Röhrenverstärker
Alles, was Du wissen musst
Von Thorsten Sprengel am 24. August 2021
Inhalt: Röhrenverstärker
Was ist ein Röhrenverstärker?
Ein Röhrenverstärker ist ein elektronischer Verstärker. Dieser nutzt Elektronenröhren zur Verstärkung niederfrequenter elektrischer Signale. Diese Verstärkung erfolgt größtenteils linear. Im konkreten Fall sind dies Gitarren- oder Basstöne, die durch die Röhren verstärkt werden und über den/die an den Verstärker angeschlossenen Lautsprecher ausgegeben werden.
Wann wurden Röhrenverstärker erfunden?
Die ersten Röhrenverstärker für Gitarren und Bässe sind in den späten 1940er Jahren auf den Markt gekommen. Der Hauptbestandteil von Röhrenverstärkern sind die namensgebenden Röhren. Diese wurden Anfang des 20. Jahrhunderts von John Ambrose Fleming erfunden.
Die 8 besten Mini Gitarren Amps & Übungsverstärker
PASSEND DAZU
- Vox AV15: Röhrencombo mit 15 Watt
- Engl Invader II: Röhrenverstärker mit 100 Watt
- Randall 667: Röhrenverstärker mit 6 Kanälen
- Suhr Corso: Kleiner Amp in Vollröhre
- Fender EC Twinolux, Tremolux & Vibro-Champ: Röhrenverstärker mit Eric Clapton
Die Röhre war das erste aktive Bauelement der Elektrotechnik. Sie ist eine gesteuerte Stromquelle, und kann die Funktionen Gleichrichten, Schalten und Verstärken erfüllen.
Röhren sind luftleere Glaskolben in denen sich mindestens zwei Pole befinden zwischen denen ein Strom fließt. Um diesen nutzbar zu machen, benötigt man mindestens einen weiteren Pol. Bei einer Dreipol-Röhre (Triode) ist dieser ein Steuergitter. In dieser Konstellation ist es bereits möglich, ein Signal zu verstärken.
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Wenn Du Endstufenröhren suchst, die allen Ansprüchen einer hochwertigen Pentode mehr als genügen, dürften die 6L6GCM-STR REDBASE TAD PREMIUM Selected von Tube Amp Doctor genau das Richtige für dich sein. Klanglich erzeugen die Röhren kraftvolle, aber immer definierte Bässe, sowie klare, unaufdringliche und trotzdem transparente Höhen.
In jeder Einstellung sprechen die Röhren direkt und mit spürbarer Dynamik an. Das Spektrum reicht von butterweich und warm bis druckvoll und brachial ohne dabei je Details oder Tiefe zu verlieren. Die Röhren eignen sich sowohl für lebendige Clean-Sounds als auch auch als breitbandige kraftvolle Endstufe mehrkanaliger Amps.
Die neue TAD Redbase-Serie vereint neueste Fertigungstechniken mit traditionellem Design und makelloser Qualität. Sie wird auf einer exklusiv nur für diese Baureihe optimierten TAD-Fertigungslinie gebaut. Bei TAD in Deutschland erhalten die Röhren ein spezielles, zusätzliches Burn-In- und Formatierungs-Verfahren, wodurch die Qualität der Kathodenemission optimiert und eine detaillierte Klangstruktur erreicht wird.
Preis für eine Röhre: 34,90 Euro
Trioden finden zumeist Anwendung in Vorverstärkern. In den Endstufen sind von Phillips patentierte Pentoden und Beam Power Tetroden geläufiger. Diese besitzen zusätzliche Gitter, die den Strom in der Röhre regeln und dann eine noch stärkere Verstärkung erzeugen können. Mit dieser Technik ist es möglich die Röhren zur Verstärkung von Signalen einzusetzen.
Wie verstärkt eine Röhre?
Bei einer Röhre wird einer der Pole, die Kathode, von einem durch einen Heizfaden fließenden Strom bis zur Rotglut erhitzt. In diesem Zustand werden an der Kathode Elektronen in Form einer Elektronenwolke frei, die vom positiv geladenen Pol, der Anode, angezogen werden. Ein Elektronenstrom fließt.
Wichtig: Röhrenverstärker produzieren in der Regel eine große Menge an Abwärme. Daher ist es wichtig, dass Du die Verstärker möglichst frei in einen Raum stellst, damit eine gute Luftzirkulation die Röhrenverstärker runterkühlen und eine Überhitzung verhindern kann.
