Band gründen
Der Ratgeber zur Bandgründung
Von Sebastian Blum am 27. Dezember 2018
Warum willst Du eine Band gründen? Geld? Ruhm? Eroberungen?
Es gibt solche Bands, die nur um der Kohle Willen bestehen. Die Einen schaffen sich so Freiheiten und sehen diese Bands als Day-Job an, die Anderen haben keine Hemmungen vor (Achtung, sehr salopp formuliert) schlechter Musik und machen jeden Job, der Geld einbringt.
Willst Du eine eigene Band gründen, nur um Geld zu verdienen, bist Du damit in der Regel nicht gut beraten. Solche Vorhaben sind meistens zum Scheitern verurteilt, wenn sich die selbstgeschriebenen Songs an aktuellen Marktchancen entlang hangeln.
Bandgründung wegen der Magie?
Erinnerst Du dich noch an deine ersten Berührungen mit Musik? Ich auch. Ich erinnere mich an viel Spaß beim Hören von Musik, an das Austesten der eigenen Kreativität, an Trommeln, Summen, Singen, an das rhythmische Aneinanderreihen von irgendwelchen zusammenhangslosen Wörtern, an das Singen von Kauderwelsch-Songtexten.
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Die Musik hat einen Wert an sich, der bei der Professionalisierung nur allzu oft vergessen wird. Sie kann ihre magische Wirkung nur entfalten, wenn man sich möglichst frei auf sie einlassen kann.
Der innere Antrieb weshalb Du Musik machst, sollte auch der Antrieb sein, der dich eine Band gründen lässt. Wenn Du mit Herzblut bei der Sache bist, ist schon sehr viel gewonnen.
Nach dem Band gründen beginnt die Stilsuche
Es gilt, einige wichtige Fragen bereits vorab zu klären – damit alle wissen, woran sie sind.
Covern vs. selber schreiben
Je nachdem welche Motive dich zur Bandgründung bewogen haben, erübrigt sich die Frage nach der Art der Musik eventuell schon. Eine Top 40 Coverband spielt eben die Top 40 Hits und hat auf ihr Programm nur einen geringen Einfluss. Schreibt deine Band hingegen eigene Lieder, stellt sich die Stilsuche als wesentlich schwieriger heraus.
Funk vs. Punk
Du willst eine eigene Band gründen und bist die treibende Kraft? Dann hast Du natürlich einen erheblichen Einfluss auf die Stilrichtung. Vielleicht suchst Du dir deine Bandkollegen gezielt so aus, dass Ihr zusammen die perfekte Funkband ergebt? Oder Du tust dich mit deinen alten Skate-Freunden zusammen und gründest eine Punkrock-Band?
Eine Band kann nur bestehen, wenn die einzelnen Musiker auch einen Mehrwert darin sehen. Optimalerweise kann sich jedes Bandmitglied mit der Musik voll und ganz identifizieren und findet darin die absolute Erfüllung.
Am gesündesten und nachhaltigsten kann deine Band aber wachsen, wenn jedes Mitglied seinen eigenen Stil in die Musik einbringt. Versucht am besten, euch keine Einschränkungen aufzuerlegen. Erlaubt sein soll erstmal alles. Was cool ist und was nicht könnt Ihr später beurteilen.
Eigener Stil vs. Fremdbestimmung – Band gründen
„Ich kann mir da gut noch eine Bilderbuch-Gitarre vorstellen.“ „Die Hook ist mir nicht eingängig genug.“ Wir alle kennen die Sprüche der Label-A&Rs und sind oft genug verführt, ihnen blind zu vertrauen und zu folgen. Darin liegt jedoch die Gefahr, dass man sich von Konventionen blockieren lässt.
Willst Du eine Band gründen, sind Tipps aus der Musikindustrie mit Vorsicht zu genießen. Sie orientieren sich oft an aktuellen Trends, die morgen schon wieder vorbei sein könnten.
Eine Band besteht aus unterschiedlichen Charakteren, die alle unterschiedlich musikalisch gebildet sind. Es liegt dir womöglich fern, einen Stil aus deiner Vergangenheit zu reaktivieren, weil es deiner Meinung nach nicht passt. Darin liegt aber oft die Chance zur Originalität.
