Bass abmischen
5 Tipps für mächtiges Low-End
Von Carlos San Segundo am 09. Dezember 2020
Low-End/Bass abmischen Tutorial
Was Du in diesem Bass abmischen Tutorial lesen wirst, findest Du selten (wenn überhaupt) im Internet. Die heutigen Mixing Tricks werden dich voranbringen, wenn Du bisher Probleme mit deinem Bass und deinem Low-End hattest.
Wenn Du beachtest, was in den fünf Tipps steckt, werden deine Bässe und Kicks richtig fett im Mix und später im Mastering rüberkommen.
- die psychoakustische Wirkung bestimmter Frequenzen gegenüber anderen.
- Wie Du Kick und Bass so richtig aufeinander abstimmst.
- Wie Du deinen Mix im Low-End aggressiver oder softer machst.
- Warum die Lautheit deiner Musik direkt von den tiefen Frequenzen abhängt.
- Und noch so einiges mehr…
Und falls Du denkst, dass Du eh schon alles zum Low-End und Bass weißt oder gehört hast – so habe ich früher auch gedacht, aber weißt Du was? Dann war mein Song auf Spotify doch leiser als die andere Musik im selben Genre.
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Kommt dir das bekannt vor? Ist deine Musik auch leiser als die aus dem Radio? Dann habe ich heute vermutlich mindestens eine kleine Überraschung für dich.
Das Problem mit dem Low-End beim Bass abmischen
Es wird dich kaum verwundern, dass sich das Low-End am unteren Rand des Frequenzspektrums befindet. Ganz so wie es das Wort schon vermuten lässt. Das Low-End ist in unseren Mixen für das Empfinden der Größe und Tiefe verantwortlich.
Wenn wir zu wenig Bass im Mix haben, dann klingt der Mix irgendwie klein und kraftlos. Wenn der Mix aber überlebensgroß klingen soll, müssen wir das Low-End gut auffüllen und fett machen beim Bass abmischen.
Moment! Aber dann könnten wir doch einfach noch mehr Low-End in den Mix geben und dann wäre das Problem behoben?
Leider nein. Wenn Du das machst, wird dein Mix mehr als bescheiden und dumpf klingen.
Das tatsächliche Geheimnis eines perfekten Low-Ends liegt in dem, was ich dir gleich verraten werde. Also Stift und Papier raus und am besten fleißig mitnotieren.
#1 Low-End ist nicht gleich Low-End
Das erste, das Du wissen musst, ist das hier: Das Low-End besteht aus zwei unterschiedlichen Bereichen, die eine sehr unterschiedliche psychoakustische Wirkung haben. Sie bringen völlig verschiedene Empfindungen und Eigenschaften in unseren Song ein.
Es ist wichtig, dass diese beiden Bereiche im Bass komplett ausgewogen klingen.
Wir haben zunächst am unteren Rand den Sub-Bass (1), der für Tiefe, Dicke und Kraft sorgt. Das geschieht aufgrund psychoakustischer Phänomene und der Art und Weise, wie unser Gehirn diese Frequenzen wahrnimmt.
Und darüber befindet sich der zweite Bereich – zuständig für mehr Präsenz und Aggressivität im Bass (2). In diesem Frequenzbereich wirkt der Bass sehr hart und genau dort liegt der Druck und der Punch im Bass. Wenn in diesem Bereich zu wenig stattfindet, klingt der Bass hohl und leer. Es fehlt ihm die Präsenz und der Impact.
#2 Soft oder aggressiv?
Zunächst kommt es auf deinen Song und den Typ Kick und Bass an, den Du verwendest. Je aggressiver die Sounds, desto ausgewogener müssen diese beiden Bereiche in deinem Mix sein. Nur dann wird das Low-End mächtig und überlebensgroß klingen.
Sind die verwendeten Sounds eher soft, dann braucht es einen größeren Pegelunterschied zwischen diesen beiden Bereichen. Es kommt auf deinen Musikstil an und die Art von Kicks und Bass in deinem Song.
Wichtig ist vor allem, dass Du diese Probleme direkt in deinem Mix angehst und nicht erst beim Mastering.
