Overdrive Pedal
Gitarre zĂĽnftig anzerren
Von Philipp Mahler am 03. April 2017
Verzerrer per Gitarren-Pedal
Unsere heißen Empfehlungen in Sachen Overdrive & Co. decken zunächst besonders hochwertige, handgefertigte Boutique-Pedale ab. Hier triffst Du auf tollen Sound, tadellose Verarbeitung und starke Funktionalität für Bühne, Proberaum und Studio.
Wer sich im Moment eher fĂĽr ein Gitarren-Pedal im gĂĽnstigeren Segment interessiert, wird hier auch fĂĽndig. Um die 30 Euro gibt es interessante Vertreter, die sich nicht verstecken mĂĽssen.
Overdrive-Pedal – Inhalt
- Overdrive – Boutique
- Overdrive – Für schmale Geldbeutel
- Helferlein
- Audiobeispiele von Overdrive-Pedalen
Overdrive Pedal – Boutique
T-Rex Mudhoney II
Ein moderner Klassiker mit zwei komplett unabhängig voneinander regelbaren Verzerrerschaltungen mit jeweils vier Klangkontrollen. Neben den Drehreglern »Gain«, »Level« und »Tone« findet sich ein Boost-Schalter. Er lässt die Eingangslautstärke sprunghaft ansteigen – für maximale Zerrung und ausgedehnteres Sustain beim Solo.
PASSEND DAZU
- MXR EVH 5150 Overdrive Test: Kleiner Eddie fĂĽr Unterwegs
- Gitarrenzubehör: Ratgeber zu Pedals, Combos & Co
- Harley Benton Vintage Overdrive Testbericht: Preiswertes Pedal
- T-Rex SpinDoctor 2: Programmierbarer Röhren-Preamp für Gitarristen
- Wieviel Verzerrung verträgt eine Gitarre?
Über die Fußschalter wechselst Du auf den gewünschten Kanal. So kannst Du dir etwa einen Crunch- und einen Lead-Kanal zurechtlegen, um beispielsweise schnell in den Solomodus mit mehr Zerre wechseln zu können. Nach einem wiederholten Tritt auf einen der Fußschalter deaktivierst Du das Pedal, wodurch noch ein dritter Sound ins Spiel kommt – der cleane Amp.
Bleibt zu erwähnen, dass durch den ausschließlichen Gebrauch des Level-Reglers auch einfach ein Boost für den Röhrenverstärker drin ist. Du bekommst mehr Verzerrung, ohne dass die Lautstärke zwangsläufig ohrenbetäubend wird.
Neben dem Betrieb per optionalem Netzteil ist eine Batteriespeisung möglich. Der 9-Volt-Block hält sechs bis neun Stunden.
T-Rex Mudhoney II im delamar Check »
Preis: 159,- Euro
Orion Silver Drive
Hier haben wir ein flexibel einsetzbares Overdrive, das in Deutschland handgefertigt wird. Der Klang ist typisch britisch – Erinnerungen an einen Marshall JTM45 werden wach. Auch Treble-Booster-artige Sounds sind mit diesem Gitarren-Pedal spielend möglich.
Die getrennten Bass- und Höhenregler ermöglichen eine individuelle Anpassung an Verstärker und Gitarre. Sie wirken vor dem Gain – so bestimmst Du, in welchem Maße die Bässe und die Höhen verzerrt werden und zur gesamten Verzerrung beitragen sollen. Bei niedrigen Einstellungen bewahrst Du die Transparenz von Höhen und Bässen.
Bei minimalem Gain wird der Sound nicht hörbar gesättigt. Das heißt, dass der Einsatz als Clean-Booster möglich wird, um den Gitarrenverstärker mit einem größeren Pegel zu versorgen. Dadurch kann dessen Zerrgrad erhöht werden.
Strom kommt per Netzteil (optional) oder Batterie (mitgeliefert). Du bekommst 5 Jahre Garantie auf das gute StĂĽck und Lieferung erfolgt in einem feschen Jutebeutel mit Button.
Preis: 169,- Euro
EBS MetalDrive Studio Edition
Dieses Gitarren-Pedal ist konsequent für den E-Bass konzipiert worden, kann aber ebenso an der E-Gitarre überzeugen. Es fühlt sich in Drop-Tunings und bei Sieben- oder Acht-Saitern zuhause. Angesprochen werden Musiker der härteren Gangart. So eignet es sich nicht nur für Heavy Metal, sondern auch bestens für Brutal/Technical Death Metal, Grindcore und dergleichen.
