Tutorial
Dateimanagement am Yamaha Tyros 5
Von Volker Zimmer am 05. Juli 2017
Tyros 5 Dateimanagement – Inhalt
Wieso, weshalb, warum?
Unordnung verursacht Stress. Hierbei ist es unwesentlich, ob man auf der Bühne oder zu Hause im eigenen Wohnzimmer spielt. Musik machen soll Stress abbauen und nicht erzeugen. Was kannst Du also dagegen tun?
Unser Tutorial hilft dir unnötigen Stress zu vermeiden und liefert rezeptfreie Ansätze dich perfekt zu organisieren, um für alle möglichen Situationen als Entertainer optimal vorbereitet zu sein. Wie so oft: Viele Wege führen nach Rom, wir zeigen dir hier Möglichkeiten, die dir helfen den für dich optimalen Weg zu finden.
Grundlagen
Länge der Dateinamen
Ein Dateiname darf nicht mehr als 50 Zeichen (inkl. Dateiendung) lang sein. Sonst können die Daten nicht vom Tyros verarbeitet werden. Besser ist es, den Dateinamen nicht länger als 29 Zeichen (ohne Dateiendung) zu machen. Das ist die Länge, die in der Listenansicht maximal angezeigt wird.
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Dateien speichern
Aus meiner Erfahrung heraus übersehen sogar erfahrene Tyros Nutzer den Punkt, dass die Menüansicht umgeschaltet werden kann. Um Dateien zu speichern, oder Ordner anzulegen wird die Ansicht Menü 2 benötigt.
Ordner verwenden
Analog zu allen computerbasierenden Systemen sollte zur besseren Übersicht mit Ordnern gearbeitet werden. Allerdings musst Du beachten, dass nur eine begrenzte Anzahl von Dateien innerhalb eines Ordners verarbeitet werden kann. Daher empfiehlt es sich, mit Unterordnern eine klare Struktur zu schaffen. Praxisbeispiele hierzu findest Du weiter unten. Zunächst etwas Basiswissen.
Funktionalität des Betriebssystems
Es dürfen nicht mehr als 500 Dateien in einem Ordner abgelegt werden, wobei weitere Unterordner als eine Datei gezählt werden. Sowohl Dateien als Ordner werden alphanumerisch angezeigt, was dem Aufbau einer logischen Struktur hilfreich ist.
Architektur – Organisation ist alles
Bei Einsteigern ist der Aufbau eines perfekt organisierten Dateimanagements leichter als bei Umsteigern, die bereits mit einem Keyboard auf der Bühne gearbeitet haben. Dennoch sollten auch Umsteiger den Zeitaufwand nicht scheuen und ihr System überdenken. Der bessere Komfort und das effektive Arbeiten auf der Bühne rechtfertigen dies allemal.
Jeder Anwender kann die Struktur individuell für seine Bedürfnisse optimieren und/ oder abändern. Zunächst empfehle ich ein Ordnersystem, das nach Dateitypen geordnet ist. Da häufig genutzte Dateitypen vorne stehen sollten, empfiehlt sich eine alphanumerische Anordnung der Ordner. Hier hilft es diese erst mal auf einem Blatt zu notieren, bevor Du mit dem Anlegen im Keyboard beginnst.
Beispielhaft könnte eine Ordnerstruktur folgendermaßen aussehen:
Top Level | Unterlevel 1 | Unterlevel 2 |
01 Midifiles | A-Z (pro Buchstabe 1 Ordner) | |
02 My Styles | Genres (Pop, Rock, Country etc.) | A-Z (pro Buchstabe 1 Ordner) |
03 Audio Files | A-Z (pro Buchstabe 1 Ordner) | |
04 Multipad | Genres (Pop, Rock, Country, etc.) | |
05 Lyrics | A-Z (pro Buchstabe 1 Ordner) | |
06 Registrations | Variante I: Nach Genre (Pop, Rock, Country etc.) Variante II: Variante II: | |
07 Texte | Nach Anlass (Geburtstag, Hochzeit etc.) | |
08 System | Hier liegt i.d.R. das System-Backup, keine Untergliederung notwendig | |
09 Voices | Nach Kategorie (Keyboard, Brass, Bass, Guitar etc.) | |
10 Music Finder | Hier kommen nur Dateien rein |
Sortierung nach Registrations
Die meisten Musiker arbeiten mit Registrations, somit ist die Priorität bereits vorgegeben. Eine Registration speichert alle Informationen zum Titel. Dies sind Midifile, Style, Voices und Effekte für das Mikrofon. Damit ist auf Knopfdruck eine Kompletteinstellung des Tyros 5 parat und Du kannst sofort losspielen.
Es ist erstaunlich wie viele Arbeitsschritte mit dem Speichern in einer einzigen Registration eingespart werden. Somit dürfte die Organisation der Registrations die oberste Priorität haben. Auf der Bühne befindet man sich immer im Registrations-Ordner.
Ordner kopieren über den Computer
Da Registrations lediglich Einstellungen und relative Pfade speichern, können sie problemlos kopiert und in anderen Ordnern abgelegt werden. Dieser Aspekt trägt dazu bei, eventuell mehrere Varianten zu pflegen.