Beim Abmischen kannst Du nämlich Kick und Bass getrennt voneinander mit dem Equalizer bearbeiten und sie so optimal formen.
#3 Das Low-End richtig fokussieren
Eine Sache, die Du vielleicht schon gehört hast, ist die: Tiefe Frequenzen sind omnidirektional und das kann zu einer Menge Problemen beim Abmischen führen.
Omnidirektional bedeutet, dass die tiefen Frequenzen aus dem Lautsprecher in alle Richtungen gehen. Zu dir nach vorne, nach hinten und zu den Seiten – also eben in alle Richtungen.
Das passiert bei Mitten und Höhen nicht, diese kommen gerichtet aus dem Lautsprecher.
Und das ist auch der Grund, weswegen Musik auf der Rückseite der Lautsprecher immer dumpf klingt. Tiefe Frequenzen sind deswegen auch schwer zu orten und darauf müssen wir beim Abmischen achten.
Und wie geht das? Nun, wir achten einfach pedantisch darauf, dass die tiefen Frequenzen komplett in mono bleiben. Wenn Du die Bassfrequenzen in Stereo lässt, wird der Mix verschwommen und verliert einiges an Kraft.
#4 So geht Punch für die Kick
Die tiefen Frequenzen des Basses müssen perfekt mit der Kick Drum ausbalanciert werden. Kick Drum und Bass sind die beiden Spuren mit der größten Energie im Sub Bass und sollten diesen Frequenzbereich auch vollständig dominieren – und zwar alleine.
Wenn Du diese beiden Spuren nicht optimal ausbalancierst, wird dein Low-End schwach auf der Brust klingen und als ob sie niederer Klangqualität wären. Es sind auch genau diese beiden Spuren, die unter sich ausmachen, wie der Punch der Kick Drum vom Hörer wahrgenommen wird.
Wenn unser Bass in einem ähnlichen Frequenzbereich im Bass wie die Kick stattfindet, wird die Kick nie so richtig knallen und mächtig klingen.
Es gibt natürlich Songs, in denen die Kick Drum ruhig etwas softer klingen darf. Aber wenn Du möchtest, dass die Kick Drum richtig knallt und mit einem aggressivem Punch richtig mächtig klingt, dürfen die beiden Instrumente nicht gleichberechtigt sein.
Dann müssen wir einen Mindestabstand zwischen den Bassfrequenzen des Basses und denen der Kick Drum einhalten. Als grobe Daumenregel kannst Du hier so zwischen 5-10 dB Abstand im Pegel einplanen – und zwar im kompletten Bassbereich.
Und wenn Du das machst, wird deine Kick Drum viel kraftvoller klingen.
#5 Low-End & Lautheit
Wie laut Du dein Low-End insgesamt machst, hat einen direkten Einfluss darauf, wie laut dein Master klingen wird…
„Aber hey, Carlos, ich glaube, dass die Songs mit leisem Mastering besser klingen.“
„Es ist doch gar nicht notwendig, die Songs sooooo laut zu mastern.“
Nun, wenn Du das denkst, dann solltest Du deine Songs ja problemlos mit dem Limiter auf den gewünschten Pegel bringen können, nicht wahr?
Aber wenn Du lieber auf einem Level mit Drake, David Guetta, Travis Scott, Martin Garrix oder Billie Eilish mitspielen möchtest, dann solltest Du besser wissen, dass das Low-End die Grenze für die insgesamte Lautheit deines Masters bestimmt – zumindest so, dass der Song später nicht verzerrt klingt.
Wenn Du wissen möchtest, wie das im Detail geht, schreib’s mir in die Kommentare, dann erkläre ich das in einem eigenen Artikel.
Mächtiges Low-End & Bass abmischen
Power-Tipp zum Bass abmischen
Selbst wenn Du Kick Drum und Bass optimal ausbalancierst hast, kannst Du auf Probleme stoßen, wenn beide gleichzeitig eine Note spielen. Kommt dir das bekannt vor? Um dieses Problem zu beheben, nutzen wir den Equalizer und einige Sidechain-Techniken, die ich dir hier mal verlinkt lasse.
Lies auch: Sidechain & Ducking