Funkmikrofon Ratgeber

Funkmikrofone Tutorial
Im folgenden Ratgeber für Funkmikrofone erfährst Du, was alles nötig ist für den erfolgreichen Einsatz der drahtlosen Mikros (© Markus Beug-Rapp)

Markus Beug-Rapp Von Markus Beug-Rapp am 08. Juli 2019

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Funkmikrofone 1×1: Was Du über drahtlose Mikrofone wissen musst

Funkmikrofone haben mittlerweile eine lange Entwicklungsgeschichte. In den 1960er-Jahren findet sich der Anfang der kabellosen Mikrofontechnik wieder und in den letzten Jahren wurde sie zunehmend bezahlbarer.

Die Hersteller Sennheiser und Shure zählen hierbei zu den Pionieren, was es die technische Entwicklung anbelangt. Schon Ende der 1960er-Jahre wurden die drahtlosen Mikros für TV-Shows eingesetzt.

Was sind die Vorteile von Funkmikros?

Der Grund liegt auf bzw. in der Hand. Bei aufwändigen Choreographien, wie zum Beispiel bei Live-TV-Shows, Musicals, Konzerten und Opern, müssen die Hände logischerweise anderweitig eingesetzt werden. In diesem Fall werden Ansteckmikrofone oder Headsets mit Taschensendern eingesetzt.


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Aber auch Bands mit Leadsängern setzen handgehaltene Funkmikrofone ein, damit diese sich auf der Bühne Bühne austoben können. Denn bei drahtgebundenen Mikrofonen können sich Kabel an den Mikros als echte Fallstricke entpuppen und zudem eine akute Verknotungsgefahr auslösen.

Ganz banal ausgedrückt, liegt der große Unterschied zu herkömmlichen Mikrofonen im Übertragungsweg: Während die typischen Mikrofone eine Kabelverbindung zum Mischpult benötigen, wird das Audiosignal bei Funkmikrofone zu einem Empfänger durch die Luft gesendet.

Lies auch: Funkstrecken für Vocals

Überlegter Einsatz von Funkmikrofonen

Ich plädiere dafür, nur Funkmikrofone einzusetzen, wo sie auch benötigt werden. Denn nach wie vor ist ein kabelgebundenes Mikrofon einfacher in der Anwendung und in der Regel auch weniger anfällig für Störungen. Zudem können Funkmikrofone auch nicht in unbegrenzter Anzahl eingesetzt werden.

Grundsätzlich benötigst Du für jeden Sender einen eigenen Empfänger. Also jedes Signal muss auf einer eigenen Funkfrequenz gesendet werden. Empfänger, die mehrere Signale parallel verarbeiten können, gibt es. Diese sind aber ausschließlich im Profilager zu finden und in einer ganz eigenen Preisliga.

Wo Wireless Mikrofone eingesetzt werden

Der Einsatz von Audio-Funktechnik wird vielfältig wie folgt genutzt:

  • Konzerte
  • Festivals
  • Rundfunk
  • Filmproduktionen
  • Musicals
  • Theater
  • Konferenzen
  • Sportveranstaltungen

Es gibt Veranstaltungen, die heutzutage ohne Funktechnik für Audiosignale undenkbar wären.

Abseits der Bühne spielt Funktechnik auch eine sicherheitsrelevante Rolle. So kann zum Beispiel einem Rennfahrer in einem Formel-1-Auto in Echtzeit mitgeteilt werden, wo sich eine Gefahrenstelle befindet. Oder bei Festivals ist das gesamte Produktionsteam miteinander vernetzt.

Sennheiser XSW-D VOCAL SET

Für Sänger hat Sennheiser mit dem XS Wireless Digital Vocal Set ein intuitiv bedienbares Funkmikrofonset entwickelt. Das Besondere daran ist, dass es mit nur einer Taste bedient wird.

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Die Signalübertragung ist digital und wird im anmeldefreien 2,4-GHz-Bereich betrieben – und das sogar weltweit. Idealerweise soll die Reichweite bei 75 Metern liegen, was für eine typische Bühnen-/FoH-Situation ausreichend sein dürfte.

Du kannst beim Einsatz mehrerer dieser Sets beliebige Kombinationen von Sendern und Empfängern einrichten. Das führt sogar soweit, dass Du zwischen mehreren Empfängern und Sendern wechseln kannst.

Die Akkulaufzeit soll laut Sennheiser fünf Stunden betragen. Das dürfte für die meisten deiner Konzerte ausreichen.

Nützlich ist auch die Funktion, dass Du dein Mikrofon entweder am Sender oder am Empfänger stumm schalten kannst.

Das Set besteht aus dem XSW-D XLR Sender, XSW-D XLR Empfänger, dem dynamischen Nierenmikro für Gesang XS 1 sowie passendem Mikrofonclip und USB-A-an-USB-C-Ladekabel.

