Inspiration für deine Sound Library
Traditionelle Musikinstrumente aus Südafrika
Von Jonas Wortmann am 03. Mai 2017
Musik in Südafrika
In Südafrika hat Musik eine große Bedeutung. Ob an Festen oder Ritualen verschiedener Volksgruppen oder im Alltag – die Atmosphäre wird von der Musik bestimmt. Zur afrikanischen Musik gehört immer auch Tanz. Wenn (instrumentale) Musik gemacht wird, ist es für manche Afrikaner unvorstellbar, dass niemand dazu singt oder tanzt.
Es herrscht eine viel größere Verbindung zwischen Musik und Tanz, als wir es hier in Europa kennen. Das äußert sich auch in der …
Kommunikation durch Musik & Tanz
In Afrika wird Tanz nicht nur praktiziert, weil es Spaß macht oder bestimmte Emotionen zeigt, sondern auch zur Kommunikation. Gedanken können beispielsweise durch Haltung, Formen und Bewegungsabläufe vermittelt werden. Es besteht sogar die Möglichkeit damit Geschichten zu erzählen. Aber nicht nur beim Tanz, sondern auch durch das Trommeln kann kommuniziert werden.
PASSEND DAZU
- Warum mich deine Musik einen Scheiß interessiert (und alle anderen auch)
- Homerecording: Was Du bisher noch nicht über Homerecording wusstest…
- Selbstvermarktung: Angst vor Raubkopien haben?
- Der Schlüssel zum Erfolg im Musikbusiness
- Amie Street: Ein interessantes Modell, um Musik an den Mann zu bringen
Afrikanische, rhythmische Patterns sind häufig durch die Sprache entstanden. Mit der Talking Drum kann man beispielsweise durch Trommelschläge, die sich deutlich von ihrer Tonhöhe unterscheiden müssen, dem Zuhörer etwas »sagen« oder »erzählen«. Wenn sich die Tonhöhen der Trommelschläge nicht unterscheiden, wird die Sprache unverständlich und falsch wahrgenommen.
Instrumental besteht die Musik in Afrika meist aus sich wiederholenden Mustern. Durch die Wiederholung können die Zuhörer erst die Musik komplett verstehen und in Trance verfallen. Dabei werden Trommeln, Saiteninstrumente, Idiophone (Instrumente, die ihren Ton durch die Vibration ihres gesamten Körpers produzieren, wie z.B. das weiter unten vorgestellte Akadinda) und Blasinstrumente eingesetzt.
Vuvuzela – Das afrikanische Instrument der Fußballfans
Seit der Fußball-WM 2010 in Südafrika, hört man immer wieder das elefantenähnliche Trompeten bei Fußballspielen. Es ist ein Blasinstrument namens Vuvuzela, das in Südafrika seinen Ursprung hat.
Vuvuzelas kann man entweder als Rhythmusinstrument nutzen oder um einfach nur Krach zu machen. Sie besteht aus einer Röhre, die etwa die Länge eines Unterarms besitzt und einem Trichtermundstück am kleinen Ende.
Früher wurden sie aus Blech hergestellt, heute werden sie jedoch meist aus Kunststoff gefertigt. Das spart Gewicht und Kosten. Außerdem werden so Schlägereien bei Fußballspielen unter Fans vermieden, da sie nicht als Schlagstöcke eingesetzt werden können.
Klang
Die Vuvuzela klingt ähnlich wie das Trompeten eines Elefanten. Mit einem Schalldruckpegel von 120 dB(A) aus einem Abstand von einem Meter ist sie aber um 3 Dezibel lauter als ein Elefant. Deshalb ist sie wunderbar geeignet, das heißgeliebte Fußballteam anzufeuern.
Audio: juskiddingk [von WAV in MP3 umgewandelt, CC BY 3.0]
Dass man den Sound sinnvoll beispielsweise in einem House-Track verwenden kann, beweist Lil Pete, ein Produzent auf SoundCloud:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Beliebt in Fußballstadien
Vuvuzelas gibt es in Südafrika seit den 90er Jahren. Später wurden sie das Symbol des südafrikanischen Fußballs. Durch die Fußball-WM 2010 in Südafrika verbreitete sich das Phänomen dann in andere fußballbegeisterte Länder.
Bei den Fußballübertragungen würde man ständig das Tröten der Vuvuzelas hören, aber da das Frequenzspektrum sehr gering ist, fällt es nicht schwer, sie bei der Übertragung herauszufiltern.
Babatoni – die Bassgitarre aus Südafrika
Die Babatoni ist eine südafrikanische Bassgitarre. Sie besteht aus einem Resonanzkörper, einem Holzstab, der an der Decke des Resonanzkörpers befestigt wird und bis zu drei Metern lang sein kann, sowie einer Saite, die zwischen dem Zentrum des Resonanzkörpers und dem oberen Ende des Holzstabs mit einem Nagel befestigt wird. Unter den afrikanischen Instrumenten zählt die Babatoni zu den bekannteren Instrumenten.