Das Repertoire deiner Band sollte nicht für sich alleine stehen. Es muss zu deiner Band passen und euch als Künstlerpersönlichkeiten bestärken. Feedback ist dabei besonders wichtig. Natürlich braucht deine Musikband eine gewisse Einarbeitungszeit im Proberaum. Zur Selbstreflexion braucht Ihr aber auch möglichst früh die Reaktion des Publikums.
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Wie finde ich geeignete Musiker für die Bandgründung?
Jackpot: Bandgründung unter Freunden
Die Popgeschichte zeigt, dass erfolgreiche Bands oft auch privat sehr gut miteinander können. Ob AnnenMayKantereit, die Beatsteaks, die Toten Hosen oder die Ärzte: Geschieht die Bandgründung aus einer Freundschaft heraus, ist die Chance hoch, dass sich nachhaltiger Erfolg einstellt.
Wenn Du mit Freunden zusammen Musik machst, hat das den Vorteil dass Ihr euch blind versteht. Eure Freundschaft basiert auf gemeinsamen Werten, die Ihr auch und vor allem bei der Arbeit im Proberaum teilt. Auch da läuft vielleicht nicht immer alles zu einhundert Prozent harmonisch ab. Es bedeutet aber, dass eure Band von vorn herein wesentlich sattelfester ist, Krisen besser meistern und mit Kritik besser umgehen kann.
Außerdem ist die Gefahr einer äußersten Zerstrittenheit wesentlich geringer, da über Allem noch der Wert eurer Freundschaft steht, die Ihr unter keinen Umständen aufgeben wollt.
Irgendwann kommst Du vielleicht an den Punkt, wo Du dir von der Musik mehr versprichst, als deine Bandkollegen. Du solltest dir selbst und deinen Bandkollegen immer ehrlich gegenüber sein. Lohnt sich diese Band überhaupt noch oder habt Ihr unterschiedliche Ziele?
Die persönlichen Erwartungen und Motive sollten immer allen klar sein. Ich habe schon in Bands gespielt, bei denen sich Streitigkeiten fast bis zum Zerwürfnis aufgebauscht haben. Vieles hätte verhindert werden können, wenn wir unsere persönlichen Standpunkte und Ziele ordentlich miteinander kommuniziert hätten.
Suche unter Freundesfreunden zum Band gründen
Du willst eine Band gründen, findest unter deinen Freunden aber keine geeigneten Musiker? Weite deine Suche einfach aus. Zuerst auf Bekannte, dann auf Freunde und Bekannte von Freunden. Oder vielleicht hat deine Familie Tipps parat. Irgendjemand kennt immer irgendjemanden, der gerade auch eine Band sucht.
Die Zeiten, in denen man sein Bandgesuch bei thomann.de einstellte, sind wohl vorbei. Heute bieten sich Facebook-Gruppen, wie etwa „Musiker und Bands“, „Musiker in Berlin“, „Musiker in Hamburg“, usw. an. Beschreibe deine Ziele und Erwartungen am besten hier schon so konkret wie möglich.
Facebook-Gruppen und Schwarze Bretter
Du kannst auch Gesuche an Schwarzen Brettern aushängen. Sollte deine Suche etwas ambitionierter sein, kannst Du dich hierbei auch auf Musikhochschulen und Akademien fokussieren.
Musikersuche an Musikhochschule
Solltest Du selbst an einer Musikhochschule immatrikuliert sein, bietet sich dir ohnehin bereits ein sehr homogener Pool an potenziellen Bandkollegen. Die Zahl der erfolgreichen Bands in Deutschland, die an einer Hochschule gegründet wurden, ist enorm (Joris, OK KID, Isolation Berlin, Helgen, usw.).
Band gründen beim Popkurs Hamburg
Eine weitere Möglichkeit, mit der ich persönlich sehr gute Erfahrungen gemacht habe, ist der Popkurs Hamburg. Hier lernst Du nicht nur wahnsinnig talentierte und ähnlich motivierte Musiker kennen, sondern kannst dich direkt über mehrere Wochen in unterschiedlichen Musikstilen und Kombinationen ausprobieren.
Willst Du eine Band gründen und außerdem Tipps und Tricks für das Bestehen im Musikbusiness erfahren, bist Du hier perfekt aufgehoben.
Tipps zum Band gründen: Sind wir wirklich eine Band?
