Parallel Compression / parallele Kompression
Mixing Tutorial

Parallel Compression
Parallel Compression nennt man auch den Motown Trick oder NY Compression. Wie es funktioniert und was es bringt, erfährst Du hier.

Carlos San Segundo Von Carlos San Segundo

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Parallel Compression – Wann und warum?

Beim Komprimieren von Audiospuren ist es je nach Material manchmal nicht gerade einfach, den richtigen Kompressionsgrad zu finden. Komprimiert man zu wenig, springen einem einzelne Töne oder Passagen förmlich entgegen. Verwendet man hingegen zu viel, klingt die Spur überkomprimiert, undynamisch und langweilig.

Lies auch: Kompressor einstellen

Bei perkussivem Material – wie zum Beispiel Schlagzeugspuren – kommt noch hinzu, dass man die Wirkung der Komprimierung auf die Transienten (»das Attack«, die Anschlaggeräusche) sehr deutlich hören kann. Die Veränderungen an den Transienten kann dazu führen, dass der Punch völlig verloren geht.


PASSEND DAZU


Und genau hier greift die parallele Kompression ein: Du kannst einen hohen Kompressionsgrad erreichen, ohne dabei alle Transienten und Dynamik zu verlieren. Auf diesem Weg bleiben einzelne Klänge und der gesamte Mix kontrastreich, interessant und natürlich.

Hintergrund: Was sind Transienten? »

Wie funktioniert »Parallel Compression«?

Die verwendete Technik ist relativ einfach und schnell zu verstehen. Wir nehmen eine beliebige Audiospur (für das Beispiel einfach die Subgruppe für alle Drums) und duplizieren diese in unserer DAW.

Die Originalspur nennen wir »Drums O«, die zweite »Drums P«. Das »P« steht hier für »parallel«, denn dies ist die Spur, auf die wir den parallelen Kompressor (manchen auch bekannt als Side-Kompressor) anwenden werden. Die Originalspur lassen wir soweit unangetastet.

Auf Drums P legen wir also nun einen Kompressor unserer Wahl. Zu beachten gilt hierbei – gleich ob wir im analogen oder digitalen Bereich arbeiten – etwaige Laufunterschiede der Audiospuren (unterschiedliche Verzögerungen bzw. Phasen) müssen ausgeglichen werden.

Beide Spuren müssen synchron laufen. Bei den meisten DAWs muss hier in der Regel nichts gemacht werden, da diese die von Plugins verursachten, unterschiedlich starken Latenzen automatisch ausgleichen. Im analogen Bereich wird man es wahrscheinlich nie zu 100% hinbekommen, da muss man mit einigen Phasenauslöschungen leben.

Tipp zur Einstellung der Spuren

Der einfachste Weg, um die richtige Einstellung für die Verzögerung herauszufinden: Drehe die Phase einer der beiden Spuren und ändere die Einstellung langsam, bis beide Audiospuren sich komplett auslöschen. Anschließend drehst Du die Phase wieder um, damit beide Spuren zu hören sind, und ziehst Drums P im Volumen herunter.

Und damit kommen wir wieder zurück zum parallelen Kompressor auf unserer Audiospur Drums P.

Einstellungen am Kompressor

Als Threshold nehmen wir eine relativ hohen Wert. Alles von 40-60 dB dürfte unseren Ansprüchen genügen. Die Ratio können wir zu Anfang auf 2:1 oder 4:1 stellen. Wer mehr Crunch will, kann sich gerne auch mal mit 10:1 versuchen.

Das Attack wird so schnell wie möglich eingestellt. Auf die Transienten brauchen wir bei dieser Spur keinerlei Rücksicht nehmen.

Das Release stellen wir auf einen relativ hohen Wert zwischen 500 und 800 ms ein.

Die komprimierte Audiospur sollte solo angehört ziemlich schräg und crunchy klingen. Wir ziehen sie an dieser Stelle im Volumen ganz zurück und hören uns die Originalspur im Mix an. Dann geben wir die parallel komprimierte Spur langsam dazu und beobachten, wie sich der Klang unserer Drums ändert.

Parallel Compression
Parallel Compression kannst Du sowohl analog, als auch digital verwenden. Wichtig ist das optimale Timing.

Die Drums werden etwas kontrollierter und komprimierter klingen, werden aber ihre Dynamik nicht vollends verlieren und der Punch bleibt uns erhalten.

Je nach Kompressor und Einstellung kannst Du die parallele Kompression auch dazu nutzen, den Audiospuren mehr Breite zu geben. Im Fall unserer Drums können wir feststellen, dass sie mehr Sustain bekommen.

An dieser Stelle solltet ihr mit dieser Technik etwas herumspielen und verschiedene Kompressoren und Klangquellen antesten. Besonders gut eignet sich meiner Meinung nach der UAD-Kompressor 1176LN, denn er fängt an bei großem Kompressionsgrad leicht zu verzerren.

Eine leicht abgewandelte Methode, bei der die parallele Kompression übrigens mit einem Equalizer kombiniert wird, findest Du hier:

Tutorial: 5 Schritte zu besser klingenden Drums »

Parallele Kompression Hörbeispiele

Als Basis für das Beispiel zur parallele Kompression haben wir einen einfachen 8-taktigen Hip-Hop-Beat genutzt. Parallele Kompression kann im Übrigen mit jeder Audiospur (Vocal-Aufnahmen, Synths, Gitarren etc.) genutzt werden, um transparent zu komprimieren und den Sound etwas anzudicken.

Um die MP3-Dateien möglichst gut vergleichen zu können, sind alle auf einen RMS-Durchschnittswert von etwa -20 dB eingepegelt. Die MP3-Qualität ist sehr hoch eingestellt, um die klangqualitativen Verluste sehr gering zu halten (sie sind kaum der Rede wert).

Beat ohne Kompression

Im nächsten Schritt habe ich einen Kompressor der UAD auf die Sub-Gruppe des Beats gelegt und bei mittlerem Attack bzw. Release den Treshhold so lange gesteigert, bis die Gain Reduction zwischen -15 dB und -20 dB lag.

Die Kompression, die Abmilderung der Transienten und das etwas geringere »Klatschen« ist im direkt hier nachfolgenden Beispiel deutlich zu hören.


Beat mit Kompressor im Insert

Und nun zum Vergleich drei mal den Beat mit parallel compression. Die drei Kompressoren gehören zu den Plugins der UAD-1 und sind qualitativ als hochwertig einzustufen. Einerseits ist bei den nachfolgenden Beispielen zu beobachten, wie sich der Punch trotz hoher Kompression erhält und die Transienten fast unbehelligt bleiben. Und andererseits gilt es zu hören, welchen Einfluss die Wahl des Kompressors auf den Sound hat.

Jedes Hörbeispiel klingt anders und je nach gewünschtem Ergebnis eignet sich der eine mehr oder weniger.

Parallele Kompression im Lat/Vert-Modus

Zu guter Letzt gibt es noch ein Hörbeispiel mit parallel Kompression mit dem UAD Fairchild im LatVert-Modus. Interessant ist hierbei , wie das Audiosignal nicht nur komprimiert wird, sondern auch wie es sich im Stereofeld verbreitert. Eine Technik, die auch gerne im Mastering verwendet wird.

Beat mit paralleler Kompression mit UAD Fairchild im LatVert-Modus

Wir hoffen, dass die Hörbeispiele interessant waren. An dieser Stelle freuen wir uns wie immer über dein Feedback, deine Fragen und deinen Like, wenn dir unser Tutorial gefallen hat. :)

Parallele Kompression von Drums: Video Tutorial

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