Kemper Profiling Amp vs. Axe-FX XL

Kemper Profiling Amp vs. Axe-FX II XL
Kemper Profiling Amp vs. Axe-FX II XL

Markus Hohmann Von Markus Hohmann am 21. August 2020

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Vergleich: Axe-FX 2 vs. Kemper Profiling Amp

Profiler wie auch Axe-FX 2 XL hängen extrem direkt an der Gitarre, keine Latenz spürbar. Anschlagsverhalten, Dynamik, Tonentfaltung, Obertonverhalten und Zerrstruktur werden auf beiden Systemen in einer Qualität emuliert, die in der Tat ebenbürtig mit der qualitativ hochwertiger Röhrenamps ist. Der Klang bei beiden Geräten ist fantastisch.

Im direkten Vergleich zum Koch Studiotone klingen sowohl Profile im Kemper, als auch die Amp-Simulationen im Axe-FX 2 XL natürlich anders. Aber eben nicht schlechter oder besser. Genauso gut kannst Du zwei erstklassige Röhrenamps gegeneinander antreten lassen, mit gleichem Ergebnis: Unterschiedlicher Charakter, aber gleich gut.
Kemper Profiling Amp vs. Axe-FX II XL

Spielgefühl Kemper vs. Axe-FX 2

Wichtiger ist das Spielgefühl beider Gitarren-Modeler, das ebenfalls vergleichbar mit dem realer Amps ist. Ein Quervergleich mit günstigeren Geräten zeigt schnell, auf welchem bisher unerreichten Niveau Profiler und Axe-FX 2 XL spielen.


PASSEND DAZU


Beide Geräte spielen auf einem bisher unerreichtem Niveau

Mag das Avid Eleven Rack auch einen respektablen Ampsound generieren: An die Qualität von Profiler sowie Axe-FX 2 XL reicht es nicht heran. Und damit wird es auch einem echten Röhrenamp nicht gerecht. Die feinfühligen Modulationen und Anschlagstechniken des Gitarristen werden in der Tonentfaltung des Eleven Racks weniger differenziert quittiert, als es der Röhrenamp oder Testkandidaten der High-End-Klasse vermögen.

Ausgemachte Defizite, die bisher Amp-Simulation vom Original haben unterscheiden lassen, scheinen mit dem Profiler, wie auch dem Axe-FX 2 XL zum ersten Mal wirklich überzeugend aufgehoben zu sein.

Hiermit dürfte geklärt sein, dass die dargebotene Güte roher Ampsounds nicht als Kriterium für die Entscheidung zwischen Axe-FX 2 und Kemper Profiling Amp herhalten kann. Vielmehr liegt die Lösung in der Beantwortung der Frage, mit welcher der beiden Technologieansätze man persönlich besser zum gewünschten Ergebnis kommt.

Wie man zum richtigen Amp-Sound gelangt

So unterschiedlich die Technologie hinter diesen beiden Verstärkersimulationen für Gitarre ist, so unterschiedlich gestaltet sich die Suche nach dem passenden Gitarrensound für ein gegebenes Szenario:

Auf Profilsuche mit dem Kemper

Um den Profiler hervorragend klingen zu lassen, will das subjektiv als richtig eingestuftes Profil gefunden werden. Objektiv betrachtet begrenzt die Qualität der profilierten Signalkette die Güte eines Soundprofils. Subjektiv gesehen mag ein Profil für den einen ernüchternd sein, für den anderen klingt es wie die Ausgangsbasis für den perfekten Ton.

Mit kleinen Anpassungen des generischen Tonestacks aus Bass, Mitten, Höhen und Presence kann das Klangverhalten schnell auf die verwendete Gitarre feinjustiert werden. Gleiches gilt für den Gain-Regler, mit dem sich das originär profilierte Zerrverhalten abschwächen bzw. verstärken lässt. Der Tonestack ist immer derselbe, gleich welches Profil geladen wird. Dieser arbeitet als passiver EQ, der im Vergleich zu den meisten Röhrenamps einen erweiterten Regelbereich hat und ordentlich zupackt.

