11 Taktiken, die Du als Musiker vom Teleshopping lernen kannst
Von Carlos San Segundo am 30. April 2019
Was Du als Musiker vom Teleshopping lernen kannst
Es ist noch nie einfach gewesen, das Geld verdienen mit Musik. Heute sind die Labels zwar nicht mehr der Gatekeeper und Entscheider, wer kann oder darf. Doch dafür tummeln sich jetzt viele weitere Musiker, Produzenten, Bands und DJs auf dem Markt.
Mit den hier vorgestellten 11 Taktiken, die Du als Musiker vom Teleshopping lernen kannst, wirst Du es einfacher haben, deine Fans zu überzeugen.
Und bitte keine Angst: Die Taktiken sind weitaus weniger cheesy als die Moderatoren auf deinem Lieblings-Teleshopping-Kanal.
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Kann ich überhaupt vom Teleshopping lernen?
Die Aufgabenstellung für den Teleshopping-Kanal ähnelt deiner Situation als Musiker. Wir alle werden bombardiert mit tausenden von Angeboten jeden Tag und eines klingt so gut (oder langweilig) wie das andere.
Je häufiger ein Mensch eine Message hört, desto eher kann er sie sich merken
Der potenzielle Käufer stellt sich die Frage: Warum sollte ich deine Musik hören und nicht die von einer anderen Band? Es geht darum, sich einen kleinen Vorteil gegenüber den anderen zu verschaffen. Und genau deswegen sind wir hier.
Warum also funktionieren die gefühlt angestaubten Teleshopping-Kanäle? Weil sie effektive (wenn auch nicht besonders ausgefeilte) Taktiken anwenden. Hier sind die besten.
1. Wer wiederholt, bleibt
Beim Teleshopping passiert vor allem eines ganz häufig: Die Moderatoren wiederholen ihr Angebot immer und immer wieder. Nicht einmal, nicht zweimal…viele, viele Male. So viele Male, dass es einem (tatsächlich) aufmerksamen Zuschauer schon bösartig auf den Keks geht.
Und das hat einen einfachen Grund: Es funktioniert.
Je häufiger ein Mensch eine Message hört, desto eher kann er sie sich merken. Und desto geneigter wird er sein, sie sich zu merken.
Was Du daraus lernen kannst:
Wir selbst sind viel schneller von unseren Aussagen gelangweilt als die Welt um uns herum. Das führt manchmal dazu, dass wir unsere Message nicht mehr wiederholen – und das obwohl der aktuelle Zuschauer (oder Zuhörer) sie vielleicht gar nicht kennt.
Im Songwriting kannst Du dir das zu Herzen nehmen und vielleicht den Chorus oder die Hook das ein oder andere Mal häufiger einsetzen, als Du es normalerweise tun würdest.
Wenn Du dein neues Album promoten oder verkaufen möchtst, kannst Du es ja vielleicht noch einmal in deinem nächsten Interview erwähnen? Oder in der Signatur deiner Email?
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2. Herunterbrechen auf kleine Häppchen
Im Teleshopping werden zunächst alle Produktkategorien vorgestellt, dann die einzelnen Produkte und schließlich werden alle Details zu jedem Produkt erklärt. Eins nach dem anderen. Strukturiert und nacheinander…leicht bekömmlich und verdaulich.
Was Du daraus lernen kannst:
Für dich und mich ist es klar, wie das neue Album heißt, wie viele Songs sich darauf befinden, wo die eigene Webseite zu finden ist, wo unsere Facebook-Fanpage lebt oder in welchen Shops unsere Musik zu kaufen ist. Doch für dein Gegenüber ist das eine ganze Menge an Informationen, die er zu verdauen hat.
Damit sich dein Gegenüber aber auf dich und deine Musik einlassen kann: Überschütte ihn nicht mit Informationen. Zeig ihm die CD, aber spiel erst einmal nur einen Song vor – vielleicht sogar nur bis zum Chorus. Erkläre dann, was ihn so speziell macht und warum Du die Instrumentalisierung so gewählt hast oder was der Songtext für eine Bedeutung trägt.
Wenn Du deine Musik verkaufen möchtest oder ein Crowdfunding mit unterschiedlichen Paketen bewirbst, dann präsentiere einmal das ganze Angebot aus der Draufsicht und dann erklärst Du jedes einzelne Paket. Natürlich ohne ständig zwischen den Paketen und Detailebenen hin- und herzuspringen.
Vom Großen/Ganzen auf das Detail.
3. Und was habe ich davon?
Der eine Moderator sagt: „Diese Küchenmaschine kommt sogar mit einem Flux-Kompensator“. Und der der andere Moderator fragt dann erstaunt: „Und wofür brauche ich das?“
Jetzt folgt die lange und breite Erklärung, welchen Nutzen das Feature mitbringt. So erklärt der Moderator, wofür der geneigte Zuschauer wohl eine Küchenmaschine kaufen sollte, die mit der Macht ausgestattet ist, das Raum-Zeit-Kontinuum zu sprengen.