Kopieren kannst Du natürlich auch am Computer. Einfach den Ordner Registrations vom Keyboard über einen USB-Stick zum Computer bringen, dort bearbeiten und die Dateien wieder zurückführen. Das erspart Zeit beim Kopieren, da man mit der Computermaus besser agieren kann, als mit den Wipptastern am Keyboard.
Wie organisiere ich meine Registrations?
Mein persönlicher Favorit ist die Organisation nach Titel. Im Bühnenalltag des Entertainers kommen immer wieder Leute aus dem Publikum, die sich einen Titel wünschen.
Wie Du in solchen Fällen schnell reagieren kannst, zeigen folgende drei Beispiele:
Beispiel 1 – »Spiel mal was von Helene Fischer«
Entweder Du hast deine Registrations zusätzlich nach Interpret sortiert (Variante 3 in der Tabelle oben), in 99 Prozent aller Fälle kennt der Musiker aber sein Programm und weiß welche Titel von Helene Fischer in seinem Repertoire sind. Der Aufruf nach Titel sortiert würde hier genügen.
Beispiel 2 – »Spiel mal Highway To Hell«
Prädestiniert ist eine alphabetische Sortierung nach Titel (Variante 2). Aber auch nach Genre (Variante 1) würde man unter »Rock« schnell den Titel aufrufen können.
Beispiel 3 – »Spiel mal einen Rock’n Roll«
Eine Sortierung nach Genre (Variante 3) würde sich anbieten. Ich gehe aus meiner Erfahrung jedoch davon aus, dass jedem Musiker spontan seine Lieblingssongs zum Genre »Rock’n Roll« einfallen und er hier nicht lange überlegen muss, was er spielen würde.
Beispiel 4 – »Spiel mal was von dem … ich weiß grad den Namen nicht«
Hier kann man so gut organisiert sein wie man will, in solchen Fällen (und die sind wirklich an der Tagesordnung) hilft nur ein freundliches Lächeln und die Aufforderung der Gast möge nochmal überlegen.
Praxistipps für den Entertainer-Alltag
Bei meinen Gigs weise ich die Gäste direkt bei der Eröffnungsansage auf die Möglichkeit hin, sich Titel wünschen zu dürfen: »Bitte schreiben Sie Ihre Wünsche auf 5-Euro-Scheine und legen sie diese aufs Keyboard. Titelwünsche von Helene Fischer bitte auf 10-Euro-Scheine schreiben«.
Du wirst es nicht glauben, das funktioniert in der Praxis durchaus. Wir bekommen häufig 5 Euro Scheine (oder eben »Noten«) auf denen Titel aufgeführt sind und versuchen diese natürlich auch zu spielen.
Den Musikgeschmack des Publikums finden
Eine weitere Anekdote will ich von einer Geburtstagsparty erzählen. Hier hatte das Geburtstagskind die Idee jeder Gast soll seinen Lieblingstitel auf einer Liste eintragen. Diese Liste wurde mir dann präsentiert. Unter Umständen werden hier Kollegen überfordert sein, ich finde sowas jedoch interessant.
Es verrät sofort den Musikgeschmack des Publikums und man kann sich darauf einstellen. Natürlich ist jedem bewusst, dass nicht alle Wünsche zu erfüllen sind, jedoch gepaart mit einer geschickten Moderation kannst Du hier total punkten. Du nennst beispielsweise den Namen des Gastes in Verbindung mit dem Titel.
In jedem Fall bist Du mit maximal drei Klicks im richtigen Ordner, um den Titel auszuwählen. Noch vor wenigen Jahren war hier ein Heraussuchen des Titels aus dem Notenordner angesagt. Das hatte zur Folge, dass man dem Fragesteller zwar seinen Titel spielen konnte, die Tanzfläche aufgrund der entstandenen Zwangspause allerdings geleert war.
Den Überblick behalten
Ich würde dir empfehlen dich nach reiflicher Überlegung für eine Variante der Sortierung zu entscheiden. Gegebenenfalls kannst Du später auf mehrere Varianten erweitern. Hauptsächlich sollte am Keyboard Musik gemacht werden. Das Programmieren von Registrations dient der Performance auf der Bühne, ist jedoch nicht besonders kreativ. Dennoch ist diese Arbeit ein unverzichtbarer Bestandteil für ein professionelles Auftreten.
Mein persönlicher Favorit ist die Sortierung nach Genre. In jedem Genre-Ordner wird pro Titel eine Registration Bank angelegt, welche systemisch nach Alphabet sortiert sind. Im Fall der Genre-Sortierung solltest Du dir vorher Gedanken über die Benennung der Ordner machen.
Auch hier ist es wieder abhängig wie viele Lieder Du pro Ordner verwalten möchtest. Bei mehr als 100 Liedern in einem Ordner empfehle ich dir eine weitere alphabetische Ordner-Untergliederung. Ansonsten könnte das System wie auf diesem Bild aussehen:
Weniger ist mehr
Es empfiehlt sich nicht mehr als zwei Bildschirmseiten mit Ordnern (max. 20 Ordner) anzulegen, da sonst im Live-Betrieb zu viel geblättert werden muss. Alternativ kannst Du Nummern den Ordnernamen voranstellen, um die meist genutzten Ordner auf einer Seite zu haben.