Band vs. Soloprojekt
Du hast mit deinen besten Freunden eine Band gegründet, zu deren Erfolg Ihr in etwa zu gleichen Teilen beitragt? Ihr schreibt gemeinsam Songs, schmiedet Pläne, erarbeitet Strategien und verteilt die anfallenden Aufgaben? Dann dürft Ihr euch sehr glücklich schätzen! Viele Musiker können davon nur träumen.
Du bist die treibende Kraft, bist engagiert beim Booking, beim Bau der Website, bist aktiv in den Sozialen Medien und schreibst die Songs? Aus einem Soloprojekt heraus eine Band zu gründen ist zwar sehr schwer, aber nicht unmöglich. Bestes Beispiel für eine erfolgreiche Transformation ist wohl die Band OK KID. Sie trat zuvor einige Jahre unter dem Namen Jona:S auf, quasi als Soloprojekt ihres Sängers Jonas Schubert.
Es gibt aber auch andere Beispiele, in denen die Transformation nicht funktioniert hat. Genauso gibt es augenscheinliche Soloprojekte, die intern eher wie eine Band funktionieren und das äußerliche Band-sein als Ego-Pusher nicht brauchen.
Feste Band vs. lockere Projekte
In den letzten Jahren sind Popakademien und Popstudiengänge geradezu aus dem Boden gesprießt. Bei all den positiven Dingen, die eine Pop-Ausbildung mit sich bringt, führt sie allerdings auch zu einer wachsenden Professionalisierung unter Popmusikern. Diese kann für kleinere Bands im Anfangsstadium teilweise sehr hinderlich sein.
Die Akademisierung der Popmusik führt zu top ausgebildeten Instrumentalisten, die sich heute seltener auf eine oder wenige Bands festlegen wollen. Setzen Musiker auf mehrere Pferde gleichzeitig, teilen sie auch ihre Aufmerksamkeit und ihre Energie.
Muss ich Mitglied in der GEMA sein?
Nein, musst Du nicht. Unter gewissen Voraussetzungen ist eine Mitgliedschaft in der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (kurz: GEMA) aber sehr sinnvoll. Sie kann mitunter einen erheblichen Anteil zu deinem Lebensunterhalt beisteuern.
Für wen die GEMA in Frage kommt
Zunächst einmal kommt für dich eine Mitgliedschaft in der GEMA nur in Frage, wenn Du die Musik die Ihr spielt auch selbst (mit-)schreibst. Die GEMA schützt per Gesetz nämlich die Interessen der Urheberinnen und Urheber. Im engen Sinne sind damit nur diejenigen gemeint, die an der Komposition und/oder an dem Text eines Werkes beteiligt sind.
Für den Erfolg oder Misserfolg eines Musikstücks sind heutzutage allerdings nicht nur die Komposition und der Text eines Songs ausschlaggebend, sondern auch sein Arrangement und seine Produktion.
Was wären die guten alten Blink 182-Songs beispielsweise ohne Travis Barkers Trommelkünste? Oder wäre BOY heute so populär ohne Philipp Steinkes Produktions-Skills?
Wie hoch Travis Barkers oder Philipp Steinkes Anteile an den jeweiligen Songs tatsächlich sind, ist über die GEMA-Repertoiresuche nicht herauszufinden. Sie haben aber geschützte Urheber-Anteile an den jeweiligen Songs erhalten. Letztlich ist die Verteilung und Vergütung auch Verhandlungssache und nicht durch Regeln in Stein gemeißelt.
Die Grenzen zwischen Komposition, Arrangement und Produktion sind ohnehin fließend, sodass oftmals nicht trennscharf zwischen Urhebern und Arrangeuren unterschieden werden kann.
Checkliste für eine GEMA-Mitgliedschaft:
- Bist Du selbst Urheber deiner/eurer Musik?
- Wird deine Musik öffentlich aufgeführt?
- Wird deine Musik mehrfach öffentlich aufgeführt?
- Erreicht deine Musik mehr als nur deine Familie und die engsten Freunde?
- Ist klar, wie hoch dein Anteil an den jeweiligen Werken ist?
- Existieren Split Sheets?
GEMA-Erlöse als Erfolgsbeteiligung
Manche Bands teilen ihren gesamten Gewinn (ja, im besten Fall macht eure Band tatsächlich Gewinn) außerdem zu gleichen Teilen auf ihre Mitglieder auf, auch wenn der Bassist vielleicht bei Song XY gar nicht beteiligt war. Vielleicht ist der Bassist gleichzeitig der Chef-Booker oder betreut die Social-Media-Kanäle der Band. Hier gibt es keine Regeln, wie man was innerhalb einer Band aufzuteilen hat. Alles ist möglich, wenn auch – wie gesagt – per Gesetz nicht vorgesehen.