Das Steuergitter in einer Triode umgibt die Kathode mit geringem Abstand auf ihrer ganzen Länge. An dieses Gitter kannst Du nun eine negative Spannung anlegen. Dadurch wird der fließende Elektronenstrom immer kleiner.
Legt man nun ein Audiosignal (bei einer Gitarre von einem Pickup) auf das Gitter, verändert sich die negative Gitterspannung im Takt der Musik. Dies beeinflusst wiederum den Elektronenfluss, der nun auch im Takt der Musik verändert wird. Es ist ein Stromverstärker entstanden.
Praktisch benötigst Du in der Vorstufe, auch Vorverstärker genannt, allerdings einen Spannungs- und in der Endstufe einen Leistungsverstärker. Um einen Spannungsverstärker zu erhalten, musst Du einen Widerstand an den Anodenstromkreis legen.
Dieser Widerstand ist in einem Röhrenverstärker bereits verbaut. Der durch den Widerstand fließende Anodenstrom erzeugt in der Röhre einen Spannungsabfall. Dieser äußert sich in einer Ausgangsspannung, die sich proportional zur Gitterspannung verändert.
Wichtig: Röhrenverstärker arbeiten mit sehr hohen Spannungen. Diese liegen teilweise weit über der normalen Netzspannung. Bist Du kein erfahrener Elektroniker, solltest Du besser die Finger vom Innenleben des Verstärkers lassen und bei Problemen einen Techniker rufen. Hier besteht sonst LEBENSGEFAHR!
Die im Vorverstärker erzeugte Spannung wird bereits hier deutlich verstärkt, verzerrt und in Leistung umgewandelt. Diese wird dann in den Röhren der Endstufe für die zugehörigen Lautsprecher aufbereitet. Wir hören nun ein deutlich verstärktes und, wenn gewünscht, auch verzerrtes Audiosignal. Sowohl im Vorverstärker als auch in der Endstufe benötigst Du separate Röhren.
Pentoden erreichen eine höhere Verstärkung, haben aber dadurch eine kürzere Lebenszeit als Trioden.
Nach diesem Grundprinzip funktionieren auch Pentoden und Beam Power Tetroden. Bei Trioden ist die Spannungsverstärkung deutlich geringer als bei Pentoden oder bei Beam Power Tetroden. Bei letzteren werden durch zusätzliche Gitter bestimmte elektrische Eigenschaften verbessert. Eine Pentode hat eine etwa um den Faktor 3 höhere Verstärkung als Trioden.
In der Vorstufe werden bevorzugt Trioden verwendet, da diese besser Verzerrungen erzeugen können. Sie können aber nicht so gut verstärken. Deshalb werden in der Endstufe für diesen Zweck dann normalerweise Pentoden und Beam Power Tetroden eingesetzt.
Warum einen Röhrenverstärker?
Röhrenverstärker haben Vor- und Nachteile gegenüber Transistor- und Hybridverstärkern. Nachfolgend ein paar Gründe, zu welchem Zweck Du dir einen Röhrenverstärker zulegen kannst. Der große Unterscheid zu anderen Verstärkern liegt im Klang. Röhrenverstärker haben einen warmen und natürlichen Klang sowohl in der Sättigung als auch in der Verzerrung. Diesen Klang bevorzugen viele Gitarristen gegenüber den eher kalten Sounds anderer Verstärkertypen.
Röhrenverstärker verfügen in der Regel über ein wirklich gutes Impulsverhalten und eine schnelle Signalverarbeitung. Dies ermöglicht ein dynamisches Spiel mit klaren Transienten. Damit bieten Röhrenverstärker zwei große Unterschiede im Klang und in der Bespielbarkeit. Die endgültige Entscheidung, was Du hier bevorzugst, ist letztendlich Geschmackssache.
Wichtig: Lass die Finger von komischen Haustipps. Das Baden von Röhrenfassungen in irgendwelchen Kontaktmitteln ist beispielsweise tödlich für diese. Auch Mikrofonie-Verhinderer, die sich über Röhren stülpen lassen, haben keinen positiven Effekt und lassen die Röhren im Gegenteil deutlich schneller überhitzen.
Auch nicht zu verachten ist der Aspekt, dass jede Röhre einen anderen Klang erzeugen kann. Somit klingt jeder Röhrenverstärker ein bisschen anders und erzeugt einen individuellen Sound. Verzerrungen lassen sich hier durch Übersteuerungen zusätzlich effektiver erzeugen. Auch der Retrocharme, den Röhrenverstärker durchaus vermitteln, kann ein zusätzlicher Kaufgrund sein.