Beim Profiler lässt sich die Verzerrung völlig umkrempeln

Gleiches gilt für den Gain-Regler. Es ist verblüffend, wie stark völlig cleane Profile in die Verzerrung gezwungen werden können, bzw. High-Gain Profile auf völlig verzerrungsfrei trimmbar sind. Je weiter Du dich vom vorgegebenen Profil entfernst, desto weiter entfernst Du dich von dessen realer Amp-Vorlage. Gain- und primäre Klangregler reagieren generisch. Ein extremes Eingreifen bedeutet einerseits Sounds, die der reale profilierte Amp nicht bietet, andererseits kann das Ergebnis schnell „unnatürlich“ wirken.

In der Praxis bedeutet das: Statt ein Profil in eine völlig andere Richtung zu verdrehen, befriedigt das Auffinden eines klanglich passenderen Profils weit mehr. Zusätzliche Parameter wie beispielsweise Definition, Pick Attack und Power Sagging bieten weitere klangliche Eingriffsmöglichkeiten. Mit diesen lässt sich oftmals lohnend mehr Dynamik rausholen, als der profilierte Amp in Wirklichkeit bietet. Übrigens kann im Kemper Profiler die Cab-Simulation gegen die eines anderen Profils ersetzt werden.

Die richtige Kombination beim Axe-FX 2

Beim Axe-FX 2 XL beginnt das Einstellen der persönlichen Soundvorstellung mit der Auswahl einer Amp-Simulation, welche in Folge mit einer (subjektiv) passenden Cab-IR kombiniert werden will. Das Gerät bietet jede Menge Werk-Presets – startet man jedoch bewusst mit einem leeren Speicherplatz, werden keinerlei Kombinationen aus Amp- und Boxensimulation angeboten.

Jetzt hörst Du dich durch einige Amps in Kombination mit unterschiedlichen Cab-IRs durch, und erhältst schnell ein Gefühl dafür, welche Paarungen überzeugende Basissounds liefern. Auch die Amp-Einstellungen, zumindest der wichtigsten klangformenden Parameter wie Gain, Klangregelung und Master können selbstständig erarbeiten werden. Hier gibt es Voreinstellungen – letztlich muss der Sound aber genauso vollständig manuell eingestellt werden, wie es analog dem realen Vorbild der Fall ist.

Für die Mühe wird der Anwender mit Tiefgang belohnt: Die virtuellen Gain-Regler, Tonestacks, Master-Regler, etc. sind dediziert für jede Amp-Simulation modelliert. Sie reagieren und erzeugen Soundveränderungen, die verblüffend mit ihrem jeweiligen realen Vorbild vergleichbar sind. Man spürt den gemodelten Amp regelrecht, hört und fühlt etwa beim Hochdrehen des Master-Reglers wie die virtuellen Endstufenröhren in die Sättigung fahren, man volle Kontrolle über die Balance aus Preamp- und Endstufenverzerrung hat.

Das Axe-FX 2 erlaubt viel stärkere Eingriffe als normale Amps

Darüber hinaus bietet das Axe-Fx alleine in der Amp-Sektion eine Parametervielfalt, die weit über die bekannten Eingriffsmöglichkeiten herkömmlicher Röhrenamps hinausgeht – tiefergreifend, als es andere Amp-Modeler bieten.

Die Eingriffsmöglichkeiten scheinen grenzenlos und können den ein oder anderen bisweilen überfordern. Aber sie müssen nicht zwingend berührt werden, um dem Gerät hervorragende Sounds zu entlocken.

Mit etwas Übung und einer passende Boxensimulation können die virtuellen Amp-Modelle relativ schnell eingestellt werden.

Soundsuche: Kemper vs. Axe-FX 2

Den richtigen Sound zu finden bedeutet beim Kemper, ein möglichst passendes Profil zu finden. Starke Veränderungen der Parameter entfernen den Sound vom realweltlichen Original.

Im Gegensatz dazu wird beim Axe-FX 2 ein Sound wie im Baukastenprinzip zusammengesetzt und erfordert wesentlich mehr Mühe und Einarbeitung. Dafür bleibt die Simulation stets näher am realweltlichen Original.

Signalführung & Routing

Auch was die Signalführung angeht, unterscheiden sich beide Geräte stark und sprechen unterschiedliche Käufergruppen bzw. Gitarristen-Typen an.