Das brauchst Du – Bestandteile von Funkstrecken

Damit Du ein Funkmikrofon-System betreiben kannst, benötigt es in der Regel nicht allzu viel. Denn die Hersteller bieten in der Regel fertige Sets an, die funktionieren. Ein Funkmikrofonsystem besteht mindestens aus zwei Teilen – dem Sender und dem Empfänger.

Der Empfänger wird am Mischpult, Channelstrip oder sonstigem Line-Input angeschlossen. Und der Sender ist in der Regel im Mikro integriert. Wobei es auch Sender gibt, die via XLR-Stecker direkt in das Handheld-Mikrofon gesteckt werden – anstelle des XLR-Kabels.

Grundsätzlich benötigst Du für jeden Sender einen eigenen Empfänger

Je nachdem für welches Set Du dich entscheidest, benötigst Du noch Kabel mit XLR-Steckverbinder. Denn der Empfänger muss altbewährt mit Deinem Mischpult oder ähnlichem Audioeingang verbunden werden.

Dann ist es ratsam, mindestens einen zweiten geladenen Akkupack oder eine Reservebatterie für dein Funksystem zuzulegen. Damit bist Du gut vorbereitet, falls einer der Akkus oder eine der Batterien den Geist aufgibt oder doch früher als erwartet aufgebraucht sein sollte.

Für den sicheren Transport ist je nach System ein Case oder Rack sinnvoll. Damit ist dein Funksystem vor mechanischen Einwirkungen besser geschützt. Wenn Du den Empfänger in einem Rack oder Case unterbringst wird auch ein Antennen Rackmount notwendig, der dir ermöglicht die Antenne auf der Rückseite des Racks anzubringen.

Frequenzzuteilung für drahtlose Systeme
Hier ist die aktuelle Situation zur Frequenzzuteilung für Funksysteme abgebildet (© Sennheiser)

Welche Funkmikrofon-Arten gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Funksystemen. Prinzipiell kannst Du zunächst grob zwischen analogen und digitalen Systemen unterscheiden und in welchen Frequenzbereichen diese funken.

2,4 GHz

Im 2,4-GHz-Bereich wird das Signal digital – also mittels Datenpakete – übertragen. Die Klangqualität hängt hierbei stark von den AD-DA-Wandlern ab, die im Sender und Empfänger verbaut werden.

Das ist derzeit der einzige Frequenzbereich, der weltweit anmelde- und gebührenfrei ist. Da jedoch WLAN-Router dieselben Frequenzen verwenden, kann der Betrieb störanfällig sein.

Auf der Habenseite steht hingegen, dass das hörbare Frequenzspektrum von 20 Hz bis 20 kHz fehlerfrei übertragen werden kann.

1,8 GHz

Den Frequenz-Bereich von 1,785 bis 1,805 GHz hat die Bundesnetzagentur als Ausgleich für den Wegfall der UHF-Frequenzen bereitgestellt. Dieser Bereich wird analog übertragen und ist anmelde- und gebührenfrei. Die Audioqualität des schmalbandigen Frequenzbereichs ist sehr gut und glücklicherweise auch sehr stabil.

UHF & VHF

Ein maßgeblicher Vorteil von UHF-Systemen sind die gültigen, gesetzlichen Bestimmungen. Denn die Regulierungsbehörde genehmigt die UHF-Frequenzen bundesweit; im Gegensatz zur regional beschränkten Genehmigung bei VHF.

Funkmikrofone mit der alten VHF-Technologie werden heutzutage nur noch selten eingesetzt. Das liegt zum einen daran, dass die Antennen recht lang sind und VHF-Systeme für den regionalen Einsatz angemeldet werden müssen. Auch ist die Übertragungsfrequenz anfälliger gegenüber Störungen.

Lies auch: Gesangsmikrofone & Live-Mikrofone

Digitale Dividende I & II

Die Digitalen Dividende I & II behandelt grob ausgedrückt die Digitalisierung des Rundfunks und die damit frei gewordenen Frequenzbänder.

Kritisch in diesem Zusammenhang ist, dass kein neues, größeres Frequenzband entstanden ist, sondern das bestehende Netz neu aufgeteilt wurde.

Für uns Musikschaffende spielte die Umstellung eine große Rolle, da die bisher freien Frequenzbereiche – die wir genutzt haben – an Mobilfunkunternehmen versteigert wurden. Folglich konnte die alte Technologie nicht mehr genutzt werden.

Dies ist ein sehr komplexes und weitreichendes Thema. Das kann in diesem Rahmen nicht detailliert besprochen werden bzw. würde zu weit führen. Für weitere Infos verweise ich an dieser Stelle auf unseren FAQ Funkfrequenzen und die Bundesnetzagentur.