Du darfst allerdings nicht vergessen, dass Röhrenverstärker einer regelmäßigen Wartung bedürfen, bei der die Röhren auch hin und wieder ausgetauscht werden müssen, wenn diese kaputt gegangen sind. Auch sind Röhrenverstärker in der Regel ziemlich schwer. Das hat einen Einfluss auf den Transport und die flexible Einsetzbarkeit von Röhrenverstärkern.
Legendäre Röhrenverstärker
Es gibt einige Röhrenverstärker, die mittlerweile einen wahren Legendenstatus erreicht haben. Nachfolgend stellen wir dir ein paar der bekanntesten und beliebtesten näher vor.
Marshall 1959 Lead
Der Marshall 1959 Lead hat den Rock ’n‘ Roll, so wie wir ihn heute kennen hauptverantwortlich mitgeprägt. Gespielt wurde er unter anderem von Größen wie Jimi Hendrix (in Woodstock), Eric Clapton und Pete Townshend. Der Verstärker verfügte über vier Eingänge, zwei Kanäle und 100 Watt Leistung. Sein Markenzeichen war eine Frontplatte aus Plexiglas, weshalb er auch den Spitznamen Plexi trägt. Dieser Röhrenverstärker trägt einen großen Anteil an der heutigen Bekanntheit von Marshall.
Vox AC30 Top Boost
Schuld an der Entwicklung dieses legendären Röhrenverstärkers ist Cliff Richard. Um genau zu sein dessen Fans. Der damalige Gitarrist von Cliff Richard hat sich darüber beschwert, dass sein Vox Verstärker das Geschrei der Fans nicht übertönen konnte. Daraufhin entwickelte Vox-Ingenieur Dick Denney den Vox AC30 Top Boost. Das Besondere an diesem Verstärker wurde die Top Boost Funktion, die eine zusätzliche Verstärkungsstufe sowie separate Bass- und Höhenregler bot. Der Verstärker wurde zum Markenzeichen der frühen Beatles Aufnahmen und später von Gitarristen wie Brian May, Tom Petty, Peter Buck und The Edge bevorzugt.
Fender Deluxe Reverb
Der Fender Deluxe Reverb ist wahrscheinlich der meistgenutzte Verstärker in der Geschichte der Musik. Er ist vor allem bei Blues-, Rock-, Country und Funkgitarristen sehr beliebt. Auch die Beatles nutzten ihn auf ihren späteren Alben Ende der 1960er Jahre. Der Verstärker wurde 1993 neu aufgelegt und ist bis heute sehr gefragt. Soundtechnisch besticht der Röhrenverstärker durch einen sehr süßen Overdrive-Ton.
TAD Blackface 22 Reverb
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Der TAD Blackface 22 Reverb ist ein Röhrenverstärker und dem Fender Deluxe Reverb (Blackface) nachempfunden. Der handverdrahtete Amp bietet eine große Dynamik, soll die typischen Fender Features aus der Blackface Ära vereinen und ist dabei kompakt.
Mesa/Boogie Dual Rectifier
Eine Legende, die vergleichsweise noch gar nicht so lange auf dem Markt ist, ist der Mesa/Boogie Dual Rectifier. Erst 1989 veröffentlicht, hat sich der Röhrenverstärker zu einem der beliebtesten Rock-Amps der Welt entwickelt. Er verwendet Silikondioden, die ihm einen ganz eigenen Gain-Level und ein eigenes Feeling verleihen. Der Verstärker wird von Rock- und Metalgrößen wie Metallica, Tool, Korn und den Foo Fighters benutzt.
Peavey 5150
Auch Peavey hat eine Röhrenlegende unter seinen Verstärkermodellen. Der Peavey 5150 ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen Peavey und Eddie Van Halen. Der 120-Watt-Vollröhren-Zweikanal-Verstärker ist 1992 auf den Markt gekommen. Er verfügte über einen Lead Kanal, der ein sehr hohes High Gain erzeugen konnte. Nach der Trennung von Eddie Van Halen und Peavey im Jahr 2004 wurde der Modellname in Peavey 6505 geändert. Der Verstärker ist heute ein Industriestandart für moderne Metalbands wie August Burns Red oder All That Remains.
Hiwatt DR103
Der Hiwatt DR103 war neben den bereits genannten legendären Röhrenverstärkern von Marshall, Vox und Fender der Verstärker im britischen Rock der 1960er und 70er Jahre. Er war unter anderem ein Favorit von David Gilmour von Pink Floyd, sowie von den Moody Blues und den Rolling Stones. Der Hiwatt DR103 ist deutlich lauter und kann bei Bedarf auch viel sauberer laufen als 100-Watt-Marshalls und hat auch einen enormen Headroom zur Verfügung.