Das Rig-Routing des Profilers

Die Profile mit den Amp-Sounds im Kemper sind stets Bestandteil eines Presets, Rigs genannt. Ein Rig bildet dabei in der Regel eine voll prozessierte serielle Signalkette aus Effekten und Soundprofil ab. In der Stomp-Sektion können bis zu vier Slots mit Effekten bestückt werden, gefolgt von der Stack-Sektion aus Amplifier-Profil, Tonestack-Modul und Cabinet.

Kemper Profiling Amp vs. Axe-FX II XL - Schemata des seriellen und parallelen Routings beim Kemper Profiler
Schemata des seriellen und parallelen Routings beim Kemper Profiler

Abschließend folgt die Sektion „Effects“, welche weitere vier Stereo-Effektmodule bietet. Die letzten beiden Slots sind fest für Delay bzw. Reverb-Effekte bestimmt. Alle anderen Effekt-Slots können mit beliebigen Effekten aus einem gemeinsamen Pool bestückt werden.

In der Regel bietet diese fest vorgegebene Signalführung mehr als genug Flexibilität, um die eigenen Soundwünsche zu realisieren. Es gibt aber Grenzen: Parallele Dual-Amp Setups oder ausgefallene Routings (um beispielsweise einen Effekt mit dem reinen Effektsignal eines vorhergegangenen Effektes zu speisen) sind nicht vorgesehen. Ebenso lassen sich Delays oder Reverbs nicht vor den Amp-Stack schalten. In der Praxis sind solche Optionen allerdings sehr selten gefragt.

Beide Geräte ermöglichen externe FX-Loops

Ein physischer Effekt-Loop lässt sich durch Einsetzen in einen der ersten sechs Effekt-Slots in das Routing relativ flexibel integrieren.

Die Routing-Matrix des Axe-FX 2 XL

Das Gerät wartet mit einer Freiheit im Signalrouting auf, die nahezu unbegrenzt scheint. Eine Matrix von 4×12 Platzhaltern wartet darauf, bestückt und virtuell verkabelt zu werden. Jeder dieser 48 Slots kann mit sogenannten „FX-Blöcken“ bestückt werden. Ein FX-Block kann eine Amp-Simulation, ein Speaker-Cabinet, ein Effekt oder der physikalische Effekt-Loop sein.

Kemper Profiling Amp vs. Axe-FX II XL - Die vier parallelen, frei gestaltbaren Signalwege in der Software des Axe-FX II XL
Die vier parallelen, frei gestaltbaren Signalwege in der Software des Axe-FX II XL

Das Routing ist gänzlich frei einstellbar: Alles lässt sich überall platzieren und wiederum mit allem durch virtuelle Kabel verbinden. Somit sind alle denkbaren und undenkbaren Kombinationen aus seriellen und parallelen Routings möglich – bis hin zu Feedback-Schleifen. Mixer-Blöcke lassen bis zu vier parallel anliegende Signale frei mischen, ein Crossover-Block Frequenzen auf verschiedene weiterführende Signalpfade aufteilen und vieles mehr.

Routing und Menge der verwendeten FX-Blöcke pro Preset sind somit nur durch die (reichlich vorhandene) Prozessorleistung bzw. die pro Block-Kategorie zu Verfügung stehenden Instanzen begrenzt. Bis zu zwei Amp-Simulationen können gleichzeitig betrieben werden, für die meisten Effekte stehen zwei Instanzen pro Preset zu Verfügung, viele Effekte stellen bis zu vier Instanzen pro Preset zur Verfügung.

Mithilfe von acht Layern lässt sich eine Funktionalität wie bei einem MIDI-Looper einrichten, der auf Befehl zuvor definierte Effekte in den Signalweg ein- bzw. ausschließt und gleichzeitig auch Amp-Kanäle schaltet. Somit ist beispielweise umsetzbar, innerhalb eines Presets auf bis zu vier verschiedene Amp-Simulationen zuzugreifen, maximal zwei gleichzeitig. Natürlich alles per MIDI steuerbar.

Routing bei Kemper & Axe-FX 2

Während der Profiler mit seiner fest vorgegebenen Signalführung die wichtigsten und häufigsten Anwendungsfälle abdeckt, bietet das Axe-FX 2 fast grenzenlose Freiheit für Soundtüftler.

Beide Ansätze haben ihre Berechtigung und sprechen eine unterschiedliche Klientel an, für den professionellen Einsatz eignen sich beide.