Wer sich nicht entscheiden kann, sollte seine Ordner mit einer Nummer voranstellen. Damit ist die Sortierung gewährleistet und die Ordner welche hauptsächlich benötigt werden stehen zusammen auf einer Bildschirmseite.
Welche Namen verwendet werden, liegt an der Art der Musik, die man performt. Ein volkstümlich orientierter Musiker wird hier sicher andere Genres favorisieren, als ein Barmusiker oder Jazzer.
Und die anderen Ordner?
Die restlichen Ordner beinhalten immer nur den korrespondierenden Dateityp (Midifile, Style, Multipad etc.). Auch hier würde ich bei mehr als 100 Dateien eine weitere Untergliederung mit Ordnern befürworten. Es dient zum schnelleren Auffinden von Dateien und schafft deutlich mehr Übersicht.
Warum sehe ich meine Dateien nicht?
Nicht nur Anfängern passiert es. Man sucht den Midifile und findet lediglich einen angeblich leeren Ordner mit Namen Midifiles vor. Die Ursache dafür ist Fluch und Segen des Systems von Yamaha. Ein Dateityp wird nur angezeigt, wenn man sich über eine bestimmte Taste ins Menüsystem begibt.
Wählst Du beispielsweise einen Style am Keyboard selbst aus, kannst Du auf allen Speicherorten nur Styles sehen. Das Display hat dann als Seitenüberschrift »STYLE«. Midifiles oder Multipads werden demnach nicht angezeigt.
Ordner hingegen werden immer angezeigt. Dieses System erscheint zunächst verwirrend, ist jedoch logisch aufgebaut und hilft Übersicht zu behalten. Würden alle Dateitypen angezeigt werden, müsstest Du viel mehr suchen, um die gewünschte Datei zu finden.
Wie Du die am häufigsten benötigten Dateitypen leicht finden kannst:
Dateityp | Main Display Taste | Auswahloption 2 |
Midifile | »A« | Song-Taste (I, II, III, IV) |
Multipad | »E« | Taste »Select« in der Multipad Section |
Style | »D« | Einen Style am Keyboard auswählen |
Registrations | »J« | Taste »Regist Bank +« und »-« gleichzeitig drücken (= Select) |
Im Anschluss dann das Speichermedium (HD1, USB1) und den entsprechenden Ordner für den Dateityp auswählen.
Verschieben der Ordner
Im Gegensatz zu den Registrations, die Du beliebig verschieben und kopieren kannst, hat ein Verschieben aller anderen Dateien zur Folge, dass die übergeordnete Registration nicht mehr funktioniert, da der dort gespeicherte Dateipfad nicht mehr stimmt. Im ungünstigsten Fall kann das zu einer vollständigen Neuanlage der Registrations führen.
Backups
Backups helfen nicht nur Datenverlust vorzubeugen. Sie können auch ein nicht mehr funktionierendes System wieder herstellen. Über den Storage Mode bekommst Du das Filesystem des Keyboards direkt am PC angezeigt und kannst im Explorer (Windows) oder Finder (Mac) den Festplatteninhalt vollständig kopieren.
Es ist hilfreich die Backups auf dem Zielrechner in Ordner mit dem Datum als Namen zu sichern. Damit kannst du leichter einen Betriebszustand identifizieren und wieder herstellen.
Fazit
Es bedarf einer ausführlichen Vorbereitung ein persönliches Dateimanagement aufzubauen. Hier solltest Du dir Zeit lassen und für dich verschiedene Möglichkeiten durchspielen. Diese zunächst auf Papier festzuhalten, hilft auf dem Weg zum Ziel. Möglicherweise merkst Du, dass die ursprünglich geplante Architektur doch nicht zu deinem Workflow passt und musst von vorne beginnen.
Hast Du dann aber den optimalen Kompromiss für dich gefunden, wirst Du das erarbeitete System nicht mehr missen wollen. Nicht nur auf der Bühne, auch als Wohnzimmerspieler sind die Vorteile unabdingbar und rechtfertigen den Arbeitsaufwand. Hast Du dein System gefunden, macht es oft sogar richtig Spaß Ordnung zu halten.
Das Anlegen von Ordnern, sowie die Dateiablage kann mit Hilfe eines Computers im Storage Mode noch effizienter als am Keyboard selbst gemacht werden. Ein optimal eingerichtetes, durchdachtes System sorgt nicht nur bei Neueinsteigern, sondern auch bei Umsteigern für ein entspanntes Musizieren und erhöht den Spaßfaktor am Keyboard.
Wir freuen uns auf dein Feedback!
Ich hoffe, dir haben meine Praxistipps zum Dateimanagement am Tyros 5 geholfen. Jetzt bin ich auf dein Feedback gespannt: Mit welcher Sortierung arbeitest Du am liebsten? Hast Du selbst noch Praxistipps oder Anekdoten aus deiner Erfahrung, die Du mit uns teilen möchtest? Dann schreib uns in die Kommentare!