Meistens werden Popsongs nicht im Proberaum und im Beisein von allen Bandmitgliedern geschrieben, sondern jemand bringt eine Idee oder einen bereits fertigen Text mit, an der/dem dann gemeinsam gearbeitet wird. Vielleicht seid Ihr in dem Fall mit einem Split-Modell am besten beraten. Schreibt den tatsächlichen Urhebern einen festen Anteil zu (vielleicht 20% für den Texter und 20% für den Komponisten) und teilt den Rest zu gleichen Teilen mit der gesamten Band. Ich kenne Bands, die genau so verfahren.
Der Mitgliedsbeitrag als Hürde
Viele Bands wollen mit der GEMA nichts zu tun haben, da mit einer Mitgliedschaft auch eine Jahresgebühr einhergeht. Daher kann es aus wirtschaftlichen Gründen ratsam sein, auf einen Mitgliedsantrag zu verzichten, wenn sich die öffentliche Aufführung der Lieder sehr in Grenzen hält. Die Jahresgebühr aller Bandmitglieder zusammen beläuft sich immerhin auf einen dreistelligen Betrag.
Veranstalter wollen GEMA-freie Musik
Manche Veranstalter wollen auf ihren Veranstaltungen nur GEMA-freie Musik hören. Das hängt damit zusammen, dass jeder Veranstalter natürlich Lizenzgebühren zu entrichten hat, sobald geschützte Werke öffentlich aufgeführt werden. Ein solches Vorgehen mag zwar plausibel erscheinen, sollte für dich aber niemals ein Grund sein, auf eine Mitgliedschaft bei der GEMA zu verzichten. Bei seriösen Angeboten werden Lizenzabgaben mit einkalkuliert und sind ein Zeichen für Professionalität.
Wie hoch sind meine GEMA-Erlöse?
Der Betrag, der den Musikschaffenden letztendlich überwiesen wird, hängt bei einer öffentlichen Aufführung von der Größe des Veranstaltungsortes, der Anzahl der Besucher, der Höhe des Eintrittsgeldes, sowie von der Anzahl und Länge der aufgeführten Stücke ab. Daher ist hier ein pauschaler Rat nicht möglich.
Die Ausschüttung der GEMA ist oft vergleichbar mit einem Überraschungsei.
Nähere Informationen findest Du auf den Seiten der GEMA.
Ihr könnt jedoch relativ leicht selbst beurteilen, ob sich eine Mitgliedschaft für euch lohnt. Spielt Ihr zwei, drei mal auf den Dorffesten in eurer Umgebung oder mehrere Konzerte im Jahr, vielleicht sogar ganze Touren? Je kleiner und unbekannter eure Band ist, desto eher könnt Ihr auf die GEMA verzichten.
Split Sheet: Was ist das?
In einem Split Sheet haltet Ihr fest, wer welchen Anteil an dem jeweiligen Song hat. Haltet dazu genau fest, was von wem kommt und verteilt dementsprechend die Prozentpunkte auf die für die GEMA relevanten Kategorien Text und Komposition.
Muss ich Mitglied in der GVL sein?
Auch in der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (kurz: GVL) musst Du kein Mitglied sein. Eine Mitgliedschaft kommt für dich erst in Frage, wenn Du etwa zu einer Musikproduktion eine Leistung erbringst. Wird diese Produktion dann verwertet, kümmert sich die GVL um die sogenannte Zweitverwertung.
Lies auch: Unterschied zwischen GEMA und GVL
Bei dem Leistungsschutzrecht handelt es sich um ein mit dem Urheberrecht „verwandtes Schutzrecht“, welches für die Hersteller und Interpreten eines Werkes von Bedeutung ist.
GVL-Ausschüttung
Die GVL wird für dich als Interpret erst relevant, wenn ein Song im Radio und/oder im Fernsehen zu hören ist.
Manche Bands sind nicht bloß selbst Urheber und Interpreten, sondern auch Tonträgerhersteller. In dem Falle kannst Du von der GVL doppelt profitieren und dich dort als solcher mit deinen Werken registrieren.