Bedienung der Amp-Modeler

Wenn es um den Live-Einsatz geht, braucht es eine einfache Bedienung und schnellen Zugriff. In diesem Abschnitt erfährst Du mehr über die Stärken der beiden Testkandidaten im Vergleich.

Kemper: Alles im Griff

Haptik, Bedienung und visuelle Auskunft über den aktuellen Status eines geladenen Rigs sind durch die vielen hintergrundbeleuchteten Bedienelemente und das hochauflösende Multi-Color Display außerordentlich nutzerfreundlich umgesetzt. Insbesondere auf der Bühne dürfte sich das als eine der größten Stärken erweisen.

Kemper Profiling Amp vs. Axe-FX II XL - Kemper Controls

Auf jede Station der Signalkette kann durch dedizierte Schalter direkt zugegriffen werden. Wichtige, weil oft genutzte Parameter wie Gain, Ampsound-Klangregelung und Rig-Gesamtlautstärke, sind sofort physikalisch erreichbar, ohne zuvor Untermenus aufrufen zu müssen. Gleiches gilt für elementare Parameter der Delay- bzw. Reverb Sektion. Somit lässt sich vor allem der Ampsound des Profilers sehr komfortabel einstellen, wie man es vom konventionellen Gitarrenamp her gewohnt ist.

Der Profiler ist intuitiv bedienbar

Insgesamt nimmt das intuitive und direkte Bedienlayout dem Profiler viel von seinem technisch-digitalen Charakter. Das dürfte gerade dem konservativen Gitarristen sehr entgegen kommen, der sich vorrangig mit der Bedienung konventioneller Gitarrenrigs zu Hause fühlt.

Bedienung Axe-FX 2

Bis auf die beiden Hardware-Lautstärkeregler für die physikalischen Ausgänge besitzt das Axe-FX 2 XL keinerlei dedizierte Bedienelemente, die singulären Funktionen zugeordnet sind. Das Gerät wird umfassend menügeführt bedient.

Kemper Profiling Amp vs. Axe-FX II XL - Axe-FX Controls

Für die schnelle Änderung zwischendurch auf der Bühne eignet sich die kleine Darstellung auf dem Display weniger. Ist das Bedienkonzept jedoch erst verstanden, lässt sich auch dieses Gerät recht intuitiv bedienen, ohne für jede einzelne Funktion ins Handbuch schauen zu müssen.

Punktet der Kemper Profiler in Haptik und Bedienbarkeit, welche sich stärker am Konzept analoger Gitarren-Rigs orientiert, so nimmt das Axe-FX 2 XL für seine grenzenlose Flexibilität eine weniger intuitive Herangehensweise in Kauf.

 

Effekte bei Kemper Profiler vs. Axe-FX 2

Viele Gitarristen nutzen gerne eine reichhaltige Auswahl an Effekten. Und auch in dieser Kategorie können beide Amp-Modeler punkten. Im Folgenden besprechen wir die Vielfalt und Qualität dieser bei den beiden Testkandidaten im Vergleich.

Kemper: Große Effektauswahl in überzeugender Qualität

Der Profiler bietet eine reichhaltige Auswahl an Algorithmen in hochwertiger Qualität und solider Parameterauswahl, um Effekte auf die eigenen Bedürfnisse einzustellen. Beispiel: Der Reverb kommt mit fünf verschiedenen Hall-Algorithmen, die sich mit den zu Verfügung stehenden Parametern bestens an die eigenen Bedürfnisse anpassen lassen.

Kemper Profiling Amp vs. Axe-FX II XL - Der Kemper Profiling Amp bietet dedizierten Effektkontrollen
Der Kemper Profiling Amp bietet dedizierten Effektkontrollen

Der dedizierte Stereo-Delay-Slot wartet mit Analog-Delay, Tap-Delay oder Free-Delay mit fest einstellbaren Verzögerungszeiten auf. Auch hier stehen genügend Parameter bereit, um allen gängigen Standards, inklusive Ducking gerecht zu werden.

Der Effektpool, aus dem sich die übrigen Effekt-Slots befüllen, kann sich sehen lassen: Wah, Distortion, EQ, Compressor/Gate, Phaser/Flanger, Chorus, Pitch Shifter und den Effekt-Loop. Jede Kategorie bietet dabei verschiedene Effekte, beispielweise grafische und parametrische EQs, diverse WahWah-Effekte inklusive Auto-Wah, Ringmodulator, Whammy-Effekt, harmonische Pitch-Effekte, usw.