Was Du daraus lernen kannst:
Menschen lieben es, sich mit sich selbst zu beschäftigen, über sich zu sprechen, über die eigenen Gefühle nachzudenken. Und das kannst Du beim Song schreiben oder deiner Crowdfunding-Kampagne berücksichtigen.
Der Trick besteht darin, dich in deinen potenziellen Fan hineinzuversetzen. Und dann fragst Du dich einfach nur: „Was habe ich davon?“. Wenn Du diese Frage sinnvoll beantworten kannst, steigt deine Chance, deine Musik an den Mann zu bringen.
4. Die Sprache der Fans sprechen
Im Teleshopping werden selten Fremdworte genutzt, Sätze sind einfach formuliert und dadurch leichtverständlich. Und Werbung wird auf einfache Slogans heruntergebrochen.
Nein, das ist keine Frage der Bildung. Das ist eine Frage der Aufmerksamkeit. Viele Menschen sitzen inzwischen mit einem Smartphone in der Hand und schauen sich die letzten Bilder der eigenen Ikonen auf Instagram an oder schreiben einen Kommentar, während sie dir und deinem Interview auf YouTube folgen.
Was Du daraus lernen kannst:
Wenn Du also auch diejenigen erreichen möchtest, die dir nicht zu 100% ihre Aufmerksamkeit schenken, dann solltest Du lernen, möglichst einfach zu kommunizieren. Einfache Worte und Satzstrukturen verwenden.
Achtest Du darauf, deinen Songtext mit einfachen Worten zu schreiben, erhöhst Du seine Verständlichkeit. Und damit die Chance, dass der Fan mitsingt (weil das zusätzlich einfacher zu merken ist).
Oder Du möchtest dein neues Album verkaufen? Verzichte auf den Hinweis, dass die Extras mit einer Bandmaschine aus den 60er Jahren mit dreifacher Overdubbing-Technik und Impulsantworten erstellt wurden. Besinne dich auf den Kern: Es gibt drei zusätzliche Tracks, die mehr nach den 60ern klingen.
5. Zeig, was Du hast
Wenn im TV-Shop gerade Makeup im Angebot ist, dann wird nicht nur die Verpackung präsentiert. Das Makeup wird ausgepackt und die Wirkung direkt an einem Model vorgeführt. Dabei wird natürlich auch noch auf die Vorteile dieses speziellen Angebots hingewiesen.
Andere Fans kaufen bereits, es ist also okay, zuzugreifen.
Was Du daraus lernen kannst:
Auf das Songwriting ist dieser Punkt etwas schwerer anzuwenden – doch zeig, was Du hast, was Du kannst – halte damit nicht hinter dem Berg. Wenn es um den Verkauf deines Albums und/oder der Merchandise-Artikel und den geschnürten Paketen anstrebst: Rede nicht nur davon, halte sie in die Kamera.
Mache Fotos oder ein Video, auf dem das neue Band-Shirt zu sehen ist. Trage es selbst und halte ein anderes dabei in der Hand. Leg die CD, das T-Shirt und das unterschriebene Foto hübsch auf den Tisch und schieß ein Foto. So überzeugst Du deine potenziellen Fans eher davon, zuzugreifen.
6. Updates über die Verkäufe
In der Dauerwerbesendung auf dem TV läuft der Verkauf live – oder zumindest soll das dem Zuschauer vorgegaukelt werden (wenn dem nicht so wäre). Die Moderatoren halten uns auf dem Laufenden, wie es mit dem Lagerbestand aussieht und dass dieser ob der vielen Nachfrage stetig kleiner wird.
Was Du daraus lernen kannst:
Dahinter stecken zwei pyschologische Trigger für die potenziellen Käufer. Den zweiten besprechen wir im nächsten Punkt, der erste ist die soziale Validierung – der Social Proof. Durch die Updates erfahren wir vor allen Dingen eines: Andere Fans kaufen bereits, es ist also okay, zuzugreifen.
Das Prinzip dahinter kennst Du. Wenn alle ihre Notdurft während des Volksfestes hinter der Kirche erledigen, dann ist es „okay“, wenn Du das genauso machst. Oder? (Die Antwort ist übrigens Nein) Doch niemand möchte ein Außenseiter sein, jeder möchte dazugehören.
7. Seltene Metalle sind teuer
Immer wenn sich der Lagerbestand laut Bildschirm verringert, weisen die Moderatoren darauf hin, wie wenige Einheiten noch erhältlich sind. Manchmal wird der dadurch entstehende Kaufimpuls noch verstärkt durch zeitlich begrenzte, besonders attraktive Angebotspreise, die nur noch heute gelten. Und morgen kostet das alles dann locker das Doppelte.
Was Du daraus lernen kannst:
Die cleveren Macher von Teleshopping machen sich hier den Trigger der Verknappung zunutze. Je knapper ein Gut in der Welt, desto wertvoller ist es. So kostet eine Ladung seltener Diamanten mehr als beispielsweise Kupfer.
Und wenn nur noch wenige Einheiten eines tollen Angebots bleiben oder der Angebotspreis nur noch 10 Minuten gültig ist, bekommt der Zuschauer Verlustangst – und greift zu. In vielen Fällen ist die Scheu vor dem Verlust des fantastischen Angebots so groß, dass gleich mehrere Einheiten bestellt werden im Teleshopping.