Video: Gasper Nali spielt Babatoni
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Der Resonanzkörper kann eine Trommel oder auch eine Teekiste sein, die an einer Seite offen ist. In Amerika ist die Gitarre als »washtub bass« bekannt. Wie der Name es schon beschreibt, wird als Resonanzkörper eine Waschwanne aus Metall benutzt.
Außer dem washtub bass gibt es noch viele weitere Variationen, die dem Babatoni ähneln, wie z.B. das »dan bau« aus Vietnam oder das italienische »Bidofono«.
Gasper Nali – ein Profi an der Babatoni
Gasper Nali wurde durch sein professionelles Spielen auf der Babatoni im Internet bekannt. Als Resonanzkörper benutzt er eine Trommel mit Kuhfell. Zwischen Fell und Saite befindet sich ein kleines Holzstück das als Bridge fungiert. Dadurch kann der Grundton reguliert werden, je nachdem wo das Holzstück platziert wird.
Mit einem Stick schlägt er die Saite an und mit dem Boden einer leeren Flasche, die er auf die Saite drückt, kann er verschiedene Noten spielen – wie beim Bottleneck auf der Gitarre. In diesem Fall könnte man wohl eher vom Bottle-end sprechen.
Musikbogen
Ein weiteres Saiteninstrument aus Südafrika ist der Musikbogen. Das afrikanische Instrument, das wie ein Jagdbogen aussieht, zählt zu den ältesten in der südafrikanischen Kulturgeschichte. In Brasilien ist der Musikbogen zu Beispiel unter dem Namen »Berimbau« bekannt. Nach Brasilien kam er aber erst durch die afrikanischen Sklaven in der Kolonialzeit. Der Berimbau spielt eine zentrale Rolle beim Kampftanz »Capoeira«.
Der Musikbogen besteht aus einem gebogenen Holzstab und einer oder mehrerer Saiten, die an den Enden des Holzstabes gespannt sind. Oft besitzt der Bogen auch einen Resonanzkörper, der z.B. aus einer Kalebasse (einer kleinen Schale) oder einer hohlen Kokosnuss besteht. Dieser Resonanzkörper kann zur Schwingungsübertragung und Schallverstärkung zwischen Saite und Bogen oder an der Saite selbst montiert werden.
Der Mundbogen
Eine andere Form des Musikbogens ist der Mundbogen. Er besitzt zwar keinen Resonanzkörper, aber der Mundraum des Spielers verstärkt den Schall und der Klang kann dadurch moduliert werden. Dabei nimmt der Spieler ein Ende des Bogens zwischen die Zähne. Durch das Verändern der Mundstellung kann er so den Klang beeinflussen, wie etwa bei der Maultrommel oder Talkbox bei der E-Gitarre.
Obwohl es ein relativ simples Instrument ist, gibt es viele verschiedene Möglichkeiten den Musikbogen zu spielen.
Man kann die Saite anblasen, auf verschiedene Arten anzupfen, mit einem anderen Saitenbogen anstreichen oder einem Stäbchen oder Plektrum anschlagen.
Akadinda
Das Akadinda ist ein Xylophon, welches im Volk der Bantu, einer der ältesten Völker Südafrikas, weit verbreitet ist. Es wird besonders bei religiösen Zeremonien eingesetzt.
Das Akadinda besteht aus zehn bis zwanzig Holzklangplatten, welche nebeneinander auf zwei Holmen aus Bananenstämmen liegen. Die Platten werden von bis zu sechs Spielern mit Holzstöcken angeschlagen. Damit die Holzklangplatten nicht beim Spielen verrutschen und sich gegenseitig berühren, werden kleine Stöcke zwischen den Platten befestigt.
Video: Wie das Akadinda gespielt wird
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Anregungen für eigene Lieder?
Mit diesem Artikel konnte ich Dir hoffentlich einen Einblick in die Instrumente Südafrikas und deren Bedeutung für ihre Kultur verschaffen. Vielleicht findest Du ja Verwendung für das eine oder andere Instrument in deinem nächsten Track.
Wie schon oben beschrieben, könnte man die Vuvuzela sampeln und in einem House- oder Trap-Beat unterbringen. Wenn Du eher den perkussiven Klang der Akadinda magst, findest Du möglicherweise Gefallen an einem Akadinda-Loop.
Lust auf mehr zum Thema Südafrika?
Haben wir deine Reiselust und dein Interesse an Südafrika geweckt? Dann können wir dir den Blog von madiba.de ans Herz legen. Dort findest Du jede Menge Infos und Reisetipps!
Hast Du bereits Erfahrung mit einem der vorgestellten afrikanischen Instrumente? Oder kennst Du vielleicht noch andere Instrumente, die in der südafrikanischen Kultur eine wichtige Rolle spielen? Ich freue mich auf deine Kommentare und wünsche viel Spaß beim Experimentieren.