Die Ausstattung ist also umfänglich und deckt ein breites Spektrum ab. Die Qualität ist generell auf hörenswert hohem Niveau und wird die meisten Gitarristen sehr zufrieden stellen können.

Axe-FX 2: Effekt-Eldorado der Spitzenklasse

Das Axe-FX 2 XL trägt zurecht die Doppelbezeichnung Preamp/Effects Processor auf der Frontplatte. Es ist nicht nur ein Amp-Modeler, es ist auch ein exzellenter Effektprozessor und kann hier gegenüber dem Kemper noch deutlich zulegen in Sachen Qualität.

Kemper Profiling Amp vs. Axe-FX II XL - Die zahlreichen Effekte des Axe-FX II XL
Die zahlreichen Effekte des Axe-FX II XL

Der Klang der verfügbaren Algorithmen, die Masse an Effektkategorien, die kontrollierbare Parametertiefe pro Effekt suchen den Vergleich mit professionellen Studiostandards von Lexicon, Eventide und Konsorten. Bis auf den speziellen Formant-Shift Algorithmus innerhalb des Pitch Shifters des Profilers kann das Axe-Fx alles, was auch der Profiler an Effekten bietet.

Das Axe-FX 2 kann auch als Effektgerät genutzt werden

Und noch weit mehr: Multidelays, Band-Delays, Tape-Delays, Plex-Shift-Delays, Megatap-Delays, Crystal Echoes, wie man sie sonst nur von Pro-Geräten aus dem Hause Eventide kennt, beeindrucken nachhaltig.

Ein Reverb-Block für sich bietet die Leistungsfähigkeit, die man sonst nur in dedizierten Hall-Prozessoren im Rackformat findet. Dazu zig verschiedene Variationen von grafischen und parametrischen EQs, Drive-Pedalen, Pedal- und Studio-Kompressoren (inkl. Sidechain-Möglichkeit). Selbst zwei dreistimmige Synthesizer-Blöcke und ein Audio-Looper sind an Bord.

Unzählige Parameter können per Expression Pedal in Echtzeit oder von zuweisbaren internen Controllern (LFOs, ADSR-Hüllkurven, Envelope-Filter, 32-Step-Sequencer) gesteuert werden. Damit bietet das Gerät quasi einen Baukasten an Werkzeugen an, mit denen sich nahezu jeder am Markt befindliche Boden- oder Rackeffekt realisieren lässt.

Natürlich setzt auch das hier wieder etwas Einarbeitungszeit sowie Hintergrundwissen voraus, wie sich potentielle Effektvorbilder strukturell zusammensetzen und funktionieren.

Effekte bei Axe-FX 2 vs. Kemper

Die Effekte des Profilers sind hochwertig und erstrecken sich über eine Bandbreite, die weit über die „Brot und Butter“-Effekte hinausgeht. Sie sind einfach zu bedienen und lassen sich über dedizierte Knöpfe schnell anpassen.

Im Gegensatz dazu punktet das Axe-FX 2 mit noch besseren Effekt-Algorithmen mit Modulationsmöglichkeiten und noch mehr Parameter zur Einstellung. Das Gerät wird zurecht in der Profiliga gerne als reines Effektgerät genutzt.

MIDI-Implementierung

Beide Geräte lassen sich (natürlich) über das bekannte MIDI-Protokoll fernsteuern. Rigs des Profilers bzw. Presets des Axe-FX 2 XL werden mit üblichen Program Changes angesteuert. Innerhalb eines Rigs werden On/Off-Befehle einzelner Effekt-Slots und Echtzeitsteuerung bestimmter Parameter für beispielsweise Wah-, Whammy- oder Lautstärkesteuerung des Profilers über fest zugeordnete Control Change Nummern fernbedient.

Dabei dürfte hier die Fernsteuerbarkeit des Profilers die meisten Anwender-Wünsche zufrieden stellen. Dennoch werden die Möglichkeiten was und wie etwas über externe MIDI-Befehle anzusteuern ist, vom Profiler weitaus fester und eingeschränkter vorgegeben als beim Axe-FX 2 XL.

