Mix lauter machen in 10 Schritten
So kannst Du auf Spotify & Co. mithalten

Mixing: Mixdown lauter machen
Mixing: Mixdown lauter machen

Carlos San Segundo Von Carlos San Segundo am 21. November 2024

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Mixing Tutorial: Den Mix lauter machen in 10 Schritten

Eine der großen Überraschungen für Homerecording-Musiker ist die geringe Lautstärke ihrer Musik. Diese klingt nämlich richtiggehend leise im Vergleich zu den kommerziellen Produktionen der letzten Jahre, die im Rahmen des Lautheitskrieges immer lauter und lauter wurden.

Daher ist es kaum verwunderlich, dass die folgenden Fragen häufig von Einsteigern und Produzenten gestellt werden: „Wie mache ich meinen Mix lauter?“, „Warum ist mein Song leiser als…“, „Wie bekomme ich den Sound lauter?“.

Wenn Du eine Aufnahme aus den 90er Jahren mit einer aktuellen Produktion vergleichst, wirst Du einen wirklich gewaltigen Unterschied in der Lautstärke bemerken. Labels, Toningenieure und nicht zuletzt auch die Musiker und Bands selbst sind in eine Art Lautheitswahn verfallen.


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Es hat sich ein Wettkampf entwickelt, wer das lauteste Album, die heisseste CD auf den Markt bringt. Auf der Strecke blieb dabei der Dynamikumfang der Musik, die jetzt praktisch kaum noch Wellen und Täler aufzuweisen hat.

Natürlich ist das nicht einfach so passiert und ohne Grund. Es gibt sogar einige Gründe, die auf den ersten Blick für lautere Mixe sprechen: Der durschnittliche Musikkonsument empfindet lautere Musik als besser klingend. Der laute Mix kann besser im Radio neben den anderen Songs bestehen.

Ein Tonstudio „muss“ lautere Mixe abliefern als die Konkurrenz, um im Wettbewerb zu bestehen. Ein wirklich lauter Mix setzt sich besser im Auto bei 100 km/h auf der Autobahn durch. Und so weiter und so fort.

Das alles scheint wie ein kaum noch aufzuhaltender Trend zu sein, der – objektiv betrachtet – zu einer hörbaren Minderung der Klangqualität und emotionalen Aussage der Musik geführt hat.

Für Besitzer eines kleinen Projektstudios und für Produzenten aus dem Bereich Homerecording bleibt aber der Wunsch eine Aufnahme lauter zu machen – trotz aller Bedenken. Und hierfür gibt es diverse Techniken, die einen Song auf (fast) dasselbe Level wie professionell gemasterte Produktionen bringen.

Mixdown Tipps
Mixdown Tipps

Den Mix lauter machen in einzelnen Schritten

Ein Hinweis noch vorneweg: Alle Bearbeitungsschritte solltest Du nicht mit der Spur auf Solo geschaltet durchführen. Es ist wichtig, den Mix als Ganzes zu hören und die Änderungen im Kontext zu evaluieren.

1. Kontrolle von RMS und Peaks beim Mix lauter machen

Der erste Schritt wird sein, ein geeignetes Metering auf den Summen-Buss zu legen. Hierbei solltest Du Meter nutzen, die sowohl RMS als auch Peaks anzeigen. RMS ist ein relativ guter Indikator für die durchschnittliche Lautheit von Audio und für dich ein guter Weg, um deinen Erfolg zu kontrollieren (wenn Du mehr über Peaks und RMS erfahren möchtest, dann lies mehr darüber im Workshop Mastering am Computer von Friedemann Tischmeyer).

Zwar gibt es im Big-Business der Major-Label einige Mastering-Ingenieure, die sogar digitales Clipping für mehr Lautheit in Kauf nehmen – für uns Normalsterbliche aber lautet die oberste Regel immer: Keine Peaks über 0 dB.

2. Normalisieren

Der zweite Schritt beim Versuch, deinen Mix lauter zu machen, ist das Normalisieren der Audiodatei. Beim Normalisieren wird die Lautstärke der Musik ganzheitlich um einen vom genutzten Musikprogramm berechneten dB-Wert angehoben – die Musik wird alsp gleichmässig lauter. Im Unterschied zu den später beschriebenen Arbeitsschritten wird hier das Verhältnis der einzelnen Frequenzbänder untereinander nicht verändert.

3. Ungewollte Bassfrequenzen eliminieren

Wir haben die Problematik mit den tiefen Frequenzen ja schon in dem ein oder anderem Artikel angesprochen. Um es kurz zu machen: Tiefe Frequenzen tragen mehr Energie und „stehlen“ den hohen Frequenzen enorm viel Platz. Der Bass wird viel eher gefühlt als gehört und das Gehirn ist in der Lage, sich fehlende Frequenzen wieder hinzuzudenken.

