Video Homestudio einrichten
KOPFHÖRERVERSTÄRKER – das sagt niemand
Von Carlos San Segundo am 28. Juni 2024
Transkript zu Video Homestudio einrichten: KOPFHÖRERVERSTÄRKER – das sagt niemand
Vor zwei Wochen haben wir uns in der Redaktion über Kopfhörerverstärker unterhalten. Und ich kann dir sagen, unsere Meinungen sind da weit auseinander gegangen.
Vermutlich ergeht es dir und vielen anderen auch so, wir wollten es jedenfalls genau wissen und deswegen habe ich kurzerhand bei SPL angerufen – die sind bekannt für ihre Kopfhörerverstärker – und habe mir einen Phonitor One d zum Test in die Redaktion schicken lassen.
Ich habe den Kopfhörerverstärker angeschlossen. Dann haben wir uns in der Redaktion alle den Spaß gemacht, unsere Lieblingsmusik über das Audiointerface und im Vergleich über den Phonitor One d zu hören.
PASSEND DAZU
- PreSonus Studio 68: Audio Interface für Fortgeschrittene
- Blue Sadie: Kopfhörer mit integriertem Kopfhörerverstärker
- JBL M-Patch 2 Testbericht: Monitor-Controller für Fortgeschrittene
- SPL Phonitor x: Umfangreicher Kopfhörerverstärker
- Fostex HP-V8: Edler Kopfhörerverstärker mit Röhren
Oha, diese Ergebnisse sind wirklich spannend und dein Kopfhörer spielt da eine entscheidende Rolle, wie Du gleich erfahren wirst. In diesem Video klären wir endgültig die Frage, ob Kopfhörerverstärker nun dringend notwendig sind in deinem Studio oder nur Schickimicki?
Fangen wir doch gleich mal mit dieser Frage an: Was macht ein Kopfhörerverstärker denn bitte anders als der Kopfhörerausgang an deinem Audio Interface?
Der Kopfhörerausgang an deinem Audio Interface gehört natürlich auch zu einem Kopfhörerverstärker. Dieser Verstärker sorgt dafür, dass Du überhaupt etwas auf dem Kopfhörer hören kannst. Und natürlich auch dafür, dass Du deinen Kopfhörer laut machen kannst.
Wenn jetzt aber jedes Audio Interface bereits einen Kopfhörerverstärker hat, warum sollte ich dann einen weiteren kaufen? Es gibt gute Gründe dafür. Einer davon könnte dein Kopfhörer sein, aber diese Frage klären wir gleich noch.
Zunächst sollten wir mal darüber sprechen, wann Du auf jeden Fall einen Kopfhörerverstärker brauchst. Und da gibt es drei gute Gründe für. Erstens, wenn Du wider Erwarten keinen Kopfhörerausgang an deinem Equipment hast.
Zweitens, wenn Du einen weiteren Kopfhörerausgang brauchst, zum Beispiel für deinen Co-Producer oder drittens, wenn Du deine Kopfhörer in einem anderen Raum nutzen möchtest, dann gibt es noch einen weiteren sehr guten Grund dafür.
Nämlich wenn dein Kopfhörer nicht genug Saft bekommt, weil er eine zu hohe Impedanz hat.
Nach unseren Tests hier in House würde ich sagen, dass jeder Kopfhörer von einem dedizierten Kopfhörerverstärker profitieren kann. Mit Kopfhörermodellen ab 150 Euro ist das in Sachen Klang dann richtig gut vernehmbar, wie wir in unseren Tests festgestellt haben.
Es ist klar, dass ein Kopfhörerverstärker nicht das erste sein wird, das Du für dein Homestudio kaufen wirst. Zuerst brauchst Du Kopfhörer und ein Audio Interface.
Ein Kopfhörerverstärker ist deswegen aber noch lange kein Luxus, denn hier geht es nicht einfach nur um Klanggenuss, wie Du gleich sehen wirst. Den Kopfhörerverstärker in unserer Redaktion nutzen wir, um den Klang aus dem Studio hier in den nächsten Raum zu verlegen zur Regie beim Live Streaming.
Auf diese Weise können wir eine lange Strecke überbrücken. In deinem Studio wird es aber vermutlich so aussehen: Wenn der Rapper oder die Sängerin am anderen Ende vom Raum oder in der Gesangskabine stehen, kannst Du ihnen auch dort einen Kopfhörer zur Verfügung stellen.
Sie benötigen ein Playback auf dem Kopfhörer und was wäre da einfacher, als, dass sie sich den Pegel selbst mit einem großen Drehregler einrichten? Gerade ist mir noch ein Einsatzgebiet eingefallen, wobei das zwar mit dem SPL Phonitor One d hier geht, mit vielen anderen Modellen aber nicht.
Im Übrigen auch nicht mit dem kleineren Bruder, dem Phonitor One ohne d wie digital. Der kleine Bruder ist dafür aber 200 Euro günstiger im Geschäft zu haben. Da der Phonitor One d einen USB Anschluss bietet, kannst Du das Gerät sozusagen als Ersatz für dein Audio Interface unterwegs nutzen.