Diesen Trigger kannst Du in Verbindung mit den stetigen Updates verwenden, um den Verkauf deines Albums in Gang zu bringen.
8. Pakete schnüren
In der Teleshopping-Branche werden Produkte selten einzeln verkauft. Stattdessen werden die Produkte mit weiteren Artikeln zu einem Paket geschnürt, das noch attraktiver erscheinen soll.
Und so kannst Du nicht nur die patentierte Handcreme mit Aloe Vera Geruch, sondern ein ganzes Paket mit Sonnencreme, Handtuch und Quietscheentchen kaufen.
Was Du daraus lernen kannst:
Auch Du kannst dein Album, deinen Song als Paket verkaufen und damit den Mehrwert des Kaufes für deine Fans erhöhen. Biete statt eines Albums ein Paket mit Album, Band-Shirt und einem handsignierten Bierglas vom letzten Gig an.
Jetzt kannst Du zudem darauf hinweisen, wie günstig das Paket ist. Denn würde der Fan alles einzeln kaufen, käme er auf einen wesentlich höheren Preis. Und da kann er jetzt clever sein und direkt zugreifen.
9. Der Preis ist heiß
Der Preis alleine verkauft nicht, doch er kann den potenziellen Käufer in die ein oder andere Richtung schubsen. Das Angebot sieht günstiger aus, wenn mehr im Paket enthalten ist. Der Preisnachlass gegenüber den Einzelpreisen wirkt ebenfalls attraktiv.
Im Teleshopping wird ganz genau erklärt, wie der Preis zustandekommt und warum er ist, wie er ist.
Was Du daraus lernen kannst:
Wenn Du deine Angebote zusammenstellst, solltest Du gut überlegen, welches Paket für welchen Preis angemessen ist. Und dann kannst Du das deinen Fans offen erklären. Sind Versandkosten enthalten? Was macht dein Angebot interessanter als das einer anderen, ähnlichen Band?
10. Name Dropping
Manchmal werden in der Dauerwerbesendung Gäste eingeladen, die dem Zuschauer erklären, wie sie ein Produkt nutzen und wie sehr es ihr Leben verändert hat. Referenzen in der Werbung kann auch mal ein Talkmaster sein, der für Gummibärchen wirbt…die Idee ist ganz ähnlich.
Ob Du die hier vorgestellten Ideen magst oder nicht – sie funktionieren.
Was Du daraus lernen kannst:
Wenn jemand Bekanntes dein Album bereits gehört und sich dazu geäußert hat, solltest Du das unbedingt erwähnen (wenn es positiv war vor allem). Hat ein bekannter Musikblog über dich und deine Musik geschrieben? Dann bring das ebenfalls auf den Tisch.
Auch hier kommt das Prinzip von Social Proof wieder ins Spiel und hilft dem unentschlossenen Fan, eine Entscheidung (zu deinen Gunsten) zu fällen.
11. Up-Sell
Teleshopping-Sendungen werden nicht umsonst mit Dauerwerbesendung gekennzeichnet, denn der Verkauf ist praktisch nie zu Ende. Wurde ein Produkt vollständig in seiner Gänze präsentiert, kommt das nächste.
Und selbst wenn Du bereits gekauft hast, kannst Du noch ein weiteres, passendes Produkt anbieten.
Was Du daraus lernen kannst:
Wenn Du die Dankeschön-Email mit den Bestelldetails abschickst, ist der Moment für den Up-Sell gekommen. Sagen wir, der Fan hat sich das neueste Album zusammen mit einem T-Shirt gekauft. Das ist der richtige Zeitpunkt, um noch einmal auf das handsignierte Bierglas zu sprechen zu kommen.
Du kannst die Email dazu nutzen, ein unschlagbares Angebot für den weiteren Kauf (des Bierglases) zu unterbreiten. Für 24 Stunden hat der Käufer dann die Möglichkeit, das Bierglas (den Up-Sell) für unter seinem originalen Wert zu bestellen und für 0 Euro Versandkosten zu erhalten.
Wer kann da schon nein sagen?
Fazit: Was Du vom Teleshopping lernen kannst
Ob Du die hier vorgestellten Ideen magst oder nicht – sie funktionieren. Und es geht nie darum, irgendjemanden hinter das Licht zu führen.
Als Musiker lebst Du davon, dass deine Fans deine Musik und dein Merchandise kaufen und deine Konzerte besuchen. Diese elf Taktiken sollen dir dabei helfen.
Dabei ist es nicht notwendig, alle elf anzuwenden. Häufig reicht eine kleine Auswahl schon, um deine Fans etwas einfacher dazu zu bewegen, dich und deine Band zu unterstützen. Und dann sieht deine Webseite auch nicht aus, wie eine der Teleshopping-Sendungen.
Am Ende lautet dein Ziel: Deinen Fans den Kauf deiner Angebote möglichst einfach zu gestalten.
Hast Du noch weitere Ideen oder Taktiken? Schreib uns in die Kommentare!