Typische Fehler beim Einsatz von Funkmikrofonen

Wenn Du mehrere Funksysteme in Hallen einsetzt, können ungünstige Reflexionen und Überlagerungen von Funkwellen das Funksignal empfindlich stören. Bei Non-Diversity-Systemen sorgt das dafür, dass sich bestimmte Funkwellen gegenseitig auslöschen und somit für das sogenannte Aufrauschen und anderer Störgeräusche sorgen.

Sennheiser XSW2 Vocal Set True Diversity
Ein True-Diversity-System wie das Sennheiser XSW2 Vocal Set sorgt für einen sicheren Betrieb

Das Zauberwort hierfür heißt True Diversity. Hierbei ist der Empfänger in der Regel mit zwei Antennen ausgestattet. Vereinfacht ausgedrückt, wertet der Empfänger das Signal aus und sorgt dafür, dass das stärkere bzw. bessere der beiden Antennensignale verarbeitet wird.

Bei zwei oder mehreren Funksystemen in einem Raum musst Du darauf achten, dass sich die Frequenzen gegenseitig nicht stören. Je nach System stellt der Hersteller aufeinander abgestimmte Kanäle ein, oder bietet Farbcodes, damit auch dem Durchschnittsmusiker ein sicherer Betrieb von Funksystemen möglich ist.

Bei mehr als sechs Systemen mit verschiedenen Frequenzen ist ein HF-Techniker nicht nur ratsam sondern notwendig. Dieser arbeitet dann einen komplexen Frequenzplan aus und stellt somit sicher, dass es keine Interferenzen oder sonstige Fehler gibt.

Der richtige Abstand

Beachte bitte die Herstellerangaben zu deinem Funksystem, welchen Mindest- und Maximalabstand Du zwischen Empfänger und Sender einhalten solltest.

Wenn Empfänger und Sender sich zu nahekommen, kann es nämlich zu sogenannten Interferenzen führen. Die Interferenzen äußern sich dann als zusätzliche Geräusche, die nichts mit dem Ursprungssignal zu tun haben.

Wenn der Abstand zwischen Empfänger und Sender zu groß ist, kann es zu einem Signalabriss kommen. Bei analogen Signalen wird die Klangqualität im Grenzbereich in der Regel schlechter und verrauschter. Im Falle von digitalen Systemen hingegen bleibt das Signal bei unzureichender Übertragung ganz aus.

Richtcharakteristik

Für typische Band-Anwendungen wirst Du in der Regel eine Mikrofonkapsel mit gerichteter Charakteristik wie zum Beispiel der Niere einsetzen. So ist je nach Mikrofonqualität gewährleistet, dass Du ein sauberes Nutzsignal erzeugst und die Feedback-Anfälligkeit minimierst.

Wenn Du jedoch Headsets verwendest, gibt es häufig auch Kapseln mit Kugelcharakteristik. Die klingen mitunter sehr natürlich und werden gerne für Musicals oder Opern eingesetzt. Der große Nachteil ist hingegen die schon erwähnte Feedback-Neigung.

Wichtige Begriffe und deren Bedeutung

Intermodulation

Hierbei handelt es sich um eine unerwünschte Abänderung des Funksignals. Erzeugt wird dieser Effekt in der Regel durch eine ungünstige Aufstellung der Funksysteme oder durch störende Frequenzen anderer Funkanlagen in der Nähe.

Kompander

Der Kompander in analogen Funksystemen sorgt für ein verbessertes Signal-Rausch-Verhältnis. Er hilft Übersteuerungen zu vermeiden.

Das Wort wird aus den Wörtern „Kompressor“ und „Expander“ zusammengesetzt. Damit beschreibt er sehr anschaulich seine Funktion. Am Sender wird das Audiosignal komprimiert und am Empfänger wieder expandiert – also vergrößert bzw. die Dynamik wiederhergestellt.

Pilotton

Der Pilotton wird dem Audiosignal unhörbar hinzugefügt. Er wird dazu verwendet, dem Empfänger anzuzeigen, ob der zugehörige Sender eingeschaltet ist. Fehlt das Signal, schaltet der Empfänger automatisch auf Mute.

Squelch

Mit dem Squelch-Regler regelst Du den Schwellenwert der Empfangsempfindlichkeit an analogen Funksystemen. Setzt diese sogenannte Rauschsperre ein wird der Empfänger stumm geschaltet.

Je größer die Distanz zwischen Sender und Empfänger wird, desto schwächer wird das ankommende Nutzsignal am Empfänger. Bei der Einstellung ist Vorsicht geboten: Ist er zu schwach eingestellt, kann es zu Rauschen und sonstigen Störgeräuschen führen.

