5 Tricks für mehr Dynamik im Mix
So kommt mehr Schwung in dein Audiosignal
Von Felix Baarß am 09. Juli 2021
Mehr Dynamik im Mix
Meistens möchte man Elemente des Mixdowns oder den gesamten Mix in der Dynamik reduzieren (den Kontrast zwischen lauten und leisen Klängen verringern). Nun, das ist zumindest die klassische Wirkweise eines Kompressors. Heute machen wir das Gegenteil: die Dynamik erhöhen, also die Transienten akzentuieren und mehr.
Ein Audiosignal dynamischer machen… aber warum?
- Der Sound bekommt einfach mehr Pep und wird rhythmisch akzentuierter
- Mehr Tiefenstaffelung im Mix — Kontrast: »vorne« vs. »hinten«
- Das Ohr ermüdet nicht so schnell
1. Synthesizer – Kompressor
Synthesizer-Klänge haben manchmal einen sehr diffusen, »weichen« Charakter im Anschlag. Das kann zum Beispiel daher rühren, dass für die AMP-Hüllkurve eine langsame Einschwingphase (»Attack«) eingestellt wurde.
Für einen zackigeren Sound mit stärkererer Akzentuierung auf dem Anschlag wählen wir einen Kompressor. Nanu, einen Kompressor? Ja, denn auch mit dem Werkzeug, das normalerweise zur Reduzierung der Dynamik genutzt wird, lässt sich ein Signal dynamischer, kickender gestalten.
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Unsere Kick Drum bearbeiten wir wie folgt …
- Attack: schnell bis moderat (mind. ~3 ms)
- Release: sehr schnell (minimal möglicher Parameterwert)
- Pegelanhebung (je nach Kompressionsrate und gewünschtem Kick-Effekt«)
Die Grundlagen: Wie funktioniert der Kompressor? »
2. Kick Drum – Kompressor
Die Kick Drum in unserem Beispiel klingt uns zu lasch. Auch hier lässt sich Abhilfe schaffen, abermals mit einem Kompressor und geschickt eingestelltem Timing.
Unsere Kick Drum bearbeiten wir wie folgt …
- Attack: schnell bis moderat — mind. ~3 ms empfohlen
- Release: lang — z.B. ~500 ms empfohlen
- Ausgleichende Pegelanhebung — je nach Ratio & gewünschtem Kick-Effekt
Bei akustischen Instrumenten sind eher moderate Dynamikeingriffe (niedrige Kompressionsrate und/oder moderat langsames Timing etc.) zu empfehlen. Hier spiegelt sich das vor allem in unserem langen Release wider. Das bewahrt den natürlichen Sound, den das Publikum gewohnt ist. Bei elektronischen Instrumenten wie Synthesizern erscheinen starke Eingriffe hingegen längst nicht so dramatisch, da es für deren Sounds keinen »Naturzustand« gibt.
3. Snare – Transient Designer
Wir verlassen das Reich der klassischen Dynamikeffekte und wenden uns einem vergleichsweise jungen Werkzeug zu – dem »Transient Designer« (»Transienten-Designer«, stellenweise auch Transient Shaper« genannt). Dieser erstmals von SPL entwickelte Effekt versucht, a) das Anschlagsgeräusch (»Attack«) und b) den langanhaltenden Ausklang (»Sustain«) eines Sounds automatisch zu erkennen. Diese lassen sich dann separat im Pegel abschwächen/verstärken.
Die Erkennung klappt mal mehr und mal weniger gut. In unserem Fall funktioniert es tadellos, da die 808-Snare nicht sonderlich komplex ist und das Plugin unserer Wahl – eine Emulation der erwähnten SPL-Hardware – als fähiges Tool gelten darf.
Für unsere Snare bedeutet das …
- Attack-Anteil verstärken
- UND/ODER: Release-Anteil abschwächen
- Bei Attack-Verstärkung eine ausgleichende Pegelreduktion vornehmen
Alles zum Thema: Was sind Transienten? »
4. Hihat – Gate
Nun wieder ein klassischer Dynamikeffekt – das Gate. Es wird oft auch »Noise Gate« genannt, da es gerne zur Entfernung von Hintergrundrauschen aus einem Signal eingesetzt wird.
Und wie macht es das? So: Mehr oder minder abrupt werden Signalanteile entfernt (komplett verstummt oder um x Dezibel abgesenkt), die unter einem bestimmten Pegel liegen. Diese Pegelgrenze bestimmst Du mit dem Parameter »Threshold« (übersetzt »Schwelle« oder hier »Schwellenwert«). Auch die meisten Kompressoren bieten einen Threshold-Regler, allerdings werden dort alle Signalanteile über dem Schwellenwert abgesenkt.
Für unseren Bass wählen wir …
- Release: sehr schnell — sehr zackiger Sound
- Range: moderate Absenkung von -10 dB — leise Anteile nicht komplett abwürgen
- Threshold: vom größtmöglichen Minuswert aus erhöhen, bis es zackig genug klingt
5. Bass – Multiband-Kompressor
Der Multiband-Kompressor »Precision Multiband« von Universal Audio (ein Plugin für die hauseigene DSP-Hardware vom Typ UAD-2) ist besonders ausgefeilt. Er kann nämlich nicht nur zur Kompression, sondern auch zur Expansion bestimmter Frequenzbänder genutzt werden. Will heißen: zur Erhöhung der Dynamik in mehr oder minder eng eingegrenzten Bereichen der Bässen, Mitten oder Höhen.
Für unsere Hihat wählen wir …
- Frequenzband: ~450 bis ~2.100 Hz — Anschlagsgeräusche isolieren
- Ratio: ~1,5:1 — Pegel über Threshold werden auf 75% reduziert
- Attack: sehr schnell (Minimalwert) — Effekt wirkt sofort nach Threshold-Überschreitung
- Release: schnell (~35 ms) — Effekt klingt nach Threshold-Überschreitung schnell ab
- Threshold: -30 dB
Die frequenzspezifische Wirkweise ermöglicht sehr gezielte Eingriffe. Nicht der Sound insgesamt, sondern nur ein bestimmter Aspekt von diesem wird dynamischer gestaltet. In diesem Fall eben das Anschlagsgeräusch des Basses.
Workshop: Mehr Dynamik im Mix
Passend dazu haben wir einen Video Workshop für dich parat, in dem Du dir alle Schritte auf dem Weg zu mehr Dynamik im Mix anschauen kannst. Wir haben uns hier für eine Produktion elektronischer (Tanz-)Musik entschieden. Diese zugrundeliegenden Samples profitieren von einer höheren Dynamik durch Gates, Transienten-Designer, aber auch Kompressoren mit geschickten Timing-Einstellungen.
Video Tutorial
🎬 Audiosignal dynamischer machen
Mixing mit mehr Dynamik: Wie machst Du es?
Konntest Du gut mitverfolgen, warum und wie Du ein Signal dynamischer machen kannst? Welche Tricks zum Mixing, die mit der Erhöhung der Dynamik auf bestimmten Klängen zu tun haben, hast Du auf Lager? Schreib sie gleich hier unten in die Kommentare, damit die delamari sich etwas von deiner Produktionsweise abschauen können.
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