Rechtlichen Hürden bei der Bandgründung
Es wäre nicht Deutschland und Europa, wenn das Band-Gründen nicht auch mit einer Menge rechtlicher und steuerlicher Hürden einherginge.
Muss meine Band eine GbR gründen?
Wenn Du dich mit einem oder mehreren Partnern zu einer Musikband zusammen tust, seid Ihr automatisch eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (kurz: GbR). Voraussetzung ist, dass mit dem Zusammenschluss ein bestimmter Zweck erfüllt wird.
Sobald Ihr bei der Bandgründung eine Gewinnabsicht verfolgt, existiert die Band durch den Zusammenschluss faktisch als eine GbR. Eure Abmachungen bedürfen keinem Vertragswerk. Ein schriftlicher Vertrag ist aber empfehlenswert.
Eine GbR ist eine sogenannte Personengesellschaft. Das heißt, dass Ihr als Gesellschafter (mindestens zwei) mit eurem Privatvermögen für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft haftet.
Rechnungen schreiben: nur mit Steuernummer
Es ist auch möglich, dass eine Person sich um die Verbindlichkeiten der Gesellschaft kümmert und Ihr euch gegenseitig Rechnungen schreibt. Voraussetzung hierfür ist, dass jedes Bandmitglied eine eigene Steuernummer für seine Freiberuflichkeit erhalten hat.
Steuernummer beantragen
Um deine Freiberuflichkeit anzumelden reicht es aus, dem Finanzamt einen formlosen Brief mit der Bitte um eine Steuernummer zuzusenden. Du erhälst dann einen Fragebogen, in dem Du weitere Details preisgeben darfst.
Willst Du für deine Musikband (für das Finanzamt: Personengesellschaft) eine Steuernummer beantragen, gehe einfach genauso vor. Achte darauf, in der Betreffzeile die „GbR“ zu vermerken.
Gewerbeanmeldung bei Verkauf von Fanartikeln
Du musst als Musiker kein Gewerbe anmelden. Deine Musik ist Kunst und deren Verkauf fällt unter die Freiberuflichkeit. Auch wenn Du Rechnungen für Konzerte schreibst, bist Du kein Gewerbetreibender.
Wenn Du mit deiner Band allerdings Merchandise-Artikel vertreiben möchtest, benötigt die gewerbetreibende Person oder Personengesellschaft einen Gewerbeschein. Diesen erhältst Du von deinem zuständigen Gemeindeamt gegen eine Gebühr im unteren zweistelligen Bereich (variiert je nach Gemeinde).
Gewerbeschein
Um freiberuflich tätig sein zu dürfen, benötigst weder Du noch benötigt deine Band einen Gewerbeschein. Vertreibt deine Band hingegen Fanartikel, zählt dies als Gewerbe und Ihr müsst es auch als solches anmelden.
Wer zahlt, wenn mal was passiert?
Deine Band haftet gemeinsam und unbeschränkt mit den Privatvermögen ihrer Mitglieder, sollten sich Ansprüche aus Verträgen mit der Gesellschaft ergeben.
Haftungsansprüche an einzelne Mitglieder können daher auch auf alle übertragen und anteiliger Ausgleich verlangt werden. Näheres kann in einem Gesellschaftervertrag vereinbart werden.
Eine Person oder Personengesellschaft kann mit Vertragspartnern eine Haftungsbeschränkung vereinbaren. Eine generelle Haftungsbeschränkung ist in dieser Gesellschaftsform aber nicht möglich.
Muss meine Band Steuern zahlen?
Du hast deine Traumband gefunden, Ihr schreibt tolle Songs, werdet von euren Fans gefeiert und verkauft die ein oder andere CD und vielleicht auch Fanartikel? Prima. Läuft bei euch. Steuern zahlen müsst Ihr noch nicht automatisch.
Umsatzsteuer
Die Kleinunternehmerreglung befreit euch unter Umständen von der Umsatzsteuerpflicht. Damit seid Ihr dann aber auch nicht vorsteuerabzugsberechtigt. Geltet Ihr nicht als Kleinunternehmer, müsst Ihr für eure Lieferungen und Leistungen entweder 7% oder 19% abführen.