Unter der Vorgabe bzw. Aufgabenstellung, den Sound lauter zu machen, ist die Herangehensweise folgende: Setze einen High-Pass-Filter ab 40 Hz, der alles unter 40 Hz wegschneidet – auf jede Spur, keine Ausnahme. Ausser bei Bass und Kick Drum kannst Du den High-Pass-Filter sogar noch wesentlich höher einsetzen: Vocals z.B. bei 100 Hz, Gitarre bei 150 Hz, usw. Achte darauf, dass die Spur nicht anfängt „dünn“ im Kontext zu klingen.

Wenn Du das tieffrequente Spektrum so aufgeräumt hast, werden sich nicht nur Bass und Kick-Drum besser verständlich sein, der Mix wird auch leichter klingen und sich besser auf den Stereoanlagen durchsetzen.

4. Fundamental- & Resonanzfrequenzen in den Griff bekommen

Jedes Instrument hat seine eigene Fundamentalfrequenz und weitere Resonanzfrequenzen, welche bis zu einem gewissen Grad auch von den gespielten Noten abhängen. Ein einfacher Weg, um die Fundamentalfrequenz eines Instruments herauszufinden, ist etwa der Blick in ein Plugin zur Frequenzanalyse. Die Resonanzfrequenzen sind Vielfache des Grundtons, die mit dem Faktor 2 multipliziert werden. Beispiel: Für eine Gitarre ist die Fundamentalfrequenz etwa 100 Hz, die stärkste Resonanzfrequenz liegt etwa um 800 Hz (100 x 2 = 200 / 200 x 2 = 400 / 400 x 2 = 800).

Die Resonanzfrequenz erkennst Du auch daran, dass eine Anhebung derselben mit einem Equalizer das Instrument „billig“ klingen lässt. Um unseren Mix lauter zu machen, wird es notwendig, die Fundamentalfrequenz und die Resonanzfrequenz etwas abzusenken. Dazu verwendest Du am besten einen parametrischen Equalizer, der mit einer Filtergüte Q von 1,0 bis 1,4 einige dB absenkt.

Wie stark diese Absenkung genau sein darf, musst Du selbst entscheiden. Das hängt davon ab, wie das Instrument im Kontext der Abmischung klingt. Sobald das Instrument zu „dünn“ klingt, ist die Absenkung zu gross.

5. Maskierungen von Instrumenten verhindern

Wenn mehrere Instrumente sich im selben Frequenzbereich befinden, können wir nur eines richtig wahrnehmen – das Lautere. Ein Instrument „maskiert“ oder überdeckt also das andere. Den Effekt hast Du sicherlich schon in dieser Form wahrgenommen: Wenn Du ein Instrument im Mix lauter machst, scheint ein zweites Instrument zu verschwinden. Machst Du nun das zweite wieder lauter, so verschwindet die erste Spur wieder im Nirwana.

Es gibt diverse Methoden, um die Maskierung von Instrumenten zu verhindern. Im Rahmen dieses Artikels will ich aber nur auf die Lösung mit einem Equalizer eingehen (die unter der Prämisse, den Sound lauter zu machen, die beste Wahl ist). Zunächst gilt es, die Problemzone im Frequenzspektrum zu finden.

Hierzu musst Du ganz genau hinhören, was fehlt, wenn Du die zweite Spur anschaltest. Auf der ersten Spur (die von der zweiten maskiert wird und Du jetzt ausnahmsweise im Solo-Modus anhörst) setzt Du nun einen Equalizer mit 10dB Absenkung bei einer Filtergüte Q von etwa 2-3 ein. Jetzt bewegst Du den Drehregler für die Frequenz so lange hoch und runter bis Du die maskierte Frequenz gefunden hast.

6. Ungewollte, hochfrequente Anteile eliminieren

Analog zu Schritt 3 können wir auch die „unnutzen“ Frequenzen diverser Instrumente am oberen Ende des Frequenzspektrums entfernen. Wenn auch nicht ganz so effektiv wie beim Bass, schaffen wir damit mehr Platz für andere Instrumente und eine lautere Aufnahme.