Jede Effekt-Instanz, vorhandene Parametersatz-Umschaltung, Scenes-Ansteuerung und mehr können beim Axe-FX 2 XL den laut MIDI-Protokoll bekannten 128 Control Change-Nummern frei zugeordnet werden. Des Weiteren können pro Preset bis zu zwölf externe Controller wie z.B. Expression-Pedale über Modifier mit fast allen Parametern im Axe-FX 2 XL gekoppelt werden. Durch das Vorhandensein der Modifier-Ebene sind somit beispielweise Expressionpedale nicht global für Steueraufgaben definiert, sondern können auf Preset-Ebene stets unterschiedliche Aufgaben erfüllen.

 

Kemper Profiling Amp vs. Axe-FX II XL - Foot Controller

Dedizierte Foot-Controller

Beide Geräte lassen sich also über generische MIDI-(Foot)-Controller und Expression-Pedale fernbedienen. Hauseigene dedizierte MIDI-Foot-Controller gibt es von beiden Herstellern.

Bi-direktionale Foot Controller wappnen die Modeler für den Live-Einsatz

Der Foot Controller MFC-101 für das Axe-FX 2 ist bi-direktional: Tuner-Anzeige und Preset-Namen werden beim Fernabruf genauso angezeigt wie die aktuellen Schaltzustände und das Vorhandensein bestimmter Effekte im gewählten Preset. Allerdings schlägt die Luxus-Schaltzentrale nochmals mit 799,- Euro zu Buche, kann aber auch mit anderen Geräten verwendet werden.

Der neue Kemper Profiler Remote ermöglicht Programm- und Bankwechsel sowie die Effektkontrolle des Profiling Amps, er ist ebenfalls bidirektional. So sind einerseits fünf Schalter für verschiedene Programme sowie Bank-Wechselschalter integriert. Weitere Buttons dienen zur Nutzung des Tuners und des Stereo-Loopers, auch ein dedizierter Tap-Tempo-Knopf ist an Bord, ein Display gibt Auskunft über den Status.

Eine umfangreiche Möglichkeit, um verschiedene Rigs einem Song zuzuordnen, bzw. Songs in die Reihenfolge einer Setlist für den live-Auftritt zu bringen, bietet direkt nur der Profiler mit seinem speziellen „Performance“-Modus. Das Axe-FX 2 XL stellt hier nur eine einfache MIDI-Mapping Funktion bereit und überlässt vergleichbare Funktionen seinem Steuer-Kompagnon MFC-101.

 

Kemper Profiling Amp vs. Axe-FX II XL - Software

Software Tools & Updates

Kemper bietet neben Firmware-Updates für den Profiler derzeit zwei kostenfreie Software-Tools zum Download an: Zum einen den „Cab Maker“, um Cab-IRs von Drittanbietern in das Profiler-Format zu wandeln. Zum zweiten den „Rig Manager“, der das Backupen, Austauschen, Sortieren und Bewerten von Rigs via Computer ermöglicht. Ein Software-Tool zum Editieren von Rigs ist derzeit nicht erhältlich.

Mit dem „Fractal-Bot“ lassen sich Firmware-Updates beim Axe-FX 2 installieren, Cab-IRs, Presets und System-Backups zwischen Computer und Hardware austauschen. „Axe-Edit“ bietet dagegen eine umfassende „Fernbedienung“ für das Axe-FX 2 XL: Alle relevanten Einstellungsmöglichkeiten lassen sich damit komfortabel am Computer editieren, der integrierte Preset- und Cab-Manager bietet ähnlichen Funktionsumfang wie Kempers „Rig-Manager“.

Da das Axe-FX 2 XL auch als 4in/2out USB-Audio-Interface nutzbar ist, soll der erhältliche ASIO-fähige Treiber nicht unerwähnt bleiben. Abgerundet wird die angebotene Software-Peripherie für das Axe-FX 2 XL vom kostenpflichtigen „Cab-Lab“. Mit diesem Software Tool lassen sich IRs von Drittanbietern in das Axe-Fx-Format konvertieren, und bis zu acht IRs frei mischen und als neue „Mix-IR“ exportieren. Auch kann „Cab-Lab“ den IR Capture Prozess des Axe-FX 2 komfortabel fernsteuern.

