7 Wege, um die Maskierung von Spuren zu verhindern – mit Hörbeispielen
Von Carlos San Segundo am 08. März 2017
Maskierung von Instrumenten verhindern
Die Maskierung von Instrumenten bzw. sonstigen Elementen in einem Mix ist in ein in der Regel unerwünschter Effekt. Er ensteht, wenn sich die Signale mehrerer Spuren über dieselben oder weitgehend ähnliche Frequenzbereiche erstrecken.
Das führt dazu, dass eines dieser Elemente im Mixdown dominiert und das andere kaum noch heraussticht. Sehr auffällig wird der Maskierungseffekt dann, wenn etwa ein oder mehrere Musikinstrumente die Vocals maskieren und diese dadurch kaum zu verstehen sind.
In der Regel sollen aber alle Spuren im Mix ihren eigenen Platz bekommen. Im Gegensatz dazu ist eine Maskierung beim sogenannten Layering jedoch gerade erwünscht – dabei soll der Sound einfach nur »angedickt« werden, indem er unisono oder in Oktavabständen gespielt wird.
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Hands-On: Maskierung verhindern
Das verwendete Musikstück ist das Playback zu einem Kinderlied, das im Unterricht an der Grundschule zu pädagogischen Zwecken eingesetzt wird. Es ist gewiss kein Meisterwerk und mutet ziemlich roh an, doch für unseren Zweck – die Maskierung beseitigen – eignet es sich bestens.
Zuerst das Original, dann das bearbeitete Endprodukt, auf das wir gleich Schritt für Schritt gemeinsam hinarbeiten werden:
Original – starker Maskierungseffekt
Bearbeitung – Maskierung verschwunden
1. Das Arrangement ändern + die Spur neu aufnehmen
Mit Sicherheit die beste Methode, eine Maskierung zu verhindern. Gerade in diesem Song würde es sich lohnen, bei den beiden Spuren Gitarre und Piano nochmals auf kompositorischer Ebene einzusteigen und die Patterns bzw. Riffs zu verändern. Beispielsweise wäre es möglich, durch das geschickte Einsetzen eines Arpeggios auf einer der Musikinstrumente die Verdeckung für das menschliche Ohr weitestgehend aufzuheben.
In einigen Fällen ist das nicht machbar bzw. gewünscht, da sollen Instrumente gerade dasselbe rhythmische Muster spielen. Hier könnte das Spielen eines anderen Instruments, das eine etwas andere Klangfarbe hat, helfen.
2. Muten der konkurrierenden Spur
Schalte jeweils eine der konkurrierenden Spuren stumm, um die Maskierung zu verhindern. Wenn Spur A spielt, hat Spur B Pause.
Gerade wenn ein Mix ohnehin schon sehr voll ist, ist diese Variante vorzuziehen. So gibt es auf einen Schlag überhaupt keine Maskierung mehr und das Problem ist behoben. Damit das Ganze aber nicht zu eindimensional wird, kannst Du beispielsweise …
- In der Strophe das Piano stummschalten
- Im Chorus die Gitarre stummschalten
Das behebt nicht nur die Maskierung, sondern macht das Arrangement insgesamt auch noch etwas spannender. Veränderungen beleben den Ablauf eines jeden Songs und halten das Interesse des Hörers aufrecht. Selbst ein schlichter Wechsel von einem Instrument auf ein anderes kann für die nötige Frische sorgen.
3. Die Lautstärke der maskierenden Spur senken
Ein simpler Trick: Drehe die dominante Spur leiser. Sofern das mit deiner kompositorischen Idee vereinbar ist, stellt diese Ausbalancierung der betreffenden Elemente ein sehr schnelles, bequemes Mittel gegen den Maskierungseffekt dar.
Hier habe ich die Lautstärke des Pianos so weit abgesenkt, bis die Gitarrenspur nur noch wenig verdeckt wird. Das Klavier bewegt sich dabei stets zwischen hörbar und nur noch fühlbar und erlaubt es der Gitarre, sich durch einen gewissen »Bauch« bzw. ein gewisses Sustain bemerkbar zu machen.
Auch wenn das Piano kaum in seinen Details hörbar bleibt – im Vergleich zum Stummschalten würde das Wegfallen sofort bemerkt werden.
Behalte jedoch im Hinterkopf, dass eine leisergedrehte Spur vielleicht auf einmal mit einer dritten Spur in Konkurrenz tritt.
4. Transposition einer der beiden Spuren
Du kannst eine der Spuren eine andere Ton- und damit Frequenzlage transponieren. Hier hörst Du das Klavier eine Oktave tiefer:
Die Transposition bietet sich natürlich vor allem bei Spuren mit virtuellen Instrumenten (vornehmlich Synthesizer) an. Denn hier muss nichts neuaufgenommen werden und es werden keine Samples in der Tonhöhe modifiziert, was ja stets eine gewissen Qualitätsverlust mit sich bringt.