Es gibt drei Modi, die allesamt unterschiedlich klingen. »FLAT« ist der gewöhnlichste Modus und bewirkt eine Verzerrung über das gesamte Frequenzspektrum hinweg. Spannender wird es bei »STD« (röhrenartiger Sound + tiefe Frequenzen unverzerrt) und »TUBESIM« (stärker komprimierender, sättigender Röhrensound + leichte Höhenabsenkung).
Auch dank dieser Flexibilität sind die zwei verfügbaren Regler für Zerrgrad und Lautstärke mehr als ausreichend, um sehr verschiedenartige Sounds zu erzeugen. Technisch wird ein sehr sauberer, rauscharmer Klang geliefert. All das ist vortrefflich für den Studioeinsatz, der Name dieser Version kommt nicht von ungefähr.
Preis: 179,- Euro
BearFoot Honey Bee Overdrive
Das in den USA handgefertigte Overdrive Pedal klingt wie eine kleine Gitarren-Combo mit altgedienten Röhren und Lautsprechern – ein ganz spezieller, sehr charmanter Sound. Es reagiert äußerst dynamisch auf dein Spiel. So wird der Sound bei sanftem Zupfen nur ein wenig gesättigt, während er bei harten Anschlägen in kernige Verzerrung umkippt.
Auf High-Gain-Orgien lässt sich das Gitarren-Pedal jedoch nicht ein, hier regiert vielmehr der Crunch mit moderater Verzerrung. Wunderbar für Blues, experimentellen Jazz und ähnlich Verspieltes. Wenn dennoch mehr Zerre gewünscht wird, ist dieses Pedal wie kaum ein zweites für die Kombination mit einem weiteren Verzerrer geeignet.
Mit dem mittleren Poti steuerst Du die Klangfarbe – für einen neutralen Sound als Startpunkt bietet sich die 12-Uhr-Stellung an, rechts davon werden die Höhen betont, links davon die Bässe. Dieser 1-Poti-EQ interagiert gut mit dem Drive-Regler für die Stärke von Verzerrung und Sättigung.
Preis: 229,- Euro
Overdrive Pedal – Budget
Fame Tube Steamer
Dieses preislich verlockende Gitarren-Pedal eignet sich wahlweise für Boosts vor dem Amp oder als reiner Overdrive mit röhrenähnlichem Sound. Eine Verwandtschaft mit dem legendären Ibanez Tube Screamer liegt trotz der Farbwahl nahe.
Genau wie sein Vorbild liefert es alle klanglichen Zutaten, damit Du dich im Band-Mix durchsetzen kannst: Markige Lead-Sounds, Sustain bis zum Abwinken und den charakteristisch mittenbetonten Sound. Der Tone-Regler vereint die Möglichkeiten zur Bass- und Höhenbetonung in einem Poti, ebenfalls eine Anlehnung an das Original.
Schon bei einer Einstellung des Gain mit dem Regler links am Anschlag wird der Sound leicht angezerrt. FĂĽr reine Clean-Boosts kann dieses Modell daher nicht genutzt werden.
Die Verarbeitung ist gut bis sehr gut, die Haptik angenehm. Prima: Bei der Stromversorgung hast Du die Wahl aus Netzteil (optional) oder Batterie. True Bypass ist ebenfalls lobenswert bei einem derart gĂĽnstigen Bodeneffekt.
Preis: 29,- Euro
Harley Benton Vintage Overdrive
Eine weitere Nachahmung des japanischen Laubfroschs von Ibanez. So rücken auch bei diesem Overdrive die mittleren Frequenzbereiche in den Vordergrund, was für einen durchsetzungsfähigen Gitarrensound im Bandgefüge sorgt. Der Sound ist qualitativ erstaunlich nah an Pedalen von Herstellern mit großen Namen, die um ein Vielfaches teurer sind.
Bei voller Zerrstufe entsteht ein moderater Crunch – mehr muss ein Overdrive auch nicht liefern. Bei diesem Gitarren-Pedal ist ebenfalls schon eine leichte Sättigung festzustellen, wenn der Gain-Regler ganz links steht. Auch hier sind reine Clean-Boosts nicht machbar. Gerade in Kombination mit einem Röhrenverstärker spielt dieses Modell seine Stärken aus.
Das Pedal kommt trotz des Preises mit einer tadellosen Verarbeitung. Dazu kommt eine sehr angenehme Haptik mit felsenfest sitzenden, smooth laufenden Reglern. Fein: Bei der Stromzufuhr hast Du die Wahl zwischen einem Netzteil (separat zu erwerben) und einer handelsĂĽblichen Blockbatterie.
Alle Details findest Du im Harley Benton Vintage Overdrive Testbericht.