Fender 5E3 Deluxe
Der Fender 5E3 Deluxe wurde von 1955 bis 1960 gebaut. Gelobt wird er vor allem für seinen dynamischen, harmonisch reichen Overdrive und seine Kompression. Die Schaltung arbeitet mit höheren Spannungen und verfügt über einen Split-Phase-Inverter. Gespielt wurde dieser legendäre Röhrenverstärker unter anderem von Neil Young, Mike Campbell, Mark Knopfler und Billy Gibbons.
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Weitere Fragen
Nachfolgend beantworten wir noch weitere Fragen, die häufig zum Thema Röhrenverstärker aufkommen.
Wie lange hält ein Röhrenverstärker?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Generell kann man aber sagen, dass der Verstärker an sich eine sehr lange Lebensdauer hat. Es sind die Röhren, die mit der Zeit kaputt gehen können und die dann ausgetauscht werden müssen.
Wie lange diese genau halten, hängt von verschiedenen Faktoren, wie Leistung und Wärme, mechanische Belastung, Umgebung usw. ab. Es gibt beispielsweise Röhrenradios, die nach 60 Jahren Betrieb immer noch mit der ersten Röhrenbestückung laufen.
Röhren in Röhrenverstärkern haben eine Lebensdauer von bis zu 10.000 Stunden.
Was man aber allgemein sagen kann, ist, dass Röhren der Vorstufe etwa dreimal solange halten, wie die Röhren der Endstufe. Hierbei können Vorstufenröhren durchaus 10.000 Betriebsstunden erreichen. Endstufenröhren können immerhin auf bis zu 2.000 Betriebsstunden kommen.
Es ist eher untypisch, dass alle Röhren gleichzeitig kaputt gehen. Um Verschleiß zu vermeiden, hilft es den Verstärker, wenn er über einen längeren Zeitraum von etwa ein bis zwei Stunden nicht benutzt wird, auszuschalten.
Woran erkennt man eine defekte Röhre?
Es gibt mehrere Anhaltspunkte, die darauf schließen lassen, dass eine Röhre defekt ist. Ein ziemlich eindeutiges Indiz ist das Milchigwerden des Glases. Dies deutet darauf hin, dass das Vakuum in der Röhre nicht mehr aufrecht erhalten wird und die Röhre somit unbrauchbar ist.
Ein weiterer Anhaltspunkt ist, wenn der Heizfaden der Röhre nicht mehr glüht und die Röhre kalt bleibt. In diesem Fall ist der Heizfaden vermutlich gebrochen und die Röhre auch nicht mehr zu gebrauchen.
Was ist besser? Röhrenverstärker oder Transistorverstärker?
Auch das ist eine Frage, die man nicht pauschal beantworten kann. Am Ende ist dies eine persönliche Entscheidung. Argumente für beide findest Du hier: Röhre oder Transistor für Gitarre – Welcher Gitarrenverstärker besser ist
Mein Röhrenverstärker brummt. Was kann ich dagegen machen?
Wenn der Röhrenverstärker brummt, kann dies mehrere Ursachen haben. Am wahrscheinlichsten ist das Vorhandensein einer sogenannten Brummschleife. Was Du in diesem Fall machen kannst, erfährst Du in unserem Artikel zum Brummschleifen vermeiden.
Was bedeutet NOS?
NOS steht für New Old Stock. So werden Röhren bezeichnet, die vor langer Zeit produziert wurden, aber noch nicht in Verwendung waren. Diese können immer noch verwendet werden, da Röhren Jahrzehnte lang gelagert werden können, ohne dass dadurch die Funktion oder Qualität beeinflusst wird. Du kannst gezielt solche Röhren kaufen, wenn sie mit NOS gekennzeichnet sind.
Bedürfen Röhren besonderer Pflege?
Abgesehen davon, dass man sie austauschen muss, wenn sie defekt sind, nicht wirklich. Es kann vorkommen, dass es Kontaktprobleme gibt. Diese lassen sich aber in der Regel leicht mit etwas Abschmirgeln der Kontaktstifte und anschließenden Behandeln mit einem Glasfaserstift, beheben.
Und jetzt Du!
Was sind deine Erfahrungen mit Röhrenverstärkern? Bist Du ein Fan von ihnen? Schreib es uns gerne in die Kommentare!
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