Audio Mastering am Computer
Peak- und RMS-Pegel

RMS Pegel Peak
Die Echtzeitanalyse von Peak- und RMS-Pegeln birgt einige messtechnische Tücken. Was Du beachten musst, erfährst Du in unserem Workshop.

Friedemann Tischmeyer Von Friedemann Tischmeyer

Audio Mastering: Peak- und RMS-Pegel

RMS Pegel Peak
Die Echtzeitanalyse von Peak- und TMS-Pegeln birgt einige messtechnische Tücken. Was Du beachten musst, erfährst Du in unserem Workshop.

Echtzeit-Analyse von Peak- und RMS-Pegel und die damit verbundenen messtechnische Probleme

Für die Anzeige der beiden Werte dB/Peak und dB/RMS liefern die meisten Masteringworkstations ein Peakmeter mit. In Steinberg WaveLab heißt es schlicht „Pegelanzeige“ und wurde in der WL-6-Version zusätzlich mit dem K-System von Bob Katz ausgestattet. Ein gutes Peakmeter hat eine schnelle Anzeige für Peak, die meistens von –96 dB bis etwas mehr als 0 dB skaliert ist, wobei 0 dB der Vollaussteuerung entspricht und tunlichst nicht überschritten werden sollte.

Ergänzend bietet das Peakmeter eine Lautheitsanzeige in dB/RMS, welches die gleiche Skalierung verwendet, sich aber immer als quadratischer Mittelwert (root mean square) unterhalb des Peakwertes bewegt und zur optischen Fassbarkeit verlangsamt dargestellt wird. Den Grad der verzögerten Darstellung bezeichnet man als Ballistik.

Typisch und hilfreich sind Zusatzfunktionen wie Peakhold (zeigt die höchste Pegelspitze an, bis Sie zurückgesetzt wird) und eine einstellbare Rücklaufzeit für die Lautheitsanzeige. Die WavaLab-Anzeige stellt Peak außen in grün und den RMS-Wert innen in hellblau dar und zeigt die höchste durchschnittliche Lautheit als nummerischen Wert an. Dies ermöglicht ein einfaches sowie intuitives Erfassen der höchsten erreichten Lautheit.


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Das Problem mit dem Peak- und RMS-Pegel

Bei der Anzeige des Peakwertes steckt das Problem im Detail: Der entscheidende Bereich um 0 dB ist Interpretationssache des Meterings! Solange wir nicht die 0-dB-Grenze erreichen oder überschreiten, stellt die präzise Messung und Anzeige von Lautstärke (=Peak) auf digitaler Ebene kein Problem dar.

Stellen wir uns aber vor, dass wir bei einer Aufnahme über einen A/D-Wandler für diverse Übersteuerungen – also Überschreitungen der 0-dB-Grenze sorgen, dann wird es schwierig: Während der Aufnahme kann uns die Wandlereinheit auf diese Overs oder Übersteuerungen durch rotblinkende LEDs hinweisen. Beim Abspielen der digitalisierten Aufzeichnung sind jedoch keine Overs mehr vorhanden, weil die digitale Auflösung nur bis 0 dB geht.

Für den Zeitraum der Übersteuerung werden also 0 dBFS-Samples (FS=Fullscale = Vollaussteuerung) abgespielt. In dem folgenden Bild sind das übersteuerte Eingangssignal und das resultierende Digitalsignal dargestellt.

Übersteuerungen im AD-Wandler werden zu 0 dBFS-Ketten
Übersteuerungen im AD-Wandler werden zu 0 dBFS-Ketten

Es ist demzufolge auf digitaler Ebener ohne Weiteres nicht möglich, ein Over präzise zu ermitteln, zu bewerten und darzustellen. Da solche Overs im Mastering aus akustischen Gründen unbedingt zu vermeiden sind, müssen sie aber trotzdem sicher erkannt werden. Etablierte Engineers haben dieses Problem erkannt und sich daher auf eine Bewertungsgrundlage geeinigt.

Zur absolut sicheren Ermittlung von potenziellen Overs werden zwei Samples, die in Folge einen Wert von 0 dBFS haben, als Over interpretiert. Im Metering PG-AM des Herstellers Pinguin lässt sich dieser Wert manuell festlegen (Samples over treshold). Das TT Dynamic Range Meter der Pleasurize Music Foundation arbeitet nach der gleichen Regel.

Hier erfährst Du was es mit dem True Peak Level » auf sich hat.

Bei WaveLab ist dies leider nicht möglich. Wenn Du jetzt unterschiedliche Messgeräte sowohl auf Hardware- als auch auf Softwarebasis nimmst und ein kurzes Testsample mit Peaks im kritischen 0-dB-Bereich untersuchst, wirst Du erhebliche Abweichungen der Messergebnisse feststellen. Die „2 Samples sind ein Over“-Regel gilt als konservative Bemessungsgrundlage in den Topmasteringkreisen. Für das Metering in WaveLab wurde jüngst mit einem kostenlosen Zwischenupdate Abhilfe geschaffen. Nun zeigt es ebenfalls recht zuverlässig Overs an, wo es in der Vergangenheit noch ein Auge zugedrückt hat.

Wozu kannst Du ein (verlässliches) Peakmeter einsetzen?

  • Kontrolle des Peak Headrooms während der Bearbeitung und beim finalen Master
  • Messung der Funktionsweise, Zuverlässigkeit und Präzision von neuen Plugins; insbesondere Brickwall-Limiter. (Tun die Geräte das, was auch angegeben wird)
  • Stereopegelverteilung (auch beim Mischen)
  • Anzeige von Pegelverhältnissen, zum Beispiel zwischen Bassdrum und Snare

Die Herausforderung an die Lautheitsmessung in RMS sind bei weitem komplexer und sprengen den Umfang dieses Artikels. Es sei zumindest angemerkt, dass die Lautheitsmessung und die richtige Interpretation für die Bestimmung der richtigen Dichte eines Masters (Grad der Kompression) und die Erzeugung einer guten Durchhörbarkeit eines Albums sehr wichtig sind.

Hier ist auch das neue TT Dynamic Range Metering der Pleasurize Music Foundation zu empfehlen, da der Dynamic-Range-Balken eine vereinfachte Kontrolle der Kompressions-Dichte einer Aufnahme unabhängig von der Vollaussteuerung ermöglicht.

Zum nächsten Teil unseres Workshops: Interleaved Samle Overs »

Hat dir der Beitrag aus unserer Workshop-Reihe gefallen? Hast Du Fragen oder Tipps zum Thema? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!

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