Preis: 29,90 Euro
KONG Uber-Drive
Ein klassischer Overdrive zum »Anblasen« eines Amps, der mit seinem Miniformat die Blicke auf sich zieht. Dank superkompakter Maße von 46 x 94 x 50 mm passt er noch auf proppenvolle Pedalboards.
Im Gegensatz zu den anderen Low-Price-Modellen findest Du hier getrennte Regler für Bässe und Höhen statt einer schnöden 1-Regler-Tonblende. Komplettiert wird die Ausstattung durch den obligatorischen Gain-Regler zur Verzerrung nach Maß sowie einem Level-Poti für die Lautstärke.
Bei Bedarf bleibt der Sound quasi unverändert im Vergleich zur direkten Verbindung von Gitarre und Amp – das lädt zur Nutzung als Booster ein. Die schon angedeutete klangliche Flexibilität in Bässen und Höhen ist sehr willkommen und wenn keine extremen Einstellungen gefahren werden, bleibt der Sound stets natürlich.
Die True-Bypass-Schaltung ist mittlerweile Standard, kann bei einem so günstigen und winzigen Gerät jedoch lobend erwähnt werden.
Mehr dazu und ein ausfĂĽhrliches Klangbeispiel findest Du im Kong Effektpedale Testbericht auf delamar.
Preis: 35,- Euro
Helferlein
DigiTech Trio – Die virtuelle Begleitband
Das DigiTech Trio ist eine Mini-Begleitband, getarnt als Gitarren-Pedal – es erstellt zu deinem Gitarrenspiel in den meisten Fällen sehr stimmige Rhythmusbegleitungen aus E-Bass- und Schlagzeugklängen. Gerade für das Üben und Jammen zuhause eignet sich dieses Modell bestens.
Zunächst wird das Genre (Blues, Pop, Alternative Rock, Rock, Country, R&B oder Jazz) ausgewählt, dann einer von zwölf möglichen Stilen darin. Alternativ lässt Du das Gerät »zuhören« – dabei erkennt es Tonhöhen, Notenlängen, Groove und Tempo deines Spiels und erstellt dann eine passende Begleitung.
Das funktioniert erfreulich clever, klingt abwechslungsreich und die Sounds sind passabel. Ganze Stücke mit an- und abschwellender Dramaturgie werden entsprechend begleitet. Alles in allem ist das Ganze so überzeugend, dass Einsteiger sofort mit mehr Spaß üben können und Songwriter unterstützt werden – zumindest in 4/4- und 3/4-Rhythmen.
Wenn Du synkopisch spielst, geht das Trio nicht so elegant damit um (die synkopierten Noten rutschen auf die erste Zählzeit des Folgetakts). Dennoch passt die näherungsweise rhythmische Umsetzung noch recht gut, komplett daneben liegt das Gerät praktisch nie.
Mehr zu diesem properen Begleiter findest Du im DigiTech Trio Testbericht.
Preis: 99,00 Euro
Palmer BatPack – Multi-Stromversorgung per Akku
Die Antwort auf überfüllte Steckerleisten oder mobile Geräte, denen die Puste ausgeht: Das Palmer BatPack ist ein akkubetriebener Stromversorger für mehrere Bodeneffekte bzw. ganze Pedalboards sowie Smartphones und Tablets. Darin steckt ein Lithium-Polymer-Akku, das je 500 mA an zwei geregelten 9-Volt-Ausgängen mit Hohlsteckerbuchse (Minuspol innen) bereitstellt.
Praktisch und zeitgemäß: Via USB-Anschluss kannst Du Smartphones oder Tablets aufladen. Und damit Du ungefähr weißt, wie lange Du noch jammen kannst, zeigt eine 5-Segment-LED den verbleibenden Ladestand an.
Es gibt zwei Versionen: Das BatPack 4000 liefert 4.000 mAh und ist nach etwa vier Stunden aufgeladen. Das BatPack 8000 kommt mit 8.000 mAh daher und ist in acht Stunden geladen.
Preise: 75,- / 98,- Euro
Shure GLXD16 – Eine Funkstrecke als Gitarren-Pedal
Das Shure GLXD16 ist ein Pedal der etwas anderen Art – es handelt sich um ein Drahtlossystem (Gitarre) mit Sender + Empfänger, Letzterer als Bodentreter für dein Pedalboard. Die Übertragungsqualität und -stabilität sind sehr gut, die Latenz unmerklich gering.
Das Ganze ist weit mehr als eine gelungene Machbarkeitsstudie, denn im Empfänger steckt noch ein veritables Stimmgerät. Es kann auch mit Drop-Tunings umgehen.
Mehr dazu findest Du im Shure GLXD16 Testbericht.
Preis: 479,- Euro
Selbst hören: Overdrive Pedals