Gewerbesteuer
Gewerbesteuer: Auf die Gewinne aus dem Gewerbebetrieb müssen evtl. Gewerbesteuern gezahlt werden. Aber keine Angst – Der Freibetrag ist mit derzeit 24.500 Euro für Einzelunternehmen und Personengesellschaften recht hoch angesetzt und somit vor allem am Anfang nur sehr schwer zu überschreiten.
Einkommenssteuer
Jedes Bandmitglied ist einkommenssteuerpflichtig. Nach der Feststellung des Gesellschaftsgewinns wird jedem sein Gewinnanteil zugeordnet, den es dann individuell zu versteuern gilt.
Band erfolgreich gründen: Stolperfallen & Tipps
- Rede so oft es geht mit deinen Bandkollegen. Versuche dabei immer, die Standpunkte der anderen zu verstehen. Kommunikation ist das A und O in einer Band. Wenn Du nicht in den Genuss kommst, mit deinen besten Freunden eine Band gründen zu dürfen, musst Du deine Fühler umso mehr nach den Befindlichkeiten deiner Bandkollegen ausrichten.
- Sei dir über deine Ziele und Motive im Klaren und gleiche sie mit denen deiner (potenziellen) Bandkollegen ab. So ersparst Du dir unter Umständen einiges an Lebensmühe.
- Stecke nicht den Kopf in den Sand, wenn Du deine Traumband nicht gleich auf Anhieb findest. Musiker gibt es wie Sand am Meer. Manchmal sieht man den Sand vor lauter Sand nicht. – OK, das war einer zu viel ;-)
- Hab’ Spaß beim Musikmachen. Musik hat einen Wert an sich und bekommt ihn nicht erst durch die Aufführung vor Anderen. Hast Du keinen Spaß daran, gehe der Sache auf den Grund.
- Sei offen und kompromissbereit. In einer Band bist Du nicht alleine.
- Sei empathisch. Musiker sind sensibel. Nicht nur Du.
- Think out of the box. Sei mutig und experimentiere mit unterschiedlichen Musikstilen. Lass dich nicht von Dogmen blockieren.
- Seid Ihr eine Band oder ist es dein Soloprojekt? Kommuniziert das richtig nach Innen und nach Außen. Achte darauf, dass nicht einer alles macht und die Anderen sich darauf ausruhen.
- Deine Bandmitglieder wollen sich nicht festlegen? Manchmal ist ein vermeintlich schlechterer Instrumentalist wertvoller für eine Band, weil er sich umso mehr reinhängt und von der Band überzeugt ist.
- Freunde haben in Bands immer einen Bonus. Sieht der Drummer aber nicht, dass er seinen Zenit überschritten hat und dass er der Band mit seinem Verbleib keinen Gefallen tut, wird’s schwierig. Wahre Freunde wollen aber immer das Beste füreinander und reagieren verständnisvoll, wenn die individuellen Ziele auseinander klaffen.
- Wenn Du Musik nicht nur amateurhaft machen willst, Du mehr als nur sporadisch auftrittst und Lieder mit deiner Beteiligung öffentlich aufgeführt werden, tritt in die GEMA ein.
- Teilt Ausgaben und Einnahmen fair untereinander auf. Haben alle gleichen Anteil am Erfolg? Perfekt. Zeigt dies auch beim Kassensturz.
- Tritt in die GVL ein. Die Mitgliedschaft ist kostenlos und es existieren Fördermöglichkeiten (bspw. beim Popkurs). Aber Achtung: Eine Förderung ist oft an die Bedingung geknüpft, dass bereits eine Ausschüttung stattgefunden haben muss. Ein Radio-Play sollte vorher also mindestens drin sein.
- Lasst euch vom Finanzamt eine Steuernummer geben. Mögt Ihr lieber das Modell der Einzelrechnungen, bei denen sich einer um den Papierkram kümmert? Achtet darauf, dass für jede Auszahlung an die Bandmitglieder auch je eine Rechnung vorliegt!
- Denkt an die Anmeldung eines Gewerbes, solltet Ihr Fanartikel verkaufen.
- Schließt einen Gesellschaftervertrag ab, um Haftungsfragen, Pflichten und Finanzen schwarz auf weiß zu haben.
- Zahlt eure Steuern. Das Finanzamt ist manchmal flexibel und gesprächsbereit, aber selten zum Spaßen aufgelegt.
Haben wir etwas vergessen? Hast Du ähnliche oder vielleicht ganz andere Erfahrungen gemacht? Lass es uns in den Kommentaren wissen.