5. Den Equalizer nutzen
Gerade eben hast Du kennengelernt, dass die Transposition eines Instruments ein wirksames Mittel gegen den Maskierungseffekt sein kann. Eng verwandt damit ist der geschickte Einsatz eines Equalizers auf den konkurrierenden Spuren. Es geht darum, das hervorzuhebende Instrument in einem seiner charakteristischen, den Song prägenden Frequenzbereiche anzuheben, das andere Instrument hingegeben in (ungefähr) demselben Frequenzbereich abzusenken:
Hier habe ich mit Hoch- und Tiefpassfiltern jeweils entgegengesetzte Frequenzbereiche aus den Spuren ausgeblendet, um die Maskierung zu verhindern.
- Gitarre: High-Shelf-Filter zur Anhebung der Höhen ab 5 kHz aufwärts
- Piano: High-Shelf-Filter zur Absenkung der Höhen ab 6 kHz aufwärts
Warum das? Nun, bei der Gitarre befindet sich oberhalb von 5 kHz der typische helle Finger- oder Plektren-Anschlag. Beim Piano habe ich ungefähr denselben Bereich abgesenkt. So wird die Kontrastierung noch verstärkt und die Maskierung weiter verringert.
Passend dazu: Equalizing nach Instrument »
6. Panning anpassen
Nutze den Balance-Regler auf der Spur deines Mischpults bzw. des Mixers in der DAW-Software – durch kontrastierendes Panning zweier Elemente kann ihre Maskierung wirksam bekämpft werden. Die Akustische Trennung im Stereopanorama sorgt für eine deutlich bessere Wahrnehmbarkeit der Einzelspuren, in unserem Beispiel wie gehabt a) das Piano und b) die Gitarre:
- Piano: auf ~14 Uhr (halbrechts)
- Gitarre: auf ~10 Uhr (halblinks)
Die Symmetrie ist in diesem Fall meinem persönlichen Geschmack geschuldet, selbstredend können auch andere Einstellungen und Verteilungen im Panorama zum Erfolg führen.
Ein extremeres Beispiel sind zwei Rhythmus-Gitarren, von denen eine komplett nach links und die andere bis zum Anschlag nach rechts gedreht wird. Beide Gitarrenspuren sind dann gut verständlich und kommen sich nicht mehr ins Gehege.
7. Bonustipp: Phase verschieben
Durch eine Phasenverschiebung des Signals kannst Du verhindern, dass es zu sogenannten Phasenauslöschungen kommt, bei dem sich zwei Signale bzw. bestimmte Anteile mehrerer Signale so überlagern, dass sie sich gegenseitig in bestimmten Frequenzbereichen abschwächen oder ganz auslöschen.
Methoden gegen den Maskierungseffekt kombinieren
Meistens reicht eine Maßnahme alleine nicht aus, um zwei konkurrierende Spuren erfolgreich voneinander zu trennen. Daher solltest Du mehrere der oben genannten Tipps kombinieren. So kannst die Einzelmethoden eventuell subtiler einsetzen. Die Mischung macht’s.
So findest Du hier unten noch einmal unser Endprodukt, das aus der Kombination dreier Methoden entstanden ist: Änderungen in den Spurenlautstärken, den Klangfarben und der Verteilung im Stereopanorama. Zum bequemen Vergleich zunächst aber noch einmal das Orginal mit seiner deutlichen Maskierung:
Original
Lautstärke + Klangfarbe + Panning abgestimmt:
Fazit und Schlussgedanken zur Maskierung
Um es abermals zu betonen: Am besten ist es, bereits bei Songwriting und Komposition durch ein sparsames und/oder abwechslungsreiches Arrangement der Elemente eine Maskierung von vornherein zu vermeiden.
Da das künstlerisch aber keineswegs immer erwünscht ist und sich Neuaufnahmen nicht so einfach realisieren lassen, kann dieser Artikel Gold wert sein. Dabei ist vor allem die Kombination der Mittel zu empfehlen.
Kennst Du noch weitere Tricks gegen die Maskierung? Hast Du Ergänzungen oder Korrekturen zu den hier vorgestellten Tipps parat? Welche Werkzeuge nutzt Du, um dem Maskierungseffekt den Garaus zu machen? Wir sind gespannt auf dein Feedback und freuen uns riesig, wenn dir dieser Artikel weitergeholfen hast – teile ihn auf Facebook, Google+ oder in deinem Lieblingsforum, empfiehl ihn auf anderen Wegen weiter. Danke!