Panning für deinen Mixdown
Das richtige Stereopanorama
Von Carlos San Segundo am 21. Februar 2017
Abmischen: Kreatives Panning für deine Mixe
Irgendwo hatte ich mal von einer Studie gelesen, die besagte, dass erfahrene Tontechniker bis zu elf unterschiedliche Positionen im Stereopanorama ausmachen können. Das ist in der Tat eine Menge und die meisten eher normalsterblichen Musiker kommen wohl nicht über sieben. Aber das ist nicht weiter schlimm, denn sieben ist ebenfalls eine beträchtliche Anzahl, mit der Du in der Theorie schon sieben Instrumente voneinander im Mix abheben könntest.
Warum Panning?
Die erste Frage, die sich jedoch stellt ist: Warum überhaupt das Panning nutzen, um Instrumente im Stereopanorama zu verteilen? Die Lösung wird klar, wenn Du dir überlegst, was wohl passieren würde, legtest Du alle Spuren und Instrumente einfach genau in die Mitte. Es käme klangtechnisch zu einem Matsch und Brei sondergleichen und viele Instrumente wären aufgrund gegenseitiger Maskierung nur schlecht auszumachen und klängen dünn. Es ist noch schlimmer: Der ganze Mix klänge dünn im Vergleich zu anderen Produktionen.
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So arbeiten wir mit dem Panning im Mix
Damit wir uns einfacher verstehen können und etwaige Hürden zwischen Mischpulten und DAW-Software ausschalten, beziehe ich mich immer auf einen einzigen Panning-Regler (viele Musikprogramme nutzen einen einzigen Regler auch für Stereospuren). Um die Position näher zu beschreiben, werde ich Uhrzeiten angeben. Die Panning-Position „Center“, also direkt in der Mitte wäre dann 12 Uhr, ganz links entspräche etwa 7 Uhr und so weiter.
Panning für das Schlagzeug
Bei einem Schlagzeug halte ich mich gerne an das akustische Vorbild. Die Kick Drum sitzt direkt auf 12 Uhr, was gleichzeitig auch von der Umsetzung der Energie im Mix wegen der tieffrequenten Anteile Sinn macht. Die Snare Drum versetze ich leicht seitlich nach rechts und gehe damit auf nicht ganz 1 Uhr. Eine andere Möglichkeit ist es, die Snare Drum ebenfalls direkt auf 12 Uhr zu lassen, um auch hier die volle Energie nutzen zu können. Das funktioniert auch bestens in Abmischungen ohne Vocals. Bei Mixen mit Vocals ziehe ich die seitliche Positionierung vor, um dem Gesang nicht im Weg zu stehen.
Die Hihat kommt dann auf etwas mehr als 1 Uhr, das Ridebecken genau gegenüber auf 11 Uhr. Die Becken hängen im akustischen Drum Kit meist leicht darüber und so nutze ich gerne Positionen zwischen 10 und 14 Uhr.
FAQ zum Thema Panning Law »
Bei den Toms kannst Du dich ebenfalls an deren Position im akustischen Schlagzeug orientieren. Setzt Du diese zu weit auseinander, dann klingen die Fills oftmals nicht mehr. Die beiden Hängetoms finden ihren Platz so zwischen 11 und 1 Uhr. Die Standtom wäre wahrscheinlich zwischen 10 und 11 gut positioniert.
Panning für den Bass
Beim Bass gibt es eine einfache Regel: Er gehört in die Mitte. Davon mal abgesehen lassen sich natürlich auch andere Positionen umsetzen, die aber in der Regel an Durchschlagskraft verlieren, wenn die tieffrequenten Anteile zu weit im Stereopanorama verteilt werden.
Redaktionstipp: Der Bass gehört in die Mitte »
Was Du allerdings machen kannst, um den Bass nicht ganz in mono lassen zu müssen, ist folgendes: Du nutzt eine Frequenzweiche, um die tieffrequenten Anteile von Mitten und Höhen zu trennen. Erstgenannte lässt Du mittig auf 12 Uhr. Und mit Mitten und Höhen kannst Du dann bestens etwas herumexperimentieren.
Panning für Gitarre
Bei der Gitarre hast Du wesentlich mehr Optionen und es gibt viele gute Ansätze. Einer der typischen wäre es, die Gitarren ganz links bzw. ganz nach rechts im Stereopanorama zu drehen. Und das kommt mit den Rhythmus-Gitarren besonders gut. Manchmal kannst Du auch weitere Dopplungen aufnehmen und diese auf 8 oder 17 Uhr setzen. Dadurch werden die Gitarren etwas breiter im Mix.
