So machen es die Profis
9 bewährte Tipps für den Band Auftritt
Von Alexander Schölzel am 22. Dezember 2019
Tiefe Einblicke für den Bandauftritt
Nirgendwo lebt der Mythos des Bandlebens so ausgeprägt wie im Backstage-Bereich. Auch König & Meyer hat das erkannt und heftet regelmäßig Reporter an die Fersen von Bands, die ihre Erfahrungen aus dem Leben hinter der Bühne teilen.
Jede Band die eine eigene Tour oder nur ein Konzert auf die Beine gestellt hat, weiß, was um den Auftritt herum alles passieren muss, damit es für alle Beteiligten ein unvergessliches Erlebnis wird. Damit dein nächster Auftritt nicht in puren Stress ausartet, haben wir die Backstagestories einer Analyse unterzogen, um herauszufinden, was es zu beachten gibt.
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Crekko lässt nichts anbrennen
Sie heizen mit ihrer Mischung aus Rock, Alternative und Metal das Publikum richtig großer Bands ein. Dabei verlassen sie sich komplett auf ihr Können und ihre Bühnenerfahrung. »Das bedeutet, dass man weiß, was man hat, und dämm passiert da auch nicht viel. Wir bereiten uns schon in der Probe zusammen mit unserem Mischer so vor, dass live nichts anbrennen kann.«
Proben, proben, proben, scheint hier das Erfolgsrezept zu sein. Die Instrumente vor der Show warm spielen? Fehlanzeige! »Früher haben wir das schon gemacht, aber jetzt ist es uns wichtiger, ruhig und konzentriert in die Show zu gehen.«, verrät die Gruppe den K&M-Reportern.
Kenne die Location – nicht nur von innen
Als alter Hase im Business weiß man welche Handgriffe es alle braucht, um die Location für den nächsten Gig vorzubereiten. Bis man soweit ist, braucht es aber die ein oder andere Lehrstunde. Vielleicht muss auch mal etwas gehörig in die Hose gehen. Fehler dürfen passieren und sind im besten Falle auch immer lehrreich.
Der Tourtransporter allein reicht nicht
In ihrer K&M Backstagestory gehen Tequila And The Sunrise Gang auf wichtige Punkte ein: Die ersten Hürden sind bereits bei der Anfahrt des Veranstaltungsortes zu meistern. Wer mit viel Equipment tourt, muss dieses auch in angemessener Weise verstauen. Will heißen: Der Tourtransporter allein reicht nicht, ein zusätzlicher Anhänger musste her.
Wer nun mit solch einem Gespann anreist, wird Augen machen, wenn keine ausreichenden Parkflächen zur Verfügung stehen. Im Falle der achtköpfigen Band kommt erschwerend hinzu, dass der Gig in einem Club an den Kölner Ringen stattfindet.
Es kann also nur von Nutzen sein, wenn man im Vorfeld einer Veranstaltung ein klein wenig Aufklärungsarbeit leistet. Das kann heute schon ganz simple per Google Earth passieren. Eventuell weiß man aber auch sein Wissen aus vorherigen Terminen zu nutzen. Beim Stichwort »Kölner Ringe« sollte es zumindest schonmal grob klingeln.
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Florian Franke und Jaqueline: Weniger ist manchmal mehr
Wenn es die Location verlangt, kann es ratsam sein, nicht mit dem vollen Equipment aufzuwarten. Weniger ist also mehr, besonders, wenn die Beziehung zwischen Musikern und dem Publikum aufgrund einer beengten Location sehr intim wird.
Die Sängerin und der Multiinstrumentalist spielten am 23. November in der Bar des Ruby Coco Hotels in Düsseldorf. Kurz nach dem Aufbau der Technik, hatte man sich dazu entschlossen, auf eines der Keyboards zu verzichten, um nicht hinter einer »Keyboard-Burg« zu verschwinden. Der engere Kontakt zum Publikum ist in so einem Fall wichtiger und sollte ausgekostet werden.
Jeder Gang macht schlank
Jeder zweite geht in die Breite. Ist der Karren dann erstmal geparkt, heißt es, keine Zeit verlieren. Es ist wichtig, dass man als Band nicht nur auf der Bühne eine eingespielte Figur macht. Beim Entladen von Bus und Hänger ist es mindestens ebenso erforderlich, dass jeder seine Rolle kennt. Handgriffe bei jedem Auftritt wieder neu zu durchdenken, raubt wertvolle Zeit und Nerven.