Fazit: Profiler oder Axe-FX 2 XL

Nicht nur in der Paradedisziplin deklassieren beide Geräte andere Amp-Modeler, auch in finanzieller Hinsicht bewegen sich beide in einer eigenen Klasse.
Kemper Profiling Amp vs. Axe-FX II XL
Beide Modeler bieten die Substituierung eines konventionellen Gitarren-Rigs inklusive Pedalboard bis zur mikrofonierten Boxenabnahme. Beide lassen sich bei abgeschalteter Speaker-Simulation über Endstufen verstärkte Gitarrenboxen spielen und bieten so den ebenbürtigen Sound sowie das Spielgefühl realer Röhrenamps.

Ob Studio, Proberaum oder zuhause – beide wissen zu überzeugen

Die hier angetretenen Amp-Modeler haben ähnliche Einsatzszenarien: Sie können auf der Bühne, im Proberaum und im Studio eingesetzt werden und erleichtern nicht nur die Arbeit des FOH, sondern sind auch wesentlich leichter zu tragen als ein Combo oder Stack. Doch konzeptionell, preislich und in Hinblick auf ihre Ausstattung unterscheiden sie sich stark.

Die haptische Bedienung des Kemper Profiler lehnt sich an die Bedienung analoger Amps an und sorgt damit für eine von vielen Gitarristen geschätzte Direktheit. Das Konzept des Profilers ist es, reale Signalketten vollständig zu messen und authentisch wiederzugeben. Damit bietet er sich für alle die an, die live gerne ihren Studiosound 1:1 mitnehmen möchten. Die eigenen Amps können hier in einem Gerät vereint werden und müssen nie wieder das Heim oder Studio verlassen.

Das Axe-FX 2 wird hingegen gerade Soundtüftler ansprechen, die nicht auf authentischen Klang sowie authentisches Verhalten der Regler im Tonestack verzichten möchten. Das freie Signalrouting sowie die umfassende Effektsektion in erstklassiger Qualität vereint zudem Amp-Modeler und Gitarreneffekt in einem Gerät. Auch die Verwendung als USB-Audio-Interface bleibt dem Axe-FX 2 XL vorbehalten.

Einen eindeutigen Sieger gibt es nicht, zumal auch der Preispunkt für beide Geräte relativ weit auseinander liegt.

Der Kemper Profiling Amp eignet sich für alle Gitarristen, die

  • ihre Amps und Studiosounds archivieren und live mitnehmen möchten
  • schnellen Zugriff über physikalische Regler benötigen
  • eine einfache Bedienung schätzen
  • ein tolles Live-Werkzeug suchen

Der Fractal Audio Axe-FX 2 eignet sich für Gitarristen, die

  • sich als Soundtüftler verstehen
  • komplette Kontrolle über alle Parameter benötigen
  • ein studiotaugliches Effektgerät wünschen
  • ein tolles Live-Tool suchen

Wie tiefgehend sich die geneigten Käufer mit den beiden Amp-Modeler auseinander setzen möchten, bleibt ihnen selbst überlassen. Beide leisten eine Menge mit den gelieferten Werk-Presets und können nachträglich noch erweitert werden.

Und der Preis..?

Wie so oft in der audiophilen Welt sind die letzten Prozente Klangqualität die teuersten. Im Vergleich zu alternativen Amp-Simulatoren (und/oder Multieffektgeräten) sind Profiler und Axe-FX 2 XL sicherlich keine „Schnäppchen“. Das wollen sie auch gar nicht sein.

Sie sind hochwertige Werkzeuge, die besser klingen als günstigere Modelle und so professionellen Ansprüchen genügen. Beide Geräte bieten eine angemessene Leistung für den geforderten Preis. Die Preisdifferenz von etwas mehr als 1.000 Euro relativiert sich etwas durch die Flexibilität und Nutzbarkeit des Axe-FX 2 als Effektgerät.

Für mich sind diese beiden Amp-Modeler nicht als Konkurrenten zu sehen, dafür unterscheiden sie sich zu sehr in ihrer Konzeption.

Also:

  • Das Preis-Leistungs-Verhältnis beider Geräte geht vollkommen in Ordnung
  • Welcher den Thron besteigt, liegt an den persönlichen Ansprüchen
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