Du kannst auch probieren eine dritte Spur mit Rhythmusgitarre auf 12 Uhr zu setzen. Hier musst Du aber vorsichtig sein mit den Vocals und/oder anderen Lead-Instrumenten in der Mitte, damit sich diese Spuren nicht gegenseitig im Weg stehen.
Panning von Keyboards
In vielen Songs kommen noch wesentlich mehr Spuren vor und dazu gehören auch die Synthesizer- und Keyboard-Spuren. Natürlich ist alles auch in gewisser Weise eine Geschmacksfrage oder es gibt Regeln, die von der jeweiligen Musikrichtung vorgegeben sind. Mein persönlicher Ansatz ist, diese Spuren dort anzusiedeln, wo das Stereopanorama noch Platz bietet.
Tutorial: E-Pianos (Lesetipp: E-Piano richtig abmischen)
Bei elf Positionen sollte noch die ein oder andere Stelle möglich sein und selbstredend gehört es beim Abmischen von Songs auch mal dazu, einige Spuren stumm zu schalten und auf deren Parts zu verzichten. Glücklicherweise ist das Panning von Spuren im Stereopanorama nur eines von drei Werkzeugen (Stereopanorama, Tiefenstaffelung, Equalizing), um Platz im Mix zu schaffen.
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Panning von Vocals
Das Lead-Vocal ist in den meisten Fällen eine einfache Angelegenheit. Da es zumeist die wichtigste Spur im Mix ist, kannst Du die Vocals getrost auf 12 Uhr in die Mitte setzen. Backing Vocals können praktisch überall im Stereopanorama sitzen, oftmals bietet es sich jedoch an, diese zwischen 10 und 15 Uhr zu positionieren. Damit ist der Zusammenhang zum Lead-Vocal noch deutlich zu hören, die Isolierung aber hörbar.
Bei Chören, die als Stereospur kommen, ist die Position im Panning bereits vorgegeben. Hier kannst Du höchstens noch mit einer Stereoverbreiterung arbeiten. Wenn die Chöre als Einzelspuren daherkommen, hast Du alle Freiheiten. Ich arbeite hier gerne mit breit angelegten Chören, die sich vielleicht zwischen 9 und 16 Uhr abspielen.
Mehr Tipps für dein kreatives Panning
Wenn irgendeine Studie oder dieser Artikel darauf verweisen, dass gute Tontechniker zwischen elf verschiedenen Positionen im Stereopanorama unterscheiden können, muss lange nicht heißen, dass Du noch mehr Positionen für deinen Mix nutzen kannst. Die unterschiedliche Positionierung der Spuren im Stereopanorama soll lediglich der einfacheren Differenzierung dienen und muss keinen festen Regeln folgen.
Wenn Du Lust darauf hast, eine Kick Drum hart links zu positionieren – dann mach das. Das Vocal nur auf der rechten Seite? Go!
Und dann gibt es noch weitere Möglichkeiten, kreativ mit dem Panning umzugehen:
- Mithilfe von Automation kannst Du die Position im Stereopanorama allmählich oder plötzlich verändern und damit für einen neuen Klangeindruck sorgen.
- Unterschiedliche Songparts dürfen sich gerne auch im Panning anders anhören.
- Es gibt Autopanning-Plugins, mit denen sich nette Effekte erzielen lassen.
- Panning kann auch für Hallfahnen, Delays und/oder andere Effekte genutzt werden.
- Nimm beispielsweise einen Synthesizerklang auf der linken Seite und setze die Hallfahne nach ganz rechts.
- In elektronischen Stilrichtungen kannst Du Autopanning-Plugins auch mal auf die Drums ansetzen.
Und den Artikel beenden wir auch heute wie gewöhnlich mit dem Hinweis: Sei kreativ, wisse um die Regeln, damit Du sie auch mal brechen kannst. Sei dir nicht zu schade, um etwas zu experimentieren – manchmal entstehen erst so die kreativsten Mixe.
Du hast Tipps für unsere Leser und bereits eigene Erfahrungen mit dem Stereopanorama? Wir freuen uns über deinen Kommentar und deine Empfehlung!