Greift er hingegen zu stark, wird die Reichweite verringert und das Funksystem bleibt stumm.

Sennheiser XSW-D VOCAL SET
Das Sennheiser XSW-D VOCAL SET ist ein drahtloses Gesangsmikrofon mit Empfänger und Zubehör.

FAQ Funkmikrofone

Im Folgenden klären wir einige wichtige Fragen rund um Funkmikrofone, deren Handhabung und andere wichtige Punkte.

Funkmikrofon reinigen?

Den Einsprechkorb eines Gesangsmikrofons musst Du hin und wieder reinigen. Denn es ist ganz normal, dass beim Sprechen und Singen Speichel und Essensreste auf den Korb gespuckt werden. Was sich so eklig anhört ist es auch.

Gut, dass sich alle professionellen Mikrofone leicht reinigen lassen. Zur Reinigung musst Du den Korb abschrauben und den im inneren befindlichen Schaumstoff herausnehmen.

Den Korb und Schaumstoff reinigst Du dann einfach mit warmem Seifenwasser. Für die Korbreinigung eignet sich am besten eine Zahnbürste. Vergiss nicht, sowohl Korb als auch Schaumstoff gut trocknen zu lassen, bevor du beides wieder am Mikro anbringst.

Alte Funkmikrofone verwenden?

Funksysteme (egal wie alt) darfst Du nur dann verwendet, wenn sie im zulässigen Frequenz-Bereich arbeiten. Besonders vorsichtig musst du im UHF-Frequenzbereich von 790 MHz bis 862 MHz sein. Dieser Bereich – bis auf die folgende Ausnahme – ist seit 2016 nicht mehr für die Nutzung von Funksystemen freigegeben.

Die sogenannte Mittenlücke oder Duplexlücke von 823 MHz bis 832 MHz ist noch bis Ende 2021 zur allgemeinen Nutzung freigegeben. Auch wenn dieser Frequenzbereich derzeit noch frei ist, könnten sogenannte Nebenausstrahlungen von LTE-Funksender die Empfänger im Betrieb beeinträchtigen.

Alleine schon der Besitz eines nicht mehr zugelassenen Funksystems ist illegal. Daher: falls Du ein nicht mehr zugelassenes System dein Eigen nennst, wird dir nichts anderes übrigbleiben, als dieses zu entsorgen.

Früher haben einige Hersteller übrigens so eine Art Abwrackprämie beim Umstieg auf ein neues System gewährt. Ob es derzeit noch eine solche Aktion gibt, weiß ich nicht. Du kannst ja aber bei „deinem“ Hersteller mal unverbindlich anfragen ;-)

Störende Verzögerung?

Latenzen im niedrigen Millisekunden-Bereich sind bei digitalen Funksystemen tatsächlich ein Thema. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass diese im Normalfall nicht stören oder sonst irgendwie beeinträchtigen.

Relevant können die Latenzen jedoch werden, wenn Du nun noch digitale FX-Prozessoren in die Audiosignal-Kette zum Beispiel als Insert-Effekte einfügst. Denn jeder digitale Prozessor hat seine eigene Latenz. Und diese Latenzen werden miteinander addiert. Auch digitales Equipment im Monitoring muss hier bei der Addition der Latenzwerte berücksichtigt werden.

Bei digitalen Send-Effekten wie zum Beispiel Hall oder Delay werden zwar auch Latenzen hinzugefügt aber nicht mehr direkt auf das Audiosignal. Hier kannst Du bis zu einem gewissen Grad die Latenz ausblenden, da Du in der Regel nur den Effektanteil dem trockenen Signal hinzufügst.

Ach ja: ich werfe absichtlich nicht mit Millisekunden-Zahlen um mich, was angeblich nicht stört oder beeinträchtigt. Denn jeder hat hier eine andere Reizschwelle. Daher gilt wie so oft: Probieren geht über Studieren. Und wenn Du dich mit deinem Sound auseinandersetzt, fühlst du in der Regel sofort, ob Du dich damit wohl fühlst oder nicht.

Gibt es zusätzliche Kosten?

Ja, im Frequenzbereich 490 – 694 MHz gibt es weitere Nutzungskosten. Die Anmeldung bei der Bundesnetzagentur kostet einmalig 130 Euro. Dabei spielt es zunächst keine Rolle wie viele Funksysteme Du angeschafft hast.

Bei der Nutzungsgebühr fallen hingegen je Sender ca. 10,- Euro an – und das Jahr für Jahr. Falls du innerhalb desselben Jahres übrigens weitere Funksysteme im anmeldepflichtigen Frequenzband kaufst, wird die Hälfte der Anmeldegebühr erhoben – also 65 Euro.

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