Klar, Du hast keine Eingänge, aber dafür exzellenten Klang auf dem Kopfhörer, beispielsweise beim Abmischen von Songs. Ich hab eben mal geschaut, der USB Anschluss ist class compliant.
Du kannst hier PCs, Macs und iOS Geräte wie iPads und iPhones ohne Treiberinstallation nutzen. Die Nutzung eines Kopfhörerverstärkers in deinem Homestudio Setup ist ziemlich einfach.
Wenn Du ein Audio Interface hast, schließt Du dessen Ausgänge mit dem symmetrischen Klinkeneingang am Phonitor One d an. Damit hast Du im Normalfall gleich zwei Kopfhörerausgänge zur Verfügung für dich und deinen Kollegen.
Der Cinch-Eingang funktioniert genauso, ist aber unsymmetrisch, was im Studio Umfeld eher untypisch ist. Du kannst an diese Eingänge auch einen CD-Player oder einen Synthesizer oder einen Gitarreneffekt anschließen. Eben alles was mit Line Pegel funktioniert.
Wenn dein Audio Interface im Low Budget Bereich angesiedelt ist, kannst Du dir bei diesem Modell dessen erstklassigen DA-Wandler zu Nutze machen und damit dein Setup richtiggehend pimpen.
Der Wandler klingt richtig, richtig gut und gemessen am Preis sowieso. Du schließt dann deine aktiven Lautsprecher einfach hier am Line-Out an, so kannst Du digital aus dem Computer in den SPL Phonitor One d rein und erst in diesem das Signal ins Analoge wandeln.
Für deine Lautsprecher und für deine Kopfhörer in Topqualität. Vorhin hatte ich ja gesagt, dass ein wichtiges Kriterium für oder gegen ein solches Gerät die Kopfhörer selbst sein werden.
Es wird Zeit, das aufzuklären. Wenn Du Kopfhörer mit hoher Impedanz besitzt, das ist die Ohmzahl deiner Kopfhörer, brauchst Du mehr Leistung beim Kopfhörerverstärker. Ich verschone dich mal mit den Details dazu.
Wir haben dazu schon ein Video hier im Channel gemacht. Unter dem Strich brauchst Du dir nur das hier zu merken. Wenn dein Kopfhörerverstärker nicht genug Saft für deine Kopfhörer hat, klingt es insgesamt schlechter.
Möge der Saft euch niemals ausgehen.
Das wirst Du bei einem Wald- und Wiesenkopfhörer aus dem Elektromarkt um die Ecke vermutlich nicht bemerken. So mit Kopfhörer Modellen ab 150 Euro ist der Klangunterschied dann eben doch bemerkbar und sehr begrüßenswert.
Wenn Du richtig teure Kopfhörer hast, kommen die fast immer mit einer hohen Impedanz: Die Ohmzahl – Du erinnerst dich und wenn Du diese an deinem Audio Interface betreibst, können die Kopfhörer einfach nicht abliefern.
Schließt Du richtig gute Kopfhörer an einem Kopfhörerverstärker an, dann kannst Du deutliche Verbesserungen bei der Klarheit der Detailtreue hören. Oh ja, gerade bei den Details ist das ein Hammer.
Aber ich greife vor. Auch bei der Dynamik gibt es hörbare Verbesserungen. Ich habe mal gelesen, dass die Unterschiede bei Kopfhörern etwa ab 50 Ohm so richtig deutlich werden.
Bei unseren Testmodellen mit mehr als 50 Ohm können wir das jedenfalls bestätigen. Mit dem besseren Klang im Kopfhörer lassen sich schließlich auch Mixe und Recordings besser einschätzen und natürlich erst recht machen.
Für den einen oder anderen dürfte das schon reichen, um sich einen Kopfhörerverstärker zuzulegen. Da muss ich gerade noch einmal auf ein Merkmal am SPL Phonitor One d eingehen, das dieses Modell so speziell macht. Du findest hier vorne den Regler für Crossfeed aus der Phonitor-Matrix.
Kurz gesagt, damit klingt es in deinem Kopfhörer mehr wie nach Lautsprechern, was gut für das Abmischen ist.
Kommen wir also zur eingangs gestellten Frage: Sind Kopfhörerverstärker nur Schickimicki? Nein, sind sie nicht. Allenfalls ein Luxus, der in zweiter Instanz im Home Studio wichtig wird.
Klar ist, dass Du wegen des Kaufs eines Kopfhörerverstärkers jedenfalls nicht sofort einen Grammy-verdächtigen Mix machen wirst. Selbst wenn das Gerät so gut ist wie das hier.
Im Umfeld eines Tonstudios haben Sie aber ihre Berechtigung als zweiter Kopfhörerausgang, oder viel wichtiger als Tool, mit dem sich die Künstler ihre Kopfhörerlautstärke selbst regeln.
Und eines kann ich dir versprechen: Wenn Du skeptisch sein solltest, so wie ich es war, teste es selbst aus. Mach einen A/B-Vergleich mit einem guten Kopfhörer und Du wirst gelinde gesagt mehr als nur erstaunt sein.