»Erstmal alles raus.« ist bei Tequila And The Sunrise Gang das Kredo. Jedoch wurde schon beim Beladen eine feste Reihenfolge eingehalten, sodass beim Aufbau nicht mehr viel nachgedacht werden muss.
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Die Söhne Mannheims singen schon vor Showbeginn
»Wann immer es die Zeit erlaubt«, so Florian Sitzmann, einer der Söhne zu K&M, »treffen wir uns eine halbe Stunde vor Showtime und singen, nur von einer Gitarre begleitet, ein paar von den Songs an.« Das helfe, sich in das richtige Feeling zu versetzen. Angesichts der Bandgröße eine kluge Herangehensweise.
Aber auch die Privatsphäre wird geschätzt: Während Bandkollege Edward sich freut, vor der Show noch einmal in seiner Koje im Nightliner zu verschwinden, erfreut sich auch Florian über geordnete Verhältnisse im Backstage. »Bei so vielen Leuten in der Band würde es uferlos, wenn man viele Freunde und Gäste im Backstage hatte.«
Oomph setzt beim Bier auf regionale Produkte
Ein Vorteil, wenn das Equipment schnell aufgebaut ist: Es bleibt Zeit, sich vorzubereiten, das Catering auszukosten und zur Ruhe zu kommen. Oomph geben hier ebenfalls interessante Denkansätze, was beispielsweise den Tour Rider betrifft:
Sie setzen nicht auf eine festgelegte Biersorte sondern fordern die Veranstalter immer wieder aufs neue heraus. Ihr Wunsch: Die regional angenagteste Biersorte möge Backstage bereit stehen. So lernt man die Orte auf ganz besondere Weise kennen.
Doch auch für den Fall, dass man vor lauter Touren mal die Orientierung verliert und vergisst in welcher Stadt man sich gerade befindet, haben sie eine pfiffige Lösung: Schilder auf denen die Stadt steht. So bleibt man immer auf dem Laufenden und verliert nie den Bezug zur Realität. Zugegeben: Luxusprobleme.
Kenne die Technik
Wie reibungslos es dank gut eingespielter Technik laufen kann, beweisen Glasperlenspiel. Hier werden gerade einmal 20 Minuten für den Soundcheck benötigt. Die übliche Zeit wird damit verbracht, sich am Buffet zu stärken und die Ruhe vor der Show zu genießen. Gerne werden auch Hotels in Nähe der Location gebucht, um sich auch fernab der Backstage sammeln zu können.
Aber: Gerade bei aller Geschwindigkeit sollte man gut auf seine Sachen acht geben, wie Daniel von Glasperlenspiel weiß. Auf die Frage, was denn schon tausend Mal liegen geblieben ist im Backstage, antwortet er trocken: »MacBook-Netzteil.« Apple sei inzwischen schon reich, weil er immer seines liegen lässt.
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Die Eigenarten der Bandkollegen schätzen
Bei Kissin‘ Dynamite weiß man, wie die Bandkollegen ticken und man achtet zudem darauf, die Macken des anderen zu respektieren. Bandmitglied Ande dazu:
»Jeder kennt die Schwächen des anderen, aber auch die Stärken. Die Schwächen zu kennen ist ganz wichtig, denn nicht jeder ist immer gut gelaunt und topfit. Wir sind seit 12 Jahren Seite an Seite unterwegs und da weiß ich ganz genau, wenn einer der Jungs ein schlechtes Gesicht macht, den spreche ich jetzt eben mal nicht an.«
Wissen, was die Fans erwarten
Die Band Die Happy blickt auf 25 Jahre Bandgeschichte zurück. Dennoch darf der Spaß nicht außen vor bleiben. Warum also nicht schon einmal vor Konzertbeginn ein Tänzchen auf der Bühne machen? Damit der Spaß auch bei den Fans nicht ausbleibt, nutzt man Social Media für sich, wie Bandmitglieder Thorsten K&M verrät:
»Wir hatten eine Umfrage auf Social Media, was die Leute gerne auf der Setliste hätten und da kamen Wünsche nach ganz viel raren, alten Songs und dann haben wir gedacht: Okay, wenn die Leute darauf Bock haben. Wir haben auch Bock!« Damit wird das Konzert eine sichere Bank.