Bei E-Gitarren, Kick-Drum, Bass, Toms und auch bei Backing-Vocals setzt Du hierfür einen Low-Pass-Filter bei etwa 15 kHz ein. Die Frequenz regelst Du anschliessend so lange nach unten, bis der Mix darunter leidet. Zu viele oder zu laute Frequenzen oberhalb von 15-16 kHz führen dazu, dass ein Mix schnell harsch und digital klingt. Und mal ganz abgesehen davon

7. Gleichmässige Lautstärke der Einzelspuren

Jetzt, da wir die Instrumente bereits mit dem Equalizer herausgearbeitet haben, wird es Zeit, die Dynamik der Einzelspuren zu untersuchen. Grob gesagt sollte jede Spur über den gesamten Verlauf des Songs gleich laut bleiben. Der Gesang sollte also dieselben Peaks in der ruhigen Phase aufweisen wie im Chorus, wo sich der Sänger die Seele aus dem Leib brüllt.

Unser Gehirn wird – trotz gleichbleibender Lautstärke – einen Unterschied in der Lautheit wahrnehmen (geringerer RMS). Wenn dein Sequencer die Möglichkeit bietet, einzelnen Clips (oder Events) Lautstärkenautomation (Pre-Fader!) zuzuweisen, so solltest Du damit zunächst für die Gleichmässigkeit sorgen. Dieser Schritt ist unbedingt noch vor dem Einsatz eines Kompressors zu erledigen.

8. Kompression verwenden

Die Kompression einzelner Instrumente ist ein elementarer Schritt auf dem Weg zu einer lauteren Aufnahme. Wir beginnen mit Kick Drum und Snare Drum, die mit einem langsamen Attack bearbeitet werden, um die Transienten durchzulassen.

Hierbei musst Du vor allem auch auf den Release achten, um nicht den nächsten Schlag zu verpassen. Der Bass (bzw. die Bass-Gitarre) muss natürlich auch komprimiert werden, in vielen Fällen sogar recht stark komprimiert. Akustische Gitarren sollten auch komprimiert werden (hier auch auf den perkussiven Anteil achten), elektrische Gitarren brauchen weniger bis gar keine Kompression.

9. Einzelne Mix-Elemente herausarbeiten

Wenn Du einzelne Teile der Abmischung betonen oder lauter machen möchtest, dann kannst Du dir hier einen psychoakustischen Trick zunutze machen. Nehmen wir zum Beispiel ein Gitarrenriff, das in der zweiten Strophe neu ins Arrangement hinzukommt, aber mit den Vocals kollidiert.

Hier reicht es, dieses Riff ein bis zwei Mal in einer hörbaren Lautstärke abspielen zu lassen und den Pegel anschliessend abzusenken. Unser Gehör kennt nun das Riff bzw. den Klang und wird ihn auch weiter im Mix wahrnehmen können. Lässt Du diese Spur von Anfang an nur leise spielen, wird sie oftmals vom Zuhörer nicht wahrgenommen.

Und das funktioniert so: Bleiben wir bei besagtem Gitarrenriff als Beispiel. Senke die anderen Spuren mit Ausnahme der Drums und des Basses um 1-2 dB ab, während Du die einzuführende Spur um etwa 1dB lauter machst. Nach kurzer Zeit kannst Du die Lautstärkenänderung wieder rückgängig machen und der Zuhörer kann das Instrument weiter wahrnehmen.

Bei einem Solo oder auch beim Lead-Gesang kannst Du dieselbe Technik auch einfach dauerhaft anwenden.

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10. Den Mix lauter machen durch Mastering

Zu diesem Zeitpunkt solltest Du den schon lauten Mix bereits auf diversen Anlagen und Abhören gegengehört haben. Auf diesen sind in der Regel sehr schnell etwaige Fehler wie zu viel oder zu wenig Bass, matschiger Bass, dünne Instrumente und so weiter zu erkennen. Du kannst jederzeit zurück zu einem der früheren Arbeitsschritte springen und dort nochmals nachbessern.

Noch wird der Song nicht so laut erklingen wie eine kommerzielle Produktion, aber schliesslich hast Du noch einen letzten Schritt vor dir: Das Mastering. Nun gilt es zu entscheiden, wer den Song mastern soll. Du kannst das selbst in deinem Sequencer erledigen (hier empfehle ich dir die Lektüre der Mastering-Kolumne von Friedemann Tischmeyer und den Einsteiger Artikel Was ist Mastering) oder den Song zu einem professionellem Mastering weggeben.

Fazit Mix lauter machen

Mein Tipp: Wenn geplant ist, den Song als MP3 oder WMA zu veröffentlichen, dann mach es selbst. Gehört der Song zu einer Demo-CD, die auf dem Tisch eines A&R’s landen wird, dann gib es in ein professionelles Mastering-Studio, um deine Chancen zu verbessern.

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