlecht werden. Das repräsentiert in keinster Weise den Wert von Musik als Kunst und Kultur.

 

delamar: Zum Schluss noch ein kleines Rapid Fire…

Gibson oder Fender?

Jörn: Gibson.
Ben: Fender.

Laut oder leise?

Jörn: Laut.
Ben: Beides im Wechsel.

Stadion- oder Garagenkonzert?

Jörn: Stadion.
Ben: Garage!

Schwarzweiß oder Farbe?

Jörn: Auch wenn schwarzweiß cooler ist, bin ich glaube ich für bunt…
Ben: Ich bin da der klassische Schwarzweiß-Anton-Corbijn-Typ.

Selfies oder Grußkarten?

Jörn: Grußkarten.
Ben: Postkarten!

 

Weitere Tipps zum Abschluss

Grundsätzlich geht es um die Nähe zu den Fans, den Mehrwert für sie und eine Gegenleistung von ihnen. Mit einer clever angelegten Promotion schaffst Du die Finanzierung eines neuen Tonträgers in 30 Tagen über ein Crowdfunding für Bands.

Dennoch ein paar weitere Hacks:

  • Sichere dir die Unterstützung von Online-Magazinen, regionaler Presse und euren Freunden – das lässt die Reichweite automatisch wachsen. Wichtig: Gib allen Unterstützern das gleiche Linkziel zu eurer Kampagne!
  • Gestalte sinnvolle Preisspannen: Von der „kleinen Unterstützung im Taschengeld-Bereich“ bis hin zu einem Meet & Greet im oberen Preissegment.
  • Begleite die Fans durch die Crowdfunding-Kampagne: Kurze Updates, kleine Videos, Previews von Songs, die für das neue Album aufgenommen werden sollen.
  • Setze ein realistisches Finanzierungsziel!

Mit diesen kleinen Tipps steht einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne für das nächste Album eigentlich nichts im Wege. Wie ist deine Einschätzung zu Crowdfunding & Co.?

Du möchtest mehr Infos rund um das Musikmarketing? Dann ab